Sturmabteilung
Die Sturmabteilung (kurz SA) war die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP während der Weimarer Republik und spielte als Schlägertruppe eine entscheidende Rolle beim Aufstieg der Nationalsozialisten. Nach der Machtergreifung kurzzeitig auch als Hilfspolizei eingesetzt, verlor die SA im Sommer 1934 nach der Beseitigung und Ermordung ihrer Führungsspitze zur Abwehr eines angeblichen „Röhm-Putsches“ in der Zeit des Nationalsozialismus weitgehend an Bedeutung.

Die Rolle der SA bei Hitlers Machtergreifung
Dank Ernst Röhms Kontakten zum bayrischen Militär stellten Angehörige der Minenwerfer-Kompanie 19 den ersten „Saalschutz“ der Partei. Unter ihrem Kommandanten, Hauptmann Streck, knüppelten sie jeden erbarmungslos nieder, der es wagte, eine Parteiveranstaltung zu stören.
Aus dieser Kompanie bezog Röhm die ersten Mitglieder des parteieigenen Ordnungsdienstes, ihm fehlten aber erfahrene Kommandanten. Diese fand er in der ehemaligen II. Marine-Brigade Ehrhardt [1]. Am 3. August 1921 wurde Hermann Ehrhardt von Röhm als erster Führer des NSDAP-Versammlungsschutzes eingesetzt, Ehrhardt delegierte diese Aufgabe jedoch am 8. August an den Leutnant Hans Ulrich Klintzsch.
Am 4. November 1921 bekam der NSDAP-Versammlungsschutz offiziell den Namen „Sturmabteilung“ verliehen. Die SA sollte nun die offiziellen Versammlungen der NSDAP schützen und überwachen; sie entwickelte sich aber auch zu einem Kampfverband zur Einschüchterung der politischen Gegner. Sie wurde militärisch durch die Bayerische Armee (insbesondere durch das Pionierbataillon 7 und das Infanterie-Regiment 19) ausgebildet, sah sich selbst als sogenannten „Wehrverband“ und wurde auch von der bayrischen Regierung in eventuelle Mobilmachungspläne voll eingebunden.
Die Münchner SA umfasste bereits 1923 rund 1.150 Mann und verfügte über Artilleriehundertschaften und Kavalleriezüge. Ihre Kommandanten legten sich ebenfalls militärische Bezeichnungen wie Gewehr- oder Geschützführer zu [2].
Am 9. November 1923 beteiligten sich auch die rund 2.000 Mitglieder [3] der SA unter ihrem militärischen Führer Hermann Göring am Hitler-Ludendorff-Putsch. Bei diesem Putschversuch wurden 16 NSDAP-Mitglieder (darunter fünf Stoßtrupp-Männer) von der Münchner Polizei und dem Militär erschossen; die Partei hatte damit ihre ersten „Märtyrer“. Die SA wurde nach dem 9. November 1923 – wie die NSDAP – verboten.
Nach der Neugründung der Partei im Februar 1925 wurde die SA unter Franz Pfeffer von Salomon wieder aufgestellt und Ernst Röhm fragte am 30. April bei Hitler an, ob die SA sich wieder als „Wehrverband“ der Partei sehen dürfte. Aber zur Enttäuschung aller SA-Mitglieder wurde diese Frage vier Wochen später durch ein formloses Schreiben Hitlers abgelehnt, in dem er Röhm mitteilen ließ: Eine neue Wehrbewegung gedenkt Herr Hitler nicht aufzuziehen, wenn er es seinerzeit tat, so nur auf Veranlassung der Herren, die ihn nachher im Stich ließen. Heute braucht er lediglich einen Saalschutz, wie vor dem Jahre 1923 [4].
Die SA sollte nach Hitlers Willen nunmehr ihre Hauptaufgaben in Aufmärschen und „zivilen“ gewalttätigen Übergriffen gegen politische Gegner sehen. Dazu gehörten in erster Linie Kommunisten und Sozialdemokraten, aber auch Juden, außerdem Straßen- und Saalschlachten mit dem kommunistischen Roten Frontkämpferbund und dem auf Initiative der Sozialdemokraten gegründeten republikanischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold sowie christlichen Gruppierungen wie der Kolping-Jugend.
In der folgenden Zeit wurde die SA von Pfeffer von Salomon und Ernst Röhm (nach seiner Rückkehr 1930) zu einer schlagkräftigen und straff gegliederten Organisation geformt. Das Anwachsen der SA wurde durch Wirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP begünstigt. 1930 hatte die SA zeitweise 60.000 bis 80.000 Mitglieder und 1932 bereits etwa 220.000 eingetragene Mitglieder.
