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Österreichisches Deutsch

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Österreichisches Deutsch

Gesprochen in

Österreich, Südtirol
Sprecher ungefähr 8,6 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Österreichisches Deutsch
(Österreichische Standardvarietät des Deutschen)
Besonderheiten Seit 1951 durch das Österreichische Wörterbuch staatlich normiert

Der Begriff Österreichisches Deutsch (umgangssprachlich: Österreichisch) bezeichnet die vorwiegend in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten (Varietäten) der deutschen Hochsprache (Schriftsprache) und ihres Wortschatzes (Liste von Austriazismen). Diese hochsprachlichen Besonderheiten haben sich in Österreich geschichtlich entwickelt und stellen zwar keine eigenständige Sprache dar, sind aber seit der II. Republik als Standardvarietät der Deutschen Sprache durch das vom Unterrichtsministerium mitinitiierte Österreichische Wörterbuch staatlich normiert (zur Definition und sprachwissenschaftlichen Abgrenzung vgl. insbesondere[1]). Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und Regionaldialekten, viele andere wurden den Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich (nach 1804: Kaisertum Österreich; nach 1867: Doppelmonarchie Österreich-Ungarn) zurück, dessen Ursprünge Joseph von Sonnenfels ab dem Jahre 1784 maßgeblich mitgeprägt hat. Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind sogar durch Verträge mit der EU geschützt.

Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber abgesehen von den oben angesprochenen Einflüssen keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache (ausgenommen natürlich im Falle von Mundartdichtern usw.).

Damit zeigt sich am Österreichischen Deutsch (wie auch am Schweizer Hochdeutsch) die Eigenschaft der deutschen Sprache als plurizentrischen Sprache, ein typisches Merkmal sprecherreicher Sprachen, die über nationale Staatsgrenzen hinaus verbreitet sind[2]. Allerdings gibt es gerade zu dieser Frage einen laufenden Entwicklungs- und Diskussionsprozess in der Germanistik, die noch bis in die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts von einer „monozentrischen Auffassung“ geprägt war und das Konzept der plurizentrische Sprache erst seitdem entwickelt und verfeinert hat[3][4]. Darum ist auch der Begriff des Österreichischen Deutsch nicht unumstritten[5], wird aber von der Mehrzahl führender Sprachwissenschafter Österreichs belegt, wobei es in Deutschland und vereinzelt in Österreich dazu auch kritische Expertenmeinungen gibt. Dieser Diskussionsprozess der Germanistik wird daher im abschließenden Abschnitt „Sprachwissenschaftliche Diskussion zum Begriff Österreichisches Deutsch“ dargestellt. Eine aktuelle sprachwissenschaftliche Übersicht des deutschen Linguisten Leerkamp aus dem Jahre 2003 stellt jedenfalls fest: „In der Forschung scheint die Existenz einer eigenständigen nationalen Varietät des österreichischen Deutsch mittlerweile weitestgehend anerkannt.“ (vgl.[6], S.9).

Geschichtliche Entwicklung des Österreichischen Deutsch

Siehe auch: Deutsche Sprachgeschichte, Deutsche Rechtschreibung

Der ehemalige deutsche Sprachraum (nieder-, mittel- und oberdeutsche Mundarten) ohne Baltendeutsches, Wolgadeutsches Sprachgebiet und Sprachgebiete in Überseeischen ehem. Kolonialgebieten (Stand: 31. Dezember 1937)
Karte der Kronländer Österreich-Ungarns
Nationalitäten und Umgangssprachen in Österreich-Ungarn 1910/1911

Etwa 88 % der österreichischen Bevölkerung haben Deutsch als Muttersprache. Doch bereits im 18. Jahrhundert erforschte der österreichische Sprachforscher Johann Siegmund Popowitsch Sprachunterschiede zwischen Österreich und Deutschland. Popowitsch war slowenischer Herkunft und stammte aus der Untersteiermark; von 1753 bis 1766 war er Professor an der Universität Wien für Slawistik und ein Gegner Gottscheds, der die deutsche Sprache nach dem Meißnischen Sprachgebrauch normierte.[7] Bei seinem Tod 1774 hinterließ Popowitsch einen umfangreichen Zettelkasten, aus dem das erste österreichische Wörterbuch hätte hervorgehen sollen.[8]

Während der Zeit Maria Theresias und Josephs II. engagiert sich der österreichische Aufklärer und Schriftsteller Joseph von Sonnenfels, Professor an der Universität Wien, für die Vereinheitlichung der Sprache und die Reduktion der Sprachenvielfalt in der Verwaltung des Vielvölkerstaates (Allerdings mit einem pragmatisch-aufklärerischen Zugang klar abgegrenzt vom mechanisch-puristischen Zugang Gottscheds). Im Jahre 1784, als Joseph II. versucht, die deutsche Sprache als allgemeine Amtssprache durchzusetzen, schafft Sonnenfels mit seinem Buch „Über den Geschäftsstil: die ersten Grundlinien für angehende österreichische Kanzleybeamten“ ein Standardwerk, das bis 1848 an österreichischen Universitäten (insb. juridischen Fakultäten) maßgeblich war:

„Erklärtes Ziel des Lehrbuches war es, die Sprache der Verwaltung so zu normieren, dass sie überall im großen Vielvölkerstaat einheitlich gehandhabt würde, so dass ein Beamter, der plötzlich an einen neuen Dienstort versetzt würde (eine durchaus wirklichkeitsnahe Überlegung), in der Lage wäre, ohne zusätzliche Einschulung so weiterzuarbeiten wie bisher. In ausdrücklicher Abgrenzung vom Sprachpurismus eines Gottsched legte Sonnenfels das Hauptaugenmerk nicht auf eine einheitliche deutsche Standardsprache, sondern erhob, durch und durch pragmatisch orientiert, die allgemeine Verständlichkeit zum obersten Ziel des Sprachgebrauchs der staatlichen Verwaltung. Floskeln und rhetorischer Schwulst sollten nach Möglichkeit eliminiert werden, Kürze, Prägnanz und übersichtliche Gliederung der Ausführungen galten als oberste Maximen, wobei Sonnenfels ausdrücklich dafür eintrat, sich nicht an einem abstrakten Ideal von Sprachreinheit zu orientieren, sondern sich nach Möglichkeit des Vokabulars der gemeinverständlichen Umgangssprache zu bedienen. Damit wurde sein einflussreiches Lehrbuch schließlich zu einem wesentlichen Ausgangspunkt der allgemeinen Etablierung der österreichischen Standardvarietät der deutschen Sprache.“[9]

Der Versuch Joseph II. (HRR), Deutsch als alleinige Amtssprache zu etablieren, scheiterte vorerst, dafür griffen die von ihm und seiner Mutter Maria Theresia eingeleiteten Reformen im Bildungswesen, insbesondere auch bei den höheren Bildungseinrichtungen, an denen Beamte ausgebildet wurden. Die Vielsprachigkeit war zugleich Chance und Bedrohung des gesamten Staatswesens, sodass die Beamtenschaft der Habsburgermonarchie bewusst im Sinne eines „übernational ausgerichteten Gesamtstaatsbewusstseins“ ausgebildet wurde. Damit bildeten die Beamten eine eigene Gesellschaftsschicht und waren Teil des intellektuellen Bürgertums Österreichs, viele Beamte betätigten sich sogar als Schriftsteller und wirkten damit wiederum auch auf den höheren Sprachgebrauch außerhalb des Amtswesens. Prominentes Beispiel dafür ist der österreichische Hofbeamte und Dramatiker Franz Grillparzer, wobei ihm von kritischen Zeitgenossen wegen seiner Habsburg-Dramen (u.a. Ein Bruderzwist in Habsburg, König Ottokars Glück und Ende) eine zu starke Anbiederung ans Herrscherhaus vorgeworfen wurde.

Nach der Auflösung des Deutschen Bundes und der Gründung Österreich-Ungarns 1867 tritt zunehmend das Spannungsfeld zwischen dem Österreichischen Deutsch und dem „Deutschen Sprachpurismus“ zutage (vgl. [10]). Die I. Orthographische Konferenz in Berlin im Jahre 1876 erzielt keine Einigung über eine einheitliche gesamtdeutsche Orthographie. Daraufhin werden 1879 die in Österreich üblichen schriftsprachlichen Gewohnheiten als „REGELN UND WÖRTERVERZEICHNIS FÜR DIE DEUTSCHE RECHTSCHREIBUNG.“ kodifiziert (vgl. Wiesinger: „Das österreichische Deutsch“, 1988 sowie in Folge u.a. Leerkamp 2003).

Bedingt durch den gemeinsamen Verwaltungskörper und den kulturellen Austausch im Kaisertum Österreich und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn sind auch zahlreiche Lehnwörter aus dem Tschechischen, Ungarischen, Italienischen, Südslawischen usw. in das österreichische Deutsch übernommen worden. Die Volkszählung 1910 in Österreich-Ungarn ergab folgendes Bild[11] (Anm.: Juden gaben meist Deutsch als Umgangssprache an, ebenso Beamte nicht-deutscher Muttersprache, die durch den Einsatz im Verwaltungsapparat vorwiegend deutsch sprachen. Exakte Zahlen über die nationale Zuordnung existieren nicht).

