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Kirchlengern

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Kirchlengern (niederdeutsch: (Kirk-)Liörnern) ist eine kreisangehörige Gemeinde im ostwestfälischen Kreises Herford (Regierungsbezirk Detmold) im Nordosten des Bundeslands Nordrhein-Westfalen. Die Gemeinde liegt rund 25 km nördlich von Bielefeld. Die Gemeinde Kirchlengern in ihrer heutigen Ausdehnung entstand erst in einer Gebietsreform 1969, jedoch werden einige Ortsteile der Gemeinde bereits 1150 erstmals schriftlich erwähnt.

Geografie

Topographie des Stadtgebietes
Flächennutzung
Gemeindegliederung

Geografische Lage

Die Gemeinde liegt im Ravensberger Hügelland im unteren Weserbergland und reicht in den nördlichen Gemeindeteilen bis an die Ausläufer des Wiehengebirges. Der Süden der Gemeinde liegt in den Niederungen der Else und der Werre, die beide einen Teil der Grenze zu Löhne im Osten bilden und genau auf der Grenze zu Löhne zusammenfließen. Am Zusammenfluss liegt mit 52 m ü. NN Höhe zugleich der tiefste Punkt der Gemeinde. Höchste Erhebung ist der "Kahle Berg" (Reesberg) 148 m ü. NN im Süden der Gemeinde. Zum Wiehengebirge im Norden hin steigt das Gelände innerhalb der Gemeindegrenzen bis zu etwa 123 m ü. NN an. Die nächstgelegenen Großstädte sind das 25 km südlich gelegene Bielefeld und das 40 km westlich gelegene Osnabrück. Die Gemeinde liegt 10 km nördlich der Kreisstadt Herford, 5 km westwärts der Stadt Löhne und 4 km östlich der Stadt Bünde.

Gewässer und Flächennutzung

Durch das Gemeindegebiet fließt von West nach Ost die Else und mündet auf der Ostgrenze in die aus Südwesten kommende Werre, um dann letztendlich in die Weser zu entwässern. Von Norden fließen der Else und der Werre vom Wiehengebirge kommend zahlreiche Bäche zu, z. B. der Remerloh-Mennighüffener Mühlenbach der den Norden der Gemeinde durchfließt und in Löhne in die Werre entwässert. Von Süden kommend fließt der Brandbach, der auch durch Hiddenhausen und Enger fließt, westlich des Reesbergs der Else zu. Kirchlengern liegt im stark zersiedelten Kreis Herford und wurde als Altsiedelland schon früh landwirtschaftlich genutzt. Zusammen mit den Städten Bünde, Hiddenhausen und Löhne bildet der südliche Teil der Gemeinde eine beinahe durchgängige Agglomeration. Die nördlichen Teile der Gemeinde sind weniger stark besiedelt, jedoch ist auch hier wie in der gesamten Gemeinde Wald sehr selten. Auf den durchgängig fruchtbaren Lössgebieten werden Getreide und Mais aber auch zunehmend Raps kultiviert. Folgende Tabelle zeigt die genaue Flächennutzung

Fläche
nach Nutzungsart
Siedlungs- und
Verkehrsfläche
Landwirt-
schaftsfläche
Wald-
fläche
sonstige
Freiflächen
Fläche in Hektar 941 2.126 249 63
Anteil an Gesamtfläche 27,8% 62,9% 7,4% 1,9%

Geologie

Das Gebiet gehört naturräumlich zur Ravensberger Mulde gehören. Die Ravensberger Mulde ist ein leichtwelliges, zwischen 50 und 140 m ü. NN liegendes Hügelland. Zahlreichen kleine Täler (sog. Sieke) schneiden oft unvermittelt und tief in das sonst nur schwach kuppierte Land ein. Geologisch liegen im Wesentlichen Liasplatten mit Lößauflage vor, die durch Zertalung im Pleistozän zum Hügelland umgestaltet wurden. Unter der Lößdecke finden sich teilweise Geschiebelehme. Weitere Hinterlassenschaft der Eiszeiten sind die häufig anzutreffenden Findlinge. Das Elsetal und der Unterlauf der Werre bilden das in westöstlicher Richtung verlaufende Urstromtal der Else-Werre-Niederung.

