Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt
Der Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt liegt westlich von Hammelburg im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen. Der Kapellenkreuzweg besteht aus 14 Stationen und wurde 1733 errichtet. Der Kapellenkreuzweg ist als Rundweg gestaltet und führt mit einer Länge von etwa einem Kilometer um das Kloster Altstadt herum, in dessen Vorplatz der Ausgangs- und Endpunkt liegt. Der Kreuzweg bildet den Höhepunkt einer jahrzentelangen Bautätigkeit am Kloster Altstadt und erlangte überregionale Bedeutung.
Beschreibung
Die einzelnen Kreuzwegsstationen sind als Kapellen gestaltet. Sie sind als Rundbogennischen konzipiert und die Rahmung bilden Pilaster mit Schmuckbändern aus Akanthusblattgewinden, Blumen und Blüten. Über den Pilastern erstreckt sich ein mit Rollwerk und Arkanthus verzierter gesprengter Giebel, eine Giebelform, wo der Mittelteil ausgespart und nicht geschlossen ist. Die Stationen sind auf Kartuschen am Giebelfeld nummeriert, die Giebel mit Kreuzen bekrönt. Den Kapellennischen sind Balustraden vorangestellt. Auf einem hohen Sockel in dem so entstandenen Raum befindet sich das Figurenrelief. Darunter befindet sich eine Sockelkartusche mit Inschrift. Die Stationen waren ursprünglich farbig bemalt und mit Gittern verschlossen. Heute sind nur noch vereinzelt farbliche Reste vorhanden, und an den Stationen sieben und acht sind Gittern vorhanden. Bei den anderen sind nur noch die Scharnierbänder vorhanden.
Diese beschreibt zuerst in lateinischer, anschließend in deutscher Inschrift das Geschehen der jeweiligen Station. Unter dieser Beschreibung erfolgt die Nennung des Stifters. Die lateinischen Inschriften sind meist als Chronogramm gestaltet. Damit werden Verse gemeint, in denen Buchstaben als römische Zahlen hervorgehoben werden, deren Addition eine Jahreszahl ergibt. Beim Kapellenkreuzweg werden bei allen Kartuschen die Buchstaben I, V, X, L, D, und M hervorgestellt, die in der Addition die Jahreszahl 1733 ergibt, das Datum, an dem der Kreuzweg errichtet worden ist.
Sieben Kapellen der 14 Stationen – eins, zwei und sieben bis elf – sind aus grünlich gelben Sandstein ausgeführt. Die Stationen drei, sechs und zwölf bis 14, einschließlich der Kreuzigungsgruppe und der Grabkapelle, sind in rotem Sandstein ausgeführt. Die aus rotem Sandstein ausgeführten Stationen gestalten sich dabei schmuckreicher. Diese tragen zusätzlich noch Verkröpfungen und seitliche Volutenschnecken. Durch diese zusätzlichen Verzierungen zeigen sich diese Kapellen ein schöneres Erscheinungsbild, als die strenger gehaltenen Kapellen aus grünlich gelbem Sandstein. Diese unterschiedliche Kapellenausführungen erscheinen zunächst willkürlich, begründet sich allerdings nicht inhaltlich, sondern repräsentativer Natur. Die Kapellen aus rotem Sandstein stehen an exponierten Stellen, beispielsweise an der Wallfahrststraße.
Aus grünlich gelben Sandstein sind ausnahmslos alle Figurenreliefs, wie ebenfalls die Figuren der Kreuzigung und der Grabkapelle, gefertigt. Spuren der ursprünglichen Bemalungen sind noch an einigen Relieffiguren vorhanden. 1996 wurden während der Renovierung die Dornenkrone Christi mit einer frischen Vergoldung versehen. Durch diese Renovierungsmassnahmen unterscheiden sich die heutige, klassische Erscheinungsweise der Reliefs von der damaligen farbigen Ausgestaltung, die letztendlich die Volksfrömmigkeit ansprechen sollte.
Die Grabkapelle, die ebenfalls aus rotem Sandstein gebildet wurde, ragt als Risalit aus der Klostermauer hervor. Es werden bewusst Motive der Kapellen aufgegriffen, die sich mit der fassadengestaltung mit gesprengtem Giebel und Kreuzbekrönung, wie auch die Seitenvoluten und die Balustrade zeigen. Die Grabkapelle trägt über dem Eingang ein Giebelfeld mit reichverzierte Kartusche, mit dem Doppelwappen des Stifterehepaares Hugo Phillipp Eckenbert von Dalberg und seiner Frau Anna Zobel von Giebelstadt.
Bei den einzelnen Stationen werden in einzelnen Szenen das jeweilige Passionsereignis figurenreich illustriert. Diese Moment der Darstellung wird durch zahlreiche Details anschaulich unterstützt. Vor allem die Widersacher Christi sind mit fratzenhaften Gesichtern und überspitzten Gesichter gestaltet. Zusätzlich wirken auch die ehemals vorhande farbige Bemalung der Reliefs im Zusammenhang mit der Volksfrömmigkeit zu sehen. Damit sollen Gut und Böse leicht zu unterscheiden sein, die leidende Gestalt Christi zum Mitleiden anregen.
Verlauf
