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St. Jakob in Defereggen

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Wappen Karte
fehlt noch Karte von Tirol, Position von St. Jakob in Defereggen
Basisdaten
Bundesland: Tirol
Bezirk: Bezirk Lienz
Fläche: 186 km²
Einwohner: 1.011 (2001)
Bevölkerungsdichte: 5 Einwohner je km²
Höhe: 1.389 m ü. NN
Postleitzahl: 9963
Vorwahl: 04873
Geografische Lage: 46° 55' n. Br.
12° 19' ö. L
Kfz-Kennzeichen: LZ
Amtliche Gemeindekennzahl: 70724
Adresse der Stadtverwaltung: Unterrotte 75
9963 St. Jakob in Defereggen
Offizielle Website: www.stjakob.at
E-Mail-Adresse: gem.st.jakob@aon.at
Politik
Bürgermeister: Hubert Jesacher

St. Jakob in Defereggen ist Hauptort des Defereggentales in Osttirol, Österreich.

Geografische Lage

Der Ort liegt in einer Talweitung am Ende des Defereggentales. Eingeschlossen wird das Gemeindegebiet im Norden von der Lasörlinggruppe und dem Panargenkamm, im Süden vom Defereggengebirge. Im Westen bildet die Staatsgrenze zu Italien (Südtirol), im Osten die Gemeinde St. Veit in Defereggen die Gemeindegrenze. Da sich ungefähr zwei Drittel des Gemeindegebietes im Nationalpark Hohe Tauern befinden, trägt St. Jakob die Bezeichnung Nationalparkgemeinde.

Nachbargemeinden

Gsies (I), Innervillgraten, Prägraten am Großvenediger, Prettau (I), Rasen-Antholz (I), Sand in Taufers (I), Sankt Veit in Defereggen, Virgen.

St. Jakob i.D., Blick von Sprung (1750 m)

Geschichte

Infolge der schlechten Begehbarkeit des Defereggentales von Osten (heutige Zufahrtsstraße von Huben) erfolgte die Besiedelung des Gemeindegebietes durch Slawen und Bajuwaren aus dem Norden (Virgental) bzw. aus dem Süden über den Staller Sattel vom Antholzer Tal. Eine frühere keltische Einwanderung sowie römische Besiedlung wird aufgrund erhaltener Flurbezeichnungen vermutet, kann aufgrund fehlender Funde aber nicht sicher festgestellt werden. Die Talbezeichnung findet sich erstmalig in Urkunden aus den Jahren 1148-1164 unter verschiedensten Formen. Die heutige Bezeichnung "Defereggental" findet seit 1773 Verwendung.

Seit Ende des 11. Jahrhunderts gehörte das Defereggen zum Besitztum der Görzer Grafen mit ihrem Stammsitz Schloß Bruck in Lienz. Nach dem Tode des letzten Grafen von Görz fällt die Grafschaft durch Erbvertrag an das Land Tirol. 1653 gelangten die Herrschaft Lienz und das Pustertal einschließlich St. Jakob durch Vergebung an das Damenstift Hall in Tirol.

In der bis zum Jahre 1625 rein katholischen Bewohnerschaft breitete sich allmählich durch äußere Einflüsse der Protestantismus aus. Um diesem "Ketzertum" Einhalt zu gebieten wies der Erzbischof von Salzburg im Jahr 1684 im strengsten Winter 55 Personen aus dem Gebiet von St. Jakob aus, die sich in den Gegenden von Augsburg, Ulm, Stuttgart und in der Schweiz niederließen.

Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte der Ort durch einen umfangreichen Abbau von Kupfer und geringeren Mengen Gold, Silber sowie Blei eine Blütezeit. Im Jahr 1627 wurde das "Handelhaus" als Verwaltungsgebäude des Bergbaus errichtet. Es dient heute als Postamt und beherbergt eine Ausstellung des Nationalparks Hohe Tauern. Im 18. Jahrhundert kam der Bergbau aufgrund der Massenproduktion von Edelmetallen in Amerika und sehr hoher Abgaben praktisch zum Stillstand. Aus diesem Grund war die Bevölkerung gezwungen, andere Erwerbsmöglichkeiten zu suchen. Es entstand ein Hausiererhandel, der die männliche Bevölkerung zumeist in den Wintermonaten, in denen die Feldarbeit ruhte, durch halb Europa, sogar bis nach Moskau führte. Etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts endete dieser Hausiererhandel. Zu dieser Zeit begann im Ort der Tourismus, zunächst meist als Badekuren (Bad Grünmoos), ab der Wende zum 20. Jahrhundert zeigte der aufkommende Alpinismus erste Wirkungen.

Datei:StJakobiDef Blindis.jpg
St. Jakob i.D., Knappengruben im Blindis (2300 m)

Der Ort wurde in den beiden Weltkriegen zwar nicht engeres Kriegsgebiet, mit über 100 Toten forderten die Kriege aber einen hohen Blutzoll.

Mit Eröffnung der Felbertauernstraße im Jahr 1967 sowie der Öffnung des Stallersattels für den Autoverkehr im Jahr 1974 nahm der Sommer- und Wintertourismus im Ort einen starken Aufschwung.

Einwohnerentwicklung

  • 1951: 914 Einwohner
  • 1961: 989 Einwohner
  • 1971: 1020 Einwohner
  • 1981: 1026 Einwohner
  • 1991: 1027 Einwohner
  • 2001: 1011 Einwohner

Wirtschaft

Im Ort sind Land- und Forstwirtschaft, sowie touristische Einrichtungen vorherrschend. Da keine landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe mehr existieren, ist ein Großteil der Bevölkerung auf den Fremdenverkehr als Nebenerwerb angewiesen. Der Wald befindet sich im Besitz der Agrargemeinschaft St. Jakob und besteht zum überwiegenden Teil aus Fichten, Lärchen und Zirben. Das Holz wird im eigenen Sägewerk verarbeitet. Es wird eine intensive Viehzucht betrieben. Seit 1994 existiert im Ort ein Biomasse-Fernheizwerk.

Die Bergbahnen St. Jakob betreiben im Skigebiet Brunnalm eine Kabinenbahn, zwei Sessellifte sowie vier Schlepplifte. Seit September 2004 findet im Bereich "Schwefelbrunn" eine Thermalwasser-Erkundungsbohrung bis in eine Tiefe von 1800 bis 2000 Meter statt, von deren Erfolg sich die Gemeinde u.a. eine erhöhte touristische Investitionsbereitschaft verspricht.

Wandermöglichkeiten und Berghütten

Literatur

  • St. Jakob in Defereggen/Osttirol: Führer durch den Ort und seine umliegende Bergwelt. Selbstverlag d. Verfassers. St. Jakob 1977
  • St. Jakob im Defreggental: Kompass Lexikon. Hrsg.: Sporthaus Troger, Kompass-Karten GmbH, A-6063 Rum/Innsbruck, 6. Aufl. 2003