Sprache Absolutzahl Prozent
Deutsch 12.006.521 23,36
Ungarisch 10.056.315 19,57
Tschechisch 6.442.133 12,54
Polnisch 4.976.804 9,68
Serbisch und Kroatisch 4.380.891 8,52
Ruthenisch (Ukrainisch) 3.997.831 7,78
Rumänisch 3.224.147 6,27
Slowakisch 1.967.970 3,83
Slowenisch 1.255.620 2,44
Italienisch 768.422 1,50
Sonstige 2.313.569 4,51
Insgesamt 51.390.223 100,00

Für die Umgangssprachen in den einzelnen Kronländern der österreichischen Reichshälfte ergab sich in der Volkszählung 1910 folgende Sprachverbreitung:

Land Hauptumgangssprache andere Sprachen (mehr als 2  %)
Böhmen Tschechisch (63,2 %) Deutsch (36,8 %)
Dalmatien Kroatisch (96,2 %) Italienisch (2,8 %)
Galizien Polnisch (58,6 %) Ukrainisch (40,2 %)
Niederösterreich Deutsch (95,9 %) Tschechisch (3,8 %)
Oberösterreich Deutsch (99,7 %)
Bukowina Ukrainisch (38,4 %) Rumänisch (34,4 %), Deutsch (21,2 %), Polnisch (4,6 %)
Kärnten Deutsch (78,6 %) Slowenisch (21,2 %)
Krain Slowenisch (94,4 %) Deutsch (5,4 %)
Salzburg Deutsch (99,7 %)
Schlesien Deutsch (43,9 %) Polnisch (31,7 %), Tschechisch (24,3 %)
Steiermark Deutsch (70,5 %) Slowenisch (29,4 %)
Mähren Tschechisch (71,8 %) Deutsch (27,6 %)
Tirol Deutsch (57,3 %) Italienisch (42,1 %)
Küstenland Slowenisch (37,3 %) Italienisch (34,5 %), Kroatisch (24,4 %), Deutsch (2,5 %)
Vorarlberg Deutsch (95,4 %) Italienisch (4,4 %)

Charakteristika des Österreichischen Deutsch

Siehe auch: Variantenwörterbuch des Deutschen, Liste von Austriazismen

Österreichisches Deutsch - die österreichische Standardvarietät des Hochdeutschen - ist durch das Österreichische Wörterbuch normiert und unterscheidet sich in Teilen des Wortschatzes, grammatikalischen Besonderheiten, der Schreibweise und auch in der Aussprache von jenem Hochdeutsch, das in Deutschland durch den Duden kodifiziert ist. Gleichwohl werden auch aktuelle germanistische Entwicklungen berücksichtigt, sodass sich Österreich an der Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 beteiligt hat, ohne dabei jedoch seine sprachlichen Besonderheiten aufzugeben, was im Österreichischen Wörterbuch in seiner derzeit 40. Auflage entsprechend berücksichtigt ist. Auch der Duden trägt der Eigenschaft der Deutschen Sprache als plurizentrische Sprache Rechnung, indem typisch österreichische Wörter (ebenso wie Helvetismen und regional-landschaftlich genutzte Wörter) von der Duden-Redaktion aufgenommen und entsprechend gekennzeichnet werden.

„Das österreichische Deutsch wurde besonders von der österreichischen, teilweise aber auch von der deutschen und außerdeutschen germanistischen Sprachwissenschaft beschrieben und charakterisiert. Es zeichnet sich in seiner geschriebenen Form besonders durch Eigenheiten im Wortschatz hauptsächlich als Bezeichnungen und seltener auch durch Bedeutungen (onomasiologische und semasiologische Besonderheiten) sowie in geringerem Umfang durch morphologische Eigenheiten in der Formen- und Wortbildung einschließlich der Genera des Substantivs, syntaktische und phraseologische sowie auch pragmatische Besonderheiten aus. Mündlich kommen dann vor allem noch Besonderheiten der Aussprache mit Lautbildung und Wortakzentuierung hinzu.“ (vgl. Sprachwissenschafter Peter Wiesinger[12])

Ein Teil des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache ist auch in den mittel- und südbairischen Dialekten verankert und wird daher fallweise auch in den übrigen bairischen Sprachgebieten in Altbayern verwendet (Bsp.: Schweinsbraten [13]), andere österreichische Wörter sind aber auch in Bayern unbekannt (Bsp.: Rettung [14], Patschen [15]). Darüber hinaus gibt es einen speziellen Wortschatz der Hochsprache, der nur in Österreich gebraucht wird, insbesondere im Amtswesen und im kulinarischen Bereich. Das so genannte österreichische Amtsdeutsch geht zurück auf die österreichisch-ungarische Monarchie und hat sich seitdem zwar in Feinheiten entwickelt, insgesamt aber in den Begrifflichkeiten stark konserviert. Ebenso maßgeblich für die Erhaltung und Weitergabe dieses österreichischen (Hoch-)Deutsch sind das Bildungswesen (Schulen, Universitäten) sowie die weiteren sprachprägenden Institutionen des heutigen Österreich (Insbesondere Fernsehen, Radio und Printmedien: Medien in Österreich).

Daneben wurde und wird das österreichische Deutsch durch die anderen Sprachen Mitteleuropas beeinflusst, zumal jenen der ehemaligen Kronländer Tschechisch, Ungarisch, Slowenisch, Italienisch. Der Einfluss des jüdischen Bürgertums, insbesondere in Wien und Prag, sowie des Ostjudentums bis 1938 schlägt sich in der vermehrten Verwendung von jiddischen Ausdrücken nieder (vgl. Friedrich Torberg: Die Tante Jolesch sowie Salcia Landmann: [16]).

In den Beitrittsverträgen Österreichs mit der Europäischen Gemeinschaft (EU) wurden auch einige österreichspezifische Bezeichnungen für Lebensmittel festgeschrieben, die im übrigen deutschen Sprachraum nicht gebräuchlich sind (ausgenommen einzelne im Raum Bayern) und darüber hinaus den Zweck eines Produktschutzes erfüllen (Jagatee).

Wortschatz in Österreich

Straßenschild in der Wiener Hofburg

Viele in anderen deutschen Sprachregionen gebräuchliche Wörter werden in Österreich weder mündlich noch schriftlich allgemein verwendet. Manche der folgenden Wörter waren auch im sonstigen oberdeutschen Sprachraum ursprünglich nicht heimisch.

Verwaltungstechnische Ausdrücke

Im Zuge der Verabschiedung des österreichischen Bundes-Verfassungsgesetzes (B-VG) im Jahre 1920 hat der damalige Verfassungsgesetzgeber zwar die deutsche Sprache (ohne nähere Spezifikation) in Artikel 8 Absatz 1 B-VG als offizielle Staatssprache festgeschrieben, wobei der später ergänzte Art. 8 Abs. 2 B-VG auch die bodenständigen Minderheitensprachen in Österreich anerkennt:

„Artikel 8 B-VG
(1) Die deutsche Sprache ist, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten bundesgesetzlich eingeräumten Rechte, die Staatssprache der Republik.
(2) Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich zu ihrer gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt, die in den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck kommt. Sprache und Kultur, Bestand und Erhaltung dieser Volksgruppen sind zu achten, zu sichern und zu fördern.“

Tatsächlich gebräuchlich ist im Alltag wie auch im staatlichen Bereich jedoch Österreichisches Deutsch als Varietät des Hochdeutschen, diese österreichische Standardvarietät wurde daher in der II. Republik durch das Österreichische Wörterbuch staatlich normiert (erstmals 1951, als es alle alten deutschen Regelbücher ablöste). Im Folgenden sind österreichische Ausdrücke aus dem Bereich Verwaltung und Politik aufgelistet, daneben die jeweilige Entsprechung in Deutschland:

Ebenso sind in der Rechtssprache oder in der österreichischen Gesetzgebung Ausdrücke vorhanden, die z. B. in Deutschland nicht verwendet werden, einen anderen Bedeutungsinhalt haben (z. B. Besitz) oder ungebräuchlich sind. Ebenso weichen Rechtsausdrücke – oft aufgrund der vom Gesetzgeber gewählten Terminologie – im Detail von den in Deutschland gebräuchlichen, sinngleichen Ausdrücken ab (z. B. in Österreich: Schadenersatz, Schmerzengeld laut dem ABGB 1811; in Deutschland: Schadensersatz, Schmerzensgeld). Generell lässt sich in Österreich eine häufigere Verwendung von Latinismen in der Rechtssprache feststellen, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass das kurz vor der vorletzten Jahrhundertwende entstandene deutsche BGB die zuvor auch in Deutschland weit verbreiteten lateinischen Rechtsausdrücke aus dem römischen Recht (Pandekten) bewusst vermied oder „eindeutschte“. Beispiele sind nur in Österreich oder öfter als in Deutschland verwendete Ausdrücke wie Legat (Vermächtnis), Servitut (Dienstbarkeit), Causa (Fall; bedeutet in Deutschland jedoch „Rechtsgrund“) oder Krida.[17]

Bei den Dienstgraden des österreichischen Bundesheeres sind Unterschiede etwa zu den in der deutschen Bundeswehr gebräuchlichen Bezeichnungen vor allem unterhalb der Offiziersebene stark ausgeprägt. Beispiele sind die Dienstgrade (in Österreich Chargen genannt, wobei in der strengeren Terminologie des Bundesheeres Chargen nur die Dienstgrade zwischen Rekrut und Unteroffizieren sind, d. h. Gefreiter, Korporal und Zugsführer) Korporal (Deutschland: Hauptgefreiter/Stabsgefreiter), Wachtmeister (österreichischer Ausdruck für „Feldwebel“, in Deutschland nur bei der Artillerie und Kavallerie bis 1945 verwendet), Vizeleutnant (entspricht einem „Unterleutnant“ in der ehemaligen NVA der DDR) oder Brigadier (D: Brigadegeneral). Kommandeure (Deutschland) sind in Österreich stets Kommandanten. Das spiegelt sich auch in anderen Organisationen wieder, sodass es etwa bei der Feuerwehr, keinen Gruppenführer wie in Deutschland sondern einen Gruppenkommandanten gibt, sowie auch beim Roten Kreuz mit dem Kolonnenkommandanten.

Auch im Schulbereich bestehen hinsichtlich der Organisation wie auch der Ausdrücke einige Unterschiede zwischen dem österreichischen und dem deutschen System. In Österreich gibt es nur zwei weiterführende Schultypen nach der Volksschule (Deutschland: Grundschule, früher und gelegentlich noch in Bayern auch Volksschule), nämlich die Hauptschule, die etwa der deutschen Haupt- und Realschule entspricht, und das Gymnasium (in Wien manchmal: Kooperative Mittelschule). In der Hauptschule werden die Schüler in drei Leistungsgruppen aufgeteilt. Das Abitur in Deutschland entspricht der Matura in Österreich. Siehe hierzu auch unter Schulsystem in Österreich. Für Kinder ist in Österreich der Kindergarten (Alltagssprache) bzw. das Kindertagesheim (Amtssprache) vorgesehen. Die in West-Deutschland in den letzten Jahrzehnten gebräuchliche Bezeichnung Kindertagesstätte bzw. Kita ist in Österreich genauso unüblich oder gar unbekannt.

Im medizinischen Bereich trifft man ebenfalls auf österreichische Fachtermini. So befinden sich Österreicher im Krankenstand, besuchen dann einen Arzt, welcher eine Ordination (Deutsches Hochdeutsch: Praxis bzw. Sprechstunde) hat. Dabei gibt es auch den Primarius bzw. Primararzt, den Dentisten, den Praktischen Arzt (d.h. Allgemeinmediziner), den Turnusarzt (Arzt im Praktikum) etc. Im Wienerischen gibt es dazu noch auch für zahlreiche Verletzungen und Erkrankungen lokale dialektgeprägte Bezeichnungen.

Im Verkehrsbereich hat eine Lichtzeichenanlage in Österreich eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland. Die in beiden Ländern ugs. als Ampel bezeichnete heißt in Österreich Lichtsignalanlage, während die Lichtzeichenalage einen unbeschrankten Bahnübergang kennzeichnet. Im Transport ist die offizielle Bezeichnung Frächter für einen Frachtführer.

Viele der hier genannten Abweichungen treffen allerdings auch auf die Unterschiede zwischen dem Sprachgebrauch Ost- und West-Deutschlands zu. So sind westdeutsche Nachkriegs-Wortschöpfungen wie Azubi (Lehrling) und Kita (Kindergarten) auch in Ostdeutschland nicht üblich (gewesen). Begriffe wie Bezirksgericht, Oberster Gerichtshof, Rat, Bürgermeister, Praktischer Arzt u.v.a. wurden in der ehemaligen DDR identisch wie in Österreich verwendet.

Monatsnamen: Jänner, Feber und Februar

Die in Österreich für den ersten Monat des Kalenderjahres verwendete Bezeichnung ist Jänner. Jänner wird offiziell benutzt und Januar ist in nahezu allen Bereichen unüblich. Jänner entspricht dem mittelhochdeutschen jener, jenner das wiederum aus der spätlateinischen Form iēnuārius[18] entstanden ist. Jänner war bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts im gesamten deutschen Sprachraum verbreitet, wurde dann aber bis ungefähr 1800 – mit Ausnahme des süddeutschen Sprachraumes – von der Form Januar verdrängt, die wiederum eine endungslose Variante des lateinischen iānuārius ist. Jänner stellt somit aus neuhochdeutscher Sicht ein Erbwort aus dem Mittelhochdeutschen dar (weil es in die entsprechenden Lautwandelprozesse eingebunden war), wohingegen Januar – auch im Neuhochdeutschen – ein lateinisches Lehnwort ist (da es phonologisch und morphologisch dem neuhochdeutschen System angepasst wurde, aber seit seiner Entlehnung noch keine signifikanten, für die aktuelle Sprachform typischen Lautwandelprozesse durchlaufen hat).

Anders verhält es sich mit der Bezeichnung Feber für den zweiten Monat des Kalenderjahres. Hier war in der deutschen Volkssprache die Bezeichnung Hornung üblich, die aber dann über den Weg der humanistischen Kanzleisprache vom lateinischen Fremdwort februārius verdrängt wurde, das dann als Februar bzw. im Mitteldeutschen und Oberdeutschen als Feber ein Lehnwort wurde. Eine dem Stamm Hornung entsprechende Form ist heute in Österreich auch auf basilektaler und mesolektaler Ebene (und damit in Ortsdialekten und Regiolekten) eher unwahrscheinlich anzutreffen. Es werden häufig Formen verwendet, die Februar entsprechen. Akrolektal, standardsprachlich ist Februar üblich, wobei kanzleisprachlich (z. B. auf amtlichen Dokumenten) und auch umgangssprachlich immer wieder die Form Feber anzutreffen ist.

Küchenvokabular

Siehe auch: Bairisch-Österreichischer Küchenwortschatz, Regionale Küchenbegriffe

Anlässlich des unter dem Motto „Erdäpfelsalat bleibt Erdäpfelsalat“ propagierten EU-Beitritts Österreichs wurde das Spannungsfeld „nationale Identität – EU-Identität“ an linguistischen Fragen deutlich. Österreich ließ im „Protokoll Nr. 10 über die Verwendung österreichischer Ausdrücke der deutschen Sprache“ zum österreichischen Beitrittsvertrag 23 Bezeichnungen quasi unter Schutz stellen[19]. Die 23 geschützten Ausdrücke sind allerdings ausschließlich solche der Küchensprache und sind in der folgenden Tabelle „Küchenvokabular“ mit Sternchen* gekennzeichnet (die mit zwei Sternchen** gekennzeichneten Ausdrücke sind in der angegebenen Pluralform im Protokoll verzeichnet):

Küchenvokabular
alle Ausdrücke im Singular, sofern nicht anders angegeben
in Österreich in Deutschland Anmerkungen
Beiried* (n) Roastbeef (n) In Deutschland wird auch Rumpsteak verwendet
Beuschel (n) Ragout aus der Lunge
Blunzen (f) Blutwurst
Eierschwammerl** (n) Pfifferlinge (m)
Erdäpfel** (m, Pl) Kartoffeln (f) Beide Begriffe gebräuchlich, reg. ländl. auch Grundbirn
Faschiertes* (n) Hackfleisch (n) In Vorarlberg wird es auch Hackfleisch genannt
Fisolen** (f, Pl) Grüne Bohnen (f, Pl) In Kärnten als Strankalan (f) bezeichnet
Frittaten (f, Pl) Pfannkuchenstreifen (Pl) - Suppeneinlage In Vorarlberg als „Flädle“ genannt.
Germ (m) Hefe (f) In Österreich werden beide Begriffe verwendet
Grammeln** (f, Pl) Grieben (n)
Häuptelsalat (m) Kopfsalat (m) In Vorarlberg wird auch Kopfsalat verwendet
Heiden (m) Buchweizen (m) In Österreich werden beide Begriffe verwendet
Hüferl* (n) Hüfte (Braten) (f)
Karfiol* (m) Blumenkohl (m) In Vorarlberg wird auch von Blumenkohl gesprochen
Karotte (f) Möhre (f) In Bayern und Baden-Württemberg wird der Begriff Karotte (f) oder Gelbe Rübe (f) verwendet.
Kassa (n) Kasse (f)
Kohlsprossen** (f, Pl) Rosenkohl (m)
Kren* (m) Meerrettich (m)
Kukuruz (m) Mais (m) In Österreich werden beide Begriffe verwendet, aber auch Türken (Stmk.)
Leberkäse (m) Fleischkäse (m) In Tirol wird Fleischkäse, in Bayern meist Leberkäse verwendet
Lungenbraten* (m) Filet (n) In Österreich werden beide Begriffe verwendet
Marillen* (f, Pl) Aprikosen (f)
Mehlspeise (f) Süßspeise (f), Dessert usw.
Melanzani* (f) Aubergine (f) In Österreich werden beide Begriffe verwendet
Nuss* (f) Kugel (f) Nuss auch in Deutschland verbreitet
(Schlag-) Obers* (n) (Schlag-) Sahne (f), (Schlag-) Rahm (m) In Vorarlberg ist ausschließlich von Schlagrahm die rede
Paradeiser** (m, Pl) Tomaten (f) In Österreich werden beide Begriffe verwendet
Palatschinke (f) (Eier-)Pfannkuchen (m)
Powidl* (m) Pflaumenmus, Zwetsch(g)enmus, Latwerge (n)
Ribisel** (f, Pl) Johannisbeeren (f)
Rostbraten* (m) Rostbraten (m), Hochrippe (f)
Rote Rübe (f) Rote Bete (f)
Schlögel*, Schlegel (m) Keule (f)
Schopfbraten (m) Nackensteak (n) Es wird auch der Begriff Hals verwendet
Stelze (f) Eisbein (n) Es wird auch der Begriff „Hax'n“ z.B.: Schweine Hax'n verwendet
Topfen* (m) Quark (m)
Vogerlsalat* (m) Feldsalat (m)
Weichseln** (f, Pl) Sauerkirschen (f, Pl)
Zibeben (f, Pl) Rosinen (f, Pl) In Österreich werden beide Begriffe verwendet
Zwetschke (f) Pflaume, Zwetschge (f)
n = neutrum, f = feminin, m = maskulin, Pl = Plural

Gewichtsbezeichnungen

Bei Lebensmitteln wird statt 10 Gramm die Bezeichnung 1 Deka(gramm) verwendet (analog zu den anderen Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie, etwa im Italienischen un etto). So lautet etwa die Bestellung 10 Deka Extrawurst und nicht 100 Gramm Fleischwurst (siehe auch Vorsätze für Maßeinheiten).

Der Zentner wird in Österreich für eine Gewichtseinheit von 100 kg verwendet, in Deutschland für 100 Pfund (50 kg). Die in Deutschland verwendeten Begriffe Doppelzentner für 100 kg sowie Pfund für das halbe Kilogramm sind in Österreich unüblich.

Österreichische Markennamen

Auch die Wirtschaft spielt im österreichischen Deutsch eine Rolle, wo beispielsweise einzelne Markennamen zu Austriazismen wurden. So wird heute für das Klebeband zumeist der Markenname TIXO verwendet, für Knabbergebäck Soletti, für Schokoküsse Schwedenbomben, für Putzlappen Wettex, für Schnellkochtöpfe Kelomat und manchmal auch für Orangensaft Cappy und für Apfelsaft Obi, unabhängig vom tatsächlichen Hersteller (vgl. auch Artikel Begriffsmonopol).

