Ueckermünde
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Ueckermünde ist eine amtsfreie Hafenstadt im Landkreis Uecker-Randow im Osten Mecklenburg-Vorpommerns (Deutschland). Die Stadt ist eines der 18 Mittelzentren des Landes.
Geografie
Ueckermünde liegt an der Mündung der Uecker in das Stettiner Haff. Die Umgebung Ueckermündes ist - von einigen kaum 20 m Höhe erreichenden Erhebungen abgesehen - fast eben. Südöstlich der Stadt erstreckt sich mit der Ueckermünder Heide das größte Waldgebiet Vorpommerns über 50 km bis zum polnischen Police (Pölitz). In diesem Waldgebiet wurden während des zweiten Weltkrieges Sprengstoff und Munition für den Krieg hergestellt. Die Munitionsanstalt ist auch bekannt als See II oder Seewerk II.
Stadtgliederung
Zu Ueckermünde gehören die Ortsteile
- Bellin
- Berndshof
Das eigentliche Stadtgebiet gliedert sich in:
- Ueckermünde Ost (Gartenstadt)
- Ueckermünde West
- Ueckermünde Altstadt
- Neuendorf ( Haffbad)
- Rochow
Nachbargemeinden
Im Uhrzeigersinn (von Osten beginnend): Vogelsang-Warsin, Eggesin, Liepgarten, Lübs, Mönkebude und Grambin.
Geschichte
Name
Der Name leitet sich aus dem wendischen Ukrer her, einer slawischen Völkerschaft, die das Einzugsgebiet der Uecker vor 1200 bewohnte. 934 erwähnt Widukind von Corvey den slawischen Stamm der Uchri. Andere Quellen schrieben auch vom Stamm der Vucrani oder Ucrani und 1178 von der Provinz Ucra. Der Name des Stammes, der Landschaft und des Flusse wandelte sich dann u.a. über Ukeremund, Ukeremunde zum Ukermunde (1284).
Mittelalter
In der altslawischen Zeit war Ueckermünde auf Grund seiner Lage eine Siedlung der Fischer.
1178 (andere Quellen 1223) wird Ucramund erstmalig urkundlich erwähnt und um 1260 wurde dem ursprünglichen Handelsplatz das Stadtrecht nach lübischen Recht verliehen. 1276 wurde der Ort als civitas genannt und 1284 das castrum ukermunde, das zunächst als Burg errichtete Schloss der Herzöge von Pommern. Im 13. Jh. erfolgte auch eine Stadtbefestigung mit Stadtmauer und 2 Toren, die im 18. Jh. verfallen sind.
Durch den großen Stadtbrand von 1473 fielen viele der mittelalterlichen Häuser und die Kirche den Flammen zum Opfer. Danach entstand die spätgotische Stadtkirche St. Marien, die 1753 dann für einen Neubau völlig niedergelegt wurde.
1540 wurde mit dem Bau der vier Flügel des Schlosses durch den pommerschen Herzog Philipp I. begonnen.
16. bis 19. Jahrhundert

Viele Belagerungen und wechselseitige Eroberungen der Stadt kennzeichneten die folgenden Jahrhunderte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt fast vollständig zerstört. Von 1600 Einwohnern überlebten nur 15 den Krieg, als Pommernland abbrannte und selbst die Maikäfer wegflogen. Die Stadt kam immer wieder in wechselnden Besitz.
1648 wird es entsprechend dem Westfälischen Frieden, schwedisch. Königin Christine von Schweden beschloss die Orte diese Gegend mit Finnen und Livländern zu besiedeln.
1720, am Ende des Nordischen Krieges, gehörte dieser Teil von Vorpommern dann zu Preußen. 1720 wurde das baufällige Schloss bis auf den Südflügel und den Rest des Bergfrieds abgerissen. 1766 wurde die gotische Kirche durch einen Neubau ersetzt.
Schon wie in der Zeit der Slawen lebten die Einwohner immer noch hauptsächlich von der Fischerei.
Anfang des 18. Jahrhunderts sollen in Ueckermünde immer wieder namhafte Fürsten der damaligen Zeit gewesen sein: Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., August III., König von Polen und Kurfürst von Sachsen, der König von Polen Stanislaus I. Leszczyński, und der russische Zar Peter der Große.
Erst Ende des 18./ Anfang des 19. Jahrhunderts begann die Stadt aufzublühen. Ähnlich wie in Torgelow wurden nach der Entdeckung des Raseneisenerzes mehrere Eisengießereien errichtet. Die Ziegelindustrie mit ca. 50 Ziegeleien entstand im 19. Jh. Ueckermünde wurde zu einem bedeutenden Umschlagplatz und auch der Schiffbau entwickelte sich. Von 1781 - 1795 liefen in Ueckermünde 102 Schiffe vom Stapel.
