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Kreatin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Strukturformel
Strukturfomel von Kreatin
Allgemeines
Name Kreatin
Andere Namen
  • Creatin
  • N-Amidinosarkosin
  • N-(Aminoiminomethyl)-N-methyl-glycin
  • 3-Methylguanidinoessigsäure
Summenformel C4H9N3O2
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff [1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 57-00-1 [1]
Wikidata Q223600
Eigenschaften
Molare Masse 131,13 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,33 g·cm−3 [1]

Schmelzpunkt

303 °C

Siedepunkt

598 °C

Löslichkeit

löslich in Wasser [1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung{{{GHS-Piktogramme}}}

H- und P-Sätze H: {{{H}}}
EUH: {{{EUH}}}
P: {{{P}}}
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Kreatin (von griechisch kreas = Fleisch) ist eine organische Säure, die in Wirbeltieren u. a. zur Versorgung der Muskeln mit Energie beiträgt. Kreatin wird in der Niere, der Leber und in der Bauchspeicheldrüse synthetisiert. Sie leitet sich formal von den Aminosäuren Glycin und Arginin ab und ist zu 95 % im Skelettmuskel vorhanden. Kreatin wurden 1834 von Eugène Chevreul als Bestandteil der Fleischbrühe entdeckt. Der deutsche Chemiker Justus von Liebig wies Kreatin 1847 als Komponente im Fleisch verschiedener Säugetierarten nach.

Physiologische Bedeutung

Vor allem bei der Muskelkontraktion wird Kreatin in Form von Kreatinphosphat, korrekterweise Phosphokreatin (PCr) benötigt. Phosphokreatin stellt die Phosphorylgruppe zur Verfügung, die zur Rückwandlung des bei der Kontraktion entstandenen Adenosindiphosphat (ADP) in Adenosintriphosphat (ATP) genutzt wird. 60 % des Kreatins treten als Phosphokreatin und 40 % als freies Kreatin auf. Die Menge des im menschlichen Körper gespeicherten Kreatins beträgt 120 bis 150 Gramm, rund 1,5 bis 2 % des Totalkreatins wird pro Tag als Kreatinin über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Die erforderliche tägliche Zufuhr beträgt etwa 2 bis 4 Gramm. Der Organismus bezieht etwa die Hälfte des Kreatins aus Fisch und Fleisch der täglichen Nahrung.

Therapeutische Anwendung

In der Medizin wird Kreatin gelegentlich bei der Behandlung von Muskeldystrophie zur Verbesserung des Muskelstoffwechsels eingesetzt.

Nahrungsergänzung

Um die Vorräte des Energieträgers ATP zu erneuern, verwenden die Muskeln hauptsächlich Kreatin. Bei Männern enthalten die Muskeln im Ruhezustand ungefähr vier Gramm Kreatin pro Kilogramm Muskelmasse. Diese Vorräte können durch kurzzeitige zusätzliche Kreatineinnahme erhöht werden.

Eine Nebenwirkung, die in der wissenschaftlichen Literatur erfasst ist, ist eine mögliche Gewichtszunahme um ein bis zwei Prozent. Sie resultiert aus der Einbehaltung von Wasser in den Muskelzellen. Kraftsportler berichten über eine Kraftzunahme, die auch durch wissenschaftliche Studien belegt worden ist. Der Ernährungswissenschaftler Andreas Hahn von der Universität Hannover urteilt in seinem Buch: Nahrungsergänzungsmittel:

„Der mögliche Sinn von Kreatingaben bezieht sich ausschließlich auf Menschen mit starken sportlichen Aktivitäten, die mit großem Eifer betrieben werden. Aufgrund gegensätzlicher Studienergebnisse kann jedoch nicht grundsätzlich zu einer Ergänzung mit Kreatin geraten werden. Eine kurzfristige Supplementierung von Kreatin (bis zu 8  Wochen) in Mengen von etwa 20 g/Tag in der ersten Woche und 3 g/Tag in der Erhaltungsphase, gilt als unbedenklich.“

Nebenwirkungen der Nahrungsergänzung

Kreatin kann in Einzelfällen und praktisch nur während der im Normalfall nicht notwendingen Hochdosisphase (4 x 5 Gramm Kreatin, also insgesamt 20 Gramm Kreatin pro Tag während 7 bis 10 Tagen) zu geruchsintensiven Blähungen oder Durchfall führen. Gelegentlich reagieren gewisse Personen mit Muskelkrämpfen, die aber durch Magnesiumgaben von 200 bis 300 Milligramm pro Tag ohne weitere Probleme verschwinden. Dazu steht Kreatinsäure im Verdacht, die Entstehung von Diabetes zu begünstigen. Während der Hochdosisphase kann es zudem zu einer Gewichtszunahme von 1 bis 3 kg kommen, die vor allem auf Wassereinlagerung zurückzuführen ist, weil mit dem Kreatin über den Kreatintransporter gleichzeitig Natrium und Chlorid in die Zelle gelangt, was dann zu einer Wasserretention führt. Allmählich normalisiert sich die infolge osmotischer Effekte erhöhte Wasseraufnahme in den Muskeln und es findet im Verlaufe der Kreatin-Supplementierung eine effektive Zunahme von Muskelmasse statt, was mit einer Erhöhung der Muskelkraft einhergeht.

Bei der für gesunden Menschen empfohlenen Erhaltungsdosis von 2 bis 4 Gramm Kreatin pro Tag während drei Monaten, gefolgt von einer einmonatigen Pause, treten praktisch keine Nebenwirkungen auf. Nicht jeder Mensch reagiert gleichartig auf Kreatin-Supplementation. Responder reagieren mit Veränderungen in der Körperzusammensetzung, die durch Zuwachs der Muskelmasse und Leistungssteigerung im Sport kommt. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen könnte unter anderem darin bestehen, dass bei Non-Respondern die Speicherfähigkeit im Muskel bereits bis zur möglichen Obergrenze ausgenutzt ist und zusätzliche Supplementgaben daher ungenutzt ausgeschieden werden, wogegen bei Respondern der natürliche Gehalt unter dem Maximalwert liegt. Deshalb reagieren Vegetarier oder Veganer oft viel deutlicher mit einer Erhöhung der Gesamt-Kreatinkonzentration in den Muskeln als Fleisch- und Fischesser.

Große Leistungssprünge, wie sie vielfach in übertriebenen Ausmaßen von der Supplement-Industrie für Nahrungsergänzungsmittel beworben werden, sind durch die Supplementation mit Kreatin nicht zu erwarten. Das Hauptaugenmerk sollte besonders im Krafttraining auf einer größtmöglichen Trainingsintensität, sowie der von vielen Sportlern beobachteten und auch publizierten höheren Trainingskadenz und besseren Erholung liegen.

Quellen

  1. a b c d e f g Herstellerangaben der Firma Alfa Aesar: http://www.alfa-chemcat.com/daten_msds/D/A17477_-_Creatine,_anhydrous_(D).pdf. 31. Mai. 2007

Siehe auch

Wikibooks: Biosynthese von Kreatinphosphat – Lern- und Lehrmaterialien