Pferderennen



Pferderennen sind seit Jahrhunderten eine beliebte Freizeitbeschäftigung des Menschen, die lange Zeit auch sehr prestigeträchtig war, da sich nur reiche Menschen den Luxus eines nur für Rennen gezüchteten Pferdes leisten konnten. Der Rennsport nahm dabei jedoch auch erheblichen Einfluss auf die Pferdezucht. Sowohl das Englische Vollblut als auch der Traber verdanken ihre Zucht den Erfordernissen der Rennbahn. Außerdem verführten die Wetteinsätze bereits früh zum Einsatz unerlaubter Mittel, was dazu führte, dass im Pferderennsport die unrühmliche Erfindung des Dopings gemacht wurde.
Flachrennen
Beim Flachrennen führt die Rennstrecke durch hindernisfreies Gelände – meist eine spezielle Pferderennbahn –, das Steigungen aufweisen kann, aber keine Sprünge erforderlich macht. Eins der berühmtesten und umstrittensten Flachrennen, das nicht in einer speziellen Pferderennbahn abgehalten wird, ist das Palio von Siena. Für Bahnrennen variieren die Distanzen zwischen 1000 m (Fliegerrennen) und 4800 m (Steherrennen).
Galopprennen

Alle Gangarten sind erlaubt. Einziges Ziel ist es, ohne den anderen regelwidrig zu behindern, möglichst schnell vom Start zum Ziel zu gelangen. Da der Galopp die schnellste Fortbewegungsmöglichkeit des gerittenen Pferdes ist, werden diese Rennen immer im Galopp zurückgelegt.
Anhand der ausgeschütteten Preisgelder wird zwischen Klasse-A-Rennen − mindestens 2000 € − und Klasse-B-Rennen mit geringerem Preisgeld unterschieden.
Trabrennen
Hauptartikel: Trabrennsport
Es ist nur die Gangart Trab erlaubt. Pferde, die in den Galopp verfallen (fachlich: „springen“, „anspringen“), werden disqualifiziert.
Töltrennen
Es ist nur die Gangart Tölt erlaubt, eine Viertaktgangart in acht Phasen. Bei einem Töltrennen werden nur die Pferde gewertet, die einen taktklaren Tölt gezeigt haben, die anderen werden disqualifiziert.
Passrennen
Es ist nur die Gangart Rennpass erlaubt, bei der die Pferdebeine nicht wie im Trab diagonal gesetzt werden, sondern in einer Linie den Boden berühren. (Bsp.: rechtes Hinter- und Vorderbein werden gleichzeitig bewegt, das linke Hinter- und Vorderbein bleibt dabei am Boden)
Aufgewichtsrennen
Beim Aufgewichtsrennen werden dem Pferd abhängig von Alter, Geschlecht und bisherigem Erfolg Gewichte zugeordnet, die es beim Rennen zu tragen hat.
Ausgleichsrennen
Beim Ausgleichsrennen werden den Pferden vom Ausgleicher (engl. Handicapper) gemäß ihrer vorherigen Leistungen Gewichte zugeordnet, die sie im Rennen zu tragen haben, um ein möglichst homogenes Feld zu erreichen. Es gibt in Flachrennen Ausgleich I (sehr gute), Ausgleich II (gute), Ausgleich III (durchschnittliche) und Ausgleich IV (geringere Klassen), in Hindernisrennen Ausgleich G (gute), Ausgleich M (mittlere) und Ausgleich U (untere Klassen).
Gruppenrennen
Das Gruppenrennen (auch Grupperennen) ist eine Form des Aufgewichtsrennen, das einer internationalen Klassifizierung unterliegt. Es gibt die Gruppen I bis III. Der Gruppe I sind dabei die höchstwertigen Rennen zugeordnet. Das vom Pferd zu tragende Gewicht ergibt sich aus seinem Alter und Geschlecht, aber auch aus seinen bisherigen Erfolgen. So tragen Pferde, die zuvor schon ein Gruppe I-Rennen gewonnen haben, ein höheres Gewicht als Gruppe II-Sieger u.s.w. Ein Pferd, das ein Gruppe I-Rennen in Frankreich gewonnen hat, bekommt dabei das gleiche Aufgewicht wie ein Pferd, das ein Gruppe I-Rennen in Deutschland gewonnen hat. Als einziger Rennverein in Deutschland hat Köln mit den Rennen Rheinlandpokal und Preis von Europa zwei Gruppenrennen der Gruppe I im Programm.
