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Alpha Jet

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Alpha Jet
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Der Alpha Jet ist ein Trainer und leichtes Kampfflugzeug. Er wurde von Dornier als leichtes und wendiges Flugzeug für die Luftnahunterstützung und den Erdkampf über dem Gefechtsfeld gebaut und so auch für die Bundeswehr beschafft.

Später wurden in Deutschland Rüstsätze für andere Aufgaben geschaffen und der Einsatzbereich erweitert. So wurde er auch als leichtes Angriffsflugzeug und leichter Jagdbomber eingesetzt, die er wegen seiner installierten Leistung nur begrenzt erfüllen konnte.

Frankreich nutzte diesen Entwurf als Trainingsflugzeug. Dornier musste das Flugzeug in Partnerschaft mit Frankreich entwickeln, da auf Grund der alliierten Verträge zu dieser Zeit jetgetriebene Kampfflugzeuge von der Bundesrepublik Deutschland alleine nicht gebaut und vertrieben werden durften.

Entwicklung

Der Alpha Jet, entwickelt von Dassault und Dornier, flog erstmals 1973 und war für eine Doppelrolle vorgesehen, weil Frankreich einen Trainer (Schulflugzeug) brauchte und Deutschland Bedarf an einem Erdkampf-Flugzeug hatte. Der Grundentwurf stammte von Dornier. Diese beiden Modelle wurden als Alpha Jet E bzw. Alpha Jet A bezeichnet. Sie können abwerfbare Ladung an vier Außenlaststation aufnehmen, ebenso ein Unterrumpfgehäuse für eine Maschinenkanone vom Typ Mauser BK 27 oder 30 mm DEFA der deutschen Luftwaffe bzw. der französischen Luftstreitkräfte. Das deutsche Modell war mit fortgeschrittenerer Technologie als das französische ausgestattet, es besaß ein Head-Up-Display und Vorrichtungen für Elektronische Gegenmaßnahmen.

Bei der Bundeswehr gab es auch eine Überlegung, den Alpha Jet wegen seiner Beweglichkeit und guten Langsamflugeigenschaften als Abfangjäger (Bekämpfer) gegen fliegende Hubschrauber (vor allem gegen Hind-Kampfhubschrauber) einzusetzen. Die Studien und Versuche zeigten, dass mit einer nachzurüstenden Panzerung und speziellen Tiefflugverfahren gute Erfolge zu erzielen gewesen wären, jedoch die Alarmierung und der Anflug von Flugplätzen der schnell wechselnden Situation auf dem Gefechtsfeld nicht gerecht werden konnte.

Der Alpha Jet A wurde 1979 in Dienst gestellt und ist heute als Alpha Jet Close Support Version bekannt, die mit stärkeren Triebwerken und der Fähigkeit, moderne Waffen zu tragen, nachgerüstet ist, einschließlich Luft-Luft-Raketen zur Selbstverteidigung. Die Exportversion hieß Alpha Jet MS-2. Solche Flugzeuge der ägyptischen Luftstreitkräfte wurden auf Alpha-Jet-2-Standard aufgerüstet, mit mehr Schub und einer Anzahl verbesserter elektronischer Geräte.

Die Lancier ist ein von den Franzosen entwickeltes Angriffs- und Antischiffsmodell, das mit Radar und anderen Sensoren ausgestattet ist, ebenso wie mit der Fähigkeit, Seezielflugkörper, fortgeschrittene freifallende Bomben oder lasergesteuerte Modelle mit sich zu führen.

Der Export des Alpha Jet wurde hauptsächlich von Dassault betrieben. Trotz einiger Erfolge im arabischen Raum und in Afrika war der Markt für Trainer und leichte Erdkämpfer begrenzt. Einige Ausschreibungen verlor er aus politischen Gründen (Indien) oder aber wegen der höheren Kosten von zwei Triebwerken gegen den britischen BAE Hawk. Daran konnten auch Vorschläge für verbesserte Versionen mit moderner Avionik nichts ändern. Nach den letzten Aufträgen Anfang der 1980er Jahre wurde die Produktion eingestellt.

Bekannt wurde das Flugzeug auch durch die Verlegung von 18 deutschen Alpha Jets während des Zweiten Golfkrieges am 5. Januar 1991 im Rahmen der NATO-Eingreiftruppe in die Türkei. Deutschland kam damit symbolisch seiner Verpflichtung nach, im Rahmen der NATO-Doktrin einen möglichen Angriff auf die Türkei als einen Angriff auf alle NATO-Staaten zu betrachten und dementsprechend zu reagieren. Die türkische Regierung zeigte sich enttäuscht, dass nicht die kampfstarken Tornado-Verbände zur Verfügung gestellt wurden und betrachtete die Alpha Jets als nicht ausreichenden Schutz.