Die Ausführung des Kapellenweges als Rundweg stellt eine Besonderheit dar. Dies stellt eine Ausnahme unter den Kreuzwegandachten dar und tritt vereinzelt erst im Barock auf. Anfang und Ende des Weges ist der Vorplatz der Klosterkirche. Dies ist für einen Kreuzweg ungewöhnlich. Diese geschlossene Form war von Anfang an geplant und wird mit den eigens dafür angelegten Wegen veranschaulicht. Auf der einen Seite führt der Alleeweg nach oben und auf der anderen Seite geht es über den Treppenweg zurück zur Klosterkirche. Ebenfalls spricht dafür, dass die 14 Stationen gleichmäßige Verteilung auf dem gesamten Weg aufweißen. Die Gestaltung der freistehenden Kreuzigungsgruppe zeugt weiterhin von der Komplexität dieser Kreuzweganlage. Die Kreuzigungsgruppe steht auf einem Plateau und es wurde eine Blickachse zur Stadt, zum Kellereischloss und in das Saaletal geschaffen.
Als unmittelbares Vorbild ist der Kapellenkreuzweg am Kloster Kreuzberg in der Rhön. Dieser wurde 1710 als erster deutscher Kreuzweg mit 14 Stationen errichtet. Bei diesem Kreuzweg sind die Stationen ebenfalls als Kapellen gestaltet und bildet eine freistehende Kreuzigungsgruppe den Höhepunkt der Kreuzwegandacht. Gleich ist ebenfalls das mit der aufwendig gestalteten Grabkapelle, die allerdings am Kreuzberg bereits kurz unterhalb der Kreuzigung endet, während es beim Kloster Altstadt zurück zum Ausgangspunkt geht. Die Kapellenkreuzwege der Lombardei, wie beispielsweise in Orta San Giulio und Vares, können nur ganz allgemein als Vorbild für diesen Kreuzweg angesehen werden.
Der Kapellenkreuzweg beginnt auf dem Kirchenplatz vor der Kirche an dessen Nordseite, in einer Höhe von 203 Meter über Normalnull. Die Kapelle liegt direkt an der Klostermauer an. Der Klostermauer folgend kommt die zweite Station, die dritte folgt an der Westseite der Klostermauer. Anschließend geht es zum Kloster hinaus, etwas abwärts und um die Mauer herum. Die Stationen vier bis sechs liegen an der Außenseite der nördlichen Klostermauer und sind teilweise komplett in diese eingelassen. Diese Stationen befinden sich unmittelbar zwischen der Klostermauer und dem Kapellenweg. Der Weg steigt dann langsam an, führt um die Südostecke des Klosters herum und wird steiler. An der Außenseite der Ostmauer folgen die Stationen sieben und acht. Der Weg der von die Klostermauer entlang geht, biegt am Ende der Ostmauer nach Westen ab und führt als Alleeweg, mit alten Kastanienbäumen und Linden innerhalb des Waldes stetig bergauf. An diesem Alleeweg befinden sich die Stationen neun bis elf. Am höchsten Punkt des Kreuzweges, in etwa 270 Meter Höhe über Normalnull, steht die 12 Station, Kreuzigung. Dieser als Berg Golgotha Symbolisierend. Anschließend geht es von hier der Westmauer folgend einen Treppenweg hinunter zum Kloster. Beim Treppenweg befindet sich die 13. Station. Der Abschluss des Kreuzweges bildet die Grabkapelle die sich am Kirchenplatz, innerhalb des Klosters, und nur wenige Meter von der ersten Station entfernt, befindet.
Künstler
Die Künstler des Hammelburger Kreuzweges sind die gleichen die auf dem Volkersberg, nähe Bad Brückenau, und in Fulda auf dem Frauenberg und dem Kalvarienberg Kreuzwege gestalteten. Es handelt sich dabei um den Hammelburger Bildhauer-Künstler Johann Jakob Faulstieg (1697–1768), und sein Helfer, Frater Wenzeslaus Marx (1708–1773) aus Leitmeritz. Das Konzept der Kreuzweganlage, die Kapellengestaltung und die Komposition der Figurenreliefs stammen aus der Hand des Meisters. Die Geschlossenheit der Komposition, die überzeugende Tiefenstaffelung raumschaffender Figuren, verwaisen auf Faulstieg. Faulstieg arbeitete mit Figurenüberschneidungen und gestaltet auch Rückenfiguren. Für den Meister typisch ist eine detaillierte Ausarbeitung der Figurenszene wie auch der Figurenoberfläche. Diese sind dabei von kompaktem Körperbau mit eher rundlichen Gesichtern.
Die Arbeiten von Wenzeslaus lassen sich an dem für ihn charakteristischen überlängten Figurenstil erkennen. Als Beispiel dient dazu die reliefs der stationen zwei und drei. Die Oberflächengestaltung ist dabei weniger Lebhaft, die Gewandbildung verhaltener. Im Umgang mit Figurenüberschneidungen zeigt er sich wesentlich zaghafter als Faulstieg. Die von Wenzeslaus ausgeführten Reliefs wirken etwas steifer. Es gibt unter den Figurenreliefs auch Arbeiten, an denen beide Künstler gemeinsam gearbeitet haben, wie an der ersten Station. Bei dieser Station stammt die Gruppe um Christi von Wenzeslaus und die Palastarchitektur mit Balustrade und Arkandebögen von Faulstieg. An der freistehenden Kreuzigungsgruppe waren auch beide tätig.
Es muss aber noch ein dritter Künstler an der Ausarbeitung des Kreuzweges beteiligt gewesen sein. Die Figurenreliefs der siebten und achten station weisen in ihrer Ausführung deutlich auf eine Werkstattarbeit hin. Es fehlt hierbei an den dargestellten Szenen an Prägnanz. Unklar bleibt der Ausdruck der Figurengesichter. Dieser Künstler zeigte zudem Schwächen in der anatomisch richtigen Widergabe von Körpern auf. Dies alles spricht für einen Werkstattgesellen von Faulstieg.
Für die aufwendige Ausgestaltung sind die barocke Anlage des Kreuzweges dürfte der Einfluss von Andres Galasini verantwortlich zeigen. Von 1725 bis 1733 übernahm der aus Mantua stammende Baumeister im Auftrag des Fürstabts von Fulda, Adolph von Dalberg, die Umgestaltung des Kellereischlosses. Galasini brachte hiermit barockes Formgut nach Hammelburg. Er gestaltete die Gartenseite des Kellereischlosses mit einer Altane. Am Kapellen des Kreuzweges von Faulstieg finden sich diese Arkadenmotive sowie Balustradengestaltung. An der ersten Station mit der Verurteilung Christi zeigt im Hintergrund Arkadenbögen, deren Vorbild die der Altane des Kellereischlosses sind. Diese Balustradenmotive treten noch an einer bedeutenderen Stelle des Kreuzweges, bei der Brüstung der Kapellennischen auf. Die Konzeption des Kreuzweges, mit einer barocken Blickachse zum Schloss hinunter, dürfte ebenfalls durch Galasini angeregt worden sein.
Faulstieg wurde bald nach der Fertigstellung des Kreuzweges mit weiteren Errichtungen von Andachtswege im Hochstift Fulda beauftragt. Die Wirkung des Kapellenkreuzweges reicht bis Würzburg. Dort wurde nach Plänen von Balthasar Neumann ein Stationsweg am Käpelle angelegt. Dort wurden die einzelnen Kapellen als Pavillons, die an barocke Schlossarchitektur erinnern, gestaltet. Darin stehen lebensgroße Freifiguren. Der Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt bildet die Vorstufe für die dortige Gestaltung.
Geschichte
Von Papst Benedikt XIII wurde im Jahr 1726 das Recht erteilt, die auf die Kreuzwegandacht Ablässe zu erteilen auf allen Gläubigen auszudehnen. Daraufhin ließen die Brüder des Franziskanerkloster Altstadt 1733 den Kreuzweg mit 14 Stationen anlegen. Der beliebte Wallfahrtsort erfuhr damit einen erneuten Aufschwung. Die Errichtung des Kapellenkreuzweges wurde 1886 in der Chronik des Klosters Altstadt festgehalten:
„1733 wurden die Kreuzwegstationen in Altstadt errichtet mit Erlaubniß der geistlichen Behörde in Fulda. Sie sind von Stein und bemalt, und hat zu jeder Station ein Franziskaner ein Chronostichon gemacht“
Pater Adrian Zeininger, der dies 1886 in der Chronik niederschrieb, berichtete nichts über den Zustand des Kreuzweges. Der Zustand musste aber schon schlecht sein, da er in der Klosterchronik lediglich die lateinischen Versinschriften auf der Kartusche nannte. Die darunter stehenden barocken deutschen Übersetzungen nennt er nicht, dann aber wiederum den Namen der Stifter. Dies ist ein Hinweis, dass der untere Teil der Inschriftenkartuschen schon zu dieser Zeit nicht mehr mit den vollen Wortlauten zu lesen waren. Nach der Jahrhundertwende, im Jahr 1909, berichtete der Guardians Zeininger die Denkmalschutzbehörden mit dem besorgniserregenden Zustand des Kreuzwegs, woraufhin diese sich damit befassten:
„Am 16. Juli waren zwei Herren des Generalkonservatoriums zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in Bayern hier und nahmen den bezeichneten Kreuzweg Station für Station in Augenschein, erkannten die große Renovierungsbedürftigkeit an und konstatierten insbesondere – zu unseres großen Überraschung –, daß die Darstellungen früher in Farben gefaßt und erst später weiß überschmiert worden waren […].“
Einen weiteren Bericht über den Zustand des Kreuzweges berichtet das Hammelburger Journal am 13. Juli 1909:
„Daß die Renovierung des bezeichneten Kreuzwegs eine dringend notwendige ist, davon kann sich jedermann mit eigenen Augen überzeugen: Die Figuren sind vielfach verstümmelt, die Nischen teilweise baufällig, die Verschlussgitter da und dort lose, die Inschriften unleserlich.“
Erste Renovierungsphase
Es stellte sich im Zusammenhang mit der Renovierung – 176 Jahre nach der Erstellung des Kreuzwegs – zum ersten mal die Frage, „wer der Eigentümer von Grund und Boden seien, worauf die Stationen IV – XII stehen. (Die unseren stehen nämlich sicher auf Klostergrund).“ Daraufhin wurde im Hammelburger Flurplan ermittelt, dass die Stationen IV, VIII und XIII auf Grund und Boden der Stadt Hammelburg liegen. Die Stationen IX – XI befinden sich auf Grund und Boden des Darlehenskassenvereins Pfaffenhausen. Die Station XII stand auf einem Grund, mit dem der damalige Besitzer von Saaleck mit dem Vorbesitzer einen Prozess führte.
