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Stollen (Bergbau)

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Gemauerter Stollen im Salzbergwerk Altaussee in der Steiermark.

Stollen sind grundsätzlich waagerecht oder leicht aufwärts geneigt von der Erdoberfläche aus in eine Berg- oder Hügelflanke getriebene unterirdische Gänge. Im allgemeinen dienen Stollen zur Verbindung der Erdoberfläche mit unterirdischen Anlagen. Dies können Bergwerke, aber auch beliebige andere Bauwerke (Kavernen, Bunker etc.) sein. Kennzeichnend für einen Stollen ist, dass im Gegensatz zum Tunnel lediglich eines seiner Enden, das sog. Stollenmundloch, an der Erdoberfläche liegt.

Begriffe

Der Stollen besteht aus der Firste (Decke) den Stößen (Seiten) und der Sohle, in der sich ggf. eine Aussparung für die Grubenwässer, die Rösche oder Saige befindet.

Zur Sicherung vor Einsturz verwendet man den Ausbau, der bei alten Stollen aus Holz besteht (siehe Türstock) bei neueren Gruben aus Eisenprofilen oder Stahl bzw. Beton.

Die Tagesöffnung ist das Stollenmundloch.

Im Bergbau

Strecke in der Stollensohle
Ein Stollenmundloch in Lautenthal im Oberharz
Ein Erbstollen im Muttental im Ruhrgebiet

Im Bergbau werden alle waagerechten ("söhligen") oder fast waagerechten Verbindungen zwischen Erdoberfläche und Lagerstätte als Stollen bezeichnet. Die Schreibweise "Stollen" ist überwiegend in ehemals preußischen Bergrevieren verbreitet, während in den sächsischen Revieren "Stolln" üblich ist.

Erbstollen

Eine besondere Aufgabe, nämlich die der Entwässerung oberhalb gelegener Bergwerke haben die so genannten Wasserlösungsstollen oder Erbstollen. In Zeiten des Stollenbaus, als es noch keine leistungsfähigen Pumpen gab, waren diese Bauwerke von großer Bedeutung. Der in einem Bergbaugebiet jeweils am tiefsten gelegene Stollen führte meist nicht nur das Wasser des Bergwerkes ab, zu dem er gehörte, sondern "erbte" auch die Abwässer höhergelegener Bergwerke.

Das bergmännische Gewohnheitsrecht beschreibt auf diese Weise den Sachverhalt:

"Der da bringet Wind und nimbt Wasser, als recht ist, der treibt den Obersten aus mit seinem Ädich".

Der bergrechtliche Begriff des Erbstollens beschreibt den Umstand, dass der Besitzer dieses Stollens das Recht hatte, von allen Bergwerken, deren Wasser er ableitete, eine Abgabe von 1/10 der gesamten Förderung zu verlangen (der so genannte "neunte Teil", das zehnte Zehntel war für den Landesherrn). Um als Erbstollen anerkannt zu werden, musste der Stollen die Erbteufe von 7 Lachter (ca. 14 Meter) erfüllen und eine Spanne unterhalb des Schachtausganges der zugehörigen Zeche liegen. Die Erbstollengerechtigkeit beinhaltete ferner das Recht, mit dem Stollenhieb einen Teil der unterirdisch angetroffenen Lagerstätten für sich in Anspruch nehmen zu können. Dies war mitunter ein so lukratives Geschäft, dass nur zum Zweck des Baus und der Unterhaltung solcher Stollen Unternehmen gegründet wurden. Erbstollen erreichten zum Teil beträchtliche Längen. Der längste Erbstollen des Ruhrgebietes, der Schlebuscher Erbstollen, hatte schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Länge von 13 km. Auch der 1844 begonnene Rothschönberger Stolln, der bei seiner Fertigstellung eine Länge von 50,9 km erreichte, galt während seiner Errichtung noch als Erbstollen.

Sobald man unter der Stollensohle des Erbstollens arbeiten wollte, brauchte man einen neuen Erbstollen, Handpumpen, Pferdekraft oder eine Wasserhaltung zur Entwässerung. Für eine Wasserkunst wurde ein Wasserrad installiert um die Pumpen anzutreiben. Wo die Einrichtung unterirdisch eingebaut wurde, musste sogenanntes Aufschlagwasser von einer höheren Ebene herangebracht werden. Zu diesem Zwecke verwendete man ältere aufgegebene Stollen oder baute neue Stollen, die nur der Wasserbeförderung dienten.

oberes Mundloch der Reinsberger Rösche

Der Begriff Rösche ist ein anderes Wort für die Wassersaige, eine Rinne im unteren Bereich des Stollens, die das Wasser abführt. Beim Erbstollen kann das Grubenwasser auch, je nach Wassermenge, den größten Teil des Stollens ausfüllen. Dann wird der Begriff Rösche auf den ganzen Stollen übertragen. Zum Freihalten des eigentlichen Stollenmundlochs und zum Schutz vor Rückstauungen wurden die Röschen auch bis unterhalb des Mundloches verlängert. Bei größeren Entfernungen bis zum nächsten Bach- oder Flusslauf wurden sie teilweise auch unterirdisch fortgeführt (z. B. Rösche des Rothschönberger Stollns).

Im Wasserbau

Mit dem Beginn der Wasserwirtschaft z.B. dem Bau der Talsperren wurden dann ebenfalls Stollen angelegt um das Wasser aus anderen Tälern zu sammeln. Fälschlicherweise werden diese als "Stollen" bezeichnet. Es sind jedoch Tunnel.

Wo in der Industrie Turbinen zum Einsatz kamen wurde die Wasserkanäle künstlich unter den Fabrikgebäuden beim Bau hergestellt. Diese Kanäle wurden als Industriestollen bezeichnet, wenn es sich auch eigentlich um Kanäle handelt.

In der Geologie

Zuweilen werden auch vergleichbare unterirdische Gänge, die jedoch auf natürliche Weise entstanden sind (Gänge in Höhlen) als Stollen bezeichnet.

In der Militärtechnik

Einem militärischen Zweck dienten Stollen, die von Mineuren bei der Belagerung einer Festung unter das Fundament der Festungsanlage gegraben wurden, um entweder das Bauwerk mit Sprengladungen zum Einsturz zu bringen oder um für einen Überraschungsangriff einen Zugang in das Innere der Befestigungsanlage zu schaffen.

Siehe: Minenkrieg, Minengang

Luftschutz

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Eingangsbereiche von verlassenen Bergbau-Stollen gerne zu Luftschutz-Quartieren ausgebaut.

Quellen


Literatur

Zum Begriff Erbstollen