Dicke Bertha
Die Dicke Bertha war ein Geschütz, das zum ersten Mal im 1. Weltkrieg eingesetzt wurde und dort zu den bekanntesten Waffen zählte. Waffentechnisch ist es ein Mörser bzw. eine Haubitze, jedenfalls keine Kanone.
Die Dicke Bertha war ein durch den Rüstungskonzern Krupp gebauter Mörser (Haubitze) mit dem Kaliber 42 cm, der zum Beschuss von Festungsanlagen geplant wurde und auch diente.
Name
Das Geschütz hatte eine große Popularität, die ihm den Namen einbrachte, der von Bertha Krupp abgeleitet wurde.
Kosten
Das Geschütz kostete 1 Million Mark und war für 2000 Schuss ausgelegt. Jeder Schuss kostete 1500 Mark (1000 Mark Munition + 500 Mark Amortisation).
Varianten
Es wurden zwei Varianten gebaut:
- das schienengebundene Gamma-Gerät mit zwei Geschützen (Eisenbahngeschütz) und
- das M-Gerät (Kurzform für Minengerät) ebenfalls mit zwei Geschützen.
Das M-Gerät wog schießbereit 42,6 t und konnte zum Transport in 5 Stücke zerlegt werden. Das M-Gerät wurde von motorisierten Zugmaschinen transportiert. Dagegen wurde das Gamma-Gerät in Teillasten zerlegt und auf 10 Eisenbahnwagen zum Einsatzort gebraucht.
Beide Varianten verschossen die gleiche Munition. Das M-Gerät verschoss die normalen Sprenggranaten von ca. 900 bis 1200 kg Gewicht bis zu 9 km weit, mit Haubengranaten von ca. 400 kg eine hatte es eine Reichweite von 12 km. Das Gamma-Gerät hatte eine maximale Reichweite von 14,3 km.
Die Auftreffenergie beim M-Gerät betrug ca. 34 MJ (3500 mt), beim Gamma-Gerät 59 MJ (6000 mt).
Einsatz im 1. Weltkrieg
Zu Beginn des 1. Weltkrieges konnte das Geschütz gegen die älteren belgischen und nordfranzösischen Forts, die noch in nicht armiertem Stampfbeton ausgeführt wurden, zunächst mit großem Erfolg eingesetzt werden. Die Befestigungen konnten der Wucht des bis dahin unbekannten Kalibers nicht standhalten (Festungsring Lüttich, Fort Loncin). Gegen modernere Bunkeranlagen mit massiver Stahlbetondecke konnte die Waffe allerdings kaum etwas ausrichten. Hier betrug die Eindringtiefe nur gut einen Meter (!), z. B. wurde Fort Douaumont bei Verdun wiederholt beschossen, aber es konnten keine dauerhaften Schäden an den Panzertürmen erreicht werden.
Einsatz im 2. Weltkrieg
Gemäß dem Vertrag von Versailles mussten die Geschütze nach dem Ende des 1. Weltkrieges zerstört oder den Alliierten übergeben werden. Eines, das sich auf dem Versuchsgelände von Krupp befand, wurde dabei übersehen, 1939 wieder in das Heer eingegliedert und im 2. Weltkrieg eingesetzt. Der erste Einsatz fand am 7. Juni 1942 bei der Belagerung des Forts Sewastopol statt. Im Jahr 1943 wurde es gegen den Aufstand im Warschauer Ghetto eingesetzt. Ihr Verbleib ist unsicher, wahrscheinlich wurde es vor der Ankunft der Sowjetarmee gesprengt.
Siehe auch: Geschossenergie