Der Guardian meldete am 13. April 1909 beim Amtsgericht Hammelburg:
„[…] die bezüglichen Rechte des Klosters auf die Standorte der betreffenden Stationen zum Grundbuch behufs Eintragung auf die betreffenden Grundstücke […] Alle Beteiligten erklärten sich mit der Eintragung der Rechte einverstanden […]“
Nach der Regelung der Besitzverhältnisse wurden die Stationen eins bis acht von öffentlichen und privaten Spenden von September 1909 bis Oktober 1915 nacheinander mit den damals üblichen Methoden restauriert. Bemerkenswert daran ist die bis in die neueste Zeit rege Anteilnahme der Bevölkerung am Erhalt des Kreuzweges. Dies geschah überwiegend durch Spenden, aber auch durch tatkräftiges Mithelfen. Dies übernahm der Würzburger Bildhauer Mathias Kemmer. Mit den Renovierungsarbeiten wurde am 10. September 1909 an der 8. Station begonnen, da diese am baufälligsten war. Die Renovierungsarbeiten wurden von dem Würzburger Bildhauer Mathias Kemmer durchgeführt. Dies wurde in der Klosterchronik festgehalten, wo dieser Bericht einen Überblick über den Umfang und der damaligen Methode der Renovierung gibt:
„Gemäß der Weisung des General-Conservatoriums wurde das Relief vollständig von der alten Bemalung gereinigt und, ohne eine Bemalung lediglich in Naturstein, renoviert. Die Inschrift wurde vergoldet. Für dieselbe musste eine ganz neue Tafel (Cartouche) eingesetzt und darauf die Inschrift neu eingehauen werden. Auch der Bet-Stein musste neu werden. Von den Figuren waren die meisten verstümmelt oder sonst beschädigt. Die Verfugung des Daches und das Steinkreuz waren stark gelockert, welchem Übelstande durch Cement und Eisenklammern abgeholfen wurde. Das Gitter hatte fast alle Verzierungen verloren; sie wurden von Schmied Sell wieder ergänzt. Am 22. Oktober war diese ganze (Zeit und Geduld erfordernde) Arbeit beendet.“
Der königliche Konservator Angermaier inspizierte am 10. Januar 1910 in Begleitung des Bildhauers Kemmer die 8. Station und befand sie für gut restauriert. Im Frühjahr 1910 begannen die Arbeiten an den Stationen eins und zwei, die bis zum 24. Juli des selben Jahres dauerten. An der Station sieben wurde ab Oktober 1910 begonnen, wobei die Stifter-Inschrift ergänzt wurde. Nach der siebten Station erfolgte die Renovierung der Station drei. Kemmer begann am 18. Mai 1911 mit den Arbeiten, die am 23. Juli 1911 abgeschlossen wurden. Von Ende Juli bis Anfang August 1912 wurde die 4. Station restauriert, worüber die Klosterchronik berichtet:
„Es war dies die schadhafteste von allen. Ein großer Deckstein, das Verschlußstück oben, eine Lisene und viel kleinere Stücke sind vollständig neu; an den Gliedmaßen und Figuren musste viel ersetzt werden. Die ganze Station steckte fast einen halben Meter im Boden; daher wurde der Fußweg vor derselben abgegraben und so das ganze besser freigelegt, und der Platz gepflastert durch Herrn Maurermeister Adamo von Obereschenbach.“
Die Station sechs wurde im September und Oktober 1915 für 535,92 Mark restauriert. Vom 21. Mai bis 5. Juli 1915 wurde die fünfte Station für 810 Mark restauriert. Mit dieser Station war die erste Restaurierungsphase mit den Stationen eins bis acht abgeschlossen.
Die Station zwölf wurde 1933 für 650 Reichsmark restauriert. Nach dem Abschluss der Renovierungsarbeiten an dieser Station zwölf am 23. Juli 1933 das 200-jährige Jubiläum des Kapellenkreuzweges gefeiert. Bei diesem Fest wurden Spendengelder entgegen genommen, um damit die Renovierungsmaßnahmen am Kreuzweg fortzusetzen. Von Mai bis Oktober 1934 wurde durch Bildhauer Brand die 14. Station restauriert. Die Innenrenovierung der Grabkapelle wurde am 15. September 1935. Diese Arbeiten wurden von Malermeister Robert Schaupp aus Hammelburg und dem Fassmaler Benkert aus Sulzthal durchgeführt. Die Scheiben der Grabkapelle wurden durch die Kunsglaserei Güntter aus Würzburg durchgeführt, und stellte dabei fest:
„Die Art der Verbleiung als Rundscheiben ist in Unterfranken sehr selten. Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass sich unter den alten Rundscheiben noch einzelne beachtenswerte alte, sog. Mondscheiben befinden.“
Vom 21. August bis 6. September 1941 erfolgte die Restaurierung der Stationen neun bis elf und 13. Hierbei wurden unter anderem fehlende Teile ergänzt und die einzelnen Kapellengitter durch Maurermeister Keidel gestrichen. Eine Übersicht über die Restaurierungsarbeiten gibt ein Eintrag in die Klosterchronik:
