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Sechstagerennen

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Das Sechstagerennen ist eine populäre Veranstaltung im Bahnradsport. Dabei finden über den Zeitraum von sechs Tagen verschiedene Wettbewerbe zwischen meist 12 bis 15 Zweiermannschaften (u. a. Zweier-Mannschaftsfahren, auch Madison genannt) statt.

Geschichte

Das erste Sechstagerennen fand 1899 im New Yorker Madison Square Garden (daher die vielfach gebrauchte Bezeichnung „Madison“) statt. Zunächst wurden die Rennen tatsächlich sechs Tage lang ohne Unterbrechung ausgetragen. Aufgrund der enormen Belastung der Fahrer und des langen Spannungsbogens finden moderne Rennen mittlerweile nur noch während der jeweiligen Abendstunden statt. Es werden auch nicht mehr nur Zweier-Mannschaftsfahren durchgeführt, sondern eine Mischung aus verschiedenen Mannschafts- und Einzelwettbewerben.

Der sportliche Wert der Sechstagerennen ist umstritten. Häufig werden Vermutungen über abgesprochene Ergebnisse geäußert. Dennoch sind die Leistungen der Fahrer nicht zu unterschätzen, die in teilweise rauchgeschwängerten Hallen Woche für Woche sportliche Höchstleistungen vollbringen. Jedes Sechstagerennen hat einen individuellen Charakter und eine eigene Geschichte. Das Rahmenprogramm einiger aktueller Sechstagerennens ist so üppig, dass diese Veranstaltungen eher als Volksfeste denn als Sportwettkämpfe einzuordnen sind, während bei anderen Sechstagerennen eher die sportliche Leistung im Vordergrund steht.

Reglement

Es werden verschiedene „Disziplinen“ ausgetragen: Zweier-Mannschaftsfahren über 30, 45 und 60 Minuten (sog. „Jagden“), Derny-Rennen, Punktefahren, Ausscheidungsrennen. Den Kernwettbewerb bilden nach wie vor nach dem Reglement der Zweier-Mannschaftsfahren ausgetragene „Jagden“. Die in den anderen Wettbewerben (Punktefahren, Derny-Rennen, Ausscheidungsfahren, Rundenrekordfahren usw.) erzielten Ergebnisse werden jeweils zu den anderen Punkten addiert.

Die Anzahl der in den einzelnen zu ergebenden Wettbewerben unterscheidet sich nach ihrer Bedeutung und ist im Reglement des Weltradsportverbandes UCI fest vorgeschrieben:

- Wertungssprintsprints: 5, 3, 2, 1 Pkte; doppelte Punktzahl in der Schlußstunde des Sechstagerennens

- Madison, 45 min und länger: 25, 15, 10, 6, 4, 2 Pkte.

- Madison weniger als 45 min: 15, 10, 8, 6, 4, 2 Pkte.

- Sonderwettbewerbe (ohne Dernyrenen): 15, 10, 8, 6, 4, 2 Pkte.

- Bei Dernyrennen schwankt die Punktzahl u.a. abhängig von der Zahl der Teilnehmer zwischen 15, 10, 8, 6, 4, 2 bis 5, 4, 3, 2, 1 Pkte.

Es können in den Madisons Rundengewinne durch Überrundung des gesamten Fahrerfeldes erzielt werden. Sieger ist die Mannschaft mit den meisten Punkten, allerdings gilt: Rundengewinn geht vor Punktgewinn. Das bedeutet, dass bspw. eine Mannschaft mit 20 Rundengewinnen und 150 Punkten vor einer Mannschaft mit 18 Rundengewinnen und 300 Punkten liegt. Sobald letztere die zwei fehlenden Rundengewinne schafft, liegt sie vorn.

Nach dem Reglement des Weltradsportverbandes UCI für Sechstagerennen werden für je 100 Punkte zusätzlich Rundengewinne vergütet. Diese Regelung gilt nur bis zur letzten "Jagd" der Schlußnacht, bei der Wertungen mit doppelter Punktzahl ausgefahren werden.

Madison/Américaine (2er-Mannschaftsfahren)

Zwei Fahrer bilden eine Mannschaft (bei einigen Veranstaltungen, bspw. Stuttgart, früher Zürich, Rotterdam wird bzw. wurde auch in Dreier-Mannschaften gefahren). Im Prinzip funktioniert das Rennen wie ein Staffellauf in der Leichtathletik. Von den beiden (drei) Fahrern befindet sich immer nur einer im Rennen, das heißt in der Wertung. Die Fahrer lösen sich ab, grundsätzlich kann die Ablösung nach beliebiger Distanz erfolgen. Da jedoch in der Regel beide Fahrer auf der Bahn bleiben, überrundet ständig der eine Fahrer den anderen und die Ablösung erfolgt aufgrund des Geschwindigkeitsverhältnisses - ca. 35 : 50 - etwa alle zwei bis zweieinhalb Runden.

Eine besondere technische Schwierigkeit stellt beim Zweier-Mannschaftsfahren die Ablösung dar. Da der im Rennen befindliche Fahrer sich gewöhnlich dem ablösenden Fahrer mit sehr viel höherer Geschwindigkeit nähert, ist es effizienter, ihm den „Schwung“ in irgendeiner Form mitzugeben, als die Energie wie beim Ablösen „auf Sicht“ verpuffen zu lassen. Heute geschieht dies durch den sog. Schleudergriff, bei dem der vordere Fahrer sich an der ausgestreckten Hand des von hinten kommenden Fahrers „abzieht“.

Da in den Madisons die entscheidenden Rundengewinne und -Verluste erzielt werden, handelt es sich bei diesen Wettbewerben um das Herzstück eines Sechstagerennens.

Wertungen

Zu den Punkten, welche in den oben aufgeführten Madisons und Sonderwettbewerben erzielt werden, werden die Punkte aus den sogenannten Wertungen gerechnet. Ursprünglich wurden Punkte alleine in diesen Wertungen vergeben. Dabei werden zu vorher festgelegten Zeitpunkten (nach Runden gerechnet) Punktewertungen ausgefahren. Die Mannschaft, deren Fahrer als erster den Zielstrich in der betreffenden Runde erreicht, erhält 5 Punkte, die folgenden 3, 2, 1 Punkte.

Zum Teil werden auch Wertungssprints in Madisons integriert:

- Bei Madisons innerhalb des Sechstagerennens gilt bei gleicher Rundenanzahl dann diejenige Mannschaft als Sieger, die in den Wertungssprints die meisten Punkte erzielt hat, also nicht notwendigerweise die Mannschaft, die den Schlußsprint gewinnt. Diese Wertungspunkte sind also nur Berechnungsgrundlage für das Madison und nicht für die Gesamtwertung. Die bestplatzierten Teams erhalten aber Punkte nach obigem Schema.

- In der letzten "Jagd" eines Sechstagerennens erfolgen die Wertungen mit doppelter Punktzahl (10,6,4,2 Ptke). Diese Punkte zählen voll zur Gesamtwertung wie normale Wertungspunkte auch. Überdies können hier Rundengewinne erzielt werden.

Veranstaltungen

Austragungsorte

Sechstagerennen gibt es in Europa während der Wintersaison in einer Vielzahl von Städten, besonders aber in Deutschland. Bekannt sind heute vor allem die Rennen in Dortmund, Berlin, Bremen, Stuttgart, München, Grenoble, Kopenhagen, Amsterdam, Rotterdam, Zürich und Gent.

Rennen in der Saison 2005/2006

In der Saison 2005/06 wurden folgende Rennen ausgetragen:

Datum Rennen Sieger
17. – 22. Oktober 2005 Amsterdam (NED)      Bruno Risi  Kurt Betschart
27. Oktober – 1. November 2005 Dortmund (GER) Erik Zabel  Rolf Aldag
27. Oktober – 1. November 2005 Grenoble (FRA) Matthew Gilmore  Iljo Keisse
10. – 15. November 2005 München (GER) Erik Zabel  Robert Bartko
22. – 27. November 2005 Gent (BEL) Matthew Gilmore  Iljo Keisse
5. – 10. Januar 2006 Rotterdam (NED) Robert Slippens  Danny Stam
12. – 17. Januar 2006 Bremen (GER) Robert Slippens  Danny Stam
19. – 24. Januar 2006 Stuttgart (GER) Robert Bartko  Guido Fulst  Leif Lampater
26. – 31. Januar 2006 Berlin (GER) Robert Slippens  Danny Stam
02. – 07. Februar 2006 Kopenhagen (DEN) Robert Slippens  Danny Stam
09. – 14. Februar 2006 Hasselt (BEL) Matthew Gilmore  Iljo Keisse

Rennen in der Saison 2006/2007

In der Saison 2006/07 wurden folgende Rennen ausgetragen:

Datum Rennen Sieger
28. September – 3. Oktober 2006 Maastricht (NED)      Bruno Risi  Franco Marvulli
16. – 21. Oktober 2006 Amsterdam (NED)      Danny Stam  Peter Schep
26. – 31. Oktober 2006 Grenoble (FRA) Alexander Aeschbach  Franco Marvulli
26. – 31. Oktober 2006 Dortmund (GER) Erik Zabel  Bruno Risi
09. – 14. November 2006 München (GER) Erik Zabel  Bruno Risi
21. – 26. November 2006 Gent (BEL) Rennen wurde nach dem Sturz des Spaniers Isaac Gálvez mit tödlichen Folgen in der 5. Nacht abgebrochen
28. Dezember 2006 – 2. Januar 2007 Zürich (SUI) Bruno Risi  Franco Marvulli
04. – 09. Januar 2007 Rotterdam (NED) Robert Bartko  Iljo Keisse
11. – 16. Januar 2007 Bremen (GER) Erik Zabel  Bruno Risi
18. – 23. Januar 2007 Stuttgart (GER) Bruno Risi  Franco Marvulli  Alexander Aeschbach
25. – 30. Januar 2007 Berlin (GER) Guido Fulst  Leif Lampater
01. – 06. Februar 2007 Kopenhagen (DEN) Bruno Risi  Franco Marvulli
08. – 13. Februar 2007 Hasselt (BEL) Bruno Risi  Franco Marvulli

Rennen in der Saison 2007/2008

In der Saison 2007/08 werden folgende Rennen ausgetragen:

Datum Rennen Sieger
27. September – 2. Oktober 2007 Maastricht (NED)     
22. – 27. Oktober 2007 Amsterdam (NED)     
25. – 30. Oktober 2007 Grenoble (FRA)
01. – 06. November 2007 Dortmund (GER)
08. – 13. November 2007 München (GER)
20. – 25. November 2007 Gent (BEL)
06. – 11. Dezember 2007 Assen (NED)
27. Dezember 2007 – 1. Januar 2008 Zürich (SUI)
03. – 08. Januar 2008 Rotterdam (NED)
10. – 15. Januar 2008 Bremen (GER)
17. – 22. Januar 2008 Stuttgart (GER)
24. – 29. Januar 2008 Berlin (GER)
31. Januar – 05. Februar 2008 Kopenhagen (DEN)
07. – 12. Februar 2008 Hasselt (BEL)

Literatur

  • Fredy Budzinski: Sechs Tage auf dem Rade. Geschichtliches, Ernstes und Heiteres aus dem Leben der Sechstage-Fahrer. Illustriert von Paul Simmel und Howard Freeman. Berlin: Selbstverlag des Verfassers, 1925