Ausdehnung des Stadtgebietes

Kirchlengern dehnt sich auf einer Fläche von 33,78 km² und ist damit die nach dem noch etwas kleineren Hiddenhausen die zweitflächenkleinste Gemeinde im Kreis Herford. Die Form des Gemeindegebietes ist bei einer Länge von 9 km in Nord-Südrichtung und bei einer Breite von max. 6 km in Ost-Westrichtung verhältnismäßig schmal.

Nachbargemeinden

Die Gemeinde Kirchlengern grenzt im Norden an die Gemeinde Hüllhorst (Kreis Minden-Lübbecke), im Osten an die Stadt Löhne, im Süden an die Gemeinde Hiddenhausen und im Westen an die Stadt Bünde (alle Kreis Herford). Sowohl in Bünde als auch in Kirchlengern gibt es einen Stadtteil Südlengern.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde gliedert sich in sieben Ortsteile, von denen Kirchlengern der größte ist. Er ist Namensgeber des 1969 aus unabhängigen Gemeinden des Amtes Kirchlengern hervorgegangenen Zusammenschlusses.

Ortsteil Einwohner1
Kirchlengern 6.036
Südlengern 3.154
Klosterbauerschaft 2.551
Stift Quernheim 1.653
Ortsteil Einwohner1
Quernheim 1.542
Häver 1.895
Rehmerloh 198
Gesamt 17.029

1 (Stand: 1. Januar 2007) [1]

Klima

Das vorherrschende Klima ist das atlantische Seeklima. Klimadaten im langjährigen Mittel (1971–2000) für das etwa 10 km Luftentfernung entfernte Herford zeigt nachstehende Tabelle.

Monat Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Temperatur in °C 1,8 2,2 5,3 8,4 13,0 15,6 17,7 17,4 13,8 9,8 5,4 3,1 9,5
Niederschlag in mm 72 49 65 53 65 82 69 71 73 61 64 80 804

Im langjährigen Mittel (1961–1990) hatte die Region durchschnittlich 1473 Sonnenstunden pro Jahr (Beobachtungsstation: Herford).[2] Die Wetterdaten für Kirchlengern dürften im langjährigen Mittel nicht bedeutend von den angegebenen Daten aus Herford abweichen, da die Städte in etwa gleich hoch und in vergleichbarer naturräumlichen Lage liegen.

Geschichte

Schon vor dem 9. Jahrhundert gab es erste Ansätze einer Besiedelung. Das Altsiedelland an der Else wurde von sächsischen Engern besiedelt, die dann um 800 von den Franken unter Karl dem Großen christianisiert und unterworfen wurden. Seit dem 12. Jahrhundert existieren erste Erwähnungen der heutigen Gemeinde Kirchlengern. Vermutlich im Jahre 1147 hat der Bischof von Osnabrück Philipp von Katzenelnbogen das Kloster zu Quernheim als Augustiner-Nonnenkloster gegründet. Deren Basilika (Stiftskirche) stammt aus dem 12. Jahrhundert, wurde jedoch mehrfach umgebaut und geht vermutlich bereits auf einen sakralen Vorgängerbau zurück. Der Ortsteil Stift Quernheim ist damit vermutlich einer der ersten festen Keimzellen Kirchlengerns. Die Ortsteile Häver (erwähnt als Hevere), Kirchlengern (Linegaron) und Quernheim (Quernem) wurden in der Heberolle des Stift Herford um 1150, Südlengern 1151 und Rehmerloh am Ende des 12. Jahrhunderts schriftlich erwähnt. Klosterbauerschaft (ursprünglich auf niederdeutsch: Burschop beym Closter) entwickelte sich als Bauernschaft rund um das Kloster in Stift Quernheim. Die Bezeichnung für diesen Ortsteil ist jedoch vermutlich erst im 18. Jahrhundert aufgekommen. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster in Stift Quernheim im 17. Jahrhundert in ein freiweltliches Damenstift umgewandelt. Nach dem Westfälischen Friedens von 1648 fallen das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, zu denen die Gebiete der heutigen Gemeinde damals gehörten, an Brandenburg-Preußen. Am 1. Dezember 1810 wird das adelige Damenstift zu Quernheim aufgelöst und dessen Besitz 1815 an Preußen überstellt, der sie bis 1832 als Domäne verwaltete. 1832 wird das 1816 gegründete Landgericht in Quernheim nach Bünde verlegt. Ortsbürgermeister Wilhelm Bacmeister begann 1860 damit den Grundbesitz des Stifts, zu dem ein Gut und ein Rittergut gehörte in Parzellen aufgeteilt zu verkaufen. So entstand durch Neusiedler aus den Stiftsländereien seit 1860 die 161 ha umfassende Gemeinde Stift Quernheim mit kleinen Wohnhäusern und bäuerlichen Kleinbesitz. Als die Verarbeitung von Flachs mit dem Aufkommen mechnischer Webstühle zusammenbrach und in den Jahren 1847 bis 1850 zu einigen Missernten kam, wird zumindest eine Landstraße (heute B239) von Herford nach Lübbecke via Kirchlengern, sowie die die Eisenbahn Löhne-Osnabrück (Einweihung 1855) gebaut, und gibt damit einigen Bürgern eine wirtschaftliche Perspektive. Seit 1855 besitzt Kirchlengern mit dem Bau dieser Hannoverschen Westbahn auch über einen eigenen Bahnhof. Von hier aus wurde 1904 eine Querverbindung zur Strecke Minden (Westf)–Löhne (Westf)–HerfordBielefeld (KBS 370) hergestellt. Von 1897 bis 1937 war Kirchlengern außerdem Endhaltepunkt der stillgelegten Bahnstrecke Wallücker Willem nach Oberlübbe.

1843 bis 1918 gehörte Kirchlengern noch zum Amtsbezirk Gohfeld-Mennighüffen und wurde erst 1919 ein eigenes Amt Kirchlengern – Vorläufer der heutigen Gemeinde. 1929 werden die bis dahin selbständigen Gutsbezirke Oberbehme und Steinlacke (ehemals Amtsbezirk Herford bzw. Bünde) aufgelöst und kommen zum Amtsbezirk Kirchlengern. Im Zuge der Kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen 1969 wurde aus dem Amt Kirchlengern (mit Häver, Kirchlengern (Ort), Klosterbauerschaft, Quernheim, Rehmerloh, Stift Quernheim) sowie Südlengern-Dorf und kleinen Teilen der Gemeinde Spradow die neue Gemeinde Kirchlengern gebildet.

Religion

Ev. Kirche

Die Bevölkerung ist überwiegend evangelisch (66,7% der Einwohner). Weitere 8,53% sind katholisch. 24,9% der Bürger sind eienr anderen Konfession anhängig oder sind konfessionslos.[3]

Eingemeindungen

Die heutige Gemeinde entstand aus der Gebietsreform 1969 aus dem Amt Kirchlengern. Die ehemals selbstständigen Gemeinden im Amt verloren dadurch ihre Unabhängigkeit, darunter auch die bis dahin bestehende Gemeinde gleichen Namens (s. o.). Seitdem gab es keine weiteren Eingemeindungen.

Einwohnerentwicklung

Folgende Tabelle zeigt die Einwohnerentwicklung seit 1975:

Datum Einwohner
19751 14.595
19801 14.640
19851 14.354
19901 14.849
19951 15.589
20001 16.170
20001 16.533

1 Quelle: Landesamt für Statistik[4]

Politik

Rathaus

Kirchlengern ist eine kreisangehörige Gemeinde im Kreis Herford. Kreisstadt ist Herford. Kirchlengerns Bürger wählen seit 1999 den Bürgermeister in einer Direktwahl. Daneben wählen sie einen Gemeinderat mit zurzeit 34 Abgeordneten.

Gemeinderat

Der 2004 gewählte Gemeinderat besteht seit 2004 aus 34 Sitzen und 4 Fraktionen.