Auf Grund der KSZE-Verträge hatte sich die Bundesrepublik verpflichtet, die Anzahl der Flugzeuge der Bundeswehr zu verringern. Die Wahl fiel auf die relativ neuen Alpha Jet, zu Gunsten der strategisch höher eingestuften Tornado Flugzeuge. Kurze Zeit später wurde der Alpha Jet bei der Luftwaffe ausgemustert. Nur die Fluglehrgruppe in Fürstenfeldbruck betrieb den Alpha Jet noch in der Vorausbildung der zukünftigen Tornado-Besatzungen bis zum 30. Juni 1997.

Versionen

  • Alpha Jet A: Luftnahunterstützungsvariante (Appui) für die Luftwaffe. 175 bei Dornier gebaut.
  • Alpha Jet B: In Belgien montierte Trainerversion.
  • Alpha Jet E: Trainerversion (Ecole) für die Armée de l'air. War die Basis für die meisten Exportmodelle.
  • Neue Erdkampfversion: Von Dassault entwickelt. Erstflug am 9. April 1982.
  • Alpha Jet MS1: Trainerversion für Ägypten.
  • Alpha Jet MS2: Verbesserte Erdkampfversion für Ägypten.
  • Alpha Jet NGEA: Weiter verbesserte Erdkampfversion auf Basis der MS2 für Kamerun.
  • Alpha Jet 2: Neue Bezeichnung für NGEA.
  • Alpha Jet 3: Von Dassault vorgeschlagene modernisierte Trainerversion mit neuen Cockpits, in die je zwei große Farbdisplays eingebaut werden sollten. Keine Kunden.
  • Alpha Jet Lancier: Jagdbomberversion mit Systemen ähnlich dem Alpha Jet 3 sowie FLIR und EloKa-Ausrüstung. Keine Kunden.
  • Alpha Jet TST: Versuchsflugzeug. Ein Prototyp wurde mit dem Transsonik-Tragflügel von Dornier ausgerüstet und hob erstmals am 12. Dezember 1980 ab.
  • VTX-TS: Zusammen mit Lockheed versuchte man Anfang der 1980er Jahre, den Alpha Jet an die US Navy zu verkaufen. Den Wettbewerb gewann die BAE Hawk.

Kunden

Die Patrouille de France mit Alpha Jets 1988
Alpha Jet von Red Bull auf der ILA 2002

Einschließlich der Prototypen wurden 508 Alpha Jets gebaut. Die Kunden waren:

  • Ägypten: 45. davon 30 MS1 und 15 MS2. Ein Teil wurde in Helwan gebaut. Bestellt 1981/82. Im Einsatz bei der 57 und 58 Squadron in Kairo-Almaza und bei einer weiteren Staffel in El Minya.
  • Belgien: 33 Trainer. Bestellt im November 1974. Dienst bei der 11. Staffel in Beauvechain.
  • Deutschland: 175 Alpha Jet A Luftnahunterstützungsversion. Im Dienst beim JaboG 41, 43 und 49 sowie beim Fluglehrverband in Beja, Portugal. Ab 1993 außer Dienst gestellt.
  • Elfenbeinküste: 12 Alpha Jet E. Bestellt im Oktober 1977. Stationiert in Bouaké. Jetziger Status unbekannt.
  • Frankreich: 176 Trainer (Alpha Jet E). Verwendet bei der ETO 01.008 "Saintonge" und ETO 02.008 "Nice" in Cazaux sowie der EAC 01.314 "Jean Langlet", EAC 02.314 "Henri Jeandet", EAC 03.314 "Henri Arnaud", ECA 04.314 "Martin le Meslee" und EAC 06.314 "Jean Maridor" in Tours/St. Symphorien. Auch die Patrouille de France fliegt Alpha Jet.
  • Kamerun: 7 Alpha Jet NGEA. Bestellt im Januar 1981. In Garoua stationiert.
  • Katar: 6 Alpha Jet E. Vertrag im Dezember 1979 unterzeichnet. Bei der No. 11 Close Support Squadron in Al Udeid im Dienst.
  • Marokko: 24 Alpha Jet E. Bestellt im Februar 1978. Im Einsatz bei der Kampfflugzeugpilotenschule in Meknes.
  • Nigeria: 24 Alpha Jet E. In Deutschland gebaut. Bestellt im Dezember 1978.
  • Togo: 6 Alpha Jet E. Bestellt im Mai 1977. Stationiert in Niamtougou.

