Notenschlüssel

Notenschlüssel (lat. clavis, pt. clave, ital. chiave, engl./frz.: clef = „Schlüssel“) dienen in der Musik dazu, im Notensystem festzulegen, welche Tonhöhe die fünf Notenlinien repräsentieren. Jeder Schlüssel hat dafür einen Referenzton, aus dessen Position sich die Lage der anderen Töne ableitet, die Bedeutung der Notenlinien erschließt sich also erst durch den Schlüssel. (Das ital. Wort chiave hat auch beide Bedeutungen.)
Daraus ergibt sich, dass die verschiedenen Notenschlüssel unterschiedliche Tonlagen repräsentieren und somit für jedes Instrument und jede Stimmlage ein geeigneter Schlüssel existiert.
Die heute gebräuchlichen Schlüssel und ihre Anwendung
Violinschlüssel
Der Violinschlüssel, auch G-Schlüssel genannt, kommt für Frauenstimmen, Violine, hohe Blasinstrumente, das Sopran-Instrument der Viola da Gamba-Familie (Diskant-Gambe) und die rechte Hand bei Tasteninstrumenten zum Einsatz und wird manchmal auch für die Notation extrem hoher Lagen bei tiefen Instrumenten verwendet. Er legt das g′ auf der zweiten Linie fest (die fünf Linien und vier Zwischenräume werden von unten nach oben gezählt).
Altschlüssel

Für die Bratsche (Viola), das Altinstrument der Viola da Gamba-Familie (Altgambe) und Altposaune wird der oft auch „Bratschenschlüssel“ genannte Altschlüssel vorgeschrieben. Das c′ liegt hier auf der dritten Linie.
Tenorschlüssel

Der Tenorschlüssel wird für die Tenorposaune und für Passagen in höherer Lage bei tiefen Streich- und Blasinstrumenten (Violoncello, Tenor-Bass-Instrument der Viola da Gamba-Familie verwendet. Orientierungspunkt ist das c′ auf der vierten Linie.
Bassschlüssel

Bassschlüssel oder F-Schlüssel findet man bei tiefen Männerstimmen und tiefen Streichern (Violoncello, Kontrabass und Bassinstrument der Viola da Gamba-Familie), Bläsern und manchen Schlaginstrumenten. Bei Tasteninstrumenten ist die linke Hand meistens im Bassschlüssel, bei der Orgel auch das Pedal. Beim Bassschlüssel befindet sich das kleine f auf der vierten Linie von unten (also auf der Linie zwischen den beiden Punkten).
Historisches
Als Guido von Arezzo um 1025 das Liniensystem für die Notation von Musik erfand, benutzte er zur Kennzeichnung der Halbtonschritte ein c oder ein f, mit dem er die meist farbige Linie markierte, unter der sich der Halbtonschritt befand. Je nach Melodieverlauf wurden diese Notenschlüssel in der Quadratnotation später auf eine der vier vorgesehenen Notenlinien gelegt, um die Notwendigkeit von Hilfslinien zu vermeiden.
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Die so entstandenen C-Schlüssel wurden auch später weiterverwendet und werden bis heute nach den Gesangsstimmen benannt, für die sie geeignet sind. Lediglich ihr Aussehen hat sich verändert. Auf der Abbildung sieht man: (a) Alte C-Schlüssel; (b) Sopran- oder Diskantschlüssel; (c) Mezzosopranschlüssel; (d) Altschlüssel; (e) Tenorschlüssel (f) Baritonschlüssel.
Für tiefere Stimmen entstand fast zeitgleich mit dem C-Schlüssel der Bassschlüssel, der das kleine f anzeigt und dessen Form sich auf den Großbuchstaben F zurückführen lässt (a). Die ersten Bassschlüssel lagen noch auf der Mittellinie, waren also eigentlich Baritonschlüssel (b), später setzte sich die zweitoberste Linie als F-Linie durch (c).

Mit der Weiterentwicklung der Musik, vor allem als man begann, auch Instrumentalmusik zu notieren, die zum Teil außerhalb des menschlichen Stimmraumes lag, wurde ein neuer, höherer Schlüssel benötigt: Der nach seinem ursprünglichen Verwendungszweck benannte Violinschlüssel wurde um 1200 erfunden. Die Bezeichnung „Sopranschlüssel“ ist zu vermeiden, da ein C-Schlüssel gleichen Namens existiert. Auch seine Gestalt entwickelte sich aus dem Buchstaben des angezeigten Tones G, dem ein Haken hinzugefügt wurde. Dieser könnte aus einem kursiven d auf der zugehörigen Linie (dem d″) hervorgegangen sein.