Partei 2004 1999 1994
CDU 14 13 12
SPD 14 15 17
FDP 1 0 0
UWG 5 6 0
sonstige 0 0 4
Gesamt 34 34 33

(Stand: Kommunalwahl am 26. September 2004)

Bürgermeister

Kirchlengerns Bürgermeister wurde, am 26. September 2004 direkt von den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde gewählt. Gewählt wurde Rüdiger Meier CDU mit 56,17 %. Vorgänger war Werner Helmke (SPD), der 1999 in einer Stichwahl mit mit 58,7 Prozent der gültigen Stimmen gewählt. Weitere Vorgänger:

  • Friedrich Hartmann (um 1975)
  • August Renken (um 1978)
  • Bürgermeister Stüwe

Wappen

Der Gemeinde Kirchlengern ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Detmold vom 15.02.1972 das Recht zur Führung eines Wappens verliehen worden. Es zeigt ein Schild von Rot und Silber geteilt; oben drei aus einem Stiel hervorwachsende Eicheln, unten ein roter Balken. Die in das obere mindensche rote Feld gestellten drei silbernen Eicheln weisen auf den ehemaligen Wirtschaftsverband der Quernheimer Mark hin. Die Grenzen derselben decken sich nach Ausschluss der Gemeinde Spradow im Wesentlichen mit denen des früheren Amtes Kirchlengern. Rot ist die Farbe des Territoriums Minden. Silber weist auf geschichtliche und territorial-nachbarliche Beziehungen zur Grafschaft Ravensberg, mit der das Territorium Minden seit 1719 eine Verwaltungsprovinz des brandenburgisch-preußischen Staates bildete und auf die Zugehörigkeit der Gemeinde zum Wittekindkreis Herford hin.

Der Gemeinde Kirchlengern ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Detmold vom 15.02.1972 außerdem das Recht zur Führung einer Flagge verliehen worden. Sie ist von Rot und Weiß längs gestreift.

Partnerstädte

Tännesberg im oberpfälzischen Landkreis Neustadt an der Waldnaab in Bayern ist seit 1982 Partnergemeinde. Der Ort hat rund 1500 Einwohner.

Kultur

Theater

Kirchlengern hat kein Theater. Das örtliche Kino Lichtblick zeigt auf einer nur 2,50 mal 6 Meter großen Leinwand Filme abseits des Mainstreams, frühestens 8 Wochen nach Bundesstart. Die Zuschauer können das Programm durch Wünsche mitbestimmen.

Museen

Im Feuerwehrmuseum im Ortsteil Häver werden auf über 1000 qm historische Feuerwehruniformen, Geräte und Spritzenwagen der Feuerwehr ausgestellt. Übersichtlich gegliedert finden sich die Abteilungen Atemschutz, Uniform, Auszeichnungen und Orden, Wasserförderung und Motorisierung. Highlights der Sammlung sind die Fahrzeuge und Drehleitern, die allesamt einsatzbereit sind. Das Feuerwehrmuseum in einem umgebauten Bauerhaus aus dem 18. Jahrhundert ist jeden ersten und letzten Sonntag im Monat zu besichtigen. Das Bauernbad Rehmerloh ist ein historisches Bade- und Logierhaus von 1883. Es diente damals als öffentliches Reinigungsbad für die ländliche Bevölkerung. Gebadet wurde von diesen meist am Wochenende, so dass unter der Woche Heilbäder mit "gesunden" Badezusätzen durchgeführt werden. Es war bis 1973 in Betrieb und von 1996 bis 2002 saniert und ist seitdem Besuchern als Museum zugänglich.

Musik

In Südlengern ist eine Ortsgruppe der musikbezogenen christlichen Organisation Ten Sing ansässig. Daneben gibt es u.a. den Gospel-Chor Kirchlengern e.V., den Evangelischer Kirchenchor Kirchlengern, den Männergesangsverein MGV 1898 Stift Quernheim und den Posaunenchor des CVJM Kirchlengern.

Bauwerke

Insgesamt hat Kirchlengern 35 in die Denkmalschutzliste eingetragene Baudenkmäler, darunter:

Stiftskirche

Die Stiftskirche in Stift Quernheim ist ein romanischer Bau aus dem 12. Jahrhundert. Im 16. Jh. wurde das Mittelschiff im Stil der Spätgotik nach Norden erweitert und neu gewölbt. Sie ist Keimzelle Kirchlengerns, ehemaliges Kloster und Damenstift. Sehr beeindruckend ist ein mehrteiliger spätgotischer Flügelaltar aus der Zeit um 1525.

Herrenhaus

Gleich neben der Stiftskirche steht das Herrenhaus genannte Äbtissinnenhaus von 1676. Es wurde zunächst als Wohnhaus für etwa 30 Vorsteherinnen des Damenstifts Quernheim gebaut. Das Stift wurde 1810 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst und zunächst als preußische Staatsdomäne weitergeführt. Die Preußen verkauften 1832 an Kommissionsrat Conrad Delius zu Minden und Delius übergab das Herrenhaus seinem Schwiegersohn, Major a.D. Wilhelm Bacmeister zu Grapenstein. Dieser bewohnte bis 1861 das Gebäude und ließ es 1837 um 6,5 m verlängern. 1861 wurde es wegen Geldsorgen Bacmeisters an die Zigarrenmanufaktur Steinmeister & Wellensiek verkauft, die das Haus nochmals erweiterten und eine Zigarrenmanufaktur einrichteten. Es wurde bis 1971 genutzt und stand 1976 unmittelbar vor dem Abriss. Seit 1993 ist im Herrenhaus die Biologische Station Ravensberg im Kreis Herford beheimatet. In einem Raum mit einem historischen Deckengemälde werden seit 1998 außerdem Trauungen vorgenommen.

Gut Oberbehme und Gut Steinlake

Die Wasserburg bzw. Gut Oberbehme wurde erstmals 1450 erwähnt. Bis ins 17. Jahrhundert gehörte es der Famillie von Quernheim. 1734 erwarb Friedrich von der Horst zu Haldem von den Brüdern von Cornberg das Gut. In engster Nachbarschaft lag das Gut Niederbehme, das bis ins 19. Jahrhundert der Familie von Quernheim gehörte, denen auch das Gut Ulenburg in Löhne gehörte. Das sorgte für Streitigkeiten. Nur ein Jahr nach dem Erwerb überließ der Freiherr von der Horst dem Herrn von Quernheim zu Niederbehme daher die Gebäude von Oberbehme und erbaute in Steinlacke neues Gutsgebäude. Die Rechte von Oberbehme gingen auf Steinlacke über, während die Rechte von Niederbehme, dessen Gebäude abgebrochen wurden, auf Oberbehme übertragen wurden. Dafür konnte für das Gut Steinlake auch Abbruchmaterial des Gutes Niederbehme benutzt werden. Das Rittergut Steinlake im Barockstil, 1735 angelegt durch Friedrich von der Horst zu Haldem, ist seit 1789 im Besitz der Familie Borries. 1789 verkaufte Julius August von der Horst Steinlacke an Franz Christian von Borries. 1803 ging es an Philipp von Borries, dessen Nachfahren es noch heute besitzen. Das Anwesen war einst 170 Hektar groß. Heute lebt Dr. Reyner von Borries in dem Herrenhaus des Rittergutes Steinlake. Den Rest des Gutes hat er verpachtet. Zum Gut gehört ein Park.

Otto, der Schrottmann

Die unter dem Namen Otto, der Schrottmann bekannte Skulptur ist Kunstwerk und Werbeträger einer Tankstellenkette zugleich. Der über 10 Meter hohe, eindeutig als Mann zu erkennende, Koloss aus Schrott stand zunächst in Hiddenhausen und wanderte dann weiter nach Kirchlengern-Häver. Anfang des Jahres wurde ihm dort der Sturm Kyrill und sein exponierter Standort auf dem Hüller Berg zum Verhängnis. Er knickte ein und fiel beinahe auf die Tankstelle.

