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Franz von Löher

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Franz Löher (ab 1866 von Löher) (* 15. Oktober 1818 in Paderborn; † 1. März 1892 in München) war ein demokratischer Politiker während der Revolution von 1848/49, Jurist und Historiker

Franz von Löher (Holzstich aus „Über Land und Meer“)

Leben und Wirken

Löher wurde als Sohn eines Metzgermeisters geboren und besuchte in Paderborn das Gymnasium. Anschließend studierte er zunächst Medizin in Halle, seit 1838 wechselte Löher zur Rechtswissenschaft. Er studierte zunächst weiter in Halle und ging später nach Freiburg und München. In diese Zeit fallen auch ausgedehnte Reisen unter anderem in die Schweiz, nach Frankreich und nach Oberitalien. Das Studium schloss er 1841 mit der ersten Staatsprüfung in Berlin ab. Anschließend leistete er den juristischen Vorbereitungsdienst beim Oberlandesgericht in Paderborn bis zum juristischen Examen 1845. Danach war er Referendar am Stadtgericht in Paderborn. Dort engagierte sich Löher intensiv für den Geschichts- und Altertumsverein. In dieser Zeit machte er sich einen Namen als Autor von politischen und rechtsgeschichtlichen Aufsätzen. So schrieb er 1845 über die „Fürsten und Städte zur Zeit der Hohenstaufen“ (als Einführung zu einer „Geschichte der staatsbürgerlichen Freiheit der Deutschen.“) Im Jahr 1846 veröffentlichte er eine Schrift über „Die staatlichen Zustände in Deutschland am Ausgang des Mittelalters.“ In den Jahren 1846/47 reiste Löher über England nach Nordamerika und hielt dort unter anderem Vorträge über Deutschland.

Nach seiner Rückkehr nach Paderborn war Löher 1848 Mitbegründer und Chefredakteur der „Westfälischen Zeitung.“ Außerdem war er bis 1850 der führende Kopf der Demokraten in Paderborn. Nachdem Beginn der Gegenrevolution in Preußen war Löher zusammen mit einigen Demokraten aus Bielefeld führend an der Organisation eines Demokratenkongresses in Münster beteiligt. Dort sprach sich Löher vehement für die Beteiligung an der Steuerverweigerungskampagne aus und forderte Neuwahlen. Wie auch andere Teilnehmer der Veranstaltung wurde er am 11. Dezember 1848 verhaftet. In Abwesenheit wählten ihn die paderborner Wähler in die zweite preußische Kammer. Daraufhin mussten ihn die Behörden im Februar 1849 aus der Haft entlassen. Im Parlament gehörte er zur gemäßigten Linken und erarbeitete sich einen guten Ruf. Im Herbst 1849 wurde er außerdem zum Stadtverordnetenvorsteher und kommissarischen Bürgermeister von Paderborn gewählt. Die Regierung verweigerte ihm allerdings die Zustimmung, ließ Löher nicht zur Prüfung für das Richteramt zu und entließ ihn schließlich aus dem Staatsdienst entlassen.

Stattdessen wandte sich Löher wieder der Wissenschaft zu. Im Jahr 1851 erschien seine Arbeit „System des preußischen Landrechts in deutschrechtlicher und philosophischer Bedeutung“ mit der er in Freiburg auch promovierte. Ein Jahr später folgte die Habilitation in Göttingen für deutsche Staats- und Rechtsgeschichte. Im Jahr 1855 wurde Löher Honorarprofessor für Länder- und Völkerkunde in München. Daneben diente er Maximilian II. und der Königin in vielen Fällen als „literarischer Sekretär.“ Im Jahr 1856 wurde er Mitglied der bayerischen Akademie der Wissenschaften und zwei Jahre später der historischen Kommission für Bayern. Im Jahr 1859 wurde Löher auf den extra für ihn eingerichteten Lehrstuhl für allgemeine Literaturgeschichte und Länder- und Völkerkunde berufen. In den Jahren 1862/63 unternahm Löher in vielen Teilen Europas. Im Jahr 1864 wurde er zum Leiter des bayerischen allgemeinen Reichsarchivs ernannt. Im Jahr 1866 wurde er schließlich in den Adelsstand erhoben. Es folgten zahlreiche weitere Reisen und Veröffentlichungen. Darunter auch ein mehrbändiges Werk über Jakobäa von Bayern-Straubing (1862-1869). Im Jahr 1876 gründete Löher die Archivalische Zeitschrift. Da er auch für Ludwig II. zahlreiche Aufträge ausführte, geriet Löher nach dessen Tod in die Kritik. Auf Druck des bayerischen Abgeordnetenhauses musste er 1888 sein Amt als Archivdirektor aufgeben.

Literatur

  • Wilhelm Schulte: Westfälische Köpfe. 300 Lebensbilder bedeutender Westfalen. Aschendorff, Münster 1977. ISBN 3-402-05700-X S.179f.