Frankenthal-Klasse
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Minenjagdboot FRANKENTHAL-Klasse (Klasse 332) | ||
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Allgemeine Informationen | ||
Klasse: | Minenjagdboot Klasse 332/01-12 | |
Typboot: | FRANKENTHAL | |
Anzahl Einheiten gesamt: | 12 | |
Anzahl Einheiten in Dienst: | 10 | |
Anzahl Einheiten außer Dienst: | 2 | |
Erstellung Taktische Forderung: | 1980 | |
Abschluss Definition: | 1987 | |
Unterzeichnung Vertrag zwischen BWB und GU: | 30. September 1988 | |
Erteilung Bauauftrag: | 24. November 1988 (322/01-10)
13. Oktober 1995 (322/11-12) | |
Generalunternehmer (GU): | Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH, München (1988) STN Systemtechnik Nord GmbH, Hamburg (1988) STN Atlas Elektronik GmbH, Bremen (1995) ARGE MJ 332, Bremen: | |
Bauwerften: | ||
Kiellegung: | 1990 bis 1997 | |
Stapellauf: | 1992 bis 1998 | |
Funktionsnachweis: | 1992 bis 1998 | |
Abnahme BWB: | 1993 bis 1998 | |
Indienststellung: | 1993 bis 1998 | |
Außerdienststellung: | FRANKENTHAL (332/01; 2006) WEIDEN (332/02; 2006) | |
Dislozierung | Einsatzflottille 2, 3. Minensuchgeschwader, Kiel | |
Technische Daten und Informationen | ||
Schiffbautechnische Kurzbeschreibung: |
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Einsatzverdrängung: | 644 t | |
Länge über alles: | 54,40 m | |
Breite über alles: | 9,20 m | |
Seitenhöhe Hauptdeck: | 4,85 m | |
Seitenhöhe B-Deck: | 6,44 m | |
Konstruktionstiefgang: | 2,50 m | |
Einsatztiefgang: | 2,60 m | |
Konstruktionsgesamtleistung: | 4.080 kW (5.550 PS) | |
Kurzhöchstgesamtleistung: | 4.480 kW (6.090 PS) | |
Langsamfahrgeschwindigkeit: | 2,0 bis 6,0 kn | |
Marschgeschwindigkeit: | 12,0 kn | |
Dauerhöchstgeschwindigkeit: | über 18,0 kn | |
Brennstoffvorrat: | 60,29 m3 | |
Besatzung: | 44 Personen | |
Antriebsmaschinenanlage: |
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E-Maschinenanlage: |
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Sensoren: |
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Effektoren: |
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Weitere Ausrüstung (Auszug): |
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Die Boote der FRANKENTHAL-Klasse gehören zur dritten Generation der deutschen Nachkriegsminenjagdboote. Ebenso wie die HAMELN-Klasse (Klasse 343), die KULMBACH-Klasse (Klasse 333) und die ENSDORF-Klasse (Klasse 352) wurden die Boote der Klasse auf der Grundlage der Einheitsplattform, welche einen einheitlichen Bootskörper für alle vier Klassen vorsieht, gebaut. Bedingt durch die unterschiedlichen Aufgabenstellungen unterscheidet sích die FRANKENTHAL-Klasse allerdings von den anderen Bootsklassen hauptsächlich im Bereich der Aufbauten. Die Minenjagdboote der Klasse 332 ersetzten die Schnellen Minensuchboote der SCHÜTZE-Klasse (Klasse 340/341) ersetzt.
Aufgaben
Hauptaufgabe eines Minenjägdbootes ist das Suchen und Vernichten von Minen. Aufgrund ihrer Ausstattung ist es den Booten darüber hinaus möglich, eine genaue Kartographie des Meeresbodens vorzunehmen; daneben können zahlreiche Wrackteile geortet werden, um diese für die Seeschiffahrt zu vermerken. Neben der Minenräumung sind die Boote auch in der Lage als Minenwurfplattform zu dienen.
Taktisch-Technische Forderung, Definition, Erteilung des Bauauftrages
Die Taktische-Technische Forderung für die Klasse 332 wurde im Jahre 1980 erstellt, die Erstellung der Definition mit Ablieferung im Frühjahr des Jahres 1987 übernahmen die Firmengruppen AEG und MBB.
Die Klasse 332 wurde parallel zu der Klasse 343 entwickelt, Entwurf und Konstruktion wurde durch die Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH, München, die STN Systemtechnik Nord GmbH, Hamburg, die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) 343, Bremen, und ARGE MJ 332, Bremen, ausgeführt.
Die ARGE MJ 332 und ARGE 343 bestanden jeweils aus den Unternehmen Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen, Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft GmbH & Co. KG, Lemwerder, und Krögerwerft Rendsburg GmbH, Rendsburg.