Ein wegen der Terrorwelle im April 1932 vom Reichskanzler Heinrich Brüning ausgesprochenes Verbot der SA wurde bereits im Juni von Brünings Nachfolger Franz von Papen wieder aufgehoben. Im Vorfeld der Reichstagswahl Juli 1932 gab es bürgerkriegsähnliche Zustände mit insgesamt etwa 300 Toten und über 1100 Verletzten, an deren Zustandekommen die SA maßgeblich beteiligt war.
Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 feierte die inzwischen auf über 400.000 Mitglieder angewachsene SA mit einem nächtlichen Fackelzug vom Großen Stern in Berlin kommend durch das Brandenburger Tor zur Reichskanzlei in der Wilhelmstraße.
Viele SA-Männer erwarteten die sofortige Machtübernahme im Stile eines gewaltsamen Putsches. Bereits im Frühjahr 1932 waren detaillierte Pläne für einen Staatsstreich der SA an die Öffentlichkeit gelangt.
Doch die Führung der Nationalsozialisten scheute die Option eines gewaltsamen Putsches der SA, der zu diesem Zeitpunkt einen Bürgerkrieg gegen den Roten Frontkämpferbund und das Reichsbanner mit unklarem Ausgang bedeutet hätte. Ob die Reichswehr und vor allem die preußische Polizei, die während der Weimarer Republik unter starkem sozialdemokratischen Einfluss gestanden hatte, sich geschlossen den Anweisungen der neuen Regierung fügen würden, war ebenfalls nicht sicher.
Von einem Stillhalten der SA konnte jedoch keine Rede sein. Unmittelbar nach dem 30. Januar fielen dem Terror der SA – allein in Berlin – mehrere Menschen zum Opfer und viele wurden verletzt. SA-Trupps organisierten auf eigene Faust Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.
Am 22. Februar 1933 wurde durch den kommissarischen preußischen Innenminister Hermann Göring die preußische Hilfspolizei gegründet. Sie rekrutierte sich vornehmlich aus den Reihen der SA, die damit in den staatlichen Machtapparat eingebunden wurde. Die SA konnte nun mit staatlicher Autorität und umfassenden Zuständigkeiten operieren, was einerseits ihr Handlungsbedürfnis befriedigte, es andererseits zugleich auch kanalisierte. Zusätzlich wirkte die massive Präsenz der SA einschüchternd auf die regulären Polizeikräfte, sich den neuen Machthabern anzupassen. Es wird geschätzt, dass allein in Berlin etwa 3000 bis 5000 SA-Männer zu Hilfspolizisten ernannt wurden.
In diesem Zusammenhang trat die SA-Feldpolizei in Erscheinung. Während diese berüchtigte Sondereinheit der SA-Führung anfangs zur Verfolgung und Inhaftierung von Regimegegnern eingesetzt wurde, erhielt sie später zunehmend innerorganisatorische Ordnungsaufgaben, die sie unter ihrer neuen Bezeichnung SA-Feldjägerkorps bis 1935 ausübte. Die preußische Hilfspolizei wurde bereits Anfang August 1933 wieder aufgelöst.
Als erster Höhepunkt der sogenannten „Nationalen Revolution“ ereignete sich eine Woche vor den Reichstagswahlen der Reichstagsbrand am 27. Februar 1933. Am gleichen Abend wurden in einer gezielten Aktion reichsweit Tausende führende Oppositionelle verhaftet.
Trotz dieser und anderer Repressalien konnte die NSDAP lediglich 43,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen (zum Vergleich die beiden Wahlen von 1932: 37,4% im Juli und 33,1% im November).
Hitlers Doppelspiel
Für Hitler war die SA gerade wegen des Terrors, den sie ausübte, in der ersten Phase der Machtübernahme extrem nützlich. Einerseits konnte er mit ihrer Hilfe seine Gegner einschüchtern und terrorisieren, andererseits konnte er sich bei den Konservativen als die einzige Person darstellen, die in der Lage war, die SA zu bändigen. Je nach Umständen drohte er implizit damit, der SA wirklich freie Hand zu lassen, oder versprach, mäßigend auf sie einzuwirken. Mit dieser Taktik brachte er die Konservativen dazu, dem Terror zuzustimmen und ihn auch noch dafür zu belohnen, dass er den Terror auf einem 'erträglichen Niveau' hielt.