Wichtigste Beispiele

Wichtigste Ausdrücke im Unterschied zu Deutschland
alle Ausdrücke im Singular, sofern nicht anders angegeben
in Österreich in Deutschland Anmerkungen (ÖW = Österreichisches Wörterbuch)
Akt (m) Akte bzw. Verwaltungsvorgang
Angelobung (f) Vereidigung (f) Bestellung von Regierungsmitgliedern, Beamten oder Soldaten (Jedoch Vereidigung für Zeugen bei Gericht)
sich ausrasten sich ausruhen (eher umgangssprachlich)
Bub(e) (m) Knabe, Junge
Bursche (m) älterer Junge bzw. junger Mann auch im süddeutschen Raum
fad (adv.) langweilig
Eiskasten Kühlschrank eher veralteter Begriff
Feber (m) (eher selten) Februar (m) auch im ÖW zu finden
Fenstertag (m) Brückentag (m) Ugs. auch Zwickeltag
Ferialpraxis (f) Sommer-Praktikum, Ferienjob Freiwillig (Ferialjob) oder gemäß Lehrplan an berufsbildenden höheren Schulen verpflichtend (HTL)
Feuchtblattern, Schafblattern (f/pl) Windpocken Feuchtblattern eher in Ostösterreich
Fleischhauer, Fleischhacker (m) Fleischer, Metzger, Schlachter (m) In Vorarlberg und dem Innviertel ist auch Metzger gebräuchlich.
faschiertes Laberl (n) (Ostösterreich), Fleischlaberl (n), Fleischlaiberl (n) Bulette (brandenburgisch-berlinerisch), Frikadelle (Nordwestdeutscher Raum), Fleischpflanzerl (Bayrisch)
Frächter (m) Frachtführer
Fußgeher (selten) Fußgänger
Gebarung (f) Gebaren (n) Buch- oder Geschäftsführung (Ö), Gebaren in Ö -> Verhalten
Gelse (f) Stechmücke (f)
(Kaffee-)Häferl (n) (Kaffe-)Tasse ugs. auch für einen leicht cholerischen Menschen
Hausbesorger (m) Hausmeister
Hausübung (f) Hausaufgabe
heuer (adv.) in diesem Jahr In Süddtl. ist heuer ugs. auch verbreitet
Jänner (m) Januar (m) (In Österreich praktisch nicht verbreitet)
Journal(dienst) (m) Bereitschaft(sdienst)
Jus (n) Rechtswissenschaft, Jura
Karenzzeit (f) Schwangerschaftsurlaub (m)
Kassa (f) Kasse bzw. Kassenschalter (Bank, Supermarkt, etc.)
Kasten (m) Schrank
(Bier-/Werkzeug-)Kiste (m) (Bier-/Werkzeug-)Kasten
Kirtag (m) Kirchweih, Rummel, Kirmes Ländlich auch allgemein für ein Volksfest
Klappe (f) Nebenstelle, Durchwahl (einer Telefonanlage)
Kluppe (f) Wäscheklammer
(Autobahn-)Knoten (Autobahn-)Kreuz
Kredenz (f) Anrichte (in einer Wohnung)
Krida (f) Strafrechtliches Konkursvergehen
Lacke (f) Lache, Pfütze Sowohl für kleine Pfützen (Blutlacke, Hundelackerl) als auch für größere Gewässer wie Salzlacken, z.B. die Lange Lacke im Burgenland
Leibchen (n) T-Shirt, Trikot, Unterhemd Ugs.: Leiberl
Leintuch (n) Leintuch, Bettlaken
Lenker (m) Fahrer [eines Fahrzeuges]
Mascherl (n) Schleife, Fliege
Matura (f) Abitur (n) offiziell: „Reifeprüfung“
Mist (m) (Mistkübel) Abfall, Müll (Abfalleimer,Müllbehälter)
Nachtkästchen (n) Nachttisch Ugs.: Nachtkasterl
Nudelwalker (m) Nudelholz (n)
Ordination (f) Gesamte Arztpraxis inklusive Wartezimmer
Patschen (m) Hausschuhe, Reifenpanne
Pfusch (m), -er (m) Schwarzarbeit, -er
Pickerl (n) Aufkleber (m) Insbesondere für KFZ-Prüfplakette oder das Wiener Parkpickerl
Polster (m) Kissen (n)
Pönale (f,n) Strafzahlung bei Zeitverzug
Rauchfang (-kehrer) (m) Schornstein (-feger) (m), Kamin (-kehrer) (m)
Rettung (f) Rettungsdienst (m)
Risken (pl) Risiken
Sackerl (n), Stanitzel (n) Tüte (f) Stanitzel bei Speiseeis, aber auch Maroni, Mandeln usw.
Salettl (n) Pavillon, Laube, Gartenhäuschen
Schank (f) Ausschank, Theke, Tresen
Scheibtruhe (f) Schubkarre (f) ÖW: „umgangssprachlich“
(Tür-)Schnalle (f) (Tür-)Klinke (f)
Schnitte (f) Waffel Z.B.: Manner-Schnitte
Schranken (m) Schranke (f)
Schularbeit (f) Klassenarbeit (f) (In Österreich praktisch nicht verbreitet)
Sessel (m) Stuhl (m) (auch in Österreich in formeller Sprache)
Socken (m) Socke (f)
Stängel (m) Stiel, Stange
Stamperl (n) Schnapsglas ohne Fuß Auch abseit des Schnaps verwendet, z.B. als Mengeneinheit
Stiege (f), -nhaus (n) Treppe (f), -nhaus (n) - (in Norddeutschland: Stiege = schmale Treppe)
Stoppel (m) Stöpsel, Korken
Stutzen (m, Pl) Kniestrümpfe (f, Pl)
(Tabak-)Trafik (f) Kiosk, Tabakladen (m)
Tram (f) Straßenbahn (Auch in der Schweiz)
Vorrang (m) Vorfahrt (f)
Vorzimmer (n) Diele, Flur (einer Wohnung) In Deutschland nur für Büro-Vorzimmer gebräuchlich
weiters (adv.) weiterhin, ferner
Wissenschafter (m) Wissenschaftler (m)
zensurieren zensieren
Zündholz (n), Zünder (pl), Schnellfeuer (n) Streichholz Auch in Süddeutschland und Schweiz verbreitet
Zuseher (m) Zuschauer (m) In Österreich beide Begriffe gebräuchlich
n = neutrum, f = feminin, m = maskulin, Pl = Plural, adv. = Adverb

Grammatikalische Besonderheiten

Wortbildung (Komposition und Fugenlaute)

Zwischen die Elemente zusammengesetzter Hauptwörter (Wortkomposition) tritt im Österreichischen Deutsch (im Gegensatz zum Bundesdeutschen) oft ein Fugenlaut wie etwa das Fugen-S, z. B. „Zugsverspätung“ oder „Schweinsbraten“ (bundesdeutsch „Zugverspätung“ bzw. „Schweinebraten“). Auch bei zusammengesetzten Partizipien wird oft das Fugen-S verwendet, z. B. „verfassungsgebend“. Dieses Fugen-S wird oft fälschlich als Genitiv interpretiert. Andererseits tritt das Fugen-S in einigen Fällen im Gegensatz zum Sprachgebrauch in Deutschland nicht auf, z. B. „Adventkalender“ statt „Adventskalender“, „Schadenersatz“ statt „Schadensersatz“, „Schmerzengeld“ statt „Schmerzensgeld“ (letzteres nur legistisch).

Ebenso kommt es im Österreichischen Deutsch abseits des Fugen-S auch bei anderen Wortkompositionen zu einem Fugenlaut, wo im Bundesdeutschen keiner vorkommt, beispielsweise beim österreichischen Halteverbot (offizielle Bezeichnung in Gesetzen usw.) im Vergleich zum offiziellen deutschen Haltverbot.

Konjugation

Die zweite Person Plural wird, wie auch in Teilen des süddeutschen Sprachraumes, im Präsens und Perfekt gern mit der Endung -ts versehen, um gegenüber der 3. Person Singular klarer abzugrenzen, vor allem wenn das Personalpronomen weggelassen wird (Habts (ihr) das gesehen?). Hinter diesem -s verbirgt sich das Personalpronomen és [eˑs], eine alte Dualform, die hier mit der Personalendung verschmolzen ist. In manchen Teilen des bairischen Dialektgebietes existiert dieses Personalpronomen auch noch als eigenständiges Wort.

Perfekt

In Österreich (wie auch in der Deutschschweiz und im gesamten süddeutschen Sprachraum) wird für die Bildung des Perfekts von Verben, die die Körperhaltung ausdrücken, genauso wie für Verben der Bewegung, (auch hochsprachlich) generell als Hilfsverb „sein“ verwendet. Zu den betroffenen Verben gehören zum Beispiel „sitzen“ (sitzenbin gesessen, aber: einsitzen (im Gefängnis) – habe gesessen), „stehen“ (stehenbin gestanden, aber: gestehenhabe gestanden), „liegen“ (liegen - bin gelegen) und in Teilen Kärntens umgangssprachlich „schlafen“ (schlafen - bin geschlafen).

Präteritum / Imperfekt

Ebenso wie im gesamten Dialektgebiet südlich der Mainlinie ist das Präteritum, im Österreichischen auch „Mitvergangenheit“ genannt, in der österreichischen Umgangssprache eher ungebräuchlich. „Ich ging“ oder „ich sah“ wird als fremdartig empfunden, lediglich die Kopula sein und die Modalverben wollen, können, dürfen und müssen werden im Präteritum gebraucht. Normal ist zu sagen: „ich bin gegangen“ oder „ich habe gesehen“. In der Schriftsprache allerdings wird die Mitvergangenheit verwendet.

Das Präteritum ist in den oberdeutschen Dialekten in frühneuhochdeutscher Zeit ausgestorben. Eine Erklärung dafür ist, dass im Oberdeutschen generell das auslautende „-e“ u. a. bei den Vergangenheitsformen auf „-te“ ausgefallen war: „sagt-e“ > „sagt“, „kauft-e“ > „kauft“. Dadurch konnten von vielen Verben die Vergangenheits- und Gegenwartsformen lautlich nicht mehr unterschieden werden, was dazu geführt haben soll, dass das Präteritum insgesamt außer Gebrauch gekommen ist. Einer anderen Theorie zufolge wurde das Präteritum zu Gunsten des synthetischen Konjunktivs aufgegeben, bzw. von ihm verdrängt.

Darüberhinaus ist es im Gegensatz zum Rest Europas in allen alpenländischen Sprachen üblich, die Hauptvergangenheitszeit als zusammengesetzte Zeitform zu bilden; das Österreichische Deutsch teilt dieses Phänomen nicht nur mit dem gesamten süddeutschen Raum, sondern auch mit Tschechisch, Slowakisch, Slowenisch, Serbokroatisch, Französisch und dem Norden des italienischen Sprachgebiets. [20]

Gebrauch des Konjunktivs

Während in den nördlichen deutschen Sprachregionen in Sätzen der indirekten Rede häufig der Konjunktiv verwendet wird, wird in Österreich in der Umgangssprache eher der Indikativ verwendet. Wenn ein Satz tatsächlich im Konjunktiv gesprochen wird, so drückt das ein Misstrauen aus.

Beispiel: Er hat gesagt, dass er in der Stadt gewesen ist. Im Gegensatz dazu: Er sagte, dass er in der Stadt gewesen sei. - drückt aus, dass man es eigentlich nicht glaubt.

Der Konjunktiv selbst wird eher als Irrealis gebraucht. (Zu seiner Bildung siehe den Grammatikteil des Artikels Bairische Sprache.)

Geschlecht (Genus)

Bei einigen Wörtern wird in der österreichischen Standardsprache ein anderes Genus verwendet. Beispiele sind (österreichisches Deutsch – Bundesdeutsch):

  • der Akt – die Akte
  • das Teller (umgangssprachlich) - der Teller („das“ gilt auch für den bayrischen Raum)
  • der Butter (umgangssprachlich) - die Butter („der“ gilt auch für den bayrischen Raum)
  • das Cola – die Cola (f. ist norddt.; n. auch in Baden-Württemberg, der Pfalz, Bayern und der Schweiz)
  • der Radler – das Radler (Getränk)
  • das Keks – der Keks
  • der Meter (Maßeinheit) – das Meter (norddt.)
  • das/die E-Mail – die E-Mail
  • das SMS – die SMS
  • das/der Service – der Service (Dienstleistung)
  • die Rodel – der Rodel
  • das Monat (umgangssprachlich) – der Monat
  • der Gummi – das Gummi
  • das Joghurt – der Joghurt

(Weitere Beispiele für gesamtbairische Genusabweichungen finden sich im Artikel Bairische Sprache.)

Während in der Hochsprache die Anzahl der Wörter mit abweichendem Genus relativ gering ist, wird es in den verschiedenen Dialekten wesentlich öfter verwendet.

Sehr vielen englischen Wörtern, die relativ neu im deutschen Sprachgebrauch sind, wird in Österreich und Süddeutschland fast immer der sächliche Artikel (Neutrum) zugeordnet. In Nord- und Mitteldeutschland hingegen ist es üblich, den „richtigen“ Artikel für ein neues Wort zu „suchen“. Ein Beispiel dafür ist das E-Mail und die E-Mail oder das Service oder der Service.

