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Tonnenabschlagen

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Tonnenabschlagen ist ein traditionelles Volksfest, das im Sommer hauptsächlich auf dem Fischland und dem Darß, aber auch in anderen Orten im Norden von Mecklenburg-Vorpommern gefeiert wird.

Es handelt sich dabei im wesentlichen um einen Wettkampf zu Pferde, bei dem die Teilnehmer auf ein an einem Gerüst in etwa 3,20 m Höhe aufgehängtes Heringsfass einschlagen, bis es zerbricht. Sie reiten nacheinander im Galopp unter dem mit Eichenlaub geschmückten Fass durch und schlagen mit einem schweren Holzknüppel dagegen.

Regeln

Derjenige, der als erster mit seinem Schlag den Boden aus dem Fass entfernt, wird zum Bodenkönig. Wer zum Stäbenkönig gekürt werden möchte, muss das letzte Stück des "Bauches" - also der Stäben - abschlagen. Wer schließlich den letzten Teil des Fasses vom Haken herunterschlägt, wird zum Tonnenkönig. In einigen Orten gibt es noch die Möglichkeit, mit dem inoffiziellen Titel des Sandkönigs geschmückt zu werden. Dies ist leider ein weniger ehrenhafter Titel, bedeutet es doch, dass man als erster noch in der Bahn vom Pferd eben in den Sand gefallen ist. Und natürlich dabei unverletzt blieb.

Mancherorts wird Tonnenabschlagen heute auch auf dem Fahrrad ausgeübt, und für Kinder gibt es vielfach während der Hauptveranstaltung eine gerne angenommene Variante zu Fuß, wobei die Kleinen kein echtes Fass abschlagen müssen, sondern nur ein kleineres, selbst gebasteltes Exemplar.

Der Wettkampf wird umrahmt von vielerlei volkstümlichen Aktivitäten, von Würstchen- und Bierbuden, über Karussells, bis hin zu Volksmusik- und Volkstanzdarbietungen. Dadurch hat sich das Tonnenabschlagen auch zu einem beliebten touristischen Ereignis entwickelt.

Geschichte

Das Tonnenabschlagen blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück, wobei aber nichts Genaues bekannt ist.

Eine der möglichen Erklärungen ist, dass es während der Besetzung Mecklenburg-Vorpommerns durch die Schweden (1648-1815) eingeführt wurde. Demnach wäre es ein Symbol für das Ende der Herrschaft der Schweden, an die die Fischer bis dahin den Zehnten vom Fischfang abgeben mussten. Nach dem Ende der Besatzung sollen die Fischer aus Freude darüber Eichenfässer aufgehängt und mit massiven Knüppeln dagegen geschlagen haben. Und diese Tradition hält sich noch bis zum heutigen Tage.

Eine andere mögliche Erklärung ist, dass man mit diesem Fest höfische Sitten nachahmte. Von den Turnierfestspielen waren die einfachen Leute natürlich ausgeschlossen, und so ahmte man diesen Wettkampf auf den Dörfern nach. Dafür spricht, dass beim Tonnenabschlagen eine Kleiderordnung gilt. Man reitet mit weißem Hemd, schwarzer Hose und schwarzem Schlips, und die Könige tragen eine Schärpe mit Medaillen. In früheren Zeiten nahmen nur unverheiratete Männer des Dorfes an den Wettkämpfen teil.

Das Fest wurde auch zu Zeiten der DDR ausgeübt, musste aber Ende der 1960er mangels Pferden vorübergehend ausgesetzt werden. Im Ostseebad Ahrenshoop wurde es dann 1983 wieder aufgenommen.