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Kaiserswerth

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Kaiserswerth ist ein am Rhein gelegener Ort, der heute ein Stadtteil von Düsseldorf ist.

Geografische Lage

Direkt am Rheinstrom und auf halbem Wege zwischen Düsseldorf und Duisburg liegt die ehemalige Reichsstadt Kaiserswerth. Der Rhein macht hier einen flachen Bogen, so dass der Fluß gut 13 Kilometer überblickt werden kann. Das 4,71 km² große Kaiserswerth liegt etwa 8 km vom Stadtzentrum Düsseldorfs entfernt und hat 7.712 Einwohner (Stand 31. Oktober 2004). Nach der Besiedlungszeit ist Kaiserswerth der älteste urkundlich nachweisbare Stadtteil von Düsseldorf. Zusammen mit den Stadtteilen Angermund, Kalkum, Lohausen, Stockum und Wittlaer bildet Kaiserswerth heute den Düsseldorfer Stadtbezirk 5.

Geschichte

Mittelalter

Ruine der Kaiserpfalz in Kaiserswerth
Datei:IMG 4188.JPG
Rückansicht der Suitbertus-Basilika vom Rheinufer aus gesehen
Hinter der Suitbertus-Basilika in Kaiserswerth

Um 700 gründete der Mönch Suitbert ein Benediktiner-Kloster auf einer dem Rhein vorgelagerten Insel, einem Werth, dem späteren Kaiserswerth, das jedoch 88 Jahre später wieder zerstört wurde.

1045 wurde die im Mittelalter weit bekannte Kaiserpfalz in Kaiserswerth gegründet. Beim „Staatsstreich von Kaiserswerth“ im Jahr 1062 entführte der Kölner Erzbischof Anno II. von Köln den noch minderjährigen deutschen König Heinrich IV. aus dieser Kaiserpfalz und erlangte somit die Regentschaft über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Im Jahre 1181 wurde Kaiserswerth Reichsstadt. Im 11./12. Jahrhundert verlor der Ort seine Insellage, da der alte Rheinarm, die Fieth, verlandete. 1135 wurde Düsseldorf, zu dem Kaiserswerth heute gehört, erstmals urkundlich als Dusseldorp erwähnt. 1174 verlegte Kaiser Friedrich Barbarossa den Rheinzoll nach Kaiserswerth. Im staufisch-welfischen Thronstreit hielt Kaiser Otto IV. hier hochrangige Gefangene fest. Zu deren Befreiung belagerte Graf Adolf von Berg die Pfalz mehrmals zwischen 1213 und 1215. Zur Erstürmung der Befestigung errichtete er einen Damm, so dass Kaiserswerth seine Insellage verlor. 1237 erfolgte die Neuweihe der erweiterten Basilika, doch schon 1243 ließ der Burggraf den Turm aus strategischen Gründen wieder abtragen. Zwischen 1247 und 1249 belagerte König Wilhelm von Holland Kaiserswerth. Nach der Schwächung des deutschen Kaisertums wurde Kaiserswerth dann 1273 an den Kölner Erzbischof verpfändet. 1397 kam es im Streit um Kaiserswerth zur der Schlacht von Kleverhamm. Der Kölner Kurfürst baute Kaiserswerth bis 1424 zur mächtigsten Festung in seinem Territorium aus.

Neuzeit

Während des Truchsessischen Krieges belagerten 1586 Söldnertruppen die Stadt. 1591 wurde der spätere Barockdichter Friedrich Spee von Langenfeld, der als Jesuit zu einem der wichtigsten Gegner der Hexenverfolgung seiner Zeit werden sollte, als Sohn eines adligen Beamten in Kaiserswerth geboren. Im Jahre 1654 wurde ein Kapuzinerkloster auf Druck des Kölner Erzbischofs gegründet. Erneut wurde Kaiserswerth während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1663 belagert. 1689 wurden die Festung und die Kirche im Krieg gegen den französischen Truppen Ludwig XIV. schwer beschädigt. Zu schwersten Zerstörungen kam es 1702 im Spanischen Erbfolgekrieg, als die verbündeten Reichstruppen, Hollands und Preußens Kaiserswerth bis auf wenige Häuser vollkommen zerstörten und die Pfalz sprengten. Seitdem ist die Pfalz eine Ruine. Erst 1717 war die Stiftskirche wieder aufgebaut. 1762/1772 kam Kaiserswerth durch ein Urteil des Reichskammergerichts an die Kurpfalz. Diese hob das Niederlassungsverbot für Protestanten auf. Hierauf gründeten protestantische Unternehmer mehrere Textilfabriken, die nicht nur die wirtschaftliche Situation des Ortes verbesserte, sondern auch zur Neugründung einer lutherischen (1777) und einer reformierten (1778) Gemeinde führte, die zwischen 1790 und 1811 eine Pfarrkirche mit Pfarrhaus und Schule errichtete.