„Röhm-Putsch“ 1934
Hauptartikel: Röhm-Putsch
Nachdem Adolf Hitler im Laufe des Jahres 1933 seine Macht immer weiter gesichert hatte (auch dank der SA), entzog er ihr im Sommer 1934 die Gunst. Am 30. Juni 1934 besuchte Hitler Röhm an dessen Urlaubsort Bad Wiessee. Er beschuldigte ihn, Putschpläne zu hegen und machte ihm seine Homosexualität zum Vorwurf. In der Parteiführung (und im Volk, s. Fritz Gerlich, Der gerade Weg) war es ein offenes Geheimnis, dass Röhm und Teile seiner Umgebung homosexuelle Neigungen hatten. Röhm und seine engsten Gefolgsleute (wie auch andere unbequem gewordene Personen) wurden verhaftet und später ermordet. Es gibt bis heute keine Hinweise darauf, dass ein Putsch durch Röhm ernsthaft geplant war oder unmittelbar bevorstand. Ermordet wurden außer Röhm unter anderem SA-Obergruppenführer Heines, der vorherige Reichskanzler Kurt von Schleichr mit seiner Frau, Gustav von Kahr und Gregor Straßer.
Die Liquidierung hatte für Hitler mehrere Vorteile:
- Mit der Ruhigstellung der Sturmabteilung präsentierte er sich dem Ausland und dem deutschen Bürgertum als rechtschaffener Staatsmann.
- Mit der Beseitigung der paramilitärischen Konkurrenz verschaffte er sich das Vertrauen der Reichswehrgeneräle (Röhm hatte Pläne zur Verschmelzung von SA und Reichswehr zu einer Volksmiliz unter seiner Führung).
- Mit der Entmachtung der „sozialistisch“ angehauchten SA stieg Hitler in der Gunst der deutschen Groß- und Schwerindustrie weiter auf.
- Durch die Enthauptung der zwischenzeitlich auf 400.000 Mitglieder angewachsenen SA wurde eine potentiell gefährliche innerparteiliche Macht neutralisiert.
Die Kaltstellung der SA ermöglichte es dem Führer der SS, Heinrich Himmler, die ursprünglich als Leibwache Hitlers konzipierte SS von der Mutterorganisation SA zu emanzipieren und auch formal als eigenständige Organisation im Nationalsozialismus zu etablieren. In den folgenden Jahren konnte Himmler der SS, ihren Untergliederungen (z.B. SD, Waffen-SS) und damit auch sich selber eine im NS-Staat fast beispiellose Machtfülle erarbeiten. [5]
Nach 1934
Nach der Ausschaltung Röhms und seiner Gefolgsleute – nach fundierten Schätzungen gab es etwa 130 Tote – wurde die SA nahezu bedeutungslos und diente allenfalls als Kaderreservoir für Partei und andere Organisationen.
Als Viktor Lutze zum neuen Stabschef ernannt wurde, schuf er innerhalb der SA eine SS-ähnliche Elite-Standarte. Diese trug den Namen SA-Standarte „Feldherrnhalle“. Sie war eine stehende und bewaffnete Einheit und galt als SA-Gegenstück zu den Verbänden der SS-Verfügungstruppe.
Zum landesweiten Einsatz kam die SA nochmals im November 1938 bei den Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, die als „Reichskristallnacht“ in die Geschichte eingegangen sind. Auch wurde sie kurz vor Kriegsende als Reservoir für Kämpfer des Volkssturms genutzt, wobei SA-Angehörige häufig durch Gewalttaten an Kriegsgefangenen oder Kapitulationswilligen auffielen.
Aufbau
Bis 1926 wurde der Kommandant der SA als „Oberster SA-Führer“ (OSAF) bezeichnet. Bis dahin galt die SA als eine von der NSDAP unabhängige nationalsozialistische Kampforganisation. Ab Herbst 1930 übernahm Adolf Hitler die Führung der SA, wurde also selbst Oberster SA-Führer. Für den bisherigen Amtsinhaber wurde der neue Titel SA-Reichsführer eingeführt; dieser stand von da an unter der Kontrolle der Partei. Mit der Schaffung des SA-Reichsführers wurde das Gegenstück des obersten SS-Kommandanten gebildet, der nun ebenfalls den Rang eines Reichsführers trug, aber formal weiterhin dem SA-Reichsführer unterstellt war.
Mit der Rückkehr Ernst Röhms in die SA wurde der Rang des Chef des SA-Stabes oder kurz SA-Stabschef eingeführt. Ernst Röhm war der bekannteste Inhaber diesen Ranges. Nach seinem Amtsantritt ging er auf Gegenkurs zu Hitler. Röhm wollte die SA-Kampforganisation erneut der Kontrolle der Partei entziehen. Nach der Machtergreifung (1933) forderte er die „2. Revolution“ und die Schaffung eines „NS-Volksheeres“, das die Reichswehr ablösen sollte. Deren Einheiten sollten sich der SA anschließen, in ihr aufgehen und so das „NS-Volksheer“ bilden.
Verständlicherweise stieß dies nicht auf die Gegenliebe der Reichswehrführung und Adolf Hitlers (der damals die Unterstützung der Reichswehr für seine zukünftigen Kriegspläne brauchte). Durch bewusst verfälschte und verbreitete Zitate Röhms wurde der Allgemeinheit der Eindruck vermittelt, Röhm wolle zu einem Aufstand anstiften. Bei 3,5 Millionen SA-Angehörigen hätte die Ordnungsmacht (Polizei oder/und Reichswehr) nicht viel dagegen unternehmen können. Röhm betonte mehrmals intern in Parteikreisen: „Bedenkt, fast vier Millionen Rabauken stehen hinter mir!“. (Sogar im Spaß war das bedrohlich.)
Verbreitet wurden diese „Revolutionsgerüchte“ vor allem durch das einstige SA-Oberhaupt Hermann Göring und den Reichsführer-SS Heinrich Himmler, der damals noch die Dienstgradabzeichen eines SS-Obergruppenführers trug. Himmler versicherte Röhm schriftlich mehrmals, dass er und die SS ihm, Röhm, bedingungslos beistehen und folgen würden. Aber dass dies nur Lippenbekenntnisse waren, bewies die brutale Ausschaltung der gesamten SA-Führung durch die SS:
Am 30. Juni/1. Juli 1934 wurde die SA-Führung durch Angehörige des – allgemein durch seine Brutalität gefürchteten – SS-Totenkopfwachsturmbannes „Oberbayern“ verhaftet und sofort durch ein Exekutionskommando der Leibstandarte-SS Adolf Hitler erschossen. Dieses aus den Angehörigen der ersten zwei Schützenkompanien der Leibstandarte gebildete Exekutionskommando stand unter dem Befehl Josef „Sepp“ Dietrichs.
Röhm selbst wurde am 1. Juli durch den Dachauer Kommandeur des Wachsturmbanns „Oberbayern“, Theodor Eicke und seinen Stellvertreter Michel Lippert in Röhms Zelle erschossen.
Röhms Nachfolger als Stabschef wurde Viktor Lutze und dieser wurde im August 1934 als „Reichsleiter SA“ Adolf Hitler persönlich unterstellt. Er erhielt nun eigene Dienstgradabzeichen. Nach dem Unfalltod Lutzes im Jahre 1943 wurde Wilhelm Schepmann Stabschef.
Gliederung (nach dem Stand von 1934)
Die SA gliederte sich in 21 Gruppen. Diese Anzahl ist im Verlaufe der folgenden Jahre im Zusammenhang mit administrativen Notwendigkeiten und der kriegsbedingten Eroberung neuer Gebiete verändert worden. Jede Gruppe bestand aus mehreren Brigaden. Die weiteren Untergliederungen (Einheiten und Untereinheiten) waren Standarte, Sturmbann, Sturm, Trupp und Schar. SA-Mann im weiteren Sinne war die Bezeichnung für alle Angehörigen der SA. Der SA-Mann kann im speziellen Sinne sein: SA-Führer (vom Sturmführer einschl. aufwärts), SA-Unterführer (vom Scharführer einschl. bis Obertruppführer einschl.) und SA-Mann (Rottenführer, Sturmmann, SA-Mann). Alle noch nicht endgültig eingereihten oder überführten Angehörigen der SA trugen die Bezeichnung SA-Anwärter. In der Gliederung der SA war die niedrigste Einheit der Sturm; Trupps und Scharen sind Untereinheiten.
Außer der aktiven SA sind als weitere Formationen zu erwähnen: SA-Reserve I und SA-Reserve II. Im Jahr 1938 wurde die Organisationsstruktur der SA nach rein militärischen Gesichtspunkten reorganisiert. Bei dieser Reorganisierung fielen die SA-Reserven I und II weg.
Uniformierung
Seit 1924 trugen die Angehörigen der „NS-Kampforganisationen“ das sogenannte „Lettow-Hemd“, benannt nach dem Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika Lettow-Vorbeck. Zuvor wurden (1920–1923) die Uniformen getragen, mit denen ehemalige Soldaten in der SA ausgemustert waren. Mitglieder, die nicht ehemalige Soldaten waren, legten sich graue Windjacken als Uniformersatz zu.
Das auch später offiziell als „Braunhemd“ bezeichnete Parteihemd wurde nur durch Zufall eingeführt: Der Ende 1923 nach Österreich geflohene Freikorps- und SA-Führer Roßbach konnte einen größeren Posten brauner Hemden erwerben. Diese waren ursprünglich für die deutsche Schutztruppe in Afrika unter Lettow-Vorbeck vorgesehen gewesen. Nach seiner Rückkehr führte Roßbach diese Hemden in der SA ein [6].
Möglich ist aber auch, dass Roßbach das Aussehen des Braunhemds entscheidend beeinflusst hat. In einem in späteren Jahren geführten mündlichen Gespräch mit dem Autor Georg Franz-Willing erklärte Roßbach, dass er einen bestimmenden Einfluss auf das Aussehen des Braunhemds gehabt habe [7]. Auch wird im so genannten „Ehrenbuch der SA“ von 1934 geschildert, dass das Braunhemd ursprünglich von den „Roßbachabteilungen“ der SA getragen worden sei und erstmalig am 5. April 1925 Verwendung fand[8]. Es ist somit auch durchaus denkbar, dass Roßbach sich mit seiner ursprünglichen Aussage einer „Zufallsentdeckung“ lediglich vom NS-Regime distanzieren wollte.
Am linken Arm wurde die sogenannte „Kampfbinde“, ein rotes Band mit Hakenkreuz, getragen. Die Uniform musste von jedem SA-Mann selbst erworben werden, weswegen man auf (vor allem frühen) Bildern häufig unvollständig ausgerüstete SA-Mitglieder sieht.
Über die propagandistische Wirkung der Braunhemden in der Öffentlichkeit waren sich die SA-Leute durchaus bewusst. Als aus politischen Gründen im Jahre 1930 in Bayern und Preußen das öffentliche Tragen des Braunhemdes verboten wurde, wich die SA-Führung in einer Blitzaktion auf das Tragen von weißen Hemden aus, ohne sich ansonsten in ihren Aktivitäten weiter stören zu lassen, was die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die SA nur noch weiter verstärkte. Nach Ablauf des Verbotes kehrte man zum Tragen des Braunhemdes zurück.
1932 bekam die Firma Hugo Boss von der NSDAP-Parteileitung den Auftrag, standardisierte Uniformen für die NS-Organisationen zu entwerfen. Mit Ausnahme der SS wurden bei allen Partei-Organisationen Uniformen in diversen Brauntönen eingeführt.
Außer dem Braunhemd trugen die SA-Männer einen braunen Binder, braune Breecheshosen und Stiefel (in seltenen Fällen und vorwiegend durch höhere Führer zu festlichen Anlässen auch „normale lange Hosen“ und eine Uniformjacke in militärischem Schnitt, ebenfalls mit brauner Grundfarbe). Typisch war die SA-Mütze, eine Schaftmütze mit brauner Grundfarbe, ursprünglich weich und einfarbig braun mit Lederschirm und Sturmriemen. Ab August 1929 erhielt die SA-Mütze einen steifen Korpus, aus dessen oberem farbigen Besatz die territoriale Zugehörigkeit des SA-Mannes (Gau- und Gebietsgliederung) erkennbar war. Silberne Litzen in verschiedener Breite deuteten darüberhinaus auf die Dienststellung des Trägers hin.
Die Rangabzeichen wurden auf dem linken, vom Standartenführer aufwärts auf beiden Kragenspiegeln getragen, deren Grundfarbe mit dem farbigen Randbesatz der SA-Mütze übereinstimmte. Die Nummern auf dem rechten Spiegel bezeichnen den SA-Sturm und die Standarte, z.B.: 1/5 bedeutet Sturm 1 der Standarte 5. Die Mitglieder vom Stab führten nur die Nummer der Standarte, z.B. 5 oder des Sturmbanns, z.B. III/5. Auf der rechten Schulter wurden Achselstücke getragen in Zweifarbenschnur, Silber und Gold.
Zur Uniformierung gehörten weiterhin ein braunes Lederkoppel, an dem auf der linken Hüfte der SA-Dolch getragen wurde, mit Koppelschloss und ein Schulterriemen.
Fahnenkult

Von Anfang an spielte die Verwendung von Fahnen, vorwiegend mit dem Symbol des Hakenkreuzes, in der SA als Truppenfahne, aber auch in bloßer Anhäufung als Dekoration gegenüber der Öffentlichkeit eine bedeutsame Rolle.