Auf alten Noten für Tasteninstrumente findet man oft ein Liniensystem mit acht oder mehr Linien, in dem alle Schlüssel eingezeichnet wurden, ungefähr so, wie die Abbildung (Reproduktion) links zeigt. Das Zeichen ganz unten ist ein griechisches Gamma, mit dem zeitweise das große G markiert wurde. Dieser Γ-Schlüssel für besonders tiefe Lagen hat sich aber nicht gehalten.

Der Violinschlüssel setzte sich mit der Zeit als universaler Notenschlüssel für hohe Lagen durch und löste in den meisten Fällen den C-Schlüssel ab. Nur für die Notation von Gesangsstimmen waren Sopran-, Alt- und Tenorschlüssel noch bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts der Standard, wie nebenstehender Ausschnitt einer reproduzierten Chorpartitur von Johannes Brahms zeigt.
Chiavetten
Notenschlüssel, die auf einer anderen Linie als üblich liegen, werden als Chiavetten bezeichnet. Die verschiedenen C-Schlüssel haben sich aus dieser Tradition entwickelt, aber auch bei den anderen Schlüsseln war die Versetzung früher üblich. So ist unser moderner Bassschlüssel eigentlich aus einer Chiavette des Baritonschlüssels hervorgegangen. In französischer Barockmusik findet man oft den G-Schlüssel auf der untersten Linie (französischer Violinschlüssel).
Bei J. S. Bach findet man Chiavetten manchmal auch als Hilfestellung für Transpositionen, wie im folgenden Ausschnitt aus seinem „Magnificat“, in dem eine Oboe d’amore, deren Klang eine Terz tiefer ist, im französischen Violinschlüssel notiert ist (b), womit sich, von den Vorzeichen abgesehen, das gleiche Bild ergibt wie bei der klingenden Notation (a):

Oktavierende Schlüssel
Wo man früher Chiavetten verwendete, um Hilfslinien zu vermeiden, so benutzt man heute eine kursive, klein geschriebene 8 über oder unter den Schlüssel, um eine Oktavierung in die jeweilige Richtung anzuzeigen. Der nach unten oktavierende Violinschlüssel beispielsweise ist vor allem für Tenorstimme üblich. Seltener werden diese Schlüssel auch für Instrumente verwendet, die ohnehin um eine Oktave transponieren, z. B. Gitarre (nach unten oktavierender Violinschlüssel), Piccoloflöte (nach oben oktavierender Violinschlüssel) oder Kontrabass (nach unten oktavierender Bassschlüssel), was aber nicht nötig und sogar irreführend ist. Bisweilen findet man auch eine 15, die das Versetzen um zwei Oktaven verlangt.
Tabulaturen
Bei Gitarren und anderen Zupfinstrumenten gibt es die Möglichkeit, anstelle herkömmlicher Noten Tabulaturen zu notieren. In diesem Fall wird meistens ein vertikales „TAB“ anstelle eines Schlüssels geschrieben.
Es werden dann nicht zwangsläufig fünf Notenlinien verwendet, sondern eine Linie für jede Saite des Instruments (bei der Gitarre also sechs Linien). Mit Zahlen auf den Linien wird angegeben, in welchem Bund die betreffende Saite zu drücken ist.
Notenschlüssel für diatonische Handharmonika

Die diatonische Handharmonika hat als wechseltöniges Instrument eine spezielle Notation. Dazu gehört ein eigener Notenschlüssel, der zum Beispiel ähnlich aussieht wie ein klein geschriebenes h. Der Notenschlüssel und die Notation für Schub und Zug sind vom entsprechenden Verlag abhängig.
Schlagzeugschlüssel
Für Schlaginstrumente wird meistens einer der beiden abgebildeten Schlüssel verwendet. Es gibt verschiedene Konventionen, welche Zeile welches Instrument repräsentiert. Näheres dazu im Artikel Schlagzeug-Notation.
Siehe auch
Literatur
- Willi Apel: Die Notation der polyphonen Musik: 900–1600. 4. Auflage. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1989, ISBN 978-3-7651-0180-9

