Jean Fouquet

Jean Fouquet (* um 1420; † zwischen 1478 und 1481) war ein französischer Buch- und Tafelmaler. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler an der Schwelle von der Spätgotik zur Frührenaissance.
Über Fouquets frühen Jahre ist wenig Greifbares bekannt. Wurde früher das Atelier des sogenannten Bedford-Meisters in Paris als Ausbildungsort vermutet, so wird heute eher eine Lehrzeit bei dem wohl in Nantes ansässigen sogenannten Jouvenel-Meister in Betracht gezogen, dessen Werke früher als Jugendarbeiten Fouquets angesehen wurden. Darüber hinaus ist der Malstil Fouquets von der niederländischen Kunst beeinflußt – ein frühes Bildnis des Narren Gonella läßt deutlich die Auseinandersetzung mit dem Werk Jan van Eycks erkennen. Zwischen 1445 und 1447 bereiste Fouquet Italien und lernte in Rom Fra Angelico, Filarete und andere Renaissancekünstler des Quattrocento kennen, deren Einfluss in späteren Malereien nachweisbar ist.
1448 ist der Kauf eines Hauses in Tours belegt, zu diesem Zeitpunkt muß Fouquet also wieder nach Frankreich zurückgekehrt sein. Er wurde Hofmaler Karls VII. und Ludwigs XI., zu seinen Auftraggebern zählten aber auch hohe Beamte des Staates, wie der Kanzler Guillaume Juvénal des Ursins und der Schatzmeister des Königs, Étienne Chevalier. Für diesen schuf er mit dem sogenannten Stundenbuch des Étienne Chevalier (nach 1448) und dem Diptychon von Melun (um 1455) zwei der bekanntesten Werke der französischen Buch- und Tafelmalerei des 15. Jahrhunderts. Vom Rahmen des Diptychons stammt ein Emaillemedaillon mit einem Selbstbildnis Fouquets. Weitere herausragende Werke sind Illustrationen der Grandes Chroniques de France (etwa 1450-1460), der sogenannte Münchener Boccaccio (De claris mulieribus, um 1458) und das für den Herzog von Berry um 1465 vollendeten Manuskript der Antiquités judaiques des Josephus Flavius, in dem ein Eintrag François Robertets Fouquet als Illustrator ausweist. Bis 1478 ist er in Tours nachweisbar, 1481 wird er dort als tot bezeichnet.
Fouquets Werk gilt als eigenständige Synthese der französischen Maltradition, der italienischen Frührenaissance und des niederländischen Realismus'. Besonders die perspektivischen Konstruktionen, die Lichtführung und die historische Genauigkeit seiner Bilder erweisen Fouquet als einen der bedeutendsten Maler seiner Zeit. Zahlreiche Erwähnungen in der frühen Kunstliteratur und in Dokumenten geben von dem hohen Ansehen Auskunft, das Fouquet sowohl in Frankreich, als auch in Italien genoss. Die Zahl der erhaltenen Buchmalereien übertrifft die der Tafelbilder deutlich, jedoch ist die Zuschreibung einiger Werke zu Fouquets eigenhändigem Œuvre umstritten.
Literatur
- François Avril (Hg.): Jean Fouquet. Peintre et enlumineur du XVe siècle. Ausstellungskatalog Bibliothèque Nationale de France. Paris 2003. ISBN 2-7177-2257-2
- Die Bilder der Grandes Chroniques de France. Mit Beiträgen von François Avril, Marie-Thérèse Gousset u. Bernard Guenée. Mit der originalen Wiedergabe aller 51 Miniaturen von Manuscrit français 6465 der Bibliothèque nationale in Paris und 60 Schwarzweiß-Abbildungen. Graz, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt 1987. ISBN 3-201-01381-1
- Eberhard König: Französische Buchmalerei um 1450. Der Jouvenelmaler, der Maler des Genfer Boccaccio und die Anfänge Jean Fouquets. Berlin, Mann 1982. ISBN 3-7861-1311-4
- Eberhard König: Jean Fouquet, in: Lexikon des Mittelalters, Band 4 (1989), Sp. 676-677.
- Claude Schaefer (Hg.): Das Stundenbuch des Etienne Chevalier. München u.a., Praeger 1971. ISBN 3-7796-8502-7
- Claude Schaefer: Jean Fouquet. An der Schwelle zur Renaissance. Dresden, Verlag der Kunst 1994. ISBN 3-364-00306-8
Weblinks
- Commons: Jean Fouquet – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Vorlage:PND
- Ausstellung der Bibliothèque nationale de France (frz.)
Personendaten | |
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NAME | Fouquet, Jean |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Buch- und Tafelmaler |
GEBURTSDATUM | um 1420 |
GEBURTSORT | Tours |
STERBEDATUM | um 1480 |