Gasolin (Tankstellenkette)

Die Gasolin AG war von 1920 (1926) bis 1971 ein deutsches Mineralölunternehmen in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft.
Das Unternehmen Deutsche Gasolin Aktiengesellschaft wurde am 23.3.1920 als Olea Mineralölwerke AG gegründet und übernahm die Firma Deutsche Schmiermittel GmbH in Frankfurt/