Körbchenmuscheln (Gattung)
Körbchenmuschel |
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Wissenschaftlicher Name |
Corbicula fluminalis / fluminea |
O. F. Müller, 1774 |
Körbchenmuschel im engeren Sinne meint die Süßwassermuschel-Gattung Corbicula, im weiteren Sinne auch die Familie der Körbchenmuscheln (Corbiculidae) und im weitesten Sinne die Überfamilie Corbiculoidea. Dieser Artikel behandelt lediglich die auch in die Flüsse und Seen Mitteleuropas eingeschleppten Arten Corbicula fluminea und Corbicula fluminalis, die zusammenfassend auch als Asiatische Körbchenmuscheln oder als Flusskörbchenmuscheln bezeichnet werden. Am Ufer mancher Gewässer kann man ihre Schalen bei Niedrigwasser in riesigen Mengen finden.
Unterscheidung der Arten
Die Asiatische Körbchenmuschel kommt in Mitteleuropa in mindestens zwei Arten vor, die als Grobgerippte Körbchenmuschel (C. fluminea) und als Feingerippte Körbchenmuschel (C. fluminalis) beschrieben sind. Diese Arten unterscheiden sich z. B. in der Größe und in der Feinheit der Rippen. Allerdings sind diese Merkmale variabel und es gibt offensichtlich auch Bastarde. Molekulargenetische Befunde haben zwei genetische Linien festgestellt, die auch hybridisieren können (d.h. Bastarde zeigen). Ob diese zwei genetisch definierten Formen zur Deckung zu bringen sind mit den morphologisch definierten zwei "Arten", wurde nicht definitiv geklärt[1].
Anhand folgender morphologischer Merkmale werden die mitteleuorpäischen Körbchenmuscheln üblicherweise in die genannten zwei Arten unterteilt:
Grobgerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminea)

Die Färbung der Schale kann außen von ocker bis dunkelbraun variieren, manchmal hat sie sogar einen kleinen Grünstich, die Innenseite ist dagegen weiß, manchmal in Kombination mit Blassblau, der Violettstich, der bei der Feingerippten Körbchenmuschel häufiger vorkommt, ist hier eher selten, schwach und auf kleinere Flächen begrenzt. Meistens sind die Rippen auf der Außenseite gröber als bei der Feingerippten Körbchenmuschel, man findet allerdings auch Exemplare (besonders dunkelbraun gefärbte Exemplare), deren Rippen feiner sind als bei der Feingerippten Körbchenmuschel. Die äußere Form der Grobgerippten Körbchenmuschel erinnert (abgesehen von der Richtung der Rippen) leicht an die der Gemeinen Herzmuschel (Cerastoderma edule), allerdings ist die Hinterseite von C. fluminea im Gegensatz zu der von C. fluminalis eher gewinkelt und die Gesamtform leicht asymmetrisch. Der Wirbel ist klein und rundlich.
Feingerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminalis)

Die Färbung der Außenseite ist ocker und hat manchmal einen schwachen Grünstich, die Innenseite kann zwischen blassblau und violett variieren. Die Rippen sind feiner als die der meisten C. fluminea-Exemplare, und der Wirbel ist dick aufgewölbt und neigt sich nach vorne, was der Muschel ein plumpes und häufig auch stark asymmetrisches Aussehen verleiht. Die Hinterseite ist abgerundet.
Herkunft und heutige Verbreitung
Ursprüngliche Verbreitung
Die beiden in Europa vorkommenden Arten der Körbchenmuschel kommen ursprünglich (d.h. vor dem 20. Jahrhundert) wahrscheinlich aus China und Taiwan. Andere Arten der Gattung kommen in Russland, China, Taiwan, Japan, Korea, Thailand, auf den Philippine, im Vorderen Orient und in Teilen Afrikas und Australiens vor.
Heutige Ausbreitung als Neozoon
Körbchenmuscheln gelangten offenbar um 1980 herum nach Europa, doch ist ungeklärt, auf welche Weise. Die wahrscheinlichsten Möglichkeiten sind das Einschleppen über Schiffe (Kühl- bzw. Ballastwasser) sowie das Aussetzen von Aquarientieren. 1980 wies man Körbchenmuscheln erstmals in Westeuropa nach.
1984 wurden sie in der Weser, 1988 in den Niederlanden im Rhein nachgewiesen (die damals gefundenen Muscheln waren schon 2-3 Jahre alt). Von den Niederlanden aus gelangten sie stromaufwärts 1991 (nach anderen Quellen seit 1993) nach Deutschland. Im Jahr 2003 wurde sie auch im Bodensee nachgewiesen[2], 2007 im Hochrhein bei Waldshut-Tiengen.
Von Rhein aus gelangten sie auch in den Main, wo sie sich über den Main-Donau-Kanal in die Donau ausbreiteten. Über Kanäle gelangten sie von Westdeutschland auch in den Osten Deutschlands über die Weser (deren Population darin aufging) bis in die Elbe und die Oder[3].
Nach Nordamerika wurde die Körbchenmuschel bis 1924 als Nahrungsquelle aktiv von asiatischen Immigranten eingeschleppt. Offenbar verwilderte Exemplare entdeckte man 1938.
In Südamerika tauchte sie 1979 auf.
Ernährung
Aus sandigen oder gleichermaßen aus schlammigen Böden filtert die Körbchenmuschel Kleinorganismen (Phytoplankton etc.) heraus.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ M. Pfenninger, F. Reinhardt & B. Streit (2002): Evidence for cryptic hybridiziation between different evolutionary lineages of the invasive clam genus Corbicula (Veneroida, Bivalvia). J. Evol. Biol. 15: 818-829.
- ↑ Universität Konstanz, Referat für Öffentlichkeitsarbeit: Neue Muschel im Bodensee. Pressemitteilung Nr. 108 vom 02.10.2003
- ↑ Wilke, H.-J. (2007): Erstnachweis von Corbicula fluminea in der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße/Oder (Brandenburg). Lauterbornia 59: 63-65.