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Psychiatrisches Zentrum Nordbaden

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Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) liegt in Wiesloch, (Nordbaden, der Nordwesten von Baden-Württemberg), wenige Kilometer südlich von Heidelberg. Wiesloch liegt im Rhein-Neckar-Dreieck (Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und Landkreisen in Südhessen, Rheinland-Pfalz und Nordbaden). Das PZN umfasst einen parkartigen Gebäudekomplex am nördlichen Stadteingang von Wiesloch. Die Stadt Wiesloch selbst ist große Kreisstadt im Rhein-Neckar-Kreis. Das Krankenhaus hat sich in über 100 Jahren zu einem sehr modernen Fachkrankenhaus für Psychiatrie entwickelt. Es ist heute das größte psychiatrische Fachkrankenhaus des Landes Baden-Württemberg, das verantwortliche Ressort ist das Sozialministerium. Der badische Teil der Region ist das Haupt-Einzugsgebiet. Das Zentrum ist akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Heidelberg.

Der Begriff „Psych", bzw. „PLK Wiesloch" (vom früheren Namen Psychiatrisches Landeskrankenhaus), oder ebenfalls kurz „nach Wiesloch“ wird in der Region gelegentlich in abfälligem Sinn für das gesamte Krankenhaus oder dessen geschlossene Abteilungen verwendet.

Therapie- und Versorgungsformen

Fachärztliche psychiatrische Versorgung und Psychotherapie, psychiatrische Krankenpflege, Forensische und Gerontopsychiatrie, Sucht-Therapie (auch: Alkoholsucht, Niederschwelliger Drogenentzug und Suchtrehabilitation), Psychiatrischer Pflegedienst (APP), Bewegungstherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie, Arbeitstherapie in der Ergotherapie, Schuldnerberatung, Seelsorge, Sozialdienst, Dialektisch-behaviorale Therapie von Borderline-Störungen (DBT), Mutter-Kind-Behandlung, Muttersprachliche Behandlung türkischer Patienten, Interdisziplinäre Schmerzkonferenz Wiesloch.

Gliederung, Organisation

Die Abteilungen

Es bestehen sechs eigenständige Abteilungen:

  • Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie I
  • Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie II
  • Gerontopsychiatrisches Zentrum am PZN
  • Forensische Psychiatrie und Psychotherapie - Maßregelvollzug
  • Suchttherapie und Entwöhnung
  • Psychiatrisches Wohn- und Pflegeheim

Zur bedarfsgerechten psychiatrischen Versorgung der Patientinnen und Patienten bieten alle Abteilungen der Fachklinik für Erwachsenenpsychiatrie stationäre, ambulante (Fachambulanzen) und tagesklinische Behandlung an. Es bestehen Außenstellen in Bruchsal (Psychiatrische Klinik Bruchsal)und in Mosbach (Psychiatrische Klinik Mosbach) am Kreiskrankenhaus Mosbach. 2008 wird das PZN am Kreiskrankenhaus Schwetzingen eine Tagesklinik in Betrieb nehmen. In Wiesloch wie auch an den Standorten der Außenstellen runden psychosomatische Angebote das Behandlungsangebot ab.

Daneben wurde zur ambulanten Versorgung der Ambulante Psychiatrische Pflegedienst (APP) eingerichtet.

Das Krankenhaus verfügt über eine eigene Küche mit Personalcasino, eine staatlich anerkannte Gesundheits- und Krankenpflegeschule, eine Wäscherei und Gärtnerei zur Anlagenpflege, ein eigenes Bildungs-, Veranstaltungs- und Tagungsinstitut (die Akademie im Park, seit 1998), und verschiedene handwerkliche Gewerke. Küche und Wäscherei wurden im November 2006 in die "Servicegesellschaft Nordbaden" ausgelagert. Aufgrund der Größe unterhält die Klinik eine eigene Werkfeuerwehr mit 22 Feuerwehrleuten.

Allgemeine Angaben

Areal/Fläche = 100 Hektar
75 Gebäude mit 45 Stationen oder “Häusern“
pro Jahr 7 bis 8.000 Neuaufnahmen
ca 1.200 Betten/Therapieplätze
Verweildauer in Tagen: im Durchschnitt unter 31
Mitarbeitende in Vollzeitkräfte umgerechnet: ca. 1.100 (75% der Mitarbeiter arbeiten im pflegerisch/therapeutischen Bereich)
Institutskennzeichen als Krankenhaus: 260820832

Geschichte

  • 1905: Gründung als „Großherzoglich Badische Heil- und Pflegeanstalt bei Wiesloch“
  • in den 1920er Jahren: nach der Anfangsphase folgt ein Ausbau in Richtung Sozialpsychiatrie mit externen Beratungsstellen, Ambulanzen und einem dichten Netz Psychiatrischer Vor- und Nachsorge
  • nach 1938, im Nationalsozialismus: Patienten wurden im Rahmen der Tötungsaktionen der Nazis deportiert. Patienten aus der Umgebung werden im Rahmen dieser Aktionen hier als dem Sammelpunkt für den weiteren Abtransport hergebracht. Das Haus war danach abwechselnd und z. T. gleichzeitig Lazarett, Ausweichkrankenhaus und Flüchtlingslager.
  • nach 1945: folgen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen: Die Häuser werden nach und nach wieder der psychiatrischen Versorgung mit bis zu 1.800 Betten zur Verfügung gestellt.
  • 1953: Das Krankenhaus erhält den Namen „Psychiatrisches Landeskrankenhaus Wiesloch“ (PLK), eigene Pflegepersonalausbildung
  • 1974: Aufteilung des Krankenhauses in drei medizinische Behandlungseinheiten.
  • 1975: Die Psychiatrie-Enquête des Deutschen Bundestages reklamiert einen deutlichen Rückstand der PLKs im Vergleich zu somatischen Krankenhäusern.
  • 1985: Durch Inbetriebnahme des neuen Zentralgebäudes erhebliche räumliche Verbesserungen
  • 1990: Die neue Psychiatrie-Personalverordnung ermöglicht eine deutliche Personalaufstockung.
  • 1995: Nach Einführung der Pflegeversicherung Reorganisation des Pflegefall-/Langzeitbereiches in ein psychiatrisches Wohn- und Pflegeheim.
  • 1996: Rechtsformänderung. Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) erhält die neue Rechtsform für eine politisch gefgorderte Selbständigkeit
  • 2002: In Baden-Württemberg wird auf Regierungsebene über die Zusammenfassung der 9 Zentren für Psychiatrie in eine Landes-Holding verhandelt.
  • 2003: Psychiatrische Institutsambulanzen für die Allgemein- und Gerontopsychiatrie und den Suchtbereich
  • 2004: Tageskliniken für die Fachabteilungen Allgemeinpsychiatrie, Gerontopsychiatrie und Suchttherapie

Siehe auch

Literatur

  • Winkler, W Th (1982): Zur historischen Entwicklung der Beziehungen zwischen Psychotherapie und Psychiatrie in Deutschland seit 1900 unter besonderer Berücksichtigung der Psychoanalyse. In: Helmchen H, Linden M, Rüger U (Hrsg): Psychotherapie in der Psychiatrie. Springer Verlag, Berlin.