Bergpark Wilhelmshöhe
Der Bergpark Wilhelmshöhe ist der größte Bergpark Europas und liegt im Westen von Kassel, an der Ostseite des Habichtswaldes. Die Parkanlage erstreckt sich in West-Ost Richtung vom hochgelegenem Karlsberg mit dem sog. Herkules, dem Riesenschloss, und den Kaskaden bis hinunter zum Schloss Wilhelmshöhe.
1701 begann der Bau der Anlage, die einmalig in der Geschichte der europäischen Gartenkunst ist: Italienische Gärten des Barock waren auch an Berghängen, in Terrassenform angelegt, umfassten jedoch nie ein so großes Areal und Französische Barockparks erstreckten sich lediglich in der Ebene. Die heutige Form des Berparks Wilhelmshöhe, besonders im unteren Bereich, ist jedoch kein Barockgarten, sondern folgt den Ideen des englischen Landschaftsparks.
Bergpark Wihelmshöhe
Bergpark Wilhelmshöhe: Blick vom Schloss nach Westen zum Herkules (Februar 2003)
Geschichte und Entwicklung
Am Ort des heutigen Bergparks befand sich im 16. Jahrhundert ein bewaldeter Hang des Habichtswaldes.
An der Stelle des Schlosses Wilhelmshöhe soll das Kloster Weißenstein der Augustiner Mönche gelegen haben. 1606 - 1610 erbaute Landgraf Moritz von Hessen-Kassel dort ein Jagdschloss.
Der Park entstand ab 1700 in barocker Form unter Landgraf Karl und wurde bis weit ins 20. Jahrhundert nach jeweils aktuellen Vorstellungen fortentwickelt.
Als Teil des Gesamtwerkes Bergpark-Wilhelmshöhe kann auch die Wilhelmshöher Allee betrachtet werden. Sie wurde als kilometerlange, schnurgerade Ost-West-Achse vom damaligen Stadtrand Kassels zum Schloss Wilhelmshöhe und damit auch in Ausrichtung zum Herkules angelegt.
Der Park
Die Gesamtgröße des Bergparks wird mit 240 ha angegeben. Vor allem im oberen, westlichem Bereich ist der Park nicht klar abgegrenzt. Die gestaltete Landschaft geht stattdessen fließend in den Baumbestand des umgebenden Habichtswaldes über. Die Größe des Bergparks, die komplexe Topografie, das ausgedehnte Wegenetz und der Einfluss von Wetter und Jahreszeiten führen dazu, daß sich selbst langjährigen Parkbesuchern bei jedem Aufenthalt neue Eindrücke und Ausblicke bieten können.
oben und unten
Zwischen dem höchsten Punkt des Bergparks, dem Karlsberg mit dem Herkules und dem Schloss Wilhelmshöhe im unteren Teil des Parks liegt eine Höhendifferenz von ca. 250 Metern. Dieser Höhenunterschied ist für den Parkbesucher unmittelbar erlebbar: Am Herkules ist es meißt etwas kühler und oft auch windiger, als am tiefer und geschützter liegendem Schloss. Die Topografie bildet sich aber auch in der Vegetation ab: Oben, am Karlsberg wirkt die Bepflanzung karg, beinahe eintönig, Nadelbäume überwiegen. Nach unten hin nimmt die Zahl der Baumarten zu, bis die Vegetation am Schlossteich, dem Lac, der nochmals etwas tiefer als das Schloss liegt, vielfältig und fast Tropisch wirkt.
Wasser
Ein wichtiges Element im Bergpark Wilhelmshöhe ist das Wasser. Man begegnet ihm in Form von gefassten Wasserbecken oder scheinbar nätürlicher Seen, als Bachlauf und als Wasserfall. Besonders in der Hauptachse des Parks ist Wasser immer präsent, sichtbar und oft auch hörbar.
Ständig fließt das Wasser den Karlsberg hinunter, am Schloss vorbei, Richtung Schlossteich, dem Lac. Die Landgrafen von Hessen-Kassel ließen dafür sorgen, dass sich auf Wunsch auch gewaltige Mengen den Hang hinunter ergießen können. Dafür wird auf den Höhen des Habichtswaldes Regenwasser in Speicherbecken gesammelt. Dieses Wasser passiert dann auf seinem Weg den Berg hinunter in einer komplexen Choreografie eine Reihe von einzig und allein zu diesem Zweck errichteten Bauwerke.
Heute finden in den Sommermonaten 2 mal wöchentlich die sog. Wasserspiele (ursprügl. Wasserkünste) statt. Sie basieren noch immer auf der Jahrhundertealten Technik, funktionieren nur mit dem natürlichen Gefälle und kommen daher völlig ohne Pumpen aus.
Gebäude im Park
Keimzelle des gesamten Bergparks war das Schloss Wilhelmshöhe.
An der Stelle des früheren Klosters Weißenstein der Augustiner Mönche erbaute Landgraf Moritz von Hessen-Kassel 1606 - 1610 ein Jagdschloss.
Die heutige klassizistische Form entstand 1786 - 1798 nach mehrfach geänderten Entwürfen der Architekten Simon Louis du Ry und Heinrich Christoph Jussow. Schloss Wilhelmshöhe diente Landgraf Wilhelm IX., dem späteren Kurfürsten Wilhelm I. als Wohnschloss.
Neben dem Schloss Wilhelmshöhe befindet sich das Ballhaus. König Jérôme von Westfalen, Bruder von Napoleon, ließ es 1809 - 1810 als Hoftheater von Leo von Klenze erbauen. Der klassizistische Pavillon ist das erste Werk des später berühmten Münchener Architekten. 1828 - 1830 wurde es unter Kurfürst Wilhelm II. von Hessen-Cassel von Johann Conrad Bromeis in einen Ballsaal umgewandelt.
In unmittelbarer Nähe findet sich auch das große Gewächshaus. Es ist eine der ersten Stahl-Glas-Konstruktionen überhaupt und wurde 1822 nach Plänen von Johann Conrad Bromeis errichtet. Bauherr war Kurfürst Wilhelm II.
Am Rande des Berparks liegt die Löwenburg. Sie entstand nach Entwürfen von Heinrich Christoph Jussow in der Zeit von 1793 bis 1800. Die Löwenburg ist die Nachahmung einer mittelalterlichen englischen Ritterburg und wurde, romantisch historisierend, bewußt als verfallende Teilruine erbaut.
Pavillons im Park
Das architektonische Element des Pavillons hat in der Kunstgeschichte eine lange Tradition. Doch vor allem in der Gartenkunst des Barocks erhält er (abgeleitet vom franzoesischen Wort "papillon", Schmetterling) eine zentrale Funktion und nimmt eine Vermittlerposition zwischen Architektur und Natur ein. Im Bergpark finden sich zahlreiche kleine Pavillons, denen sich keine unmittelbare Funktion zuordnen läßt. Sie liegen meißt etwas abseits der Hauptachse, an der Grenze zum ungestalteten Wald. Jeder Pavillon ist einzigartig, zitiert die Kunst- und Kulturgeschichte und markiert einen besonderen Aussichtspunkte in der Parklandschaft.
Weblinks
- Wilhelmshöhe, in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888, Bd. 16, S. 646
- Wilhelmsgymnasium Kassel: "Der Bergpark Wilhelmshöhe" (08. Juli 2001)
Spaziergang durch den Bergpark, vom Herkules hinunter zum Schloss
http://www.wgkassel.de/projekte/herkules/bergpark.htm (Stand der URL: 2003-10-29) - Universität Kassel, FB Arbeitslehre: "Technikhistorische Stätten in Hessen - Wasserspiele im Schlosspark Wilhelmshöhe, Kassel" (o.D)
Kurze Beschreibung der Wasserspiele, mit Bildern
http://www.polytechnik.uni-kassel.de/museen/ks-s/wasser/wasser.htm (Stand der URL: 2003-10-24)