Steinhaus VS
Steinhaus ist eine Gemeinde im Bezirk Goms des Kantons Wallis in der Schweiz.
Die Gemeinde zählt 41 Einwohner (April 2004). Die Postleitzahl lautet: 3995. Der Ort Steinhaus liegt auf 1269 Meter über Meer.
Lage und Siedlung
Steinhaus befindet sich gemeinsam mit seinen Nachbarorten Mühlebach VS und Ernen im Westen auf einem sonnigen, südwärts gerichteten Hochplateau am Eingang ins Goms. Der nächstgelegene Ort im Osten ist Niederwald VS.
Das Dorf Steinhaus wurde auf einer kleinen Hochebene am Rande des Rufibachs erbaut. Die Entferneung zur Rhone beträgt 250 Meter, diejenige zum Rhonegletscher, 21 km. Das Dorf liegt an der Saumstrasse "Via Regia". Via Regia bedeutet "Königsstraße" - gemeint ist eine Straße, die unter dem Schutz des Königs steht. Erstmals erwähnt wird der Ort im Jahre 1245 als Domus lapidea (Anm: "Das steinerne Haus"). Etwa die Hälfte der Wohnhäuser, «Z'unner Dorf» (Übs. "Das untere Dorf"), befindet sich an der Hauptstrasse, welche von Mühlebach herkommt. Die Häuser am Eingang des Dorfes sind quer zum Tal gegen Norden gerichtet. Im «Ober Dorf» (Übs. "Das obere Dorf"), wo Kapelle und Gemeindehaus stehen, mischen sich Wohnhäuser und Nutzbauten sowie Heuställe und Stadel in bunter Folge. An den beiden Enden des Dorfes finden wir tadellos erhaltene Holzhäuser aus dem Zeitraum 1500 – 1630. Im Zentrum des Dorfes finden sich die ca. um 1700 erbauten Wohnhäuser. 1768 vernichtete eine Feuersbrunst etwa zwölf Gebäude. Die Dörfer Richelsmatt und Rottenbrücke in der Nähe von Steinhaus sind ausgestorben. Richelsmatt, das einst zum Fronleichnamsfest zwölf «Bräute» zur Kirche sandte, ist seit 1830 verödet. Ein herrlicher Blick bietet sich auf die gegenüberliegende Talseite.
Nachdem die Furkastrasse 1864 eröffnet worden war, passierte der ganze Verkehr auf der gegenüberliegenden Talseite und umfuhr Steinhaus. Dieser Umfahrung verdankt Steinhaus seinen heutigen Reichtum an Schönheit in Dorf und Kirche. In Steinhaus beginnt abseits des Durchgangverkehrs DIE autofreie Zone, ein wahres Paradies für Velofahrer und Wanderer. Die offizielle Veloroute "Rhone" Nr. 1 führt von Oberwald über Steinhaus nach Brig. Sie folgt dem früheren Saumweg und wird heute „Rottenweg“ genannt.
Sehenswertes
Das Zentrum des Dorfes bildet der Dorfplatz mit Brunnen, welcher von alten Walliserhäusern umrahmt wird. Die Kapelle des Dorfes wurde um 1728/29 neu erbaut und ist der Heiligen Familie geweiht. Das Gemeindehaus stammt aus dem Jahr 1794. Am Eingang zum oberen Dorfteil, welcher den historischen Kern ausmacht (Anm: genannt «uff em Turre»), findet sich als erstes Haus links nach der Abzweigung von Niederwald herkommend ein "Heidehüs". Das Baujahr kann zwischen 1500 – 1630 festgelegt werden. Mit Hilfe der Dendrochronologie könnte das Alter dieses typischen Walliser Hauses genau bestimmt werden. Das für diesen Bautyp charakteristische "Heidechriz" an der Giebelfront (mit typischem Balkensteg und Kerbschnittrosette) ist ausserordentlich gut erhalten. (Anm. Die ältesten Wohnhäuser stammen aus dem Spätmittelalter und werden Heidenhäuser genannt. Das typische Kennzeichen für diese Häuser ist das unter dem Dach in die Balkenlage eingesägte „Heidechriz“).
Leben
Um 1925 lebten ca. neunzig Leute in Steinhaus. Die meisten waren Bauern. Diese Zeiten sind vorbei. Der stete Wandel und die wirtschaftlichen Gegebenheiten haben dazu beigetragen, dass die Steinhauser ihrem Dorf den Rücken kehrten. Heute ist ein einziger Bauernbetrieb übrig geblieben. Viele Bewohner arbeiten unten im Tal, in der Gegend von Brig/Visp.
Kontakt zur Aussenwelt
Bis 1987 war das Dorf im Winter aufgrund von Lawinenniedergängen zum Teil wochenlang von der Aussenwelt abgeschnitten. Dank des grossen Einsatzes der Dorfbevölkerung konnte im Winter 1987/1988 eine Lawinenverbauung (Tunnel) am Löüwibach ("Lawinenbach") eingeweiht werden. Seitdem ist Steinhaus auch im Winter immer erreichbar.
Aktuelles
Im Herbst 2004 beschloss der Grosse Rat des Kantons Wallis, Steinhaus mit den Nachbargemeinden Ernen, Mühlebach und Ausserbinn zu fusionieren. Der Name dieser neuen Gemeinde ist noch nicht bekannt.
Steinhaus im Oberwallis | ||||
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Murgänge und "Flutwellen"
Oberhalb von Steinhaus befindet sich am Berghang eine grosse Anrisszone, welche für den Abgang mächtiger Murgänge verantwortlich ist. Der Rufibach transportiert bei heftigen Gewittern grosse Gesteinsmassen, Schlamm, Kies und Bäume in Richtung Rhone. Dies geschieht jährlich bis zu 10 Mal. Dabei ist die Erschütterung des Untergrunds so gross, dass ein leichtes Zittern sogar in den Häusern des Dorfes zu bemerken ist. Dieses einzigartige Naturschauspiel wird von der Dorfbevölkerung und den Gästen aus sicherer Distanz mit einer Mischung aus Sorge, Angst und Faszination erlebt.
Am 07. Juli 1998 waren die Murgänge derart stark, dass die Rhone bei Steinhaus über das Wochenende zu einem 2,5 Kilometer langen See gestaut wurde. Im Nachgang zu den Murgängen stieg der Wasserspiegel der Rhone bis auf fünf Meter. Unterhalb des Dorfes haben sich über die Jahre grosse Schuttwälle gebildet (siehe Bild), die zum Teil von einem mehrere Jahrzehnte alten Wald bewachsen sind.
Das transportierte Gesteinsmaterial besteht mehrheitlich aus Gneisen (Anm: Gruppe metamorpher Gesteine mit deutlichem Parallelgefüge und hohem Feldspatgehalt) des Gotthard-Massivs des Penninikum (Der Name Penninikum hat seine Herkunft im Namen "Penninische Alpen", einem alten Namen für die Walliser Alpen in der Schweiz). An den Seitenwänden des Rufibachs ist eine Ansammlung von Ablagerungen von früheren Murabgängen festzustellen. Das eindrücklichste Zeugnis dieser Murgänge befindet sich vor der Einmündung in die Rhone in Form eines grossen Murkegels.
Anrisszone | ![]() |
Flutwelle |
Flutwelle | Murgang | ![]() |