„In der Zeit vom 21. August bis 6. September 1941 hat Bildhauer Andreas Winzheimer, Würzburg, an der 9., 10., 11. und 13. Kreuzwegstation, gelegen am Weg nach Saaleck, fehlende Teile ergänzt und wieder gut instandgesetzt. […] Die Gitter an den einzelnen Kreuzwegstationen erhielten durch Maurermeister Keidel einen neuen Anstrich.“
Die Renovierung der Station zwölf im Jahre 1933 wurde zu weit hinausgeschoben. Die Beschädigungen waren zu stark, bereits im Spätjahr 1945, zwölf Jahre nach der Renovierung, musste diese Station erneut durch den Bildhauer Winzheimer für 650 Reichsmark Restauriert werden, was der Eintrag in der Klosterchronik zeigt:
„Im September wurde die 12. Kreuzwegstation (Kreuzigungsgruppe) unterhalb Saaleck gründlich restauriert. Die Arbeiten wurden ausgeführt von Bildhauer Windsheimer, der sich zur Zeit in Hammelburg befindet, da er in Würzburg durch den Fliegerangriff Wohnung und Werkstatt verloren hat. Herr Windsheimer hatte schon früher die anderen Kreuzwegstationen restauriert. Für die Arbeiten der 12. Station berechnete er RM 650.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden verschiedentlich einzelne Stationen renoviert. Die 14. Station wurde 1987 Renoviert. Die 13. Station wurde 1988 durch den Westheimer Bildhauer Siegfried Herterich für 30.000 Deutsche Mark Renoviert. Die Kosten hierfür konnten durch eine Spende der Sparkasse Bad Kissingen gedeckt werden.
Zweite Renovierungsphase
Von 1993 bis 1996 erfolgte eine vollständige Restaurierung des gesamten Kreuzweges. Dabei wurden die augenfälligen Schäden an den Stationen behoben, um damit einen weiteren Verfall des Kreuzweges zu stoppen. Im Wesentlichen sollten zumindest der augenblickliche Erhaltungszustand konserviert werden. Der Stadtbaumeister Adolf Weibel und sein Mitarbeiter Reiner Baden von der städtischen Bauabteilung übernahmen die Aufsicht der Bauarbeiten, die durch die Firma Muth aus Ebensfeld durchgeführt wurden. Frau Dr. Annette Faber vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gab zu den Renovierungen Beratung.
Auf Wunsch des Klosters wurde bei dieser Restaurierung versucht, die teilweise unleserlich gewordenen Inschriften der einzelnen Kapellen lesbar zu ergänzen. Dazu wurde eine Gründliche Untersuchung notwendig. Es stellte sich heraus, dass bei der ersten großen Renovierung Anfang des 20. Jahrhunderts vermutlich nicht immer richtig ergänzt worden ist. Probleme mit der Beschreibung, sowohl die lateinische, als auch die Deutsche Übersetzung, gibt es bei den Stationen eins, zwei, zehn und 13. Der Bereich mit den genannten Stiftern befindet sich in noch schlechterem Zustand, und konnte nicht überall ergänzt werden. Bei den Station neun und elf waren bereits bei der letzten Restaurierung die Kartuschen zu stark beschädigt gewesen. Es konnte lediglich die lateinische Versinschriften nach den Angaben der Klosterchronik ergänzt werden. Auf Wunsch des Klosters wurden die deutschen Übersetzungen eingefügt.
Die Restaurierungskosten beliefen sich auf einer Höhe von etwa 370.000 Euro und wurde von der Stadt Hammelburg mit Zuschüssen des Landesamtes für Denkmalpflege, der Landesstiftung und der Diözese Würzburg aufgebracht. 1999 wurden neben den 14 Stationen jeweils Inschriftentafeln, die von Pfarrer Treutlein verfasst wurden, angebracht. Die Tafeln geben einen Überblick über das Stationsmotiv und zeigt einen Vers auf.
Bei der Station vier wurde während dieser Renovierungsphase durch die Firma Lömpel aus Arnstein zwischen Natursteinmauer und der Kapelle eine Vertikalisolierung eingebaut, die eine weitere Durchfeuchtung von hinten verhindert. Die Stationen fünf und sechs wurden unter Mitwirkung der Firma Bindrum und Sohn aus Hammelburg komplett ausgebaut, die Mauernischen entsprechend vertieft und ausgemauert, Sockel mit Schrifttafel und Relief freistehend ohne Kontakt zur Rückwand neu aufgebaut. Durch die Firma Bindrum wurden die Stationen neun bis 13 im Erdbereich dreiseitig freigelegt, isoliert und eine Drainage vorgesehen. Die einzelnen Stationen wurden vor und während der Konservierungsarbeiten mit einem Wetterschutz durch den städtischen Bauhof verschalt worden.
Stationen
Zu den Station wird eine kurze Beschreibung der gezeigten Szene genannt. Die lateinische und Deutsche Inschrift, soweit erkennbar, wird jeweils zu den Stationen aufgeführt. Bereiche der Inschrift, die nicht erkennbar sind werden freigelassen, beziehungsweise mit Ergänzungsvorschläge des Restaurators. Zu jeder Station wird ein Bibelzitat angeführt, dass sich seit 1999 auf einer Inschriftentafel neben der Station befindet.
Station 1