1819 (bis 1994) wurde Ueckermünde schließlich Kreisstadt.
Neuere Geschichte
In der Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstanden viele neue Gebäude, die auch heute noch die Altstadt um Markt und St. Marienkirche prägen. Ende des 19 Jh. wurde die damals fortschrittlich geltende Heilanstalt, heute das „Christophorus-Krankenhaus“, eingerichtet.
1945 wurde die Stadt kampflos und damit ohne große Kriegszerstörungen den sowjetischen Truppen übergeben. 1950 wurde das heute im Schloss untergebrachte Haffmuseum eröffnet und mehrfach erweitert. 1962 wurde mit dem Bau des 18 Hektar großen Tierparks Ueckermünde begonnen. Über 400 Tiere in fast 120 Arten können die jährlich über 150.000 Besucher sehen. Ende der sechziger Jahre entstand mit einem Neubaugebiet ein völlig neuer Stadtteil, in dem bis zu 6000 Menschen wohnten.
Größter Betrieb der DDR-Zeit war in Ueckermünde eine Gießerei mit 1100 Beschäftigten. 1987 wurde das letzte Ziegelwerk - von den einstmals 50 - in Ueckermünde geschlossen.
Die Altstadt ist zu DDR-Zeiten intakt geblieben, wenn auch an vielen Gebäuden aufgrund jahrzehntelangen Instandhaltungsrückstand große Bauschäden aufgetreten sind. 1991 wurde mit der Sanierung des historischen Stadtkerns mit dem erhaltenen Südflügel des Schlosses (Museum, Stadtverwaltung) im Rahmen der Städtebauförderung begonnen. Das Alte Bollwerk, ein wesentlicher Teil des alten Hafens wurde saniert.
Es entstanden zudem viele Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen, Geschäfte wurden im Stadtzentrum saniert und ein Yachthafen mit 400 Liegeplätzen wurde in der Nähe des Stettiner Haffs gebaut.
2001 erhielt Ueckermünde den Titel "Staatlich anerkannter Erholungsort".
Für seine vorbildliche stadtplanerische Zusammenarbeit mit den Städten Eggesin und Torgelow wurde 2002 Ueckermünde in einem Bundeswettbewerb vom Bund ausgezeichnet.
Geschichte der Ueckermünder Heilanstalt
Ueckermünde hat seit vielen Jahren eine große psychiatrische Klinik. Die Heilanstalt, heute das „Christophorus-Krankenhaus“, galt gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als ausgesprochen fortschrittlich. Neuartige Behandlungsmethoden und Therapieformen zogen ein. Geistige Kranke und Behinderte wurden nicht mehr nur verwahrt, sondern nach damaligen Maßstäben - soweit möglich - beschäftigt und gefördert. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten änderten sich die politischen Rahmenbedingungen für den Umgang mit psychisch Kranken und Behinderten. Die Ueckermünder Heilanstalt errang traurige Berühmtheit im Zuge der sogenannten Aktion T4, einer großangelegten Mordaktion an tausenden wehrloser Patienten. Darunter zahlreiche als „lebensunwert“ deklarierte Kinder. Ueckermünde war dabei ganz offenbar ein wichtiges Zentrum dieser Aktion in Vorpommern. Während ein großer Teil der Heilanstalten in Vorpommern aufgelöst und zum Teil in SS-Kasernen umgewandelt wurde, blieb die dortige Einrichtung bestehen. Die Zahl der neu zugeführten Patienten aus aufgelösten Krankenhäusern stieg an, im gleichen Maße explodierte die Sterblichkeit. Die Morde an Hunderten wurden vertuscht und fanden als „normale“ krankheitsbedingte Todesfälle Einzug in die Statistik des Krankenhauses.
Literatur: „Anstaltspsychiatrie und ‚Euthanasie’ in Pommern 1933 bis 1945 – Die Krankenmorde an Kindern und Erwachsenen am Beispiel der Landesheilanstalt Ueckermünde“, Heike Bernhardt (Dissertation)
Politik
Bürgermeisterin Heidi Michaelis gewann die Bürgermeisterwahl 2003 für die PDS mit 60,9 Prozent der gültigen Stimmen und ist seitdem Stadtoberhaupt.
Städtepartnerschaften
Es bestehen Städtepartnerschaften zu Nowe Warpno (Neuwarp) in Polen, zu Pattensen sowie zu Sande (Friesland).
Stadtwappen
Blasonierung: In Silber ein aufgerichteter roter Greif mit goldener Bewehrung.
Das große Wappen zeigt den Schild mit einem Spangenhelm mit Halsschmuck, rot-silberner Helmdecke und zwei goldenen nebeneinander stehenden „V“ als Helmzier. Die „V“ sind die lateinische Schreibweise für „U“ und bedeuten VRBS VCRA (URBS UCRA = Ort an der Uecker).
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehrsanbindung
Ueckermünde erreicht man über die Anschlussstellen Pasewalk-West oder Pasewalk-Süd der A 20. 13 km westlich von Ueckermünde führt die Bundesstraße 109 von Anklam nach Prenzlau vorbei. Die Stadt ist Endpunkt der Eisenbahnstrecke Pasewalk - Ueckermünde. Von dort bestehen aber kaum zeitnahe Anschlußverbindungen nach Berlin oder Stralsund. Fahrgastschiffe verkehren regelmäßig nach Stettin, Swinemünde und Kamminke auf der Insel Usedom. Durch die Stadt führt der Radfernweg Berlin-Usedom und der Oder-Neiße-Radfernweg. Der Altstadtkern ist verkehrsberuhigt, was Ihn aufgrund der unübersichtlichen und sich regelmäßig ändernden Verkehrsführung zu einem Nadelöhr werden lässt.
Sehenswürdigkeiten


- Die Ueckermünder Altstadt ist größtenteils restauriert. Sehenswerte Fachwerk- und Giebelbauten befinden sich unter anderem am Marktplatz und am Ackerhof. Der ehemalige ellipsenförmige Verlauf der Stadtmauer ist im Stadtgrundriss erkennbar.
- Über der Altstadt erhebt sich der Südflügel des ehemalige pommersche Herzogsschloss, errichtet 1546 unter Einbeziehung des Turmes des Vorgängerbaus; heute Museum und Stadtverwaltung.
- Das Haffmuseum im Schloss ist hat Ausstellungen zur Stadt- und Regionalgeschichte mit Funden und Gegenständen aus
- der Ur- und Frühgeschichte,
- der Stadtgeschichte,
- derHaupterwerbszweige (Gießereiwesen, Ziegelei, Fischerei und Schifffahrt) des Gebietes Ueckermünde und
- den Häusern und dem Gewerbe der unterschiedlichsten Zeitepochen.
- Die barocke Marienkirche von 1766 ist ein flachgedeckter Langbau mit einer inneren Empore. Sie hat einen sehenswerten Kanzelaltar von 1775. Der Westturm stammt von 1863.
- Der Stadthafen mit dem Alten Bollwerk.
- Das Pilzmuseum was sich beim Busbahnhof befindet.
- Im Tierpark Ueckermünde leben über 400 Tiere in 100 Arten. Dazu gehören neben heimischen Haus- und Wildtieren auch verschiedene Affenarten, Löwen, Papageien, Lamas und Kängurus.
- Das Fachwerkhaus Rathaugasse 2 (heute Sozialamt) stammt aus der Mitte des 18. Jh. Es wurde 1992 total saniert.
- Der Naturlehrpfad August Bartels, benannt nach dem Natur- und Heimatforscher der Stadt, erreichbar über den Tierpark, oder über Liepgarten, oder die Chausseestraße stadtauswärts.
- Der Badestrand Ueckermünder Haff am Stettiner Haff mit über 800 Meter länge und sehr breiter Uferzone.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- 1917 Ludwig von Schröder, Admiral
Söhne und Töchter der Stadt
- Friedrich VII. Magnus (1647-1709), Markgraf von Baden-Durlach
- Max Matern (1902-1935), Kommunist, geboren im Ortsteil Berndshof
- Uwe Saeger (* 1948), Schriftsteller
- Michael Droese (* 1952), Leichtathlet
- Marianne Buggenhagen (* 1953), 6-fache Olympiasiegerin, 7-fache Weltmeisterin und 125-fache DDR-Meisterin im Behindertensport (Leichtathletik)
Sonstiges
Das Segelschiff Wappen von Ueckermünde wurde am 5. Mai 2007 von Eva Köhler nach der Stadt Ueckermünde getauft.
Die so genannte Gartenstadt, überwiegend Plattenbauten der 1970er und 1980er Jahre, ist von erheblichem Wohnungsleerstand betroffen. Dem Verfall überlassene Garagenkomplexe säumen die Haupverkehrswege Richtung Ortsteil Bernshof/Bellin und dem Haffbad.
Weblinks
- Literatur über Ueckermünde in der Landesbibliographie MV
- Homepage der Stadt
- Homepage Tierpark Ueckermünde
- Fotos von Ueckermünde
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