Klassische Rennen

Klassische Rennen sind Zuchtrennen für dreijährige Pferde. Dazu zählen:
- das Derby, das wichtigste Rennen für dreijährige Pferde. Ein Derby (Distanz: 1 1/2 engl.Meilen ca. 2.414 m) wird in fast jedem Land der Erde ausgetragen. Namensabweichungen: USA: Kentucky Derby; Frankreich: Prix du Jockey Club.
- die 1000 Guineas, ein Meilenrennen, ausschließlich für Stuten. In Deutschland auch Henkel-Rennen genannt.
- die 2000 Guineas, ein Meilenrennen, für Hengste und Stuten. In Deutschland auch Mehl-Mülhens-Rennen genannt.
- die Diana, das „Stutenderby“, benannt nach dem franz. Prix de Diane. Englisch „The Oaks“.
- das St. Leger, in der Regel der zuletzt ausgetragene Klassiker über eine Steherdistanz von 1 3/4 Meilen, ca. 2.800 Meter; das St. Leger ist das älteste der Klassischen Rennen (seit 1776)
Verkaufsrennen
Verkaufsrennen sind Hindernis- oder Flachrennen, bei denen die teilnehmenden Pferde zum Verkauf stehen. Das vom Pferd zu tragende Gewicht ergibt sich aus Alter und Geschlecht des Pferdes und aus dem so genannten Einsatzpreis, also dem Betrag, den der Besitzer des Pferdes als Mindestkaufpreis festlegt. Nach dem Rennen können Interessierte Gebote für die teilnehmenden Pferde abgeben, diese werden auf Zetteln in eine dafür bereitstehende Box geworfen. Sind mehrere Gebote für ein Pferd vorhanden, erhält es der Bieter mit der höchsten gebotenen Summe, gibt es kein Gebot für ein Pferd, verbleibt es bei seinem bisherigen Eigentümer. Verkaufsrennen sind in Deutschland sehr selten, in anderen Ländern (z.B. Frankreich) finden diese häufig statt.
Zuchtrennen
Ein Zuchtrennen ist ein Flachrennen,in dem alle Pferde eines Jahrgangs,abgesehen von der Stutenerlaubnis,das gleiche Gewichttragen. (Ziffer 255 der Rennordnung des DVR-Köln)
Hindernisrennen
Anhand der ausgeschütteten Preisgelder wird zwischen Klasse-A-Rennen − mindestens 2200 € − und Klasse-B-Rennen mit geringerem Preisgeld unterschieden.
Jagdrennen
Jagdrennen führen bei einer Distanz von 3000 bis 7200 m über feste Hindernisse. Insbesondere Rennen wie das englische Grand National oder das Velká Pardubická sind stark in Verruf gekommen, da teilweise Pferde zum Einsatz kommen, die weder von ihren Möglichkeiten noch von ihrer Kondition her auf eine Rennbahn gehören. Daraus resultiert bei festen Hindernissen ein hohes Verletzungsrisiko für Pferd und Reiter. Diese Rennen gehen daher regelmäßig mit Protest von Tierschützern einher. Von 1997 bis 2003 starben bei diesen Rennen fast 30 Pferde. Trotz mittlerweile verringerter Teilnehmerzahl, Notausgängen für reiterlose Pferde, und entschärften Hindernissen mussten auch 2003 noch zwei Pferde aufgrund schwerer Stürze eingeschläfert werden.
Steeplechase – der englische Begriff für Jagdrennen – heißt wörtlich übersetzt Kirchturmrennen, denn ursprünglich wurden diese Rennen querfeldein von einem Kirchturm zum nächsten ausgetragen, wobei es galt auf dem Weg dorthin verschiedene Hindernisse zu überspringen. Eines der ersten dokumentierten Steeplechaserennen fand 1752 im irischen County Cork statt. Dabei traten nur zwei Reiter gegeneinander an, Cornelius O'Callaghan und Edmund Blake. Das Rennen ging über eine viereinhalb Meilen lange Strecke zwischen der St. John's Church in Buttevant und der St. Mary's Church in Doneraile.
Cross Country
Cross Country ist heute eine Teildisziplin im Vielseitigkeitsreiten (Military) bei der Pferd und Reiter eine mehr oder weniger künstlich angelegte Geländestrecke mit zahlreichen naturnahen festen Hindernissen und Wasserdurchritten idealerweise genau in einer vorgegebenen Zeit zu meistern haben.
Hürdenrennen
Im Gegensatz zu Jagdrennen führen Hürdenrennen über bewegliche Hindernisse, die für Pferd und Reiter ein erheblich geringeres Verletzungsrisiko bergen. Sie gehen über Distanzen von 2200 bis 3400 m.
Skikjöring
Das Skikjöring – nicht zu verwechseln mit Skijöring, bei dem im Unterschied zum Original Reiter auf den Pferden sitzen, die den Skifahrer ziehen – ist ein Pferderennen, bei dem ein Skifahrer von einem reiterlosen Pferd gezogen wird. Sehr bekannt ist das Skikjöring-Rennen, das alljährlich im Rahmen des Meetings von St. Moritz in der Schweiz ausgetragen wird. Dabei werden Skifahrer von unberittenen Vollblütern mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 oder 55 km/h über eine Piste aus Schnee und Eis gezogen. Die Fahrer schützen sich dabei mit speziellen Ausrüstungen, ähnlich denen von Eishockeyspielern, gegen die von den Pferdehufen aufgewirbelten Schnee- und Eisbrocken. Skikjöring stammt vom norwegischen snøre kjøring ('Schnurfahren'), weil die Fahrer nur durch zwei Leinen mit ihren Pferden verbunden sind.
Bekannte Rennpferde
Das vielleicht bekannteste Rennpferd der Geschichte ist der Hengst Eclipse aus England. Er wurde 1764 geboren und gehörte Lord Cumberland. In seinem ganzen Leben soll er kein einziges Rennen verloren haben. Heute ist ein sehr renommiertes Gruppe-I-Rennen in England nach ihm benannt, die Eclipse Stakes.
Legendär war der amerikanische Vollblüter Man O'War zu Beginn der 20er Jahre. "The Big Red" siegte in 20 von 21 Rennen, stellte dabei 5 Weltrekorde auf und starb im Alter von 30(!) Jahren unter nationaler Anteilnahme. Eine Lebensgroße Statue[[1]] von ihm steht an hervorgehobener Stelle auf seinem Grab im Kentucky Horse Park.
Weltweite Bekanntheit erlangte das amerikanische Rennpferd Seabiscuit, besonders durch die Hollywood-Verfilmung Seabiscuit – Mit dem Willen zum Erfolg im Jahre 2003.
Citation war das erste US-amerikanische Rennpferd, das mehr als 1 Million $ an Preisgeldern gewann. Besonders 1948 war es sehr erfolgreich und das 8. Pferd, das den Triple Crown gewann. Es steht auf der vom Blood Horse Magazine erstellten Liste der wichtigsten amerikanischen Rennpferde des 20. Jahrhunderts an 3. Stelle.
Das berühmteste australische Rennpferd ist das sagenumwobene „Wunderpferd“ namens Phar Lap (1926–1932), über das 1984 auch der Spielfilm Phar Lap – Legende einer Nation gedreht wurde.
Bekannt für die Disziplin des "Steeplechase" ist das irische Rennpferd Arkle(19.April 1957-31.Mai 1970, das als "best steeplechaser ever" bezeichnet wird. Nach dem Tod (durch Einschläfern) des Pferdes wurde sein Skellett im Museum des Irish National Stud ausgestellt.[2]
Pferdewetten

Ein Großteil der Veranstaltungskosten und Preise im Pferderennsport wird durch die Wettleidenschaft der Besucher am Schauplatz selbst und der Wetter bei den Buchmachern getragen.
In den letzten Jahren, seit dem Jahr 2000, haben die Totalisatorbetreiber (gemeinnützige Rennvereine, mit der landesrechtlichen Verpflichtung zur Organisation von Leistungsprüfungen) einen Wettumsatzrückgang von ca. 60% verzeichnen müssen, obwohl die Wettumsätze auf Pferdewetten in Deutschland in absoluten Zahlen gestiegen sind. Grund für diese radikale Umlenkung der Wettumsätze ist es, dass die Buchmacher meist nur noch ins steuergünstige Ausland vermitteln, damit umgehen sie die Zahlung von Rennwett- und Lotteriesteuern an den Fiskus und entziehen den Rennvereinen die Existenzgrundlage, die sich aus einem Abzug von den Wettgeldern und der Zurückerstattung der staatlichen Rennwettsteuer finanziert haben (Quelle: http://www.wett-annahme.de).
Hauptsächlich existieren vier verschiedene Wettarten, deren Quoten dann am Totalisator ermittelt werden. Bei den meisten Pferderennen wettet man auf
- Sieg: den späteren Sieger des Rennens
- Platz: das Pferd muss Erster, Zweiter oder Dritter werden, bei weniger als sieben Startern Erster oder Zweiter
- Zweier-Wette: die richtige Reihenfolge der Pferde auf Platz 1 und 2 muss vorhergesagt werden
- Dreier-Wette: die ersten drei Plätze müssen in richtiger Reihenfolge vorhergesagt werden
Weitere in Deutschland vorhandene Wettarten sind:
- Vierer-Wette: die ersten vier Plätze müssen in richtiger Reihenfolge vorhergesagt werden - Diese Wette wird seit 2007 bei Galopprennen in Deutschland i.d.R. nur in einem Rennen pro Renntag angeboten "Wettchance des Tages" und ist oftmals mit einer Mindestauszahlung (häufig 10.000 EUR) ausgestattet. Diese Wette kann als die erfolgreichste Neueinführung im deutschen Pferdewettmarkt der letzten Jahre angesehen werden, die Umsätze sind fast immer viel höher als in anderen Rennen ohne Viererwette. Dies ist zum einen auf die Chance hoher Quoten zurückzuführen, zum anderen wird diese Wette auch von Buchmachern zumeist in den Totalisator vermittelt, da sie das Risiko hoher Auszahlungen nicht tragen wollen.
- Platzzwilling: man sagt 2 Pferde voraus, die in beliebiger Reihenfolge beide unter die ersten 3 Plätze kommen müssen
- Finish-Wette: die Sieger der letzten drei Rennen des Tages müssen vorhergesagt werden
- TOP-6-Wette: die Sieger von sechs Rennen des Tages müssen vorhergesagt werden
Die Wettformate für Pferderennen aus den USA und dem Magna Racino in Österreich lauten:
- WIN: Sieger des Rennens
- PLACE: das Pferd muss Erster oder Zweiter werden
- SHOW: das Pferd muss Erster, Zweiter oder Dritter werden
Diese 3 Wettformate können auch kombiniert werden z.B. WINPLACE dies entspricht dann aber 1 WIN Wette und 1 PLACE Wette!
- EXACTA: die ersten beiden Plätze müssen in der richtigen Reihenfolge vorhergesagt werden
- TRIFECTA: die ersten drei Plätze müssen in richtiger Reihenfolge vorhergesagt werden
- SUPERFECTA: die ersten vier Plätze müssen in richtiger Reihenfolge vorhergesagt werden
In Kombination mit BOX - die Reihenfolge des Einlaufs ist nicht wichtig (es erhöht sich natürlich der Preis für den Wettschein!)
- PICK 3 – Die Sieger aus 3 aufeinanderfolgenden Rennen müssen vorhergesagt werden
- PICK 4 – Die Sieger aus 4 aufeinanderfolgenden Rennen müssen vorhergesagt werden
- PICK 5 – Die Sieger aus 5 aufeinanderfolgenden Rennen müssen vorhergesagt werden
- PICK 6 – Die Sieger aus 6 aufeinanderfolgenden Rennen müssen vorhergesagt werden
Bei den PICK-n Wetten bieten die Rennbahnen aus den USA zumeist garantierte Gewinnpools bis zu 1 Million US Dollar an.
Siehe auch
Aufgalopp, Galopprennbahn, Reitsport, Steeplechase, Geläuf
Für das mechanische Pferderennen Petits chevaux siehe Beschreibung in Boule (Glücksspiel). Eine Abbildung eines mechanischen Pferderennens befindet sich auf Coney Island. Es existiert auch ein Arcade-Spiel Steeplechase (Atari, 1975), als auch ein gleichnamiges Atari-2600-Spiel. Diese Spiele ähneln der Optik nach dem mechanischen Pferderennen. Auf Jahrmärkten gibt es ebenfalls eine mechanische Version [3]
Literatur
- Ina Dietzsch (Hrsg.): Vergnügen in der Krise. Der Berliner Trabrennsport zwischen Alltag und Event. Panama-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-938714-00-X