Jesus wird zum Tode verurteilt.
Die erste Station zeigt die Verurteilung Christi durch Pilatus. Christus wird von Schergen umringt und gefesselt, und trägt eine Dornenkrone. Zwischen der Gruppe um Christus und Pilatus erscheint ein Knabe, fast verdeckt, mit einem Wassergefäß. Dies es und die erhobenen Hände des Pilatus sind ein Hinweis auf die an dieser Stelle üblichen Darstellungen des Pilatus, der seine Hände in Unschuld wäscht. Der Reliefgrund der Kapellenausführung zeigt eine reichgegliederte Palastarchitektur mit Balustrade und Arkaden, in denen die Geißelung Christi zu sehen ist.
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“
Station 2

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.
Die zweite Station zeigt, wie Christus das Kreuz auf seine Schultern nimmt. Schergen umgeben ihn, die ihn verhöhnen. Die Lanzen der Soldaten erscheinen im Hintergrund vor einer Stadtarchitektur.
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich will euch Ruhe verschaffen! Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und selbstlos.“
Station 3

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz.
Die dritte Station zeigt, wie Christus das erste Mal unter dem Kreuz zusammenbricht. Christus ist erschöpft auf die Knie gesunken. Von den Soldaten wird er gleich genötigt, weiterzugehen. Im Hintergrund erhebt sich über der Szene ein Reiter vor einer Palastarchitektur.
„Sie stießen mich hart, sie wollten mich stürzen; der Herr aber hat mit geholfen.“
Station 4

