Waffen-SS

Die Waffen-SS war eine paramilitärische Organisation und die Waffengattung bzw. kämpfende Abteilung der Schutzstaffel (SS). Sie war nach den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD führend an einer Vielzahl von kriegsverbrecherischen Einsätzen im Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten beteiligt. Als verbrecherische Organisation gilt sie besonders wegen ihrer aktiven Rolle beim Holocaust.
Im Laufe des Krieges wurde sie propagandistisch als militärische Elitetruppe des Reichsführer-SS Heinrich Himmler neben den regulären Teilstreitkräften der Wehrmacht stilisiert und mit einem Nimbus der Unschlagbarkeit umgeben. Ihr Wahlspruch lautete: Meine Ehre heißt Treue.
Vorgeschichte der Waffen-SS
Die Wurzeln der späteren Waffen-SS sind in der am 17. März 1933 aus 120 SS-Männern gegründeten „Stabswache Berlin“ der Allgemeinen SS zu sehen. Auch in anderen Städten wurden „zuverlässige“ SS-Männer zu „SS-Sonderkommandos“ zusammengefasst und für pseudo-polizeiliche Aufgaben verwendet. Diese Sonderkommandos (jeweils 100–120 Mann stark), wurden später als „Kasernierte Hundertschaften“ und dann als „Politische Bereitschaften“ bezeichnet, wenn die Hundertschaften eine gewissen Größe erreicht hatten. Ursprüngliche Aufgabe der Bereitschaften war der „Schutz höherer SS- und NSDAP-Führer“.
Die „Stabswache Berlin“ und die Sonderkommandos der SS waren von Anfang an wie militärische Regimenter aufgezogen und wurden auch in der Regel von ehemaligen Reichswehr- und Polizeioffizieren geführt.
Zusammen mit der SA kamen sie in den „Polizeidienst“ und waren offiziell als „Hilfspolizei“ im Straßendienst eingesetzt. Sie nahmen u. a. „wilde Verhaftungen“ politischer und interner Gegner vor und betrieben zum Teil eigene Kellergefängnisse.
Als man im August 1935 begann, die Politischen Bereitschaften zur „SS-Verfügungstruppe“ umzubilden, wurden alle KZ-bewachenden Teile dieser Bereitschaften zu relativ autonomen „SS-Wachverbänden“ zusammengefasst und in der Folgezeit Theodor Eicke unterstellt. Dieser reorganisierte 1937 die Wachverbände zu den berüchtigten „SS-Totenkopfstandarten“ und diese dienten nun ausschließlich der Bewachung von Konzentrationslagern.
Geschichte der Waffen-SS
Die Politischen Bereitschaften bildeten den Grundstock der späteren „SS-Verfügungstruppe“, die 1935 aus der Leibstandarte Adolf Hitler mit 2600 Mann und den SS-Standarten „Deutschland“ und „Germania“ mit 5040 Mann bestand. Bis zum Überfall auf Polen achtete die Wehrmacht darauf, dass neben ihr keine zweite Armee entstand. Bereits mit dem Führererlass vom August 1938 (s. u.) wurde der Waffen-SS aber Divisionsstärke zugestanden. Um die Wehrmachtsführung zu beruhigen, wurden die Totenkopfverbände und die Verfügungstruppe offiziell in den Polizeietat übernommen, wo sie bis 1942 blieben.
Adolf Hitler hatte sich damit eine Truppe zu seiner ganz persönlichen Verfügung entwickelt, die sich durch „unbedingte Treue“ ihm gegenüber auszeichnen sollte und für Sicherungsaufgaben vorgesehen war. Von diesen beiden Merkmalen blieben die weitere Entwicklung der SS und ihre rechtliche und tatsächliche Stellung im Dritten Reich bestimmt. Heinrich Himmler, seit 1929 Reichsführer-SS, hatte diesen beiden Merkmalen der SS den „Elitegedanken“ hinzugefügt. Die SS sollte nicht nur im Einsatz für Hitler „politisch zuverlässig“ (NS-Sprachgebrauch) sein, sondern zu einer „rassischen“ und politischen Führerschicht im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie gebildet werden.
Als eigentliche „Geburtsurkunde der Waffen-SS“ gilt eine Geheime Kommandosache Hitlers vom 17. August 1938, in der die Aufgabenverteilung der Verfügungstruppe und der Totenkopfverbände festgelegt wurden.
Die Waffen-SS wurde schließlich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs aus so heterogenen Teilen wie der Verfügungstruppe und den bis Ende 1941 in die Waffen-SS integrierten KZ-Wachmannschaften, den „SS-Totenkopfstandarten“, geschaffen. Menschenversuche, z. B. im KZ Buchenwald, wurden von Ärzten der Waffen-SS geleitet, die auch den Raub von Zahngold abrechneten. Dennoch waren die „SS-Totenkopfstandarten“ keine regulären kämpfenden Verbände der Waffen-SS. Zwischen den KZ-Wachmannschaften und der SS-Division Totenkopf gab es jedoch einen regen Personalaustausch.
Der Begriff „Waffen-SS“ wurde Anfang November 1939 informell in den Sprachgebrauch der SS-Administration eingeführt und setzte sich etwa innerhalb eines Jahres gegenüber den alten Bezeichnungen „Verfügungstruppe“ und „Totenkopfverbände“ durch. Das früheste bekannte Dokument, das den Begriff „Waffen-SS“ verwendet, ist ein SS-Befehl vom 7. November 1939, in dem Angehörige der Allgemeinen SS darauf hingewiesen werden, dass sie Reserveführer in der Waffen-SS und der Polizei werden könnten. Dabei erscheint „Waffen-SS“ als Sammelbezeichnung für die „bewaffneten Einheiten der SS und Polizei“ [1]. Bald darauf, nämlich mit Befehl des Reichsführer-SS vom 1. Dezember 1939[2], wurde der Umfang der Waffen-SS von diesem wie folgt festgelegt. Demnach gehörten zur Waffen-SS die Angehörigen folgender Verbände, Dienststellen und Ämter:
- SS-V-Division
- SS-Totenkopf-Division
- SS-Polizei Division
- SS-Junkerschulen
- SS-Totenkopf-Standarten
- Ergänzungsamt der Waffen-SS (SS-Erg.Amt)
- Waffen- und Geräteamt der Waffen-SS (SS W. u. G.Amt)
- Personalamt der Waffen-SS (SS-Pers.Amt)
- Amt R. V. der Waffen-SS (Amt RV)
- Fürsorge- und Versorgungsamt der Waffen-SS (SS-F. u. V.Amt)
- Sanitätsamt der Waffen-SS (SS-San.Amt)
- Verwaltungsamt der Waffen-SS (SS-V.Amt)
- SS-Gericht
- Leibstandarte Adolf Hitler
Zwar erfolgte diese Zuordnung durch Himmler ohne rechtliche Grundlage, aber Hitler ließ ihn anstandslos gewähren. Es war in den Augen Hitlers Himmlers persönliche Sache, wie er die SS intern gliederte; insgesamt wurden 179 Dienststellen der Allgemeinen SS der Waffen-SS zugeführt.
Hitler begründete 1940 die Notwendigkeit der Waffen-SS: „Das Großdeutsche Reich in seiner endgültigen Gestalt wird mit seinen Grenzen nicht ausschließlich Volkskörper umspannen, die von vornherein dem Reich wohlwollend gegenüber stehen. Über den Kern des Reiches hinaus ist es daher notwendig, eine Staatstruppenpolizei zu schaffen, die in jeder Situation befähigt ist, die Autorität des Reiches im Innern zu vertreten und durchzusetzen.“
Der Historiker Bernd Wegner fasste diese Funktion der Waffen-SS so zusammen:
- Der ungewöhnlich anmutende Vorgang einer „schleichenden“ Neubenennung stellt sich, rückblickend betrachtet, als ein äußerst geschickter, freilich eher psychologisch als machtpolitisch wirksamer Schachzug einer gleichermaßen auf Expansion wie Integration zielenden Politik dar. Denn die Einführung des Sammelnamens „Waffen-SS“ signalisierte ebenso den Willen zu einer möglichst wehrmachtunabhängigen SS-Armee wie den Anspruch auf Gleichwertigkeit aller SS-Truppenteile untereinander – nahm also die bislang vom Heer abgelehnte militärdienstliche Gleichbehandlung von Verfügungstruppen, Totenkopfverbänden und Junkerschulen begrifflich schon vorweg. Aber nicht nur das: Zu einem Zeitpunkt, als die SS 3½ Divisionen fast gleichzeitig aufgestellt hatte, wurde deren gemeinsamer Name auch zu einer Chiffre für das von Himmler gewünschte, ihm aber noch nicht zugebilligte SS-Generalkommando. [3]
Die Waffen-SS umfasste schließlich alle Einheiten der Schutzstaffel, die dem Führungshauptamt und innerhalb dieses Amtes dem Kommandoamt der Waffen-SS unterstellt waren. Dazu zählten sowohl die SS-Divisionen (taktisch dem Heer unterstellt) als auch die SS-Totenkopf-Wachsturmbanne, die organisatorisch ab 1940/1941 dem Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS zugeordnet waren, welches für Konzentrations- und die Vernichtungslager zuständig war (siehe auch die gerichtliche Aufarbeitung: Prozess 1946 ff.). Truppendienstlich jedoch unterstanden diese Totenkopfeinheiten weiterhin dem Kommandoamt der Waffen-SS. Es fand auch Personalaustausch zwischen diesen Einheiten statt.
1942 wurde mit Mitteln der Waffen-SS unter dem Dach der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V. das Institut für wehrwissenschaftliche Forschung gegründet. Dieses Institut führte unter anderem in Konzentrationslagern tödliche Menschenversuche an Häftlingen durch. Diese Menschenversuche waren Gegenstand der Nürnberger Prozesse, besonders des Nürnberger Ärzteprozesses. Die beteiligten Wissenschaftler waren teilweise Mitglieder der Waffen-SS.
Militärischer Aufbau und Konzept der Waffen-SS
Beim Aufbau der SS-Verfügungstruppe taten sich vor allem der ehemalige Reichswehrgeneral und spätere SS-Oberstgruppenführer Paul Hausser und der aus der Wehrmacht ausgeschiedene Felix Steiner hervor. Beide gründeten SS-Junkerschulen zur Ausbildung der Führungskader der Truppe, wobei sie aber ein unterschiedliches Konzept verfolgten. Während Hausser die „alte Schule“ der Preußen-Militärs in die SS-VT übernehmen wollte, hatte Steiner sich nach Kriegserfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg für das damals revolutionäre Konzept der Kampfführung von kleinen Gruppen aus entschieden (vgl. Stoßtrupp). In eine ähnliche Richtung dachte auch Cassius Freiherr von Montigny, der Ende 1936 zu Steiner stieß und vorher im KZ Dachau („SS-Unterführerschule Dachau“) für die Ausbildung der SS-Totenkopfverbände zuständig war. Trotz seines Zerwürfnisses mit Theodor Eicke, das schließlich zur Auflösung der Unterführerschule in Dachau führte und von Montigny schließlich zur Junkerschule Tölz vertrieb, kehrte dieser im Oktober/November 1939 nach Dachau zurück. Eicke benötigte nun im Rahmen seiner Divisionsaufstellung die ihm „verhassten“ alten Berufsmilitärs. Von Ende 1939 bis 1940 war Cassius Freiherr von Montigny als Chef des Stabes (sogenannter „Ia“) in der SS-Division Totenkopf eingesetzt.
Die Divisionen der Waffen-SS waren äußerlich denen der Wehrmacht ähnlich, besaßen jedoch einige Unterschiede und waren sehr oft von größerer Personal- und Ausrüstungsstärke und entsprechend wesentlich größerer Schlagkraft.
- SS-Infanterie-Divisionen:
- SS-Gebirgs-Divisionen:
- Die Gebirgstruppen der Waffen-SS enthielten in einer Division auch eine Panzer- oder Sturmgeschütz-Kompanie, ebenso ein Flak- und ein Nachschub-Bataillon.
- SS-Panzergrenadier-Divisionen:
- Obwohl sich die Gliederung dieser Einheiten motorisierter Infanterie an denen der Wehrmacht orientierte, waren sie mit 15 anstatt 14 Kompanien und einem Maschinengewehr-, Flak- und Nachschub-Bataillon wesentlich stärker als vergleichbare Heeresverbände. Im Vorfeld des Unternehmens Zitadelle wurden die drei SS-Panzergrenadier-Divisionen bevorzugt mit neuen Panzern ausgestattet, so dass sie tatsächlich mehr Panzer hatten als die Panzer-Divisionen des Heeres.
- Diese hatten im Vergleich zur Wehrmacht 15 anstatt 10 Panzergrenadier-Kompanien; die Panzer-Regimenter waren größer und beinhalteten zusätzlich ein Pionier-Bataillon, zwei Brückenleger-Kompanien, Flak-Bataillon, Nachschub-Bataillon und ein Mörser-Bataillon. Später, um 1944, auch oft zusätzlich ein Werfer-Bataillon (vorwiegend mit dem Raketenwerfer Typ „Nebelwerfer“ ausgerüstet, gezogen oder auf Halbkettenfahrzeugen montiert). Die innerhalb der Panzerdivisionen selbständigen „schweren Panzer-Abteilungen“ der Waffen-SS hatten angesichts ihrer Organisation und der Ausstattung mit den berühmten Panzern Tiger und Königstiger die schlagkräftigsten Panzereinheiten des Krieges.
- SS-Kavallerie-Divisionen:
- Bestand aus zwei motorisierten Kavallerie-Brigaden mit einer kleineren Artillerie-Einheit und einer Panzer-Bergungs- und Reparatureinheit. Daneben gab es die üblichen Unterstützungsbataillone und wiederum ein Flak- und ein Nachschub-Bataillon.
- Luftlandetruppe der Waffen-SS. Am häufigsten zu Geheimoperationen herangezogen.
- SS-Sonderverbände/SS-Jagdverbände:
- Diese Einheiten dienten Aufklärungs-, Sabotage- und Geheimaktionen. Sie wurden im Oktober 1944 aus den ehemaligen SS-Jägerbataillonen und Einheiten der Division Brandenburg der Wehrmacht gebildet. Diese Spezialeinheiten gehörten zu denen, die von Otto Skorzeny bei seinen geheimen Operationen befehligt wurden. Oftmals waren hier auch Elemente aus dem SS-Fallschirmjägerbataillon 500 enthalten.
Die entscheidenden Unterschiede zu den Divisionen der Wehrmacht können so zusammengefasst werden:
- Jede Feld-Division der Waffen-SS hatte ihre eigenen Flak- und Nachschubbataillone.
- Jede Gebirgs-Division hatte entweder eine Panzer- oder Sturmgeschütz-Einheit.
- Jede Panzer-Division hatte ihre eigene Werfer-Einheit.
- Alle Divisionen hatten mehr Infanterietruppen.
Dienstgrade der Waffen-SS
Die Allgemeine SS war ursprünglich eine Untergruppierung der SA gewesen und benutzte dementsprechend weitestgehend die SA-Dienstgradbezeichnungen. Eine Tabelle mit allen Dienstgraden der Organisationen der NSDAP siehe unter: Organisationsstruktur der SS.
Angehörige der Waffen-SS trugen zunächst die Dienstgradbezeichnungen der Allgemeinen SS, oft mit dem Zusatz: der Reserve. Mit der Aufstellung von Verbände aus Nichtdeutschen wurde die Bezeichnung SS- durch Waffen- ersetzt. Z.T. führten die nationalen Verbände andere Rangbezeichnungen, die sich an der militärischen Tradition ihrer Herkunftsländer orientierte, z.B. in der 29. Waffen-Grenadier-Division der SS (italienische Nr. 1) wurden die italienischen Ränge geführt.
Die Waffen-SS-Ränge und die entsprechenden Heeresränge
Die Ränge der SS waren etwa der Rangfolge der Heeresränge nachgebildet. Nicht für alle SS-Titel gab es ungefähr entsprechende Militärränge. Das Tragen war auch nicht mit entsprechender Ausbildung und Führungserfahrung bei verschiedenen Truppenteilen (dienstl. Verwendungen) verbunden, so wie es beim deutschen Militär die Regel vor einer Beförderung war.
Waffen-SS | Wehrmacht (Heer) |
---|---|
SS-Schütze, -Grenadier, -Kanonier, -Funker ... (je nach Waffengattung) |
Soldat, Schütze, Grenadier, Kanonier, Funker ... (je nach Waffengattung) |
SS-Obersoldat -Oberschütze ... (usw., wie vor) | Obersoldat, Oberschütze ... (usw., wie vor) |
SS-Sturmmann | Gefreiter |
SS-Rottenführer | Obergefreiter |
keine Entsprechung in der Waffen-SS | Hauptgefreiter |
keine Entsprechung in der Waffen-SS | Stabsgefreiter |
SS-Unterscharführer | Unteroffizier |
SS-Scharführer | Unterfeldwebel |
SS-Standartenjunker | Fähnrich |
SS-Standartenoberjunker | Oberfähnrich |
SS-Oberscharführer | Feldwebel |
SS-Hauptscharführer | Oberfeldwebel |
SS-Stabsscharführer | Hauptfeldwebel |
SS-Sturmscharführer | Stabsfeldwebel |
SS-Untersturmführer | Leutnant |
SS-Obersturmführer | Oberleutnant |
SS-Hauptsturmführer | Hauptmann |
SS-Sturmbannführer | Major |
SS-Obersturmbannführer | Oberstleutnant |
SS-Standartenführer | Oberst |
SS-Oberführer * | keine Entsprechung in der Wehrmacht |
SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS/Polizei | Generalmajor |
SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS/Polizei | Generalleutnant |
SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS | General der Infanterie usw. |
SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS | Generaloberst |
Reichsführer-SS | Generalfeldmarschall |
* Anmerkung: Hier käme ein dienstälterer Oberst gleich
Divisionen der Waffen-SS
Überblick
Folgende Divisionen der Waffen-SS wurden bis Mai 1945 aufgestellt:
Bewertung
Seit dem 22. Oktober 1944 erhielten die SS-Einheiten fortlaufende Nummern. Insgesamt wurden 38 Divisionsnummern vergeben. Dies bedeutet aber nicht, dass die Waffen-SS zu irgendeinem Zeitpunkt über 38 Divisionen verfügte oder diese Divisionen voll einsatzbereit waren und im aktiven Kampf eingesetzt werden konnten. Insbesondere die Verbände ab der Nummer 21 waren aufgrund ihrer Aufstellung überwiegend im letzten Kriegsjahr lediglich dem Namen nach Divisionen und konnten meist ihre Aufstellung nicht abschließen, bevor sie bereits wieder aufgelöst wurden, um andere Verbände zu verstärken oder im Kampf vernichtet wurden. Auch unterschied sich der Kampfwert der Divisionen, so der Historiker George H. Stein, nach dem Anteil der Volks- und Nichtdeutschen. Nach Burkhart Müller-Hillebrandt waren außerdem nie mehr als 22 Divisionen der Waffen-SS im Einsatz.
Anhand der vergebenen Divisionsnummern und Namen lässt sich folgendes identifizieren:
- 7 Panzer-Divisionen
- 8 Panzer-Grenadier-Divisionen
- 4 Kavallerie-Divisionen
- 6 Gebirgs- und Waffen-Gebirgs-Divisionen
- 5 Grenadier-Divisionen und
- 12 Waffen-Grenadier-Divisionen
Es wurden noch sieben Divisionen zur Aufstellung vorgesehen und die Namen dafür zugeteilt, jedoch konnten diese Einheiten aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse bzw. der Kapitulation Anfang Mai 1945 letztlich nicht mehr aufgestellt werden:
- 39. SS-Gebirgsdivision „Andreas Hofer“
- 40. SS-Freiwilligen-Panzerdivision „Feldherrnhalle“ (ex Pz.-Gr.-Div. FHH und ex 13. Pz.-Div. der Wehrmacht)
- 41. Waffen-Grenadier-Division der SS „Kalewala“ (Der Name war 1943 schon einmal für ein deutsch-finnisches Panzergrenadierregiment in der 5. SS-Division Wiking vorgesehen gewesen, das dann aber wegen politischer Rücksichtnahme nicht aufgestellt worden ist.)
- 42. SS-Division „Niedersachsen“
- 43. SS-Division „Reichsmarschall“
- 44. SS-Division „Wallenstein“
- 45. SS-Division „Waräger“ (Der Name wurde zeitweise bereits für die 11. SS-Division Nordland verwendet.)
Ausrüstung und Personalausstattung
Von Beginn an stand die Waffen-SS in Konkurrenz zur Wehrmacht um Personal, Waffen und Ausrüstung. Die deutsche Rüstungsindustrie konnte, trotz enormer Produktivitätssteigerung bis 1944 (dem Jahr mit der höchsten Produktionsrate), den Bedarf der Fronttruppen nicht decken und so wurde hinsichtlich Verlässlichkeit und Kampfmoral priorisiert. Daher mussten für die Ausrüstung der SS-Einheiten mitunter neue Bezugsquellen erschlossen werden. So wurden Beute-Bestände genutzt, Aufträge an tschechische oder französische Betriebe vergeben oder sogar SS-eigene Rüstungsbetriebe gegründet.
Wie die meisten Panzerdivisionen des Heeres und der Luftwaffe (Fallschirm-Panzer-Korps Hermann Göring), sowie einige Panzergrenadier-Divisionen, ausgesuchte Gebirgs- und Infanteriedivisionen und gegen Kriegsende die Volksgrenadierdivisionen, wurden die Eliteverbände der Waffen-SS (z. B. LSSAH, Das Reich, Totenkopf) in der Materialzuteilung bevorzugt. Diese Verbände standen meist im Schwerpunkt der Kämpfe und hatten die Hauptlast und die größten Verluste zu tragen. Im Laufe des Krieges verschlechterte sich die Materiallage jedoch derart, dass auch diese Divisionen nicht mehr vollständig ausgerüstet werden konnten. Kurz vor der Ardennen-Offensive wurden noch einmal alle Reserven mobilisiert, um die beteiligten Verbände annähernd auf Sollstärke zu bringen, was jedoch bedeutete, dass Einheiten von der Ostfront abgezogen und Teil-Einheiten „ausgeliehen“ werden mussten, aber auch dass Prioritäten, hinsichtlich Transportkapazitäten und Ausstattung, zuungunsten anderer Frontabschnitte verlagert werden mussten. Dies führte dazu, dass z. B. Artilleriemunition an anderen Abschnitten der Westfront rationiert werden musste. Auch wurde den beteiligten „schnellen Truppen“ befohlen, sich mit zu erbeutendem Treibstoff zu versorgen.
Die SS-Panzer-Divisionen (LSSAH, Das Reich, Totenkopf) gingen, bevor der Name „Waffen-SS“ (ab 1940) auch in öffentlichen Reden benutzt wurde, aus der SS-Verfügungstruppe, den Totenkopfstandarten (die später in die Waffen-SS integriert wurden) und den SS-Polizei-Verbänden hervor, waren also 1939 ursprünglich als motorisierte Infanterie-Verbände (zum Teil noch in Regimentsstärke) gegliedert, und wurden sukzessive bis 1943 zu SS-Panzer-Divisionen ausgebaut bzw. umgegliedert. Diese SS-Verbände waren dort strukturell stärker als vergleichbare Heeresverbände, wo sie beispielsweise offiziell noch als Panzer-Grenadier-Divisionen bezeichnet wurden, wo diese sich aber bereits auf dem Weg zum Ausbau zu Panzer-Divisionen befanden. Solche Verbände galten dann als die kampfstärksten deutschen Divisionen, nicht zuletzt weil die höhere Anzahl an Infanterie-Bataillonen (diese [beibehaltene] Gliederung stammte noch aus der Zeit zu der diese Formationen noch motorisierte Infanterie-Divisionen waren) eine höhere Personalstärke ergab. Weitere Unterschiede gegenüber Gliederungen des Heeres erklären sich daraus, dass der Waffen-SS keine Heerestruppen zur Schwerpunktbildung zur Verfügung standen und daher schwere Waffen bereits in die SS-Divisionen (z. B. Sturmgeschütz-Abteilungen bei SS-Panzer-Grenadier-Divisionen) eingegliedert wurden, anstatt wie beim Heer zeitweilig unterstellt zu werden, da die Waffen-SS, im Gegensatz zu Heeresverbänden, auf Korps-/Armee-Ebene keine Einheiten/Waffen (Flak-Artillerie, Artillerie generell, schwere Mörser, etc.) zur Infanterieunterstützung hatte. Das Heer übernahm sogar mitunter solche Gliederungen (z. B. im Falle der StuG-Abteilungen bei PzGrenDiv) von der SS (spätestens 1944).
Die 1944/45 aufgestellten SS-Divisionen erreichten hingegen niemals das Personal- und Ausrüstungs-Soll, oft erfolgte die Umgliederung in eine Division nur auf dem Papier. Die Bewaffnung der Grenadier-, Gebirgs- und Panzergrenadier-Divisionen mit „hohen Hausnummern“ war oft unzureichend, veraltet oder bestand aus Beute-Waffen. Auch solche SS-Verbände wurden oft im Schwerpunkt eingesetzt und hatten entsprechend hohe Verluste, ohne die Erwartungen der Korps- und Armeeführer erfüllen zu können. Als Beispiel sei hier der Einsatz der 18. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division in Oberschlesien genannt. Dort wo so genannte Schwere Panzer-Abteilungen der Waffen-SS sogar im Zeitraum Dezember-Januar 1945 (genau wie das Heer) noch neue „Königstiger“-Panzer erhielten, wurden an der Ostfront in den Monaten Januar und Februar lokale Erfolge (Ostpreußen), mit bis zu 15 km langen Vorstössen, erzielt. Als Beispiel sei hier die SS-sPz-Abteilung 503 genannt, hervorgegangen aus einer Panzer-Abteilung der 11. SS-Freiwilligen-Panzer-Grenadier-Division „Nordland“, wobei einzelne Königstiger dieser Einheit mehrmals über 60 russische Panzer (T-34) vernichteten oder kampfunfähig machten. Die schlechte Nachschubsituation (Treibstoff), die schwierige Transportsituation und die vergleichsweise niedrigen Produktionszahlen der Königstiger, verhinderten 1945 jedoch oftmals den taktisch korrekten (hier: konzentrierten) Einsatz solcher Einheiten und damit auch größere nachhaltige Erfolge. Ein Teil der oben genannten (versprengten) Panzer-Abteilung benutzte im Februar aus der Not heraus erstmals die „Rudel-Taktik“, die eigentlich nur von russischen Panzer-Einheiten benutzt wurde, eine Taktik, bei der mittlere Panzer (hier einige Panzer IV und Sturmgeschütze) einen Schutzring um die (vergleichsweise langsamen) schweren Panzer (Königstiger) bildeten.
Unterscheidung zwischen SS-Divisionen und Waffen-Divisionen der SS
Die „Waffen-Grenadier-Divisionen“ und „Waffen-Gebirgs-Divisionen“ bestanden hauptsächlich aus ausländischen Freiwilligen. Die Verbände, die vorwiegend aus Nichtdeutschen bestanden, wurden auch als „Legionen“ bezeichnet und ihre Angehörigen (häufig in ihren Heimatländern) oft als Legionäre oder SS-Legionäre.
Die „Freiwilligen“-Divisionen bestanden überwiegend aus Volksdeutschen, die oft alles andere als freiwillig in der Waffen-SS dienten. Dementsprechend wurde ihr Kampfwert als gering angesehen. Darüberhinaus erreichten die meisten der seit 1944 aufgestellten Divisionen (ab der 18.) niemals ihre Sollstärke und kämpften, wenn überhaupt, als Kampfgruppen im Rahmen größerer Verbände. Auch wurden, vor allem im Frühjahr 1945, SS-Divisionen verstärkt mit Verbänden der Wehrmacht aufgefüllt, wie etwa im Fall der 36. Waffen-Grenadier-Division der SS.
Zahlreiche Divisionen wurden vorzeitig aufgelöst bzw. im Kampf zerschlagen. Ihre Nummern wurden an neugebildete Divisionen neu vergeben. Die 23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2) wurde aus Personalmangel vorzeitig aufgelöst. Die 29. Waffen-Grenadier-Division der SS „RONA“ (russische Nr. 1) unter Waffen-Brigadeführer Bronislaw Kaminski, die aus der berüchtigten Kaminski-Brigade hervorgegangen war, wurde im November 1944 wegen entsetzlicher Verbrechen, barbarischem Verhalten und wilden Plünderungen bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands aufgelöst. Diese Division bestand nur wenige Monate, wobei nicht alle ihre Elemente zur Niederschlagung des Warschauer Aufstands entsandt wurden. Die 30. Waffen-Grenadier-Division wurde wegen Unzuverlässigkeit des Personals früh wieder aufgelöst und unter der neuen 30. Waffen-Grenadier-Division (weißruthenische Nr. 1) sowie der Wlassow-Armee aufgeteilt.
Am 12. Februar 1945 wurden beim Fall von Budapest drei SS-Divisionen (8., 22, und 33.) vernichtet. Einige Divisionen u.a. auch die Leibstandarte, Das Reich, Totenkopf und Hitlerjugend wurden, zum Teil mehrmals, fast vollständig vernichtet, bevor sie aus Ersatzeinheiten neu aufgestellt wurden.
Die meisten der im Frühjahr 1945 aufgestellten Divisionen wurden nicht als geschlossene Verbände eingesetzt, sondern waren zusammengewürfelte Haufen aus Teilen aktiver Divisionen, rückwärtigen Diensten der Waffen-SS und hastig aufgestellten „Freiwilligen“-Formationen.