Neben so genannten „Sturmfahnen“, die den jeweiligen „Sturmabteilungen“ übergeben wurden, führte jede SA-Standarte als Einheit eine – von Adolf Hitler im Jahr 1922 entworfene – „SA-Standarte“ als Truppenfahne, die sich in ihrer Gestaltung an alte römische Vorbilder und Vorbilder aus napoleonischer Zeit anlehnte und die Gegenstand eines ausgedehnten Fahnenkultes war. Die Standarten besaßen gegebenüber den „Sturmfahnen“ den Vorteil, dass ihr Abbild unabhängig von den Witterungsbedingungen immer sichtbar war. Die Aufschrift „DEUTSCHLAND ERWACHE“ entstammte dem Lied „Sturm, Sturm, Sturm“ von Dietrich Eckart. Die ersten vier Standarten wurden vom Münchener Goldschmied Gar angefertigt und im Januar 1923 auf dem Parteitag in Nürnberg feierlich übergeben. Die umfassende Einführung der SA-Standarten begann 1926 in Weimar, als Adolf Hitler „mit Treueversprechen“ und einem mystischen, ans religiöse grenzenden Zeremoniell die SA-Standarten übergab.
Auf dem Parteitag 1927 in Nürnberg wurden weitere 12 SA-Standarten vor ihrer Übergabe an die Trägereinheiten „feierlich geweiht“. Zu diesem Zweck verwendete man das Hakenkreuzfahnentuch, das beim Hitlerputsch am 9. November 1923 in München beim Marsch auf die Feldherrnhalle als Fahne vorausgetragen worden war. Die Fahne wurde zur „Blutfahne“ erklärt, um daran zu erinnern, dass sie bei dieser Gelegenheit, wo die nationalsozialistische Bewegung ihre ersten so genannten „Märtyrer“ bekam, dabeigewesen war. Ob das Fahnentuch bei dieser Gelegenheit tatsächlich mit dem Blut von verwundeten oder erschossenen Demonstranten „getränkt“ worden ist, wird widersprüchlich diskutiert. Mit einem Zipfel dieser „Blutfahne“ berührte Hitler im Verlauf der Fahnenweihe in dunkler Blut-und-Boden-Symbolik das Fahnentuch jeder neuen Standarte, um durch diese Berührung „die Kräfte der Märtyrer der Bewegung“ auf die Fahne und dadurch auch auf die von ihr geführte SA-Einheit zu übertragen.
Altgediente SA-Männer
waren solche Angehörige der SA, die in der Zeit vom 1. Januar 1925 bis einschl. 30. Januar 1933 in die SA eingetreten waren. Sie trugen am Ärmelaufschlag beider Unterärmel grausilberne Ärmelstreifen, deren Zahl und Breite je nach dem Eintrittsjahr verschieden war.
Absolventen der SA-Reichsführerschule bekamen seit den 1930er Jahren die Tyr-Rune verliehen.
Noch heute werden Neonazis mit der Farbe braun assoziiert.
Dienstränge
Die SA war ganz ähnlich wie die anderen „NS-Kampforganisationen“ (SS, NSKK und NSFK) gegliedert. Auch die Abzeichen und Ränge glichen sich stark, da die SS, das NSKK und NSFK ursprünglich (bis Sommer 1934) Unterorganisationen der SA gewesen waren.
Die Dienstränge waren:
- SA-Anwärter
- 1 SA-Mann
- 2 SA-Sturmmann
- 3 SA-Obersturmmann (nicht im Bild rechts)
- 4 SA-Rottenführer
- 5 SA-Scharführer
- 6 SA-Oberscharführer
- 7 SA-Truppführer
- 8 SA-Obertruppführer
- 9 SA-Haupttruppführer (nicht im Bild rechts)
- 10 SA-Sturmführer
- 11 SA-Obersturmführer
- 12/13 SA-Sturmhauptführer (bis Oktober 1934)/SA-Hauptsturmführer (ab Oktober 1934)
- 14 SA-Sturmbannführer
- 15 SA-Obersturmbannführer
- 16 SA-Standartenführer
- 17 SA-Oberführer
- 18 SA-Brigadeführer
- 19 SA-Gruppenführer
- 20 SA-Obergruppenführer
- 21 SA-Chef des Stabes
SA-Sportabzeichen
Das SA-Sportabzeichen wurde in nicht offen ausgesprochener Konkurrenz zum Deutschen Reichs-Sport-Abzeichen geschaffen, um auch in den Reihen der „unpolitischen“ Sportler eine engere Anknüpfung an das nationalsozialistische Gedankengut zu schaffen. Es sollte darüberhinaus den Wehrgedanken in der Sportausübung stärker in den Vordergrund bringen und nicht zum Schluss die Mitglieder der SA für die aktive Sportarbeit stärker motivieren.