Idiomatik, Kollokationen

Österreich Deutschland
etwas um 5 Euro kaufen
(auch in Bayern, im Schriftdeutsch zurückgedrängt)
etwas für 5 Euro kaufen
am“ als Kurzform für auf dem; am Berg, am Opernball, am Tisch (z. B. in „das Essen steht am Tisch“) (umgangssprachlich; auch in Altbayern) auf dem (ugs. auf'm) Berg, auf dem Tisch, umgangssprachlich auch für auf den (z. B. gemma am Turm; was am Tisch kommt, wird gessen)
auf Urlaub fahren in den Urlaub fahren
in die Schule gehen zur Schule gehen
sich ausgehen“ (z. B. diese Sache geht sich nicht aus) gehen/passen (z. B. diese Sache geht/passt schon), aufgehen (z. B. das geht nicht auf)

Schreibweise

In der Schreibweise gibt es auch nach der Rechtschreibreform einzelne Unterschiede, wie beispielsweise im bundesdeutschen Bereich ein Weg nach Hause führt, kann er nach dem Österreichischen Wörterbuch nachhause oder nach Hause führen. Das gilt auch für zuhause. Statt ohne weiteres wird in Österreich ohneweiters bevorzugt.

Einige Wörter werden aussprachebedingt anders geschrieben; so zum Beispiel die österreichische Variante Geschoß im Gegensatz zum bundesdeutschen Geschoss, oder Kücken neben Küken.

Österreichische Aussprache und das Lautsystem

Die Österreichische Aussprache und das Lautsystem (Phonetik und Phonologie) enthalten zahlreiche nationale Besonderheiten.

In Anlehnung an die im Mittelbairischen im Anlaut weitgehend fehlende Unterscheidung zwischen den Konsonanten „p“ und „b“, „t“ und „d“ sowie (in geringerem Maße und nur regional) „k“ und „g“, der sogenannten Lenisierung, hören sich diese Konsonanten bei vielen Sprechern gleich an. Die Endungen auf -ig werden als solche ausgesprochen (so heißt es beispielsweise Könik oder fertik und nicht wie in Deutschland größtenteils üblich Könich, fertich).

Auch aus dem Nordosten Deutschlands stammende Namen auf -ow werden häufig nicht wie dort mit langem „o“, sondern vielmehr slawisch als „-off“ ausgesprochen, z. B. in Klausjürgen Wussow.

Betonung

Ortsnamen, die mit der Endung -au enden, werden meist auf der Endsilbe betont, während sie sonst erstsilbig betont werden. Beispiele sind Wachau und Lobau (aber: Murau) entgegen Passau oder Mainau.

Zusammengesetzte Begriffe und Namen (z. B. Straßenbezeichnungen) werden meist in der Betonung auf dem ersten Nomen betont, z.B. bei Bundeskanzleramt.

Werden Vorwörter und persönliche Fürwörter nach einander gesprochen, betont man in Österreich das persönliche Fürwort, nicht aber das Vorwort. Beispiele: wir sind bei euch (Ö) ↔ wir sind bei euch (D); komm zu mir (Ö) ↔ komm zu mir (D); geht mit uns (Ö) ↔ geht mit uns (D).

Lehnwörter

Viele Lehnwörter unterscheiden sich nicht nur in der Betonung, sondern auch in der Aussprache vom Gebrauch in anderen deutschen Sprachgebieten, so etwa Balkon, Beton, Saison (auch mit -ei-), pensioniert (keine Nasalierung), Bronze (Nasalierung), Chemie, China (Aussprache auf /k/), Kaffee, Mathematik, Parfum, Tabak, Telefon.
In Österreich wird das Phonem /s/, das in der deutschen Orthographie als <s> wiedergegeben wird, fast durchgängig stimmlos ausgesprochen. Dies führt manchmal zu Verwirrung bei österreichischen Lesern von Sprachführern, die Beispiele wie „S wie in Sonne“ verwenden, um die stimmhafte Aussprache zu erklären. Des weiteren sprechen viele Österreicher das „st“ und „sp“ in manchen lateinischen, griechischen, französischen oder englischen Wörtern nicht als „scht-“ oder „schp-“, sondern als „st-“ und „sp-“, z. B. Standard, Statistik, spezifisch (aber etwa: speziell immer mit „schp-“ gesprochen). Spurt wird oftmals mit englischer Aussprache verwendet[21]. Bei Kontrollor (in städtischen Verkehrsmitteln umgangssprachlich auch als Schwarzkappler bezeichnet) zeigt sich auch eine Veränderung gegenüber dem bundesdeutschen Kontrolleur.

Häufig sind die hier angeführten Aussprachebeispiele jedoch nicht beschränkt auf Österreich, sondern sind auch im süddeutschen Raum (v. a. Bayern und Baden-Württemberg) anzutreffen (z. B. die zitierte Aussprache von Bronze, pensioniert, Chemie, China, Telefon usw.).

Markennamen werden in Österreich üblicherweise in der Original-Aussprache übernommen. „Eindeutschungen“ wie in Deutschland bei Michelin oder Colgate finden selten statt.

Zahlen, Uhrzeit

Zahlen werden als Substantive in Österreich generell auf -er gebildet und sind dann männlich. Es heißt also österr. der Einser vs. bundesdt. die Eins usw. Die Verwendung des Zahlwortes zwo für zwei zur Verdeutlichung des Unterschieds zu drei in hochsprachlichen Durchsagen (z. B. an Bahnhöfen) ist in Österreich im Gegensatz zu Deutschland kaum gebräuchlich. Jahreszahlen werden in Österreich meist ohne das Element -hundert- gesprochen (z. B. 1998 = neunzehnachtundneunzig [vgl. engl. nineteen ninety-eight]).

Speziell in Ost- und Südösterreich (aber auch in Teilen Süd- und Ostdeutschlands wie Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Sachsen, Brandenburg oder Berlin) wird 14 Uhr 15 nicht als Viertel nach zwei, sondern als viertel drei oder Viertel über zwei (zu finden in Salzburg, Oberösterreich, Wien, Obersteiermark und Burgenland - hält sich aber keinesfalls an politische Grenzen) bezeichnet. Auch 14 Uhr 45 wird nur selten als Viertel vor drei, sondern als dreiviertel drei bezeichnet.

Buchstaben des Alphabets

Die Buchstaben „J“ und „Q“ des Alphabets werden in Österreich - sofern sie allein stehen - üblicherweise anders ausgesprochen: J = „jee“ (D: „jot“); Q = „kwee“ (D: „ku“). Allerdings bürgert sich zunehmend die Aussprache des Q als „ku“ auch in Österreich ein, wohl wegen der besseren Verständlichkeit.

Wechsel der Sprachschicht

In der sprachlichen Gegenwart des Österreichischen kann man sehr häufig einen Wechsel der Sprachschichten beobachten. So werden in hochsprachlich gesprochenen Sätzen immer wieder umgangssprachliche Wörter und Dialektbegriffe eingebaut. Umgekehrt werden zur Betonung innerhalb der Umgangssprache, einzelne, betonte Wörter zur Verstärkung in Hochsprache ausgedrückt. Dies geschieht nicht als Anbiederung an die jeweils andere Sprachschicht, sondern dient einer stilistischen Nuancierung und Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeit. Es ist keine Vermischung, sondern zeigt das Wissen um die jeweilig anderen Sprachschichten und deren Alltagsbedeutung – vor allem deshalb, da oftmals die gleichen Worte in den jeweils anderen Sprachschichten unterschiedliche Bedeutungen haben können – dies auch verstanden, und gerade auch von höheren Gesellschaftsschichten bewusst eingesetzt wird. Dieser Sprachschichtwechsel ist auch in der österreichischen Literatur sehr häufig zu finden (Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, Arthur Schnitzler etc.), in der österreichischen Presse (immer weniger), aber auch als Bestandteil des „Burgtheaterdeutsch“, der typisch österreichischen Hochsprachreferenz schlechthin.

Gebrauchsunterschiede bei einzelnen Sprachformen

Untersuchungen haben gezeigt, dass in Österreich Sprachformen in formellen Kontexten akzeptiert werden, die in Deutschland unüblich sind, weil sie zu informell wirken. Joachim Grzega bezeichnet dieses Merkmal des österreichischen Deutsch als Nonchalance[22]. Selbst in geschriebener Sprache wie Zeitungen werden eher Zitate mit umgangssprachlichen Elementen verwendet, während im Bundesdeutschen eher indirekte Rede mit „geglätteter“ Sprache verwendet wird.

Im Gegensatz zu Deutschland ist in Österreich das Führen von bzw. die Anrede mit Titeln (z. B.: Ö: „Guten Morgen, gnädige Frau“, „Guten Abend, Herr Ingenieur“, „Grüß Gott, Herr Doktor“ vs. D: „Guten Morgen“, „Guten Abend, Herr Müller“) üblich und alltäglich.

Die Bezeichnung Name wird in Österreich (ähnlich wie bei den benachbarten slawischen Sprachen) meistens nicht für den Nachnamen verwendet, sondern für die Kombination aus Vor- und Nachnamen, oder auch nur für den Vornamen.

Umgangssprache und regionale Dialektformen

Verbreitungsgebiet der heutigen oberdeutschen Mundarten

Siehe auch: Wienerisch, Tirolerisch, Kärntnerisch, Vorarlbergerisch, Böhmakeln, Hianzisch, Apetlonerisch, Innviertlerisch

Minderheitensprachen in Österreich: Windische Sprache, Burgenlandkroatische Sprache

Entwicklung der Regionaldialekte

In Österreich werden zusätzlich zur Hochsprache die heimischen Dialekte recht häufig gebraucht, dies sind oberdeutsche Dialekte (mittel- und südbairisch sowie alemannische Dialekte in Westösterreich). Da die österreichische Staatsgrenze historisch gesehen keine Sprachgrenze war und es seit der schleichenden Auflösung des Heiligen Römischen Reichs (HRR) bis zur Gründung der (ersten) Republik Österreich zu zahlreichen Gebietsverschiebungen kam (Salzburg ist das wohl prominenteste Beispiel), teilen die in Österreich gesprochenen süddeutschen Dialekte einige sprachliche Besonderheiten mit dem übrigen bairischen Sprachraum in Bayern und dem alemannisch-schwäbischen Sprachraum auf allen Seiten des Bodensees (siehe hierzu auch deutsches Dialektkontinuum).

Zusätzlich zu den vielen verschiedenen Ortsdialekten (Dialektkontinuum), die in reiner Form meist nur noch von den älteren Dorfbewohnern gesprochen werden, haben sich in den einzelnen Bundesländern regionale „Landesdialekte“ gebildet, die sich an der in der jeweiligen Landeshauptstadt gesprochenen Mundart orientieren. Die Umgangssprache in den Landeshauptstädten wiederum wird in jeweils unterschiedlichem Ausmaß von der Wiener Mundart beeinflusst. Auf diese Weise entstand und entsteht auch weiterhin eine Vermischung von mittelbairischen und südbairischen Dialektformen mit speziellen wienerischen sowie hochsprachlichen Merkmalen.

Besonderheiten der Regionaldialekte

Der dialektale Wortschatz wird erfasst und beschrieben im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich. (Zur ausführlichen Darstellung der bairischen Mundarten in Österreich siehe den Hauptartikel Bairische Sprache.)

Die unterschiedlichen Dialekte sind für einen Großteil der Bevölkerung die tägliche Umgangssprache, wobei im Sprachgebrauch älterer Menschen (wie fast überall im deutschen Sprachraum) sich meist mehr Dialektausdrücke finden, als von den nachfolgenden Generationen, vor allem in städtischem Umfeld, wahrgenommen werden. In manchen größeren Städten bildet sich deshalb meist eine Eigenart des in der Umgebung gesprochenen Dialekts aus. Dieser kommt mit durchwegs weniger Spezialausdrücken des Dialekts aus (z. B. wird „immer“ statt „ollawei“ gesagt, oder schlicht „Topf“ statt „Tügi“/„Tiegel“) und verwendet stattdessen mehr Dialektformen der gehobeneren Sprache (z. B. „hintn“ statt „dreant“ für „hinten“, oder „dawischen“/„erwischen“ statt „daglaunga“/„erlangen“ für „einen Gegenstand erreichen“). Besonders fällt die Verdrängung des urtümlichen Dialekts in und in der Umgebung von Wien auf, wo sich ein eigener „gehobener Wiener Dialekt“ entwickelt hat, der sich u. a. dadurch auszeichnet, dass der Vokal „a“ gezogen ausgesprochen wird, wie man ihn schreibt, anstatt ihn wie „å“ bzw. „o“ auszusprechen, wie ansonsten in den bairischen Dialekten üblich. Überhaupt werden Wörter viel öfter nach der Schrift ausgesprochen. Wörter wie „ich, dich, mich“, werden auch als solche gesprochen und nicht als „i, di, mi“; ein weiteres Beispiel ist, dass das „net“ durch das „nicht“ ersetzt wurde.

Im Gegensatz zum übrigen Österreich werden in Vorarlberg und in Teilen des Tiroler Außerfern alemannische Dialekte gesprochen. Der Wortschatz der Vorarlberger Mundarten wird beschrieben im Vorarlbergischen Wörterbuch. Die Sprachgeographie der Mundarten in Vorarlberg und Tirol wird beschrieben im Vorarlberger Sprachatlas.

Beispiele für Dialekt und Umgangssprache

Wichtigste Beispiele für Dialekt und Umgangssprache
alle Ausdrücke im Singular, sofern nicht anders angegeben
in Österreich Hochdeutsch Regionale Zuordnung, Anmerkungen
angsti (n) schwül Innviertlerisch
Barras (m) Bundesheer, Präsenzdienst Eher Westösterreich, in Deutschland üblich (Militärjargon)
Bim (f) Straßenbahn
Bummerl (n) Verlustpunkt beim Kartenspiel
Fotz (m) Mund, Schnauze bei Tieren
Fotzhobel Mundharmonika oder auch Maultrommel
Gatsch (m) Brei, (Straßen-)Dreck, Morast
Göd (m) / God(e)l (f) (Tauf-)Pate/Patin
Greißler (m) Krämer, Gemischtwarenhändler, Tante-Emma-Laden ostösterreichisch (lt. Duden)
Häfen (m) Topf (südd.: Hafen) ugs. auch für Gefängnis
(Voll-)Koffer (m) (Voll-)Trottel abwertend
Pick (m) Klebstoff
Piefke (m/pl) Abwertender Ausdruck für (Nord-)Deutsche überregional
Pracker (m) Teppichklopfer
Sandler (m) Landstreicher, Obdachloser
Schlapfen (m) Pantoffel, Hausschuhe ugs. auch für Mund, Maul (z.B. „Hoid in Schlapfen“)
Schmäh (m) Witz, Humor
Taxler (m) Taxifahrer
Tschusch (m) abwertend für Ausländer (meist für Südosteuropäer vom Balkan)
Watsche(n) (f) Ohrfeige ugs. auch Fotzn
n = neutrum, f = feminin, m = maskulin, Pl = Plural, adv. = Adverb

Aktuelle Herausforderungen an das österreichische Deutsch

Rechtschreibreform

Widerstand von Teilen der Verlage und Medien in Österreich gegen die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996. Manche Tageszeitungen erscheinen weiterhin in der „alten“ Rechtschreibung.

Einfluss deutscher Medien

In letzter Zeit wird die Umgangssprache mit Wörtern aus bundesdeutschen Medien bzw. in Deutschland synchronisierten Spielfilmen und TV-Serien durchwirkt; so ist es in allen Landesteilen bereits gebräuchlich, dass gelegentlich Wörter wie Tschüs, klasse, lecker verwendet werden. Die Massenmedien verstärken dies durch den Einsatz von Ausdrücken wie bislang, vor Ort, gerade mal usw.

Imageprobleme

Eine 2006 veröffentlichte Untersuchung, die die österreichische Sprachforscherin Jutta Ransmayr bei Deutschlehrenden und Studenten in Großbritannien, Frankreich, Tschechien und Ungarn durchführte, zeigte, dass die österreichische Sprachvariante für einen Dialekt gehalten wird. Dadurch wird das österreichische Deutsch von Lehrenden in Westeuropa für „zweitklassig, altmodisch oder fehlerhaft“ gehalten, während es in osteuropäischen Staaten wie Tschechien weiterhin praktiziert wird. Beides, da laut Ransmayr der letzte Sprachexport Österreichs zur Zeit der k.u.k.-Monarchie stattfand.[23]

Sprachwissenschaftliche Diskussion

Zur Frage Plurizentrische Sprache gibt es einen laufenden Entwicklungs- und Diskussionsprozess in der Germanistik, die noch bis in die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts von einer „monozentrischen Auffassung“ geprägt war und das Konzept der plurizentrische Sprache erst seitdem entwickelt und verfeinert hat. Darum ist auch der Begriff des Österreichischen Deutsch nicht unumstritten, wird aber von der Mehrzahl führender Sprachwissenschafter Österreichs vertreten und belegt, wobei es in Deutschland und vereinzelt in Österreich dazu auch kritische Expertenmeinungen gibt. Im Sinne des Wikipedia-Prinzips Neutraler Standpunkt werden daher im folgenden die laufende Diskussion und ihre führenden Vertreter(innen) dargestellt, ganz im Sinne des Wiener Germanisten Wiesinger:

„Beide extremen Standpunkte, die man als österreichisch-national und deutschintegrativ bezeichnen könnte, werden den tatsächlichen österreichischen Sprachverhältnissen nicht gerecht. Was angesichts dieser Divergenzen not tut, ist ein nüchternes, sachliches Verhältnis zu der auch in Österreich gültigen deutschen Sprache und zwar in ihrer spezifischen Varietät als österreichisches Deutsch.“[24]

Kritische Anmerkungen zum Begriff Österreichisches Deutsch

Der Begriff Österreichisches Deutsch wird sprachwissenschaftlich vereinzelt noch in Frage gestellt. Da auf dem österreichischen Staatsgebiet verschiedene Ausformungen der deutschen Sprache verwendet werden (mit teils alemannischen, teils bairischen Wurzeln), und viele so genannte „typisch“ österreichische Begriffe auch im bundesdeutschen Sprachraum anzutreffen sind, könne nach Meinung von Kritikern nicht von einer deutschen Sprache ausgegangen werden, die in ganz Österreich – und nur dort – angewandt werde.

Die offensichtliche Unmöglichkeit, ein Sprachgebiet genau einzugrenzen, sowie die Tatsache der unterschiedlichen Dialekte wird von Vertretern des Begriffs mit der natürlichen Lebendigkeit von Sprache an sich begründet. Diese Lebendigkeit dürfe daher nicht als Gegenargument dafür verwendet werden, dass innerhalb eines eigenständigen Staatengebildes eigene Begriffe und grammatikalische Besonderheiten entstünden. Wer diese gewachsenen Eigenarten pauschal negiere, attackiere demnach einen wichtigen Teil der österreichischen Identität.

Zumeist beruht diese Diskussion darauf, dass die in Österreich herrschende Diglossie außer acht gelassen wird. Damit ist im konkreten Fall gemeint, dass im Alltag sowohl die deutschen Dialekte Österreichs und die Minderheitensprachen als auch eine Standardsprache verwendet werden. Im wissenschaftlichen Kontext ist genau diese Standardsprache gemeint, wenn vom Österreichischen Deutsch gesprochen wird. Die Befürworter des Österreichischen Deutsch gehen für gewöhnlich davon aus, dass die Sprecher des Österreichischen Deutsch in der Lage sind, diese beiden Sprachschichten auseinander zuhalten, und sehen den Fall der gemischten Verwendung als stilistisches und pragmatisches Instrument an (vgl. obenstehenden Abschnitt „Wechsel der Sprachschicht“).

Standpunkte österreichischer Sprachwissenschafter

Innerhalb Österreichs betreiben insbesondere folgende Sprachwissenschafter den Diskurs zum Begriff Österreichisches Deutsch (ÖD), wobei die Standpunkte von der Ablehnung jeglicher Eigenständigkeit des österreichischen Sprachgebrauchs bis zum Versuch der Definition einer eigenen „österreichischen Sprache“ reichen[25], sodass Leerkamp den sicheren Mittelweg wählt und schreibt:„In der Forschung scheint die Existenz einer eigenständigen nationalen Varietät des österreichischen Deutsch mittlerweile weitestgehend anerkannt.“ (vgl.[26], S. 9)

Österreichische Sprachwissenschafter - Pro ÖD

Für den Begriff Österreichisches Deutsch und seine korrekte Berücksichtigung in der Germanistik treten (bzw. traten) insbesondere ein:

Die Mehrzahl der genannten Sprachwissenschafter hat insbesondere im Rahmen der internationalen Tagung „Österreichisches Deutsch“ an der Karl-Franzens-Universität Graz vom 22. bis 24. Mai 1995 mitgewirkt. Aus den Beiträgen dieser Tagung ist die (im Einleitungsteil zitierte) umfangreiche Publikation Österreichisches Deutsch. Linguistische, sozialpsychologische und sprachpolitische Aspekte einer nationalen Variante des Deutschen. (Hg. Muhr – Schrodt – Wiesinger, Wien, 1995) entstanden, sowie eine gemeinsame Resolution an das österreichische Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten. Daneben sind zahlreiche Bücher und Publikationen zum Österreichischen Deutsch erschienen, nennenswert sind insbesondere:

  • Österreichisches Wörterbuch (Österreichischer Bundesverlag, dzt. 40. Auflage aus 2006)
  • Österreichisches Deutsch und andere nationale Varietäten plurizentrischer Sprachen in Europa. (Hg. Muhr - Schrodt, Wien 1997, Materialien und Handbücher zum österreichischen Deutsch und zu Deutsch als Fremdsprache 3)
  • Das österreichische Deutsch (Dr. Robert Sedlaczek, Verlag C. Ueberrreuter, 2004)
  • Der Status des Österreichischen Deutsch an nicht-deutschsprachigen Universitäten. Eine empirische Untersuchung (Jutta Ransmayr, Peter Lang Verlagsgruppe, Frankfurt am Main, 2006)


Österreichische Sprachwissenschafter - Contra ÖD

Kritisch zum Begriff Österreichisches Deutsch als eigenständige nationale Varietät äußern sich:

  • Univ.-Prof. Dr. Heinz Dieter Pohl (Universität Klagenfurt, Institut für Sprachwissenschaft und Computerlinguistik): Etwa in seinem Artikel Österreichische Identität und österreichisches Deutsch[32] für das Kärntner Jahrbuch für Politik 1999 (in dessen Fußnote 6 er allerdings auch Jörg Haiders Ausspruch von der österreichischen Nation als „ideologische Missgeburt“[33] zwar kritisiert, zugleich aber dafür plädiert ihn „in einem größeren Zusammenhang zu sehen“). Pohls Kritik am Österreichischen Deutsch bezieht sich nicht auf die österreichische nationale Varietät als solche, sondern auf ideologisierende Interpretationen des österreichischen Sprachgebrauchs. Er tritt entschieden für einen bewussten österreichischen Sprachgebrauch ein [34], lehnt aber das Konzept einer österreichischen „Sprache“ ab.
  • Ao. Univ.-Prof. Dr. Hermann Scheuringer (Universität Wien, Institut für Germanistik)
  • Dr. phil., emer. o. Prof. Ingo Reiffenstein (Universität Salzburg, emer. Professor der älteren Deutschen Sprache und Literatur)

Literatur

Einzelpublikationen

  • Ammon, Ulrich: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Das Problem der nationalen Varietäten. de Gruyter, Berlin/New York 1995.
  • Ammon, Ulrich / Hans Bickel, Jakob Ebner u. a.: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-016574-0.
  • Bach, Adolf: Die Geschichte Der Deutschen Sprache - Hochschulwissen in Einzeldarstellungen - Verlag Quelle & Meyer, Heidelberg 1965 8.Auflage
  • Clyne, Michael: Language and Society in the German Speaking Countries (1984)
  • Clyne, Michael: Pluricentric languages. Differing norms in different nations. (Berlin/New York, 1992)
  • Clyne, Michael: Die österreichische Nationalvarietät des Deutschen im wandelnden internationalen Kontext. (1993)
  • Dressler, Wolfgang U. / Lavinia M. Barbaresi: Morphophragmatics: Diminutives and Intensifiers in Italian, German, and Other Languages. Berlin/New York 1994.
  • Ebner, Jakob: Wie sagt man in Österreich? Wörterbuch des österreichischen Deutsch. 3. Aufl. Bibliographisches Institut, Leipzig 1998, ISBN 3-411-04983-9.
  • Ebner, Jakob: Wörterbücher in Rotweißrot. ISBN 978-3-209-04229-3, ISBN 978-3-209-04167-8, ISBN 978-3-209-04230-9, ISBN 978-3-209-04169-2.
  • Faninger, K. R.: Johann Siegmund Valentin Popowitsch – ein österreichischer Grammatiker des 18. Jahrhunderts.' Dissertation, Universität Salzburg 1993.
  • Földes, Csaba: Zu den österreichischen Besonderheiten der deutschen Phraseologie. In: Csaba Földes (Hrsg.): Deutsche Phraseologie in Sprachsystem und Sprachverwendung. Ed. Praesens, Wien 1992, S. 9-24.
  • Földes, Csaba: Die deutsche Sprache und ihre Architektur. Aspekte von Vielfalt, Variabilität und Regionalität: variationstheoretische Überlegungen In: Studia Linguistica XXIV (Acta Universitatis Wratislaviensis; 2743), Wroclaw 2005. S. 37-59, siehe: http://www.vein.hu/german/Varietat.doc
  • Fussy, Herbert: Auf gut Österreichisch - Ein Wörterbuch der Alltagssprache, Öbv & Hpt; Auflage: 1 (Oktober 2003), ISBN 3-209-04348-5
  • Grzega, Joachim: „Deutschländisch und Österreichisches Deutsch: Mehr Unterschiede als nur in Wortschatz und Aussprache.“ In: Joachim Grzega: Sprachwissenschaft ohne Fachchinesisch. Shaker, Aachen 2001, S. 7-26. ISBN 3-8265-8826-6.
  • Grzega, Joachim: „Nonchalance als Merkmal des Österreichischen Deutsch.“ In: Muttersprache 113 (2003): 242-254.
  • Hägi, Sara: Nationale Varietäten im Unterricht Deutsch als Fremdsprache. Frankfurt am Main u. a. 2006. ISBN 3-631-54796-X.
  • Heinrich, Lutz J.: Wörterbuch der Austriazismen. Eigenverlag, 7. korrigierte und ergänzte Auflage Juli 2006. www.ie.jku.at/heinrich
  • Kluge (Der große Kluge): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Verlag De Gruyter 24.Auflage 2002 ISBN 978-3-11-017473-1
  • Leerkamp, Jan-Hendrik: Die österreichische Varietät der deutschen Sprache (PDF, 29 Seiten) LINSE (Linguistik-Server Essen), 2003
  • Lewi, Hermann: Das österreichische Hochdeutsch. Versuch einer Darstellung seiner hervorstechendsten Fehler und fehlerhaften Eigenthümlichkeiten. Bermann und Altmann, Wien 1875 (Digitalisat)
  • Muhr, Rudolf / Schrodt, Richard: Österreichisches Deutsch und andere nationale Varietäten plurizentrischer Sprachen in Europa, Wien, 1997
  • Nekula, Marek: Jakub Deml zwischen „Österreichisch“, „Tschechisch“, „Deutsch“. In: brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien - Slowakei 1998. NF 6: S. 3-31.
  • Pohl, Heinz Dieter: „Österreichische Identität und österreichisches Deutsch“ aus dem „Kärntner Jahrbuch für Politik 1999“
  • Pollak, Wolfgang: Was halten die Österreicher von ihrem Deutsch? Eine sprachpolitische und soziosemiotische Analyse der sprachlichen Identität der Österreicher. (1992, Wien, Österreichische Gesellschaft für Semiotik/Institut für Soziosemiotische Studien.)
  • Popowitsch, Johann Siegmund Valentin: Die nothwendigsten Anfangsgründe der Teutschen Sprachkunst zum Gebrauche der Österreichischen Schulen. Wien 1754.
  • Popowitsch, Johann Siegmund Valentin: Vocabula Austriaca et Stiriaca. Nach der Abschrift von Anton Wasserthal hrsg. u. eingeleitet von R. Reutner. 2 Tle. Frankfurt/Main u. a. 2004 (=Schriften zur deutschen Sprache in Österreich 32/33)
  • Retti, Gregor: Austriazismen in Wörterbüchern. Zum Binnen- und Außenkodex des österreichischen Deutsch. phil. Diss. Innsbruck 1999.
  • Reutner, Richard: Der Streit um Wörter. Anmerkungen zum Österreichischen Deutsch im 18. Jahrhundert. In: Österreich in Geschichte und Literatur 4, 2001, S. 240-249.
  • Sedlaczek, Robert: Das österreichische Deutsch. Ueberreuter, Wien 2004, ISBN 3-8000-7075-8.
  • Schierer, Alfred / Thomas Zauner: Sprechen Sie Österreichisch? Ueberreuter, Sept. 2004, ISBN 3-8000-3884-6.
  • Schrodt, Richard: Nationale Varianten, areale Unterschiede und der „Substandard“: An den Quellen des Österreichischen Deutschen, In: Muhr, Rudolf / Schrodt, Richard (Hg.) (1997)
  • Stachel, Peter (Öst. Akademie der Wissenschaften): EIN STAAT, DER AN EINEM SPRACHFEHLER ZU GRUNDE GING. Die »Vielsprachigkeit« des Habsburgerreiches und ihre Auswirkungen In: Feichtinger, Johannes/Stachel, Peter (Hg.): Das Gewebe der Kultur. Kulturwissenschaftliche Analysen zur Geschichte und Identität Österreichs in der Moderne(Innsbruck, 2001, Studienverlag)
  • Sonnenfels, Joseph von: Versuch über die Grundsätze des Stils in privat- und öffentlichen Geschäften 2 Bände. (Wien: Gerold 1781)
  • Sonnenfels, Joseph von: Ueber den Geschäftsstil. Die ersten Grundlinien für angehende oesterreichische Kanzleybeamten (Wien, 1784). Ab 1787 zweite stark überarbeitete Auflage.
  • Wiesinger, Peter: Die deutsche Sprache in Österreich. Eine Einführung, In: Wiesinger (Hg.): Das österreichische Deutsch. Schriften zur deutschen Sprache. Band 12. (Wien, Köln, Graz, 1988, Verlag, Böhlau)
  • Wintersberger, Astrid : Österreichisch-Deutsch Wörterbuch. Residenz Verlag, 1995, ISBN 3-7017-0963-7
  • Wodak, Ruth: Wir sind nicht Duden-Land, In: Wiener Journal, Juni 1994, 26f.
  • Österreichisches Wörterbuch ISBN 3-209-04623-9

Sammelbände und Publikationsreihen

- Schrodt, Richard: Der Sprachbegriff zwischen Grammatik und Pragmatik: Was ist das österreichische Deutsch?, 1995
Band 3, Heidemarie Markhardt: Das Österreichische Deutsch im Rahmen der EU, 2005, ISBN 3-631-53084-6.
Band 4, Rudolf Muhr et. all.: Standardvariationen und Sprachideologien in verschiedenen Sprachkulturen der Welt, 2005
Band 5, Rudolf Muhr, Erwin Schranz, Dietmar Ulreich et. all.: Sprachen und Sprachkontakte im pannonischen Raum, 2005
Band 6, Falco Pfalzgraf: Neopurismus in Deutschland nach der Wende, 2006
Band 7, Heidemarie Markhardt: Wörterbuch der österreichischen Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungsterminologie, 2006, ISBN 3-631-55247-5
Band 8, Jutta Ransmayr: Der Status des Österreichischen Deutsch an nicht-deutschsprachigen Universitäten. Eine empirische Untersuchung,2006, ISBN 978-3-631-55242-1
Band 9, Rudolf Muhr, Manfred Sellner et. all.: Zehn Jahre Forschung zum Österreichischen Deutsch: 1995-2005. Eine Bilanz, 2006