Im 19. Jahrhundert ist Kaiserswerth durch die von Theodor Fliedner gegründete Diakonissen-Anstalt berühmt geworden, in der u.a. Florence Nightingale, 1849, ausgebildet wurde. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wuchs Kaiserswerth zu einer umfangreichen Lazarettstadt. Das Klinikum Florence Nigthingale ist heute Düsseldorfs größtes Krankenhaus, wenn man von der Universitätsklinik am anderen Ende der Stadt absieht. Vom September 1944 bis zum Kriegsende befand sich die Luftschutz-Warnzentrale für das Rhein- und Münsterland (Luftgaukommando VI / Münster) im Hochbunker und unter der Brücke, welche vom Klemensplatz zum Kaiserswerther Markt führt.

1929 wurde die Stadt Kaiserswerth von Düsseldorf eingemeindet, womit die Geschichte Kaiserswerths als eigenständiger Kommune endete.

Kaiserswerth gehört heute zu den teuersten Stadtteilen Düsseldorfs.

Verkehrswege

U79 in der Haltestelle „Klemensplatz“

Die Stadtbahnlinie U79 (ehem. D-Bahn) der Rheinbahn AG und der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG verbindet Kaiserswerth mit Düsseldorf und Duisburg-Meiderich. Ferner gibt es Busverbindungen nach Ratingen, Mettmann und zum Düsseldorfer Flughafen. Die zentrale Haltestelle in Kaiserswerth heißt Klemensplatz. Über den Rhein existiert eine Fährverbindung zum Meerbuscher Ortsteil Langst-Kierst.

Wanderwege

  • SGV-Weg "X17" Kaiserswerth - Werdohl
  • SGV-Weg "D" Kaiserswerth - Benrath

Söhne und Töchter der Stadt

Mit Kaiserswerth in Verbindung stehende Persönlichkeiten

  • Kaspar Ulenberg (*1548; †1617), katholischer Theologe und Verfasser vielseitiger Kirchenlieder
  • Theodor Fliedner (*1800; †1864), evangelischer Pfarrer und Gründer der Diakonissen-Anstalt
  • Florence Nightingale (*1820; †1910), englische Pionierin der Krankenpflege. Sie besuchte 1850 und 1851 die Diakonieanstalt in Kaiserswerth
  • August Friedrich Georg Disselhoff (*1829; †1903), Pfarrer und Dichter von „Nun ade, Du mein lieb Heimatland“
  • Herbert Eulenberg (*1876; †1949), Schriftsteller; er lebte und starb in Kaiserswerth.

Literatur

  • Irmingard Achter: Düsseldorf-Kaiserswerth, Köln 1994.
  • Karl Heck: Geschichte von Kaiserswerth, 3., umgearb. Auflage Düsseldorf 1936.
  • Christa-Maria Zimmermann / Hans Stöcker (Hrsg.), Edmund Spohr: Kayserswerth, 1300 Jahre, Heilige, Kaiser, Reformer. Herausgegeben im Auftrag der Landeshauptstadt Düsseldorf, Kulturamt. 2. durchgesehene Auflage. Triltsch Verlag, Düsseldorf 1981, ISBN 3799800050
  • Mulitze, Christoph: Kaiserswerth - Perle am Rhein. Gaasterland Verlag, Düsseldorf 2005, ISBN 3-935873-08-5

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