Die Mitgliedschaft in der SA war für den Erwerb des SA-Sportabzeichens nicht Voraussetzung, allerdings musste der Erwerber „rassisch und weltanschaulich den SA-mäßigen Bedingungen entsprechen“. Die Aushändigung des Abzeichens erfolgte nach Erreichung des 18. Lebensjahres. Über 35-Jährige konnten das Abzeichen nach dem 1. Oktober 1935 nicht mehr erwerben.
Das Abzeichen wurde in Bronze, Silber und Gold verliehen. Diese drei Grade waren nicht abhängig vom Alter des Erwerbenden, „wie es beim Deutschen Reichs-Sport-Abzeichen der Fall ist“, sondern allein durch die Leistung bedingt, die unabhängig vom Alter des Erwerbenden festgelegt wurde. Das SA-Sportabzeichen in Bronze war eine tatsächliche Sportauszeichnung. Der Typ 1 in Silber oder Gold war jedoch ein Dienststellungsabzeichen (Geländesportleiter erhielten z.B. automatisch die Silberstufe). Das SA-Sportabzeichen Typ 2 war an die Ableistung regelmäßiger Wiederholungsübungen gebunden, mit denen auch die höheren Stufen (Silber oder Gold) errungen werden konnten. In der Praxis war aber das Erlangen der Silber- oder Goldstufe für „normale Sportler“ sehr schwierig.
Die Abzeichen besaßen in zeitlicher Abfolge auf der Rückseite den aufgeprägten Vermerk: „Eigentum d. Chefs d. Ausbildungswesens“ und später: „Eigentum D.S.A. Sportabz. Hauptstelle“ und eine Matrikelnummer. Die letzten Ausführungen hatten eine glatte Rückseite ohne diese Vermerke.
Das Abzeichen wurde stiftungsgemäß „SA-Sportabzeichen“ benannt. Im Jahr 1938 wurde das SA-Sportabzeichen von Hitler zum „SA-Wehrabzeichen“ erhoben, was seine politische Hauptaufgabe noch deutlicher zum Ausdruck brachte. Es war nun ein Leistungsabzeichen und kein Sportabzeichen mehr. Es herrschte sogar ein Trageverbot für Abzeichen des alten Typs.
Voraussetzungen
Voraussetzungen für den Erwerb des SA-Sportabzeichens waren:
- Der Erwerber musste „wehrwürdig“ sein, d.h. er musste rassisch und weltanschaulich SA-mäßigen Bedingungen entsprechen. Diese Voraussetzuung galt vor allem für solche Personen, die nicht innerhalb der SA standen.
- Der Erwerber musste „tauglich“ sein, d.h. im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung musste er für sport- und marschtauglich befunden worden sein.
- Der Bewerber musste „ausgebildet“ sein, d.h. er musste sein Training durch anerkannte Geländesportlehrer (Lehrscheininhaber) vorschriftsmäßig nachweisen können.
- Der Bewerber unterlag einer Prüfung. D.h. Training und Leistungsprüfungen mussten durch anerkannte Prüfer (SA-Führer mit Prüfungsberechtigung) beglaubigt sein.
Die Schulung oder das Training durften erst aufgenommen werden, wenn die ärztliche Untersuchung die Tauglichkeit des Mannes ergeben hatte. Über die Möglichkeit des Erwerbs durch weibliche Anwärter ist in den Stiftungsunterlagen nichts gesagt. Weibliche Träger des Abzeichens sind auch nicht bekannt.
Erwerb
Das SA-Sportabzeichen konnte erworben werden:
- nach unmittelbarer Ausbildung auf Schulen des Chefs des Ausbildungswesens und
- nach örtlichem Training innerhalb der SA oder außerhalb der SA in anerkannten Geländesport-Arbeitsgemeinschaften.
Die letztere Voraussetzung traf z.B. auf alle diejenigen zu, die nicht Mitglied der SA, aber „Mitglied des Reichsbundes für Leibesübungen“ waren. Damit erlangten Organe der SA eine Kontrolle über diesen Personenkreis.
Eine Geländesport-Arbeitsgemeinschaft durfte aus höchstens 30 Bewerbern bestehen und sie wurde von einem Lehrscheininhaber als verantwortlichem Geländesportlehrer geleitet. Der Bewerber für das SA-Sportabzeichen musste mindestens 120 Übungsstunden nachweisen, die er in der Geländesport-Arbeitsgemeinschaft zu absolvieren hatte.
Die Leistungsprüfung umfasste drei Gruppen:
- Leibesübungen (100-m-Lauf, Weitsprung, Keulenweitwurf, Kugelstoßen und 300-m-Lauf)
- Grundübungen (Kleinkaliberschießen, 25-km-Gepäckmarsch, Keulenzielwurf)
- Geländesport.
