Hans Gudewerth der Jüngere
Hans Gudewerth der Jüngere (* um 1600 in Eckernförde; † 12. Februar 1671 ebenda) aus der Bildhauerfamilie Gudewerth war der bedeutendste Bildschnitzer des Barock im Herzogtum Schleswig.
Familie
Er war Sohn des seit 1596 nachweisbaren Hans I. (auch: Hans Gudewerth der Ältere; † 1642 in Eckernförde), der in der Kunstgeschichte zunächst auch mit dem Notnamen Meister mit dem flöteblasenden Hasen bezeichnet wurde,[1] weil viele der unverkennbar von ihm geschaffenen Braut- oder Hochzeitstruhen unter der Abbildung des Hochzeitspaares den flötespielenden Hasen als Symbol der Fruchtbarkeit zeigen. Seine Truhen finden sich im Besitz norddeutscher und dänischer Museen. Die Merkmale seiner Truhen fanden sich auch an seinem Hauptwerk, der Kanzel (1598) der Kirche von Gettorf, so dass eine zweifelsfreie Zuordnung erfolgen konnte. Hans I. war Ältermann der Schnittger und zog sich wohl um 1635 zugunsten seines Sohnes Hans II. des Jüngeren aus dem Berufsleben zurück.
Hans II. hatte wiederum selbst zwei Söhne, die ebenfalls Bildschnitzer wurden und die wohl ihre Lehr- und Gesellenzeit in seinem Betrieb in Eckernförde absolvierten:
- Hans III. (1640-1706/07) übernahm die Werkstatt von Hans II. und führte diese fort. 1673 soll er sechs Brautwagen an den Hof von Schloss Gottorf geliefert haben.
- David (* 1642) ist als Geselle noch 1671 im Gesellenbuch erwähnt und wanderte dann nach dem Tod von Hans II. aus.
Die Künstlerfamilie bildete für drei Generationen den Kern der sogenannten Eckernförder Bildhauerschule.
Biografie
Es wird vermutet, dass Hans der Jüngere zuvor seine Lehrzeit bei dem Manieristen Ludwig Münstermann verbracht haben könnte, der vorwiegend im Oldenburger Land tätig war. In Eckernförde wird Gudewerth d. J. urkundlich erstmals um 1634 erwähnt. Zu dieser Zeit war er bereits in Eckernförde etabliert und angesehen. Seine Werkstatt arbeitete für den schleswig-holsteinischen Adel und für Herzog Friedrich III. von Holstein-Gottorf. Seine Lieferungen an die Residenzen in Gottorf und Husum sind durch die herzoglichen Rechnungsbücher nachgewiesen. Das erhaltene Hauptwerk besteht indessen aus vier Retabeln, die seine hohe Kunst und Perfektion im von ihm mit entwickelten regionaltypischen frühbarocken Knorpelstil unter Beweis stellen:
- der Altar der Nikolaikirche von Eckernförde von 1640,
- der Altar in der Nicolaikirche von Kappeln aus dem Jahr 1641,
- der Altar in der gotischen Feldsteinkirche von Schönkirchen von 1653 und
- der Altar aus Dänischenhagen in der Klosterkirche von Kloster Preetz.
Sein Altaraufbau bricht deutlich mit den Formen der Renaissance und gliedert sich in drei übereinanderliegende Geschosse. Aus der Signatur der Altäre wird geschlossen, dass die beiden erstgenannten Altäre vollständig eigene Arbeiten Gudewerths sind, während der künstlerische Wert der beiden letzteren geringer eingeschätzt wird; sie haben wohl mehr Mitarbeit durch Gesellen der Werkstatt erfahren.
Zugeschrieben werden ihm Epitaphien in den Kirchen von Eckernförde, Nakskov und Sandby, die Taufe in Gelting, die Kanzeln in Sandby, Sörup, Söstrup, Snøde, Stoense und Bogstrup.
Literatur, Quellen und Anmerkungen
Thieme-Becker: Gudewerth in Band 15, Leipzig 1922.
- ↑ Benannt durch Justus Brinckmann im Jahrbuch der hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten, XIV 1896, S. LII ff.
Personendaten | |
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NAME | Gudewerth der Jüngere, Hans |
ALTERNATIVNAMEN | Gudewerth, Hans II. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer |
GEBURTSDATUM | um 1600 |
GEBURTSORT | Eckernförde |
STERBEDATUM | 12. Februar 1671 |
STERBEORT | Eckernförde |