Ausländische Freiwillige der Waffen-SS
Siehe Hauptartikel: Ausländische Freiwillige der Waffen-SS
Daneben gab es noch einige kleinere Verbände der Waffen-SS, die zum Einsatz kamen, jedoch keine Divisionsstärke hatten (nur etwa die obere Hälfte der Divisionen bis zur 20. hatten tatsächlich diese Größe):
- SS-Kosaken-Kavalleriekorps (bestehend aus 1. und 2. Kosaken-Kavallerie-Division der SS) (ex Wehrmacht)
- 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ (kroatische Nr. 1)
- 21. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Skanderbeg“ (albanische Nr. 1)
- Waffen-Grenadierregiment der SS (rumänisches Nr. 1)
- Waffen-Grenadierregiment der SS (rumänisches Nr. 2)
- Panzer-Zerstörerbrigade (bulgarische Nr. 1)
- Osttürkischer Waffenverband der SS (hauptsächlich Kalmücken – Einsatz gegen Partisanen)
- Kaukasischer Waffenverband der SS (Einsatz gegen Partisanen)
- Serbisches Freiwilligenkorps SS (Srpski Dobrovoljacki Korpus)
- 101. und 102. SS-Freiwilligenkompanie (spanische) (bildeten eine kleine spanische Legion an der Ostfront)
- Freikorps SS Danmark (Frikorps Danmark)
- Norwegisches SS Ski-Jäger-Bataillon
- Finnisches Freiwilligen-Bataillon der Waffen-SS (auch SS-Freiwilligen-Bataillon Nordost; kämpfte zeitweise mit der Panzer-Division Wiking)
- Indische Freiwilligenlegion der SS (wenige Einsätze am Atlantikwall und in der Normandie 1944)
- Britisches Freikorps SS (British Free Corps, Freecorps, St. Georgs-Legion)
Besonderheiten der ungarischen Waffen-SS-Einheiten
Der Dienst ungarischer Staatsangehöriger in der Waffen-SS wurde durch den Vertrag mit der ungarischen Marionetten-Regierung des Ferenc Szalasi vom 14. April 1944 geregelt, der den Dienst in der Waffen-SS mit dem Wehrdienst in der regulären ungarischen Armee gleichstellte.
Nichtkämpfende Einheiten der Waffen-SS
Neben den an der Front eingesetzten Einheiten und Verbänden gab es auch noch einige kleinere, die der Waffen-SS unterstellt waren, jedoch spezielle Aufgaben erfüllten und nicht kämpften:
- SS-Bahnschutz (Bahn-Polizei-Einheiten zum Schutz von Reichsbahn und allen Bahnanlagen)
- SS-Begleitkommando (Hitlers persönliches Eskort-Bataillon)
- Begleitbataillon Reichsführer SS (Himmlers Eskort-Bataillon)
- SS-Flakabteilung B (SS-Flak-Einheit zum Schutz von Hitlers Berghof in Berchtesgaden gegen Luftangriffe)
- SS-Standarte Kurt Eggers (Oberorganisation aller SS-Kriegsberichter-Einheiten, die jeder Division zugeordnet waren)

- SS-Wehrgeologenbataillon (Militärgeologen, die, je nach Bedarf, an die Einheiten angeschlossen wurden)
- SS-Röntgensturmbann (spezielles Bataillon, dem alle Röntgen-Techniker unterstanden)
Besondere Problematik
Die Soldaten der Waffen-SS „Soldaten wie andere auch“ zu nennen, ist wegen der besonderen verfassungsmäßigen Stellung dieser Truppe, wegen ihrer nationalsozialistischen Programmatik und über die bloße Landesverteidigung hinaus weisende Gewaltfunktion nicht angebracht. Zudem weisen die Biographien der in der Waffen-SS tätigen Führer diese nur allzu oft als „politische Kämpfer“ aus. Allerdings gab es auch Soldaten, die sich nicht freiwillig für den Dienst in der Truppe gemeldet hatten. Durch die hohen Verluste an der Front wurde das Prinzip der Freiwilligkeit schließlich ganz aufgegeben. Das SS-Führungshauptamt konnte sich gegen die Wehrmachtsführung durchsetzen und in bestimmten Gebieten Rekruten einziehen. Nachdem Heinrich Himmler infolge des Attentats vom 20. Juli 1944 Chef des Ersatzheeres geworden war, konnte jeder Wehrpflichtige zur Waffen-SS eingezogen werden; davon betroffen war insbesondere der Geburtsjahrgang 1927. Die akute Personalnot an ausgebildeten Fachleuten führte auch dazu, dass Generalstabsoffiziere oder Generäle des Heeres auf Generalstabsdienstposten in den SS-Divisionen versetzt wurden, um dort ihren Dienst zu verrichten. Vom Heerespersonalamt wurden sie weiterhin als Offiziere des Heeres geführt.
Uniformen und Embleme der Waffen-SS üben eine besondere Faszination in der rechtsextremen Szene aus. Die Bundesregierung verwies 2002 in ihrem gescheiterten Verbotsantrag gegen die NPD unter anderem auf deren Vorliebe für „Formensprache, Begriffe und Kennzeichen der NSDAP sowie ihrer Nebenorganisationen, insbesondere der Waffen-SS“.
Verbrechen der Waffen-SS
Die Waffen-SS hatte im Krieg den Ruf, rücksichtslos gegenüber Gefangenen und der Zivilbevölkerung zu sein. Insbesondere aus den Reihen von Freiwilligen- und Waffen-Divisionen wurden bei der Partisanenbekämpfung brutale Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung begangen. Dies war sicher auch durch die ideologische Ausrichtung der Führungsspitze und der verantwortlichen Truppenführer begründet.
Einige Verbrechen von Einheiten der Waffen-SS
- Im Mai 1940 eroberte das motorisierte SS-Infanterieregiment „Leibstandarte Adolf Hitler“ die Ortschaft Wormhoudt in Nordfrankreich. Mindestens 45 gefangene britische Soldaten wurden von Angehörigen der „Leibstandarte“ erschossen.
- Einen Tag nach der alliierten Landung in der Normandie, am 7. Juni 1944, erschossen Soldaten der SS-Panzerdivision „Hitler-Jugend“ etwa hundert kanadische Kriegsgefangene und fuhren mit Panzern über deren Leichen.
- Untrennbar mit der Waffen-SS verbunden ist das Massaker in Oradour-sur-Glane, wo eine Kompanie der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“ am 10. Juni 1944 642 Menschen, darunter auch 245 Frauen und 207 Kinder, erschossen oder mit ihren Häusern bei lebendigem Leibe verbrannt hat.
- Bei Malmedy kam es 1944 zu einem weiteren Kriegsverbrechen, als Soldaten der Waffen-SS etwa 70 US-Soldaten erschossen, die sich bereits ergeben hatten.
