Wespenspinne
Wespenspinne | ||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Argiope bruennichi | ||||||||||
Scopoli, 1772 |
Die Wespenspinne (Argiope bruennichi) (auch Zebraspinne, Tigerspinne oder Seidenbandspinne) ist eine Spinne aus der Familie der Echten Radnetzspinnen. Als Vertreter dieser Familie spinnt sie auch eines der typischen Radnetze, mit dem sie ihre Beute fängt. Die Wespenspinne wurde 2001 zur Spinne des Jahres gewählt.
Beschreibung
Während Männchen nur eine Körperlänge von sechs Millimetern erreichen, werden Weibchen mit bis zu 25 Millimetern deutlich größer. Unverwechselbar ist das gelb-weiß gestreifte Opisthosoma (Hinterleib) und das silbrig-weiß behaarte Prosoma (Vorderleib) der Weibchen, welches mit schwarzen Querbändern wespenähnlich gezeichnet ist. Die hellbraunen Männchen mit undeutlicher dunkler Zeichnung sind wesentlich unauffälliger.
Verwechslungsmöglichkeiten
Eine Verwechslungsgefahr ist kaum vorhanden. Die nur im Mittelmeerraum vorkommende, nah verwandte Art Argiope lobata baut ebenfalls Netze mit Zickzack-Band und hält sich wie A. bruennichi - wenn ungestört - immer in der Mitte des Netzes (der Nabe) auf, wo sie mit ihrer lebhaft schwarz-gelben Zeichnung und ihrer etwa gleichen Körpergröße genau so auffällig ist. Der Hinterleib von A. lobata ist jedoch deutlich breiter als der von A. bruennichi und "gelappt", d. h. mit kräftigen seitlichen Höckern versehen. Die Netze sind meistens deutlich größer als die von A. bruennichi.
Netzbau
Im Schnitt benötigt eine Wespenspinne 40 Minuten für den Netzbau. Die Höhe der Netznabe liegt üblicherweise zwischen 20 und 70 cm über dem Boden. Die Höhe ist angepasst an den Lebensraum der Beutetiere.

Charakteristisch für das Netz der Wespenspinne ist ein häufig sehr kräftiges, zickzackförmiges Gespinstband in vertikaler Ausrichtung ober- und unterhalb der Nabe, das sogenannte Stabiliment. Inzwischen sind weitere Formen von Stabilimenten bekannt. Es gibt zum Beispiel kreisförmige Anordnungen der Zickzacklinien um die Netzmitte herum, nur ein Gespinstband nach unten weisend oder gar ein fehlendes Stabiliment. Diese abnormalen oder fehlenden Stabilimente deuten darauf hin, dass die ursprünglich zugeschriebene stabilisierende Wirkung für das Netz nicht primär gilt. Auch die Vermutung, dass es sich ausschließlich um eine Art Tarnung des Netzes handelt, gilt als nicht gesichert.
Beobachtungen zeigen, dass der Aufbau des Stabiliment entweder durch chemische Kontaminierung des Lebensraumes beeinflusst wird, oder durch das Alter und Geschlecht der Wespenspinnen. Männliche Spinnen weben überwiegend, bis zum Erreichen ihrer Geschlechtsreife, die häufige senkrechte Zickzacklinie über und unter der Netznabe, aber auch zirkulär verlaufende Gespinstbänder um die Mittelnabe. Ab September, Oktober scheinen die männlichen Wespenspinnen meist nur noch einarmige, nach unten gerichtete Zickzacklinen zu weben. Weibliche Wespenspinnen legen auch überwiegend die bekannte vertikale Zickzackline an, aber auch das ganze Jahr über kreisförmige Stabilimente. Sogar Kombinationen aus einem zirkulären Stabiliment und vertikalen zickzackförmigen Gespinstbändern wurden beobachtet.
Ernährung