Nachweis der Leistungen
Bei Beginn der Ausbildungszeit wurde für den Bewerber ein Leistungsbuch angelegt, für dessen ordnungsgemäße Führung der zuständige SA-Führer mit Prüfungsberechtigung verantwortlich war. Die Abnahme der Leistungsprüfung erfolgte
- auf den Schulen des Chefs des Ausbildungswesens durch das Lehrpersonal
- in örtlicher Ausbildung durch anerkannte Ausbilder (Lehrscheininhaber). Im örtlichen Training konnte die Leistungsprüfung in Gruppe 1 (Leibesübungen) und in Gruppe 2 (Grundübungen) im Laufe der Vorbereitungszeit als Teilprüfung abgelegt werden. Den Abschluss der Prüfung bildete die Gruppe 3. Sie konnte nur bei bestandenen Leistungen in Gruppe 1 und Gruppe 2 erfolgen.
Die Gesamtprüfung sollte innerhalb dreier Monate abgelegt sein. Wenn die geforderten Leistungen nicht voll erfüllt wurden, konnten unter bestimmten Forderungen Ergänzungsprüfungen abgelegt werden.
Verleihung des SA-Sportabzeichens
Nach bestandener Leistungsprüfung wurde der Schulungs- und Trainingsabschluss durch die Erteilung des Grundausbildungsscheines (G-Schein) im Leistungsbuch des Bewerbers bestätigt. Teilnehmer an Lehrgängen, die der Chef des Ausbildungswesens durchführte, erhielten bei Eignung zum Geländesportlehrer den Lehrschein (L-Schein). An SA-Führer mit Lehrberechtigung gab der Chef des Ausbildungswesens auf Antrag den Prüfschein aus.
Der Antrag auf Verleihung eines SA-Sportabzeichens wurde grundsätzlich nicht vom Bewerber selbst, sondern stets von dem für die Prüfungsabnahme und ihre Beurkundung verantworlichen SA-Führer mit Prüfungsberechtigung gestellt. Dem Antrag wurde eine „Meldekarte“ beigefügt, welche eine Würdigkeitserklärung, einen Vordruck für das Besitzzeugnis und einen Auszug aus dem Leistungsbuch enthielt. Die Verleihung des SA-Sportabzeichens erfolgte dann im Namen des Stabschefs durch den Chef des Ausbildungswesens. Somit wurde das Leistungsbuch zum endgültigen Ausweis über Ausbildung und Abzeichenerwerb.
Aberkennung der Verleihung
Das SA-Sportabzeichen wurde unter Vorbehalt des Widerrufs verliehen. Es konnte zurückgefordert werden, wenn von dem Träger die SA-mäßigen Vorbedingungen, die für die Verleihung des Abzeichens Voraussetzung sind, nicht mehr erfüllt wurden.
Presseorgan
Seit März 1928 erschien im Völkischen Beobachter eine monatliche Beilage unter dem Titel „Der SA-Mann“, die ab dem 5. Januar 1932 durch die Oberste SA-Führung als selbständiges Wochenblatt herausgegeben wurde. Chefredakteur der Zeitung, die sich in erster Linie mit militärischen Themen sowie internen Angelegenheiten von SA und NSDAP beschäftigte, war Joseph Berchtold.
Siehe auch
- Reichsführerschule der NSDAP
- Horst-Wessel-Lied, das Kampflied der SA
Literatur
- Bruce Campbell: The SA Generals and the Rise of Nazism, Lexington: Univ. Press of Kentucky 1998, ISBN 0-8131-2047-0
- Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA, München: C.H. Beck 1989, ISBN 3-406-33624-8
Weblinks
- Die Sturmabteilung (SA) (LeMO)
- SA – Die Sturmabteilung im Dritten Reich (Arbeitskreis Shoa.de)
- Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen »Machtergreifung« in Berlin und Brandenburg 1926–1934, Diss. Technische Universität Berlin, 2005. Elektronische Ressource 3,8 MB
- SA-Feldpolizei Gedenkstätte SA-Gefängnis Papestraße
Quelle
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 22
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf- Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 23
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S.26
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 27
- ↑ s.a.: Eugen Kogon: Der SS-Staat
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 27
- ↑ Georg Franz-Willing: Ursprung der Hitler-Bewegung 1919–1922, Preußisch-Oldendorf 1974 S. 127
- ↑ Karl W. H. Koch: Das Ehrenbuch der SA, Düsseldorf 1934 S. 48