- Am 20. April 2004 begann in La Spezia, Italien, der Prozess gegen die Waffen-SS-Offiziere Gerhard Sommer, Ludwig Sonntag und Alfred Schönenberg wegen eines Massakers am 12. August 1944 in Sant'Anna di Stazzema bei Lucca in der Toskana, bei dem 560 Zivilisten ermordet wurden, darunter 142 Kinder. Im Juni 2005 wurden Sommer und neun Soldaten seiner Einheit in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt, mit dem Ziel einer Anklage in Deutschland.
- Am 8. Juli 2004 begann in La Spezia, Italien, der Prozess gegen Waffen-SS-Offizier Hermann Langer wegen eines Massakers im toskanischen Kloster Farneta bei Lucca am 2. September 1944, bei dem 60 Zivilisten ermordet wurden. Er wurde jedoch 60 Jahre nach der Tat, am 10. Dezember 2004, in Abwesenheit aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Darüber hinaus wurde auch zwischen den Feldeinheiten der SS-Divisionen und den SS-Einsatzgruppen, die hinter der Front in großem Maßstab Massaker an Juden begingen, sowie den ebenfalls zur Waffen-SS zählenden Wachmannschaften der Konzentrationslager Personal ausgetauscht. Im Kiewer Vorort Babi Jar ermordeten Einsatzgruppen der Waffen-SS- und der SS nach dem Einmarsch in Kiew am 29./30. September 1941 etwa 33.000 Menschen.
In wenigen Fällen wurden Offiziere der Waffen-SS wegen ihrer Verbrechen bereits vor 1945 verhaftet und auch verurteilt, so z.B. Waffen-Brigadeführer Bronislaw Kaminski, der zusammen mit einigen seiner Offiziere der 29. Waffen-Grenadier-Division der SS „RONA“ (russische Nr. 1) wegen der brutalen Plünderungen in Warschau 1944 verurteilt und sofort danach durch Erschießung hingerichtet wurde. Andere Quellen sprechen davon, dass Kaminski wegen zu weit gehender Forderungen gegenüber der SS-Führung hingerichtet wurde. Für diese These spricht, dass der Führer der Waffen-Grenadier-Division der SS „Dirlewanger“, Oskar Dirlewanger, für den gleichen Einsatz das Ritterkreuz erhielt. Beide Einheiten sind für ihre besonders harte und grausame Kriegsführung bekannt.
Kämpfer der Waffen-SS haben in den letzten Kriegstagen eine Vielzahl von deutschen Soldaten und Zivilisten wegen „Wehrkraftzersetzung“ oder Desertion hingerichtet.
In den Nürnberger Prozessen 1946 erklärte der Internationale Militärgerichtshof nicht nur die Allgemeine SS, sondern ausdrücklich auch die Waffen-SS als untrennbaren Teil der Gesamt-SS wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur verbrecherischen Organisation.
Waffen-SS und Einsatzgruppen
Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurden von sogenannten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD Massenmorde an Zivilisten und Kriegsgefangenen begangen. Die Einsatzgruppen A, B, C und D umfassten je zwischen 500 und 1000 Mann. Die Einsatzgruppe A setzte sich aus 990 Mann, darunter 133 Mann der Ordnungspolizei und 340 Mann der Waffen-SS, zusammen. Allein am 29. August 1941 erschossen sie in Utena und Moletai 582 Männer, 1731 Frauen und 1469 Kinder jüdischer Herkunft. Bis November 1941 hatte diese Einsatzgruppe allein 136.421 Juden – Männer, Frauen und Kinder – erschossen, wie später aufgefundene „Einsatzberichte“, die gerichtlich verwendet wurden, ausweisen.
Verluste

In der Literatur wurde schon zu Kriegszeiten der Mythos vom „Opfergang der Waffen-SS“ gepflegt.
In den ersten Kriegsjahren fehlten in den Großverbänden der Waffen-SS ausgebildete Generalstabsoffiziere, so dass oft ohne ausreichende Beurteilung der Lage und ohne Rücksicht auf Verluste angegriffen wurde. Zudem bestand nicht nur der Ehrgeiz, von der skeptischen Wehrmachtsführung als gleichwertige Kampftruppe anerkannt zu werden, sondern auch der, den eigenen Elite-Anspruch zu bestätigen.
Die Waffen-SS errang teils sensationelle militärische Erfolge und erwarb sich den Ruf, im Kampf unschlagbar zu sein. Das aber ging freilich mit teilweise hohen Verlusten einher, und im weiteren Verlauf des Krieges wurde es zudem immer schwieriger, die Verluste durch Soldaten von ebensolch hoher Qualität zu ersetzen.
Der Kriegsverlauf und die vielen neuaufgestellten Verbände minderten den Kampfwert stetig. Zwar gab es mehr gut ausgebildete Stabsoffiziere und die Führung war taktisch besser und umsichtiger als zu Kriegsbeginn. Aber die Aufgabe der Freiwilligkeit, die Lockerung der Aufnahmekriterien und schließlich das legalisierte Einziehen neuer Rekruten senkten die Kampfmoral der Mannschaften und der Unterführer nachhaltig.
Das auch heute noch geltende Prinzip der „Führung von vorn“ ließ die Verluste an Offizieren hochschnellen. Häufig wurde versucht, fehlende Erfahrung mit Tollkühnheit und Todesverachtung auszugleichen. Im Laufe des Krieges ging mit den hohen Verlusten an Führern auch eine Straffung der Offiziersausbildung einher, was sich wiederum negativ auf die Truppenführung auf Zug- und Kompanieebene auswirkte. Zudem erfolgte, auf Himmlers Betreiben, ein reger Führeraustausch zwischen Fronttruppe, SS-Ämtern, Ausbildungseinheiten und Konzentrationslagern. So kam es vor, dass gegen Kriegsende SS-Offiziere aus aufgelösten KZs in die Fronttruppe versetzt wurden (nachdem schon früher der Einsatz der KZ-Wachmannschaften wegen schlechter Kampfleistungen eingestellt worden war) und aufgrund der fehlenden Kampferfahrung als taktische Führer vollkommen versagten.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Verluste der Waffen-SS über die Dauer des Krieges hoch waren. Sei es wegen fehlender Erfahrung oder später wegen immer kürzerer Ausbildung und unzureichender Ausrüstung, verbunden mit weiterhin sehr hohen Erwartungen seitens der höheren Führung.
Eine schon vor Jahren vorgenommene Berechnung, die auf Angaben der Wehrmachtsauskunftsstelle beruhte, gelangte zu dem Ergebnis, dass die Kriegstotenzahl der Waffen-SS der des Heeres exakt entsprach – insgesamt gesehen. Dies schließt unverhältnismäßig hohe Verluste einzelner Einheiten oder Verbände nicht aus.
Overmans belegt die Vergleichbarkeit der Verlustraten von Waffen-SS-Verbänden und entsprechend gegliederten Heeresdivisionen im gleichen Zeitraum und am gleichen Ort und stellt fest, „dass die Verluste der Waffen-SS insgesamt nicht signifikant höher gewesen sind als diejenigen des Heeres“.
Übernahme von ehemaligen SS-Angehörigen in Bundeswehr und Nationale Volksarmee
Nach der Wiederbewaffnung blieb die neu gegründete Bundeswehr ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS, allerdings nur oberhalb des Dienstranges des Hauptsturmführers (entspricht dem Rang eines Hauptmannes), verschlossen. 1961 waren durch den Personalgutachterausschuss 159 ehemalige Waffen-SS-Offiziere, 330 Unteroffiziere und 210 Mannschaften nach Prüfung in das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten oder eines Soldaten auf Zeit berufen worden.
Auch die Kasernierte Volkspolizei (KVP), aus der später die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR hervorging, nahm einzelne Wehrmachts- und SS-Angehörige auf, jedoch wesentlich weniger Personen und in weniger einflussreichen Positionen als in Bundeswehr und westdeutschen Behörden.
Traditionsverbände der Waffen-SS nach 1945
Die Veteranen der Waffen-SS schlossen sich zu einem Traditionsverband, der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS (HIAG), zusammen, der bis in die 1970er Jahre erheblichen Einfluss im Netzwerk der Soldaten- und Traditionsverbände hatte, aber auch intensive Kontakte zu den Parteien der Bundesrepublik Deutschland pflegte. Erst in den 1980er Jahren erfolgte eine Distanzierung: CDU-Bundestagsabgeordnete beendeten ihre Mitarbeit, die SPD beschloss die Unvereinbarkeit. Der Bundesverband der HIAG, der wegen seiner Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen vom Verfassungsschutz beobachtet wurde, löste sich Ende 1992 auf. Bis heute bestehen Verbände aber weiterhin auf Landesebene. Auch die Zeitung des HIAG „Der Freiwillige“, die im rechtsextremen Munin-Verlag erscheint, wird noch herausgegeben. Hauptinhalt dieser Publikation ist die Darstellung der Waffen-SS als normale kämpfende Truppe und Militärnostalgie; daneben finden sich auch geschichtsrevisionistische Artikel, die nicht allein die Geschichte der Waffen-SS betreffen. Neben der HIAG gilt in Österreich die „Kameradschaft IV“ als Interessen- und Traditionsverband der Waffen-SS. Diese Organisation richtet alljährlich das „Ulrichsbergtreffen“ in Kärnten aus.
Quelle
- ↑ Bundesarchiv: Slg. Schum./v. 432, Bd. 2
- ↑ Verfügung des OKW vom 8. März 1940 betr. „Wehrdienstverhältnis und Wehrüberwachung der Angehörigen der Waffen-SS während des Krieges“ – NA: T-175/36/5973 ff.
- ↑ Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933–1945, 4. Auflage, Paderborn 1990.
Literatur
- H. Auerbach: Waffen-SS. In: W. Benz (Hrsg): Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte. München 1992.
- Boog/Förster/Hoffmann/Klink/Müller/Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1991. ISBN 3-59611-008-4.
- H.Boog/W.Rahn/R.Stumpf/B.Wegner: Die Welt im Krieg 1941–1943. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1992. ISBN 3-596-11699-6.
- H. Buchheim: Anatomie des SS-Staates. Düsseldorf 1967.
- H. Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS. Orbi Verlag. ISBN 3-57201-342-9.
- Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. 1946 (viele Neuauflagen).
- Militärgeschichtliche Zeitschrift. Hg.: Militärgeschichtliches Forschungsamt 61 (2002). Heft 2. ISSN 0026-3826.
- Militärgeschichtliche Mitteilungen. Hg.: Militärgeschichtliches Forschungsamt. Heft 2, 1980.
- Rüdiger Overmans: Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg. München 1999. ISBN 3-48656-332-7.
- George H.Stein.: Geschichte der Waffen-SS. Athenäum Droste 1978. ISBN 3-7610-7215-5.
- Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933–1945. 6. Aufl, Schöningh. Paderborn 1999. ISBN 3-50677-502-2.
- Peter Klein: Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion 1941/42: die Tätigkeits- und Lageberichte des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD. Ed. Hentrich, Berlin 1997.
- Robert M. W. Kempner: SS im Kreuzverhör: die Elite, die Europa in Scherben schlug. Greno, Nördlingen 1987.
- Bundesverband der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS e.V.: Wenn alle Brüder schweigen. Munin-Verlag, Osnabrück und Coburg 1971/2003. ISBN 3-921242-15-0.
- Thomas Casagrande: Die Volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“ – Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen. Campus Verlag, Frankfurt/Main 2003. ISBN 3-593-37234-7.
- Martin Cüppers: Wegbereiter der Shoah. Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer-SS und die Judenvernichtung 1939–1945. In: Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Univ. Darmstadt, Bd. 4, Stuttgart 2004.
Siehe auch
Weblinks
- Die Waffen-SS (ZDF)
- DHM/lemo
- Bestände und Online-Findmittel zur Waffen-SS im Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, Freiburg
- www.balsi.de Generale der SS
- Leon de Winter: Der Führer schützt die Mörder noch. Leon de Winter über einen Skandal, der die deutsch-niederländischen Beziehungen belastet. In: Die Welt vom 25. August 2003.
- Sven Felix Kellerhoff: Hitlers mörderische Elite. Verbrecherische Organisation, internationale Kampftruppe oder Endstation der Fanatiker: Was eigentlich war die Waffen-SS? Debatte. In: Die Welt vom 15. August 2006.