Semicha
Semicha (סמיכה, Auflegen (der Hände)), auch semichut (מיכות, Ordination), oder semicha lerabbanut (סמיכה לרבנות, rabbinische Ordination) bezeichnet im Judentum die formelle Ordination als Rabbiner.
Dem Empfänger wird durch die Semicha die Berechtigung zugesprochen, gültige Entscheidungen in Fragen des Religionsgesetzes, der Halacha, zu treffen.
Obwohl die formelle Ordination heute üblich ist, gilt sie insbesondere im ultraorthodoxen Judentum nicht als Erfordernis für das Rabbinat.
Vom Konzept her ähnelt die Semicha der apostolischen Sukzession im Christentum (eigentlich wohl eher umgekehrt), da hier wie dort das Auflegen der Hände eine Kette von Übertragung von (Lehr-)Autorität konstituiert. Im Christentum hat die Kette der Übertragung von Bischof zu Bischof ihren Anfang bei den Aposteln, im Judentum bei Moses und den 70 Ältesten. Die betreffende Stelle lautet:
- Da sprach der Herr zu Mose: Versammle siebzig von den Ältesten Israels vor mir, Männer, die du als Älteste des Volkes und Listenführer kennst; bring sie zum Offenbarungszelt! Dort sollen sie sich mit dir zusammen aufstellen. Dann komme ich herab und rede dort mit dir. Ich nehme etwas von dem Geist, der auf dir ruht, und lege ihn auf sie. So können sie mit dir zusammen an der Last des Volkes tragen und du musst sie nicht mehr allein tragen. (Num 11,16-30 EU)
Eben dieses Auf(er)legen, diese (Last-)Übertragung meint die hebräische Wurzel von Semicha. Nach gängiger Meinung jüdischer Autoritäten ist die Übertragungskette, die bei Moses ihren Anfang hatte, irgendwann in der Zeit des Hillel haNasi im 4. Jahrhundert erloschen.
Eine Aussage des Maimonides entsprechend, der zufolge eine einstimmige Bestätigung durch alle Weisen in Israel eine der ursprünglichen Semicha entsprechende Vollmacht geben und dadurch die Kette der Übertragungen wieder restituieren könne (Hilchot Sanhedrin 4:11), hat es im Laufe der Zeit einige Versuche gegeben, die ursprüngliche Semicha wieder herzustellen.
Im Mittelalter kam (wohl unter dem Einfluss christlicher Universitäten) die Praxis auf, Semicha nicht durch Handauflegen zu geben, sondern durch ein geschriebenes Dokument, entsprechend einem Diplom. Diese Praxis war zuvor schon unter den Geonim, den Führern des babylonischen Judentums, üblich gewesen.
In einer weiteren Bedeutung bezeichnet Semicha im Tempeldienst das Auflegen oder Aufpressen der Hände auf das Opfertier, wodurch sinnbildlich die Sünden des Opfernden auf das Tier übertragen wurden.