Weitere Bauwerke

  • Ostermeiers Hof ist ein typisch westfälisches Fachhallenhaus im Herzen Kirchlengerns. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Bauernhauses Ostermeiers Hof dienen der Öffentlichkeit sowohl als kulturelles Begegnungszentrum als auch der Gemeindebücherei.
  • Die Brausemühle war eines der ersten Kraftwerke im Elsetal und versorgte Süd- und Kirchlengern mit Strom. Der junge Müllermeister Heinrich Schürmann, der 1872 in der Nienburger Mühle in Bünde-Hunnebrock geboren wurde, erlernte an der Mühlereifachschule in Leipzig Kenntnisse über Wasserturbinen. 1898 überließ er den Mühlenbetrieb seinem Vater und Heinrich Schürmann installierte 1902 den ersten Dynamo an der Brausemühle, in die er eingeheiratet war. Darauf lud er zu einer öffentlichen Vorführung der Kohlefadenlampe in der Bahnhofsgaststätte Rabe ein. Die ersten Leitungen wurden von der Brausemühle zur Zigarrenfabrik Heinecke in Kirchlengern gezogen. Ein zweiter Leitungsstrang führte zur Bäckerei Wöhrmann und, auf Betreiben des Hauptlehrers Kirchhoff, weiter zur Schule Südlengern-Dorf.
  • Der Bau der auf Betonpfeilern abgestützten Elsetalbrücke über das Elsetal und die Autobahn wurde in der Sendung mit der Maus dokumentiert. Eine Kamera auf dem Dach des benachbarten Kraftwerks machte jeden Tag ein Foto vom Baufortschritt, der dann im Zeitraffer gezeigt wurden. Die Brücke wurde im sogenannten Taktschiebeverfahren mit einem Vorbauschnabel erstellt, also quasi schrittweise von einer Seite über die Pfeiler geschoben.

Parks

Im Norden ist ein 5-Sterne-Nordic-Walking-Park mit Rundwegen von 4 bis 18 km angelgt. Zum Rittergut Steinlake gehört ein öffentlich nicht zugänglicher 4 Hektar großer Park mit einer breiten Rasenachse und großen Solitärbäumen. Der Park ist im Zustand des 19. Jahrhunderts erhalten. Im Park steht eine 1,6m lange Walfischrippe.

Sport

Kartbahn

Erwähnenswerte Sportvereine sind der TV Häver für Breitensportverein, der Tennisclub TSG-Kirchlengern, der Fechtclub Quernheimer FC, der Schachclub SGEM Kirchlengern sowie die Fußballvereine VfL Klosterbauerschaft, BV 21 Stift Quernheim und Rot-Weiß Kirchlengern. 24 Vereine mit rund 4.600 Mitgliedern haben sich im Gemeindesportverband Kirchlengern zusammengeschlossen. Auf der Kartbahn im Ortsteil Kirchlengern kann auf einer 610 Meter langen Rennstrecke Motorsport betrieben werden. Größte Sporthalle ist die Dreifachsporthalle mit Tribüne für 500 Zuschauer an der Gesamtschule. Daneben gibt es unter anderem 5 Sportplätze, darunter ein Kunstrasenpalt des BV 21 Stift Quernheim.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Feuerwehrfest in Kirchlengern
  • Tanz in den Mai in Stift Quernheim

Kulinarische Spezialitäten

Die Fleischerei Spengemann produziert als Spezialität eine Rostbratwurst Ravensberger Art. Diese Ravensberger Spezialität wird frisch, d. h. nicht vorgebrüht verkauft. Sie sind in hauchzarte Saitlinge abgefüllt und haben einen sehr würzigen und kräftigen Geschmack.

Wirtschaft

Verkehr

Schienen- und Busverkehr

Kirchlengern gehört dem Verkehrsverbund OstWestfalenLippe (Der Sechser) an. Der Bahnhof Kirchlengern liegt an der Bahnstrecke Bad Bentheim–Minden (KBS 375), von der hier eine 4 km lange Querverbindung (KBS 375/386) zur Bahnstrecke Hamm–Minden (KBS 370) abzweigt. Die Bahnsteige sind ohne Stufen erreichbar. Im Schienenpersonennahverkehr verkehren folgende Züge:

Die Ortsteile werden von einer Ortsbuslinie (Ringlinie) bedient. Regionalbusse fahren nach Herford und Bünde. Löhne ist mit einem Anrufbus erreichbar.

Straßen

Kirchlengern ist über die B 239, die zwischen Lübbecke und Herford den Anschluss an die A 30 herstellt, an das Fernstraßennetz angebunden.