Jesus begegnet seiner Mutter.
Die vierte Station zeigt die Begegnung Christi mit seiner Mutter Maria. Maria wendet sich weinend ihrem Sohn zu. Christi ergreift tröstend die Hand von seiner Mutter. Die Schergen drängen Christi aber bereits vehement weiter.
„Wer nach dem Willen meines Vaters im Himmel handelt, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter.“
Station 5

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen.
Die fünfte Station zeigt, wie Simon von Cyrene hilft das Kreuz von Christus zu tragen. Seine Peiniger treiben ihn, dicht um Christus gedrängt, voran. Simon von Cyrene hat das untere Ende des Kreuzes ergriffen und wird rechts mit Turban und Bart dargestellt.
„Einer trage des anderen Last; auf diese Weise erfüllt ihr das Gesetz Christi.“
Station 6

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.
Die sechste Station zeigt, wie Christus auf seinen weiteren Weg Veronika begegnet. Sie reicht ihm dabei ein Schweißtuch. Christus wird mit einem Stock von hinten durch einen Schergen weiter getrieben.
„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan.“
Station 7

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz.
Die siebte Station zeigt, wie Christus ein zweites Mal unter dem Kreuz zusammenbricht. Er wird dabei von den Schergen des Pilatus verspottet und mit Füßen getreten.
„Das NEIN zu ihm zeigt sich deutlich. Aber sein JA steht unerschütterlich. Seine Liebe bleibt einladend.“
Station 8