Quellen und Fußnoten

  1. Rudolf Muhr, Richard Schrodt, Peter Wiesinger (Hg.): Österreichisches Deutsch – Linguistische, sozialpsychologische und sprachpolitische Aspekte einer nationalen Variante des Deutschen (PDF-Version, 407 Seiten) (Wien, 1995, Verlag Hölder-Pichler-Tempsky); Anm.: Diese Publikation entstand aus den Beiträgen der Tagung „Österreichisches Deutsch“ die mit internationalen Sprachwissenschaftern an der Karl-Franzens-Universität Graz vom 22. bis 24. Mai 1995 stattfand.
  2. International vergleichbar ist dieses Binnen-Verhältnis der deutschsprachigen Standardvarietäten etwa mit der Beziehung zwischen Französisch und seinen geographisch nahen Varietäten wie Belgisches Französisch oder Schweizer Französisch (wo es neben den Ausspracheunterschieden auch Variationen im Wortschatz gibt, am bekanntesten wohl jene für die Zahlwörter 70 und 90 sowie in der Schweiz auch bei der Zahl 80), auch wenn Frankreich mit der Académie française eine wesentlich rigidere Sprachpolitik verfolgt.
  3. International führend bei der Entwicklung des Konzepts der „plurizentrischen Sprache“ war der australische Linguist-Professor Michael Clyne von der University of Melbourne, vgl. Michael Clyne: „Language and Society in the German Speaking Countries“ (1984) sowie Michael Clyne: „Pluricentric languages. Differing norms in different nations.“ (Berlin/New York, 1992) und insbesondere Michael Clyne „Die österreichische Nationalvarietät des Deutschen im wandelnden internationalen Kontext.“ (1993)
  4. In Deutschland selbst hat insbesondere der Germanist Ulrich Ammon zu dieser Frage publiziert, vgl. u.a. Ulrich Ammon: „Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Problem der nationalen Varietäten.“ (1995, Berlin/New York)
  5. Zur Frage der Begriffsdefinitionsmöglichkeiten von „Österreichisches Deutsch“ vgl. Hans Moser: Westösterreich und die Kodifizierung des „österreichischen Deutsch“ (1995): „Der Begriff ‚österreichisches Deutsch‘ kann auf zweierlei Art definiert werden: entweder als die Gesamtheit aller jener sprachlichen Ausdrucksformen, die Anspruch auf gesamtstaatliche Geltung erheben und die Standardsprache in Österreich von der anderer deutscher Staaten oder Regionen unterscheiden (Schibbolethdefinition) oder als die Gesamtheit der Sprachformen, die (irgendwo) in Österreich zum Standard gehören oder ihm nahe stehen, mit oder ohne Entsprechungen außerhalb Österreichs.“
  6. Jan-Hendrik Leerkamp: Die österreichische Varietät der deutschen Sprache, LINSE (Linguistik-Server Essen), 2003 (PDF, 29 Seiten)
  7. A.Bach, Geschichte der deutschen Sprache -§173,174 Bedeut. der Kanzleisprache: Neben den Kanzleisprachen und der Sprache der Schriften Luthers blieb deren obersächs. Heimatraum für die Ausrichtung der werdenden nhd. Gemeinsprache auf lange von Wichtigkeit....Das Meißnische gab die Richtschnur ab für das gesprochene, mehr noch für das geschriebene Deutsch.
  8. Robert Sedlaczek: Das Österreichische Deutsch (Verlag C. Ueberrreuter, 2004), Einleitungskapitel (PDF)
  9. Peter Stachel (Öst. Akademie der Wissenschaften): „EIN STAAT, DER AN EINEM SPRACHFEHLER ZU GRUNDE GING. Die »Vielsprachigkeit« des Habsburgerreiches und ihre Auswirkungen“ In: Feichtinger, Johannes/Stachel, Peter (Hg.): Das Gewebe der Kultur. Kulturwissenschaftliche Analysen zur Geschichte und Identität Österreichs in der Moderne. (Innsbruck, 2001, Studienverlag)
  10. Lewi, Hermann: Das österreichische Hochdeutsch. Versuch einer Darstellung seiner hervorstechendsten Fehler und fehlerhaften Eigenthümlichkeiten Bermann und Altmann, Wien 1875
  11. Volkszählung in Österreich-Ungarn vom 31. Dezember 1910, veröffentlicht in: Geographischer Atlas zur Vaterlandskunde an den österreichischen Mittelschulen (K. u. k. Hof-Kartographische Anstalt G. Freytag & Berndt, Wien, 1911)
  12. Peter Wiesinger: „Das österreichische Deutsch in der Diskussion“ (1995)
  13. Ada (Atlas zur deutschen Alltagssprache), Universität Augsburg: Schweinebraten / Schweinsbraten
  14. Ada (Atlas zur deutschen Alltagssprache), Universität Augsburg: Krankenwagen / Rettung
  15. Ada (Atlas zur deutschen Alltagssprache), Universität Augsburg: Reifenpanne am Fahrrad
  16. Salcia Landmann: Die klassischen Witze der Juden, Berlin, 1997, Ullstein: „Es gab in der Donaumonarchie so zahlreiche Sprachen, daß keiner sie alle beherrschen konnte. Zum Glück gab es aber im ganzen Riesenreich Jiddisch sprechende Juden. So rückte eben das Jiddisch schließlich zu einer Art Lingua franca für alle jene auf, die - wie die Offiziere - ihr Domizil häufig wechseln mußten.“ (S. 15)
  17. Eine umfassende Darstellung der Termini des Rechts, der Verwaltung und Wirtschaft sowie anderer öffentlicher Sektoren findet sich in Markhardt 2006.
  18. Kluges Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache führt an: Bereits in frühneuhochdeutscher Zeit war aus der spätlateinischen Variante Ienuarius die Form Jänner übernommen worden, die heute noch landschaftlich gilt.
  19. EU-Beitrittsvertrag, BGBl. Nr. 45/1995, Seite 2544
  20. vgl. König, Werner: dtv-Atlas Deutsche Sprache. 12. Auflage, München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1998. (S. 162)
  21. Vgl. Joachim Grzega: Beobachtungen zu deutschländisch-österreichischen Divergenzen bei Anglizismen, in Muttersprache 110 (2000): 238-248.
  22. Joachim Grzega: Non-Chalance als Merkmal des Österreichischen Deutsch, Muttersprache 113 (2003): 242-254.
  23. Jutta Ransmayr: Der Status des Österreichischen Deutsch an nicht-deutschsprachigen Universitäten. Eine empirische Untersuchung. Peter Lang, Frankfurt am Main u.a. 2006, ISBN 978-3-631-55242-1.
  24. Peter Wiesinger: Das österreichische Deutsch in der Diskussion (1995)
  25. Die dargestellte Zuordnung betreffend Pro- und Contra-Standpunkte österreichischer Sprachwissenschafter zum Österreichischen Deutsch (ÖD) als nationale Varietät findet sich insbesondere bei Richard Schrodt: Nationale Varianten, areale Unterschiede und der „Substandard“: An den Quellen des Österreichischen Deutschen, 1997. Die diesbezügliche Einteilung wird auch vom ÖD-Kritiker Pohl selbst in seinem Beitrag für das Kärntner Jahrbuch für Politik 1999 zitiert und übernommen. Ebenso nimmt der deutsche Linguist Leerkamp im bereits erwähnten Artikel aus 2003 eine ähnliche Einteilung vor (Genau genommen müsste es aber nach „Pro“ noch eine Steigerung geben, nämlich die Kategorie „Öst. Sprachwissensch. pro eigenständige Sprache Österreichisch“. Dabei handelt es sich jedoch tatsächlich um Einzelmeinungen die in der scientific community bisher keine Akzeptanz fanden).
  26. Jan-Hendrik Leerkamp: Die österreichische Varietät der deutschen Sprache, LINSE (Linguistik-Server Essen), 2003 (PDF, 29 Seiten)
  27. Zum Standpunkt von Prof. Muhr vgl. neben seinen zahlreichen Publikationen insbesondere die von ihm am Germanistik-Institut der Karl-Franzens-Universität Graz eingerichtete Forschungsgruppe Österreichisches Deutsch
  28. vgl. u.a. Wolfgang Pollak: Was halten die Österreicher von ihrem Deutsch? Eine sprachpolitische und soziosemiotische Analyse der sprachlichen Identität der Österreicher. (1992, Wien, Österreichische Gesellschaft für Semiotik/Institut für Soziosemiotische Studien.)
  29. Richard Schrodt: Der Sprachbegriff zwischen Grammatik und Pragmatik: Was ist das österreichische Deutsch? (1995), Zitat: „In diesem Sinn kann kein Zweifel daran bestehen, daß das österreichische Deutsch als eigenständige Varietät einer Gesamtsprache ”Deutsch” gewertet werden muß.
  30. vgl. u.a. Ruth Wodak: Wir sind nicht Duden-Land (1994)
  31. vgl. Publikationsliste Dr. Ebner laut Germanistik-Institut der Universität Wien
  32. Heinz Dieter Pohl: Online-Fassung des Artikels Österreichische Identität und österreichisches Deutsch aus dem Kärntner Jahrbuch für Politik 1999
  33. DÖW: FPÖ-Zitatsammlung, Zitat ORF-Inlandsreport 18.8. 1988 (3. Absatz)
  34. Heinz Dieter Pohl: Rezension des Buches Das österreichische Deutsch - Wie wir uns von unserem großen Nachbarn unterscheiden von Peter Sedlaczek

Wörterbücher

Wörterbuch Deutsch–Österreichisch
Lexikon Mundart der Österreicher 1811
Pinzgauer Dialekt-Lexikon, dead link?
(Ober)österreichisch-Deutsches Wörterbuch der Universität Linz
Österreichisches Wörterbuch

Weblinks Pro ÖD

Österreichisches Wörterbuch
Homepage zum Buch „Das Österreichische Deutsch“ von Robert Sedlaczek
Rudolf Muhr: Auswahl-Bibliographie zum Österreichischen Deutsch und zu Deutsch als plurizentrischer Sprache (Projekt Österreichisches Deutsch, Institut für Germanistik der Karl-Franzens-Universität Graz)

Weblinks Contra ÖD

Österreichisches Deutsch - Ausführliche Informationen und Einschätzungen von H. D. Pohl
Sprachliche Einflüsse auf die österreichische Sprache

Sonstige Weblinks

Österreichische Küchensprache
Datenbank zur deutschen Sprache in Österreich

Siehe auch


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