Fernöstliche Republik
Die Demokratische Fernöstliche Republik (russisch Дальневосточная Республика, ДВР) war eine kommunistische Sowjetrepublik in Russisch-Fernost und in Süd- bzw. Ostsibirien. Sie ist auch in Boris Pasternaks Roman „Doktor Schiwago“ überliefert.
Vorgeschichte
Die Republik wurde nach der kommunistischen Oktoberrevolution und der bolschewistischen Machtergreifung im ganzen Land am 6. April 1920 nur deshalb gegründet, um als Pufferstaat einen direkten Krieg zwischen Sowjetrussland und Japan aufzufangen, da 70.000 Japaner zusammen mit 9.000 USA-Interventen antikommunistische Truppen der russischen Weißen Armee unterstützten. Japan selbst hielt Wladiwostok und Teile der Pazifikküste besetzt, seit 1918 auch angrenzende chinesische Gebiete.

Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzung spielte auch die tschechoslowakische Legion (eine 92.000 Mann umfassende Einheit aus Tschechen und Slowaken, darunter vielen Überläufern aus der österreichisch-ungarischen Armee) eine Rolle, die auf Seite der Weißen Armee stand und weite Strecken der transsibirischen Eisenbahn kontrollierte, sich aber 1920 nach einem Waffenstillstand über Wladiwostok ausschiffen ließ.
Ausdehnung
Die Fernöstliche Republik erstreckte sich daher vom Baikalsee (Baikalgebiet und Transbaikalien) entlang der mongolischen und chinesischen Grenze (Küsten- und Amurprovinz gegenüber der Mandschurei) sowie entlang des Pazifik bis hinauf nach Kamtschatka und zur Tschuktschenhalbinsel, umfasste aber z. B. nicht Jakutien. Der westliche Teil des Siedlungsgebietes der mongolischen Burjaten fiel an Sowjetrussland, der östliche an die Fernöstliche Republik.
Sieg der Sowjetmacht
Statt Wladiwostok war Tschita die Hauptstadt, aber erst nach der Vertreibung des weißgardistischen General Semjonow im Oktober 1920 unter Kontrolle der Sowjets. Japan seinerseits versuchte 1920–22 mit Hilfe der Weißen und abtrünniger Kommunisten, die Küstenprovinz (Region Primorje) abzuspalten, wodurch ein weiterer Pufferstaat entstand, die Küsten-Republik.
Am 25. Oktober 1922 gelang der Roten Armee die Rückeroberung des von Japanern und der Weißen Armee besetzten Wladiwostok, am 15. November 1922 proklamierte die Republik daraufhin den Anschluss an die Sowjetunion. Nord-Sachalin blieb jedoch noch bis 1925 japanisch besetzt.
Neuzeit
Seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gibt es in der Küstenregion, vor allem in Chabarowsk (Hauptstadt der heutigen russischen Fernostregion), und Wladiwostok (Wirtschaftszentrum) erneut regionalistische und sogar separatistische Bestrebungen gegen die Zentralregierung im fernen Moskau, die von bestimmten Kreisen in den USA unterstützt werden (z. B. Zbigniew Brezinski 1997 [1]).
Literatur
- Die Fernöstliche Republik (1920–1922) – Ein staatlicher Ordnungsversuch zur Zeit des Russischen Bürgerkrieges. In: Harald Heppner/Eduard Staudinger (Hrsg.): Region und Umbruch 1918 – Zur Geschichte alternativer Ordnungsversuche. Frankfurt a. M. 2001
- David Golinikow: Fiasko einer Konterrevolution – Das Scheitern antisowjetischer Verschwörungen in der UdSSR 1917–1925. Berlin 1982
- W.P. Potjomkin (Hrsg.): Geschichte der Diplomatie, Zweiter Band (Die Diplomatie der Neuzeit, 1872–1919). Berlin/Leipzig 1948