Jesus begegnet den weinenden Frauen.
Die achte Station zeigt, wie Christus die weinenden Frauen am Wegrand tröstet.
„Weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder!“
Station 9

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz.
Die neunte Station zeigt, wie Christus das dritte mal unter dem Kreuz stürzt. Er wird erneut, am Boden liegend, verhöhnt und mit Füssen getreten. Einer der mit verurteilten Schächer hilft ihm das Kreuz wieder aufzunehmen.Im Hintergrund erscheint über der Szene ein Reiter. Der Reliefgrund deutet eine Palastarchitektur und eine Kirche an.
„Gottes Gnade erweist ihre Kraft in der menschlichen Schwachheit.“
Station 10

Jesus wird seiner Kleider beraubt.
Die zehnte Station zeigt, wie Christus von den Schergen entkleidet wird. Sie greifen grob nach ihm und zerren ihm das Gewand vom Leibe. Der Berg Golgatha ist bereits im Hintergrund zu sehen.
„Herr, Vater und Gott meines Lebens, überlaß mich nicht ihrem Plan! Übermütige Augen gib mir nicht, halte fern von mir die Begierde. Unzucht und Sinneslust sollen mich nicht ergreifen, schamloser Gier gib mich nicht preis!“
Station 11

Jesus wird ans Kreuz geschlagen.
Die elfte Station zeigt, wie Christus an das Kreuz genagelt wird. Das Tun der Henkersknechte wird ausführlich geschildert. Der Blick geht im Hintergrund vom Berg Golgotha hinunter zu einer Stadt. Von der architektonischen Gestaltung her, erinnert diese an eine fränkische Stadt.
„Er hat unsere Krankheiten getragen und unsere Schmerzen auf sich genommen ...
Durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Station 12
Jesus stirbt am Kreuz.

Die zentrale Station des Kreuzweges ist die zwölfte Station, die die Kreuzigung Christi zeigt. Diese Station erhebt sich analog der Kreuzigung Christi auf Golgatha am höchsten Punkt des Kreuzweges und ist wie eine Bühne für ein Schauspiel gestaltet. Sie ist als große, freistehende Figurengruppe angelegt und liegt direkt zu Füßen von Schloss Saaleck. Die Kreuzigung steht auf felsigem Grund, den Berg Golgotha symbolisierend, und ist über eine zweiarmige Treppe mit Balustrade erreichbar. Das Datum 1733 trägt die Sockelzone. In der Mitte erscheint Christus mit Strahlenkrone. Maria kniet betend unter seinem Kreuz. Der Apostel Johannes ist rechts dargestellt. Die wehklagende Maria Magdalena erhebt sich links. Das Geschehen wird rechts und links von den beiden gekreuzigten Schächter umrahmt. Im felsigen Boden sind Pflanzen, Tiere und Skelette, zum Zeichen dafür, dass die ganze Schöpfung mit betroffen ist vom Erlösungswerk Christi, dargestellt. Das Geschehen aus dem Glauben deuten Spruchbänder und Kartuschen mit Inschriften an. Auf der Brüstung stehen auf beiden Seiten je eine Putte mit Inschriften.

„Das ist mein Gesicht: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“

Linker Punto
Inschrift an der Brüstung unter dem Kreuz:

Rechter Punto
Inschrift in der Mitte der Brüstung:
Station 13

Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt.
Die 13. Station zeigt die Kreuzabnahme Christi. Der tote Christi ist in den Schoß seiner Mutter gesunken. Die Füße des Herrn ergreift neben ihr die Rückefigur Nikodemis. Maria Magdalena und Johannes erscheinen auf der rechten Seite.
„Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“
Station 14
Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt.
Die 14. Station zeigt die Grablegung von Christus. Sie ist hier eigens als geschlossene Grabkapelle gebildet. In einem felsigen Grab von Engeln beweint liegt darin Christus. Der auferstandene Christus wird über einer Altarplatte in einer Strahlenmanderola als Sieger mit der Kreuzfahne gezeigt. Die Bemalung der Figuren in der Grabkapelle entstammt der Renovierung im Jahr 1935.
Inschrift in der Kapelle unter dem auferstandenen Christus:
Inschrift über der Tür:
Inschrift auf den Spruchbändern:
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle kosten.“