Bedingt durch ihren Lebensraum besteht die Beute vor allem aus Heuschrecken und Hymenopteren wie Bienen und Wespen. Es werden jedoch auch fast alle anderen Insekten geeigneter Größe erbeutet wie Fliegen, Schmetterlinge, Libellen oder Heupferde. Wespenspinnen mit hohen Nahrungsangebot entwickeln sich schneller, fertigen mehr Kokons an und verschwinden deutlich früher. Artgenossen, die wenig fressen, gehen erst sehr spät in Winterruhe. Sobald sich Beute in dem Netz der Wespenspinne verfangen hat, wickelt sie ihr Opfer ein und tötet es mit Gift. Die Weichteile der Beute werden durch injiziertes Gift verflüssigt und dann ausgesaugt (extraintestinale Verdauung).
Verbreitung und Lebensraum
Die Wespenspinne war bis vor etwa 50 Jahren in Mitteleuropa sehr selten; ihr Vorkommen war auf wenige Verbreitungsinseln in der Oberrheinischen Tiefebene, im Rhein-Main-Gebiet und in der Umgebung von Berlin beschränkt. Seit dem hat die Art ihr Areal stark vergrößert und nach Norden ausgedehnt. In Deutschland liegt die nördliche Verbreitungsgrenze heute im Bereich der unteren Elbe.
Die Art bevorzugt sonnige, offene Standorte mit niedriger bis halbhoher Vegetation und hoher Heuschrecken-Population auf trockenem wie feuchtem Untergrund; z.B. Trockenrasen, lückig bewachsenes Ödland oder Feuchtwiesen. Ab Mai sind junge Spinnen anzutreffen, von Juli bis August findet man erwachsene Tiere. Die Weibchen sind bis in den Oktober anzutreffen.
Fortpflanzung


Die Paarung vollzieht sich Ende Juli bis Anfang August. Die Männchen rütteln am Netz des Weibchens und erregen es dadurch. Nachdem sich das Weibchen erhoben hat, kriecht das Männchen darunter und befruchtet es. Da nach wenigen Sekunden das Männchen oft getötet wird, muss es versuchen, zu fliehen. Dabei bricht oft der Taster am Kopf ab, der der Spermienübertragung dient und verstopft die Geschlechtsöffnung des Weibchens. Damit erhöht sich zwar nicht die Überlebenschance des Männchens, auch ist eine spätere Kopulation ausgeschlossen, jedoch die Erfolgsaussichten seiner Vaterschaft gegenüber konkurrierenden, später kopulierenden Männchen.[1]
Ab Ende August legen die Weibchen ihre Eier in kugelförmige, bräunliche Kokons. Die Jungspinnen, die schon bald schlüpfen, überwintern im gut getarnten Kokon. Sobald es für sie warm genug ist, verlassen sie ihren Kokon und entwickeln sich sehr schnell zu erwachsenen Spinnen.
Giftigkeit
Das Gift der Wespenspinne ist für den Menschen nicht gefährlich. Die Giftklauen können die menschliche Haut nicht durchbrechen, da sie zu kurz sind. Lediglich an dünnen Hautstellen, wie zum Beispiel an den Ohrläppchen, kann es zu einem Giftbiss kommen. Schwellungen, Rötungen und leichte Schmerzen können die Folge sein.
Einzelnachweise
- ↑ Genital damage in the orb-web spider Argiope bruennichi (Araneae: Araneidae) increases paternity success in: Behavioral Ecology (Band 18, Seite 174-181, 2007)
Literatur
- P. Sacher (1991): Rudimentäre Radnetze bei adulten Männchen der Wespenspinne Argiope bruennichi. - Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen 6: 30-38
- Heiko Bellmann: Spinnen: beobachten - bestimmen, Naturbuch Verlag, Augsburg 1992, ISBN 3-894-40064-1
Weblinks
- Wespenspinnen in Lübeck, sehr ausführliche Site
- Spinne des Jahres 2001 (Arachnologische Gesellschaft e. V.)
- Die Wespenspinne - ein Exot erobert Rügen, mit Beschreibung des Entwicklungszyklus
- Die Wespenspinne im Kreis Siegen-Wittgenstein
- Weitere Bilder und Informationen