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Gesamtschule

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Die Gesamtschule ist eine Form der weiterführenden Schule, die Schüler nach der Grundschule aufnimmt. Die Gesamtschule ist als Alternative zum traditonellen dreigliedrigen Schulsystem (mit Hauptschule, Realschule, Gymnasium) konzipiert. In vielen Staaten außerhalb des deutschen Sprachraums sind Gesamtschulen die Regel.

In Deutschland ist die Gesamtschule neben den Gymnasien die einzige Schulform, die Schüler in der Sekundarstufe I und II betreut. Die Schüler können somit ohne einen Schulwechsel alle Schulabschlüsse erreichen.

In Deutschland wurden Gesamtschulen in den 1970er Jahren zunächst als Schulversuch eingerichtet. Je nach parteipolitischer Ausrichtung der Regierung der einzelnen Bundesländer wurde dieser Versuch für hochgradig erfolgreich bis gescheitert angesehen: in Berlin wurde die Gesamtschule zur Regelschule ausgebaut; in Bayern wurden fast alle Gesamtschulen bis auf drei (München, Nürnberg und Hollfeld) wieder aufgelöst.

Gesamtschulen im engeren Sinne (in Niedersachsen und Hessen: "Integrierte Gesamtschulen") integrieren Schüler unabhängig vom Leistungsstand, wobei in einzelnen Kernfächern Differenzierungskurse möglich sind. Von einer kooperativen (auch additiven) Gesamtschule spricht man, wenn die Dreigliedrigkeit des Schulsystems zwar nicht aufgehoben wird, jedoch Synergieeffekte durch räumliche und/oder organisatorische Zusammenlegung genutzt werden.

Für die Einrichtung von Gesamtschulen gibt es neben pädagogischen Gründen auch kommunalpolitische Motive: Die Unterhaltung eines gemeinsamen Schulzentrums scheint gerade kleineren Gemeinden eine kostengünstige Alternative zum traditionellen System.

Aus pädagogischer Sicht erfordert die Schulform Gesamtschule besondere didaktische Kompetenzen seitens des Lehrpersonals: Wo eine äußere Differenzierung nach Leistung entfällt, muss sich der Unterricht am Prinzip der Binnendifferenzierung ausrichten.

Gesellschaftspolitisch beugt das Konzept der Gesamtschule einer Entwicklung vor, nach der sich unterschiedlich sozialisierte und etablierte Gesellschaftsgruppen (z.B. Akademiker, Arbeiter etc.) divergent reproduzieren. Randgruppen bleiben bis Abschluss des 10. Schuljahres in die Gesellschaft integriert und verleben ihre Schulzeit nicht in einem allgemein bildungs- und lernfeindlichen Umfeld. Ebenso finden sich bessere Schüler nicht in einer unrealistisch elitären Umgebung, sondern lernen, mit Mitmenschen aller Schichten umzugehen und diese bei Bedarf auch anzuleiten.

Gegner der Gesamtschule fürchten vor allem eine unzureichende Förderung überdurchschnittlich begabter Kinder und ein "herabziehen" der besseren Schüler durch die schlechteren.

siehe auch: