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Niederpleis

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Niederpleis ist ein Stadtbezirk der Stadt Sankt Augustin im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis mit etwa 13.000 Einwohnern. Zu Niederpleis gehört die im Süden des Stadtbezirks gelegene Siedlung Schmerbroich.

Geographie

Niederpleis liegt auf 65 m ü. NN, 8 km nordöstlich der Stadt Bonn und 2 km südlich der Kreisstadt Siegburg. Die Ortschaft erstreckt sich in der Siegniederung, am Rande des Verdichtungsraumes Bonn, am Übergang in das Pleiser Hügelland. Im Norden geht die Bebauung fließend in den Ortsteil Mülldorf über und erstreckt sich bis auf wenige hundert Meter an die Sieg heran. Im äußersten Südosten des Ortsteils liegt die Siedlung Schmerbroich. Der Westen von Niederpleis beherbergt einen Teil des in den 1970er-Jahren entstandenen Zentrums der Stadt Sankt Augustin. Der Großteil des Stadtzentrums liegt im Bereich des sich westlich an Niederpleis anschließenden Ortsteils Sankt Augustin-Ort. Am Ostrand der Ortschaft verläuft der Pleisbach, der im Pleiser Hügelland entspringt und nördlich von Niederpleis in die Sieg mündet.

Geschichte

Das Gebiet der Ortschaft Niederpleis wurde erstmals in der jüngeren Steinzeit (3000–2000 v. Chr.) besiedelt und gehört damit neben Menden zu den ältesten Siedlungen in der heutigen Stadt Sankt Augustin. Auch für die nachfolgenden Jahrtausende ist eine rege Siedlungstätigkeit in und um Niederpleis belegt. Um 500 v. Chr. wurden die Kelten im Siegtal von einem fränkischen Stamm der Germanen verdrängt. Zu den ersten urkundlichen Erwähnungen des Ortes kam es im 9. Jahrhundert, als es als Pleisa inferior (das am unteren Bachlauf gelegene Pleis) gemeinsam mit Oberpleis (Pleisa superiore) in den Urkunden des Bonner Chatulars aus dem 9. Jahrhundert erschien. Das Wort „-pleis“ geht auf das indogermanische „Pleu“ zurück, was fließend, Fluss bedeutet.

In der Zeit unter dem Einfluss des fränkischen Herrschaftsgeschlechts der Karolinger gehörte Niederpleis zum Auelgau, bis es per Urkunde vom 4. Oktober 1071 durch Kaiser Heinrich IV. in die Gerichtsbarkeit des Siegburger Abtes gelang. Nach jahrelangem Drängen der Herzöge von Berg wurden die Rechte der Äbte beschnitten, indem Niederpleis als Kirchspiel dem bergischen Amte Blankenberg unterstellt wurde. Zusammen mit dem Rheinland gelangte es 1815 schließlich an Preußen und gehörte als Gemeinde zur neugegründeten Bürgermeisterei Menden (später Amt Menden (Rhld.)) innerhalb des Kreises Siegburg. 1910 wurden in der Gemeinde Niederpleis 1111 Einwohner registriert[1].

Infolge des Baus der Bröltalbahn (die erste Schmalspurbahn in Deutschland) erlebte Niederpleis zum Ende des 19. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Aufschwung. In der letzten Dekade des Jahrhunderts wurden Strecken von Niederpleis nach Oberpleis (1893) und von Niederpleis nach Siegburg (1899) eröffnet. Als Knotenbahnhof der Bröltalbahn erlangte Niederpleis für den Verkehr auch regionale Bedeutung. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden sämtliche Streckenabschnitte der Bahn aufgrund der Konkurrenz des Straßenverkehrs geschlossen.

Einen Einschnitt in der Niederpleiser Geschichte brachte wie für die gesamte Region die Ernennung Bonns zur Bundeshauptstadt im Jahre 1949. Infolge des durch die Anwesenheit der Bundesregierung entstandenen Siedlungsdrucks setzte in Niederpleis ein umfassendes Bevölkerungswachstum und eine rasche Urbanisierung ein. Im Zuge der nordrhein-westfälischen Gebietsreform entstand 1969 mit dem Bonn-Gesetz aus dem Großteil des Amtes Menden die neue Gemeinde (heute Stadt) Sankt Augustin, zu der Niederpleis als größter Ortsteil mit einem Ortsvorsteher gehört. In den 1970er-Jahren entstand das neue Zentrum der Stadt Sankt Augustin, an dem Niederpleis im Westen einen kleinen Anteil hat, ebenso die ortsbildprägende Hochhaussiedlung „Rügerwohnpark“.

Sehenswürdigkeiten

Die katholische Pfarrkirche St. Martinus wurde in Teilen im 12. Jahrhundert erbaut und stellt damit das älteste Gebäude im Stadtgebiet von Sankt Augustin dar. Sie liegt außerhalb des Dorfkerns und fungierte zunächst als Eigenkirche der Ritter von Niederpleis, bis sie nach dem Abbruch der Burg 1268 zur Pfarrkirche ernannt wurde. Weiterhin sehenswert und ortsbildprägend ist die Burg Niederpleis, die in ihrer ursprünglichen Substanz 1872 abgerissen wurde und durch einen neuen, heute noch bestehenden Gebäudekomplex ersetzt wurde. Auf den zur Burg gehörenden Ländereien werden Erdbeeren und Spargel angebaut.

Die Niederpleiser Mühle liegt am Pleisbach, ist Standort einer Außenstelle des Standesamtes und beherbergt Büros sowie ein Restaurant. Die „Zeche Plato“ (auch Pleistalwerk) erinnert als Industriedenkmal an die ehemalige Niederpleiser Tonindustrie. In ihr wurden bis zur Einstellung der Produktion 1972 Tonröhren hergestellt.

Einzelnachweise

  1. Gemeindeverzeichnis 1900 – Siegkreis

Weblinks/Quellen

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