Fahrradverkehr

Durch das Stadtgebiet verläuft u.a. der Else-Werre-Radweg (54,5 km von der Bifurkation zur Werremündung in Bad Oeynhausen) und die „BahnRadRouteWeser-Lippe (350 km von Bremen nach Paderborn). Das Radverkehrsnetz ist beschildert.

Medien

Als Tageszeitungen erscheinen die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt mit Lokalteil für Kirchlengern. Das Lokalradio Radio Herford ist in Kirchlengern auf 94,9 MHz zu empfangen.

Öffentliche Einrichtungen

Gemeindebücherei

Im Fachwerkhaus Ostermeiers Hof ist die Gemeindebücherei mit 16.000 Medien, darunter auch Videos, DVD’s und CD’s, untergebracht.

Aqua Fun

Das Spaßbad Aqua Fun bietet ein Innen- und Außenbecken mit Solebecken, Whirlpool, Riesenrutsche, Kinderplantschecke und Saunalandschaft für Abwechslung. Im Außenbereich gibt es auch ein Sprungbecken.

Rathaus

Das Rathaus wurde in den 90-er Jahren für 2,4 Millionen Euro unter vielfachen Protest der Bürger neu erbaut, da das alte Rathaus zu klein geworden war.

Straßenverkehrsamt Herford

Als größte Außenstelle der Kreisverwaltung Herford befindet sich deren Straßenverkehrsamt in Kirchlengern.[5]

Bildung

Kirchlengern hat drei Grundschulen in Kirchlengern/ Häver, Stift Quernheim und Südlengern. Die Erich-Kästner Gesamtschule ist eine Zweigstelle der Gesamtschule in Bünde. Die Sekundarstufe II befindet sich ausschließlich am Standort Bünde. Weiterhin gibt es eine Förderschule mit Schwerpunkt Lernen (Albert-Schweitzer-Schule), eine Berufs- und Berufsfachschule (Berufsbildungs-Zentrum Metall), die Musikschule der Gemeinde Kirchlengern sowie die Gesundheitsschule Kirchlengern.

Ansässige Unternehmen

Kraftwerk Kirchlengern

Kirchlengern hat eine vielfältige Wirtschaftsstruktur mit Metall-, Holz-, Glas-, Fördertechnik-, Verpackungs-, Möbel-, High-Tech- und grafischer Industrie. Kirchlengern hat 5.164 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze (Stand 30.06.2006).Größter Arbeitgeber ist die Firma Hettich. Die Hettich Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Kirchlengern ist ein Zulieferer und Dienstleister der Möbelbranche und hat insgesamt 5200 Mitarbeiter, die freilich nicht alle in Kirchlengern arbeiten. Weiterhin ist das Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg erwähnenswert. Das Unternehmen betreibt ein Kraftwerk zur Stromerzeugung in der Nähe des Bahnhofs Kirchlengerns und ist eine Gesellschaft der e.on Westfalen Weser AG. Mit 150 Mitarbeitern produziert Dewert elektromotorischen Antriebssysteme für den Pflege-, Hospital- und Möbelbereich. Menke produziert wie viele Firmen im Kreis Herford Möbel. Die Großfleischerei Spengemann ist besonders für ihre westfälische Rostbratwurst bekannt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

In Kirchlengern sind geboren:

Weitere Persönlichkeiten

  • Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Reinhard Göhner lebt mit seiner Familie auf einem Bauernhof in Kirchlengern und züchtet dort Pferde.
  • Gunter Gabriel, Countrysänger und Komponist, lebt(e) in Kirchlengern

Literatur

Susanne Schütte (2004): Kirchlengern. 1. Auflage. Erfurt: Sutton Verlag 2004. ISBN 3897027593.

Quellen

  1. Website der Gemeinde Kirchlengern, html, Abrufdatum: Juli 2006
  2. Meteorologische Angaben, html, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Abrufdatum: 2. Juli 2007
  3. Website der Gemeinde Kirchlengern, html, Abrufdatum: Juli 2006
  4. Kommunalprofil Kirchlengern, PDF, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW, Stand 2007
  5. Adressangaben auf kreis-herford.de