Als Deutschland seine Alpha Jets 1993 außer Dienst stellte wurden 168 Gebrauchtflugzeuge verfügbar. Davon wurden sieben an Museen abgegeben, 32 behielt die Bundeswehr für Ausbildungs- und Ausstellungszwecke. Der Rest ging an:

  • Großbritannien: 12. Von der DERA 1999 für Testaufgaben gekauft. Sechs wurden flugfähig gemacht. Stationiert in Boscombe Down, mittlerweile betrieben von der QinetiQ.
  • Portugal: 50. Im Einsatz bei den Staffeln 103 und 301 in Beja.
  • Thailand: 25. 20 fliegen bei der Royal Thai Air Force , der Rest dient als Ersatzteillager. Im Dienst beim No 23 Wing / No. 231 Squadron in Udon Thani.
  • Red Bull: 3. Der österreichische Energiedrink-Hersteller kaufte die Jets für Airshow-Darbietungen der Flying Bulls.
  • RUAG: 22. Fairchild Dornier in Oberpfaffenhofen übernahm eine Anzahl Maschinen für den möglichen Weiterverkauf. Nach deren Insolvenz gehören sie nun der RUAG Aerospace.
  • Zivile Eigner: Zehn Alpha Jet sind in den USA verkauft worden, darunter einer an den bekannten Automobilmanager Bob Lutz, welcher diesen privat nutzt.

Alpha Jet in Thailand

1999 wollte die Royal Thai Air Force (RTAF) 55 Alpha Jets erwerben, die ab Flugplatz Fürstenfeldbruck von der Bundesrepublik Deutschland angeboten wurden. Überführung und Transport, Überholung und Flugklarstellung wollte die RTAF selbst in Thailand in Kooperation und Unterstützung der Fairchild Dornier durchführen. Der Kaufpreis war dementsprechend günstig verringert worden. Durch politischen Druck der Vereinigten Staaten wurden jedoch nur 26 Alpha Jets erworben und ebenso viele General Dynamics F-16 aus den USA. In Rahmen der von Konkurrenzdenken geprägten Diskussionen der US-amerikanischen Lobby in Thailand, die letztlich auch im Thailändischen Parlament landeten, wurden die Kosten der Grundüberholung der Alpha Jet, die natürlich wegen der Einmal-Investitionen für eine, auf die Dauer aber rentable Werft im Lande den Kaufpreis überstiegen, herangezogen. Die US-amerikanischen Befürworter wollten letztlich damit auch die Beschaffung der 26 Alpha Jets verhindern, ebenso wollte USA nicht, dass sich in Thailand eine nationale Flugzeugwerft aufbaute. Letzteres wurde auch erreicht, da die Alpha Jets in Deutschland überholt wurden.

Die Alpha Jets A wurden im September 2000 von der 231 Staffel übernommen. Die 231 Staffel gehört zur 23 Wing und ist in Udon Thani stationiert. Nur 20 Maschinen wurden flugtüchtig gemacht, während die letzten sechs als Ersatzteilspender dienen. Die RTAF hat alle aktiven Alpha Jets in den Jahren von 2004 bis 2007 mit Düppelwerfern im Heck ausgerüstet und für die AIM-9 Sidewinder ausgerüstet.

Technische Daten

Dassault/Dornier Alpha Jet A

Alpha-Jet des JaBoG 49
  • Typ:
    • zweisitziges leichtes Angriffs- und Aufklärungskampfflugzeug
  • Flugleistung:
  • Abmessungen:
    • Länge (Luftwaffen-Version): 12,46 m
    • Höhe: 4,19 m
    • Spannweite: 9,11 m
    • Flügelfläche: 17,5 m²
    • Spurweite: 2,71 m
    • Radstand: 4,72 m
  • Gewicht:
    • leer (Luftwaffen-Version): 3515 kg
    • max. Startgewicht: 8000 kg
    • max. Kraftstoff: 1900 l
    • Zusatztanks: 500-720 kg
    • max. Außenlast: Über 2500 kg
  • Spitznamen:
    • NATO-Moped
    • Lachtaube
    • Luftmoped

Siehe auch

Literatur

Siegfried Wache Alpha Jet Teil 1, F-40 Flugzeuge der Bundeswehr, BMVD Verlag ISBN 3-935761-49-X

  • AirStation.de umfangreiche Versionsbeschreibungen, Bilder, Geschichte und Daten
Commons: Alpha Jet – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien