Arbeiterklasse

Die Arbeiterklasse ist ein Begriff (heutzutage in erster Linie) des Marxismus, der dort häufig synonym mit Proletariat verwendet wird (näheres hierzu siehe im Artikel "Proletariat").
Einige Marxisten, wie der US-Marxist Hal Draper, fassen den Begriff jedoch weiter. Nach Hal Draper bildet das industrielle Proletariat den Kern der Arbeiterklasse, danach kommt das nicht-industrielle Proletariat, also die Lohnarbeiter im Bereich der Dienstleistungen (z. B. Ladenbesitzer) und der Landwirtschaft. Lohnarbeiter, die nicht zum Proletariat gehören, sind nach Draper Lohnarbeiter in den Bereichen, wo kein Mehrwert geschaffen wird, etwa im staatlichen Bereich.
Schließlich zählt Draper auch noch Arbeiter zur Arbeiterklasse, die nicht Lohnarbeiter sind. Dies wären z. B. mithelfende Familienangehörige in der Landwirtschaft, kleine selbständige Handwerker, Bauern, kleine Selbständige wie Ladenbesitzer und ähnliches (also das traditionelle Kleinbürgertum).
Die Arbeiterklasse heute
Die heutige Bedeutung der Arbeiterklasse ist umstritten. Nimmt man die in der amtlichen Statistik als "Arbeitnehmer" (die "Arbeiter", "Angestellte" und "Beamte" umfasst, auch die angestellten Manager) bezeichneten Personen als statistische Ersatzgröße für den Umfang der Arbeiterklasse, dann ist mengenmäßig kein Schwinden der Arbeiterklasse zu beobachten. In der Abbildung ist der Anteil der Arbeitnehmer (ein Begriff, der schon im 19. Jahrhundert als Gegenstück zu "Arbeitgeber" geprägt wurde) an den Erwerbstätigen insgesamt dargestellt. Die Erwerbstätigen sind die "Arbeitnehmer" und die "Selbstständigen und die mithelfenden Familienangehörigen" (letzteres sind also nicht nur "Kapitalisten"). Statistisch ist diese Vorgehensweise allerdings nicht ganz richtig, weil hochbezahlte Manager als Arbeitnehmer zählen, während unter den Selbstständigen auch sog. "Kleinbürger" (etwa der sprichwörtliche Würstchenbudenbesitzer) statistisch erfasst werden.
Siehe auch
Bibliographie
- Stéphane Beaud, Michel Pialoux, Die verlorene Zukunft der Arbeiter. Die Peugeot-Werke von Sochaux-Montbeliard, Konstanz:Uvk 2004, ISBN 3896697986
- Jürgen Bergmann, Wirtschaftskrise und Revolution: Handwerker und Arbeiter 1848/49, Stuttgart, 1986
- Hal Draper: Karl Marx’s Theory of Revolution. Volume II: The Politics of Social Classes. Monthly Review Press 1979. ISBN 0-85345-439-6
- Chris Harman: Workers of the World – Die Arbeiterklasse im 21. Jahrhundert. Übersetzung aus dem Englischen von Thomas Walter. Edition aurora, Frankfurt am Main. ISBN 3-934536-08-5
- Marcel van der Linden, "Plädoyer für eine historische Neubestimmung der Welt-Arbeiterklasse" in: Sozial.Geschichte, 20. Jahrgang, Nummer 3, 2005, S. 7-28
- Edward Palmer Thompson, Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1987
- Paul Willis, Learning to labour. How working class kids get working class jobs, Saxon House 1977, dt. Spass am Widerstand : Gegenkultur in d. Arbeiterschule, Frankfurt [Main] : Syndikat, 1979 - Willis zeigt in seiner ausgezeichneten Studie wie Arbeiterjungen an der Schule eine oppositionelle Kultur entwickeln und eine partielle Einsicht in die Klassenstruktur haben und letztlich paradoxerweise umso sicherer ihren Klassenstatus reproduzieren. Dabei berücksichtigt er auch rassistische und sexistische Haltungen der Jugendlichen.