Der erste Einzelentwurf sah ein Minenjagdboot mit einer Verdrängung von ca. 400 t vor, die Antriebsmaschinenanlage sollte aus zwei Antriebsdieselmotoren (AnDiMot) KHD BA 12M 814 LLK-R mit je 600 kW (816 PS), zwei Verstellpropeller auf zwei Wellen und einem E-Zusatzantrieb für Schleichfahrt bestehen. Die E-Maschinenanlage sollte aus insgesamt vier Dieselgeneratoren bestehen. Als Effektoren waren ein 40-mm-Geschütz L/70 Typ 58 und ein Nächstbereich-Flugabwehr-Flugkörper-System RIM-116 RAM, als Sensoren entweder das optronische PEAB 9 L V 100 oder das radar-, infrarot- und lasergestützte PEAB 9 LV 200 MV2 vorgesehen.
Die Vertragsunterzeichnung zwischen dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), Koblenz, und dem Generalunternehmer (GU) fand am 30. September 1988 statt. Die Erteilung des Bauauftrages für die ersten zehn Minenjagdboote an die ARGE MJ 332 erfolgte am 24. November 1988. Der Bauauftrag für zwei weitere erfolgte am 13. Oktober 1995, GU waren die STN Atlas Elektronik GmbH, Bremen, und die ARGE MJ 332, Bremen.
Schiffbautechnische Beschreibung
Der Bootskörper und der Aufbau bestehen aus amagnetischem Chrom-Nickel-Mangan-Molybdän-Stickstoff-Schiffbaustahl und beim Bau wurde das Längsspant- und Querrahmensystem angewandt. Das Minenjagdboot verfügt über eine halbversenkte Back, X wasserdichte Abteilungen und ABC-Schutz.
Das Minenjagdboot hat eine Einsatzverdrängung von 650 t bei einer Länge über alles von 54,40 m, einer Breite über alles von 9,20 m, einem Konstruktionstiefgang von 2,50 m und einem Einsatztiefgang von 2,60 m.
Das Minenjagdboot verfügt über zwei Antriebsdieselmotoren (AnDiMot) MTU 16V 396 TB84 mit je 2.040 kW (2.775 PS), zwei Wellen mit zwei Sulzer-Escher-Wyss-Verstellpropeller mit einem Durchmesser von 1,90 m und zwei Hochleistungsflossenruder. Drei E-Dieselmotoren (EDiMot) MWM mit je 230 kW (312 PS) und drei Generatoren mit je 160 kVA komplettieren die Maschinenanlage.
Die Konstruktionsgesamtleistung liegt bei 4.080 kW (5.550 PS), die Kurzhöchstgesamtleistung bei 4.480 kW (6.090 PS). Die Langsamfahrgeschwindigkeit beträgt 2,0 bis 6,0 kn, die Marschgeschwindigkeit 12,00 kn und die Dauerhöchstgeschwindigkeit über 18,00 kn.
Das Minenjagdboot hat einen Brennstoffvorrat von 60,29 m3.
Als Sensoren stehen Navigationsanlage NBD, Funkpeiler, Radargerät Raytheon SPS-64 L-Band, Satellitennavigationsanlage GPS-Navstar, System zur Auswertung und Darstellung taktischer Daten im Minenkampf (SATAM), Datenauswerte- und Informationssystem (DAISY), Minenjagdsystem Atlas Elektronik MWS 80-4 und Sonar Atlas Elektronik DSQS-11M zur Verfügung.
Als Effektoren stehen ein Marineleichtgeschütz (MLG) 27 (bis zur Einrüstung des MLG 27 stand ein 40-mm-Geschütz L/70 MEL Mod. 58), zwei Flugabwehrsysteme FIM-92 Stinger (Fliegerfaust 2), Minenjagdgeräteausstattung und Minenwurfeinrichtung zur Verfügung.
Als ergänzende Ausrüstung verfügt das Minenjagdboot über Mineneigenschutz (MES), zwei Minenjagddrohnen STN Systemtechnik Nord PINGUIN B3, Minentaucherausrüstung, Taucherdruckkammer Teleskop-Bordkran, ein Schlauchboot, vier Rettungsinseln und zwei Buganker in Seitenklüsen.
Besatzung
Das Minenjagdboot kann eine Besatzung von bis zu 44 Personen aufnehmen, darunter auch spezialisierte Minentaucher, für die u.a. eine Taucherdruckkammer zur Verfügung steht.
Minenjagdageräteausstattung
Für die Minenjagd verfügt das Minenjagdboot über das Sonar Atlas Elektronik DSQS-11M, das einen steuerbaren Suchsektor von 90° abdecken kann, sowie die Minenjagddrohne STN Systemtechnik Nord PINGUIN B3 zur Verfügung. Die erfassten Daten werden mit dem System zur Auswertung und Darstellung taktischer Daten im Minenkampf (SATAM) ausgewertet.
Für die Minenbekämpfung stehen 28 Minenvernichtungsladungen zur Verfügung.
Minenwurfeinrichtung
Das Minenjagdboot ist in der Lage bis zu 20 Seeminen aufzunehmen, welche sie bei Bedarf vom Achterdeck aus wirft.
Infantaristische Bewaffnung
Die infantaristsiche Bewaffnung besteht aus mindestens zwei Maschinengewehren MG3, drei Gewehren HK G36, drei Maschinenpistolen MPi2 sowie zwei Pistolen HK P8 und Handgranaten.
Geschwader
Ursprünglich gehörten alle zwölf Boote der Klasse zum 1. Minensuchgeschwader, da dieses Geschwader als Typgeschwader Klasse 332 gedacht war. Im Jahre 1999 kam es allerdings zu Umstrukturierungen, in Folge deren die Boote FRANKENTHAL, SULZBACH-ROSENBERG und BAD RAPPENAU dem 3. Minensuchgeschwader unterstellt wurden. Als am 22. Dezember 2005 das 1. Minensuchgeschwader außer Dienst gestellt wurde, kamen die verbleibenden neun Einheiten in das 3. und 5. Minensuchgeschwader.
Sonstiges
Ursprünglich sollte die Klasse WEIDEN-Klasse heißen, da die WEIDEN das älteste Boot dieses Typs war, allerdings wurde die FRANKENTHAL, obwohl später auf Kiel gelegt, früher als die WEIDEN in Dienst gestellt. In manchen Quellen findet man den Namen WEIDEN-Klasse parallel zum eigentlichen Namen.
Galerie
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Minenjagdboot WEIDEN im Trockendock
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Minenjagdboot WEIDEN im Marinearsenal Kiel
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Propeller des Minenjagdbootes WEIDEN
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Steuerstand des Minenjagdbootes WEIDEN
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Minenjagddrohne STN Systemtechnik Nord PINGUIN B3
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Übungsmine klar zum Wurf
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Munition für das 40-mm-Geschütz L/70 MEL Mod. 58
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Vorschiff des Minenjagdbootes WEIDEN mit dem 40-mm-Geschütz L/70 MEL Mod. 58
Minenjagdboote der FRANKENTHAL-Klasse
Klasse, Name |
Optisches Rufzeichen, Internationales Rufzeichen |
Bauwerft | Stapellauf | Indienststellung | Dislozierung/Verbleib |
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332/11 FULDA |
M 1058 DRFC |
Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft GmbH & Co. KG, Lemwerder | 29.09.1997 | 05.06.1998 | 3. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/12 WEILHEIM |
M 1059 DRFD |
Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen | 26.02.1998 | 26.11.1998 | 3. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/02 WEIDEN |
M 1060 (DRES) |
Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft GmbH & Co. KG, Lemwerder | 14.05.1992 | 30.03.1993 | 30.06.2006 außer Dienst; Verkauf an die Vereinigten Arabischen Emirate, für diese am 30.06.2006 als AL HASBAH in Dienst. |
332/03 ROTTWEIL |
M 1061 DRET |
Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen | 12.03.1992 | 07.07.1993 | 3. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/10 SULZBACH-ROSENBERG |
M 1062 DREU |
Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen | 27.04.1995 | 23.01.1996 | 3. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/04 BAD BEVENSEN |
M 1063 DREV |
Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen | 21.01.1993 | 09.12.1993 | 5. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/06 GRÖMITZ |
M 1064 DREW |
Krögerwerft Rendsburg GmbH, Rendsburg | 29.04.1993 | 23.08.1994 | 5. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/08 DILLINGEN |
M 1065 DREX |
Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft GmbH & Co. KG, Lemwerder | 26.05.1994 | 25.04.1995 | 3. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/01 FRANKENTHAL |
M 1066 (DREY) |
Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen | 06.02.1992 | 16.12.1992 | 30.06.2006 außer Dienst; Verkauf an die Vereinigten Arabischen Emirate, für diese am 30.06.2006 als AL MADJAN in Dienst. |
332/05 BAD RAPPENAU |
M 1067 DREZ |
Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft GmbH & Co. KG, Lemwerder | 03.06.1993 | 19.04.1994 | 5. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/07 DATTELN |
M 1068 DRFA |
Krögerwerft Rendsburg GmbH, Rendsburg | 27.01.1994 | 08.12.1994 | 5. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/09 HOMBURG |
M 1069 DRFB |
Krögerwerft Rendsburg GmbH, Rendsburg | 21.04.1994 | 26.09.1995 | 3. Minensuchgeschwader, Kiel |
Literatur
Hendrik Killi (2002).
Minensucher der Deutschen Marine.
Hamburg, Berlin, Bonn: Koehlers Verlagsgesellschaft mbH/Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH.
Siegfried Breyer, Gerhard Koop (1996).
Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute.
Bonn: Bernhard & Graefe Verlag GmbH.
Hannes Ewerth, Peter Neumann (2006).
Deutsche Marine. The German Navy.
Hamburg, Berlin, Bonn: Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH.
Presse- und Informationszentrum Marine (Hrsg.) (2006).
Die Flotte. 9. Auflage.
Glücksburg: Presse- und Informationszentrum Marine.