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Amygdala

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Die Amygdala (Mandelkern, Corpus amygdaloideum) ist eine Struktur des Gehirns im medialen Teil des Temporallappens. Sie gehört zum limbischen System.

Sie ist für die emotionale Färbung von Informationen zuständig und wird deshalb teilweise als Zentrum der Gefühle aber auch der Traumata bezeichnet. Die Funktion der Amygdala ist un- beziehungsweise vorbewußt und dient besonders der Signalverarbeitung und Gedächtnisbildung.

Position der Amygdala im menschlichen Gehirn

Fehlfunktionen der Amygdala können beim Menschen zu einer Vielzahl von Erscheinungen führen wie Gedächtnisstörungen, die Unfähigkeit der emotionalen Einschätzung von Situationen, Autismus, Depression, Narkolepsie, Posttraumatische Belastungsstörungen und Phobieen. Diese Störungen können durch Beschädigung, Entwicklungsprobleme oder einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter hervorgerufen werden.

Die Amygdala besteht aus verschiedenen getrennt arbeitenden Kernen. Eine Schlüsselfunktion hat der basolaterale Komplex, der zentrale Kern und die mediale Amygdala. Der basolaterale Komplex erhält seinen Input aus dem sensorischen (optischen und akustischen) Nervensystem und ist beispielsweise für die Entwicklung von Angst notwendig.

Der zentrale Kern empfängt den Großteil des Outputs des basolateralen Komplexes und ist beteiligt an emotionaler Erregung. Er sendet Signale an

  • den Hypothalamus zur Aktivierung des Sympathikus,
  • den retikularen Kern zur Verstärkung von Reflexen,
  • den Trigeminus und den Gesichtsnerv zum Auslösen von ängstlichen Gesichtsausdrücken und
  • an den Locus Coeruleus, weitere Areale, deren Namen ich gerade nicht in meinem Anatomie-Atlas finde zur Produktion der Neurotransmitter Dopamin, Acetylcholin und Epinephrin.

Die mittlere Amygdala ist an der Verarbeitung der Geruchssinnes beteiligt und erhält Input von dem Bulbus olfaktorius.

Die Konditionierung von Tieren bestimmte "neutrale" Reize mit Angst zu verbinden verändert die Informationen, die in der Amygdala gespeichert sind, wie Experimente im Labor von Joseph Ledoux und anderen gezeigt werden konnten. In dieser Hinsicht dient sie als eine einfache Pawlowsche Lernmaschine die Aversionen mit neutralen Ereignissen verknüpft und damit Tieren hilft auf ihre Umwelt zu reagieren.

In Tierversuchen haben Forscher gezeigt, das die elektrische Stimulation von Punkten in der Amygdala unterschiedlichste Reaktionen hervorrufen kann. Signale in den zentralen Kern führen zu Wut oder Fluchtreaktionen, an anderen Stellen können vegetative Reaktionen beispielsweise Erhöhung des Pulses aber auch des Fressverhaltens und der Sexualität ausgelöst werden.

Primaten, denen die Amygdala zu Testzwecken entfernt wird, können zwar Gegenstände sehen, aber sind nicht mehr in der Lage, deren gefühlsmäßige Bedeutung zu erkennen. Zudem verändert sich ihr Verhalten grundlegend und sie verlieren jegliche Aggression. Nach der Entdeckung dieser Tatsache durch Klüver und Bucy 1937 wurde auch diskutiert ob ein solcher Eingriff zur "Behandlung" von Kriminalität geeignet sei.

Es gibt Überlegungen, dass Erwachsene im Zweitspracherwerb möglicherweise nicht auf das prozedurale Gedächtnis der Amygdala zurückgreifen und deshalb die emotionale Verbindung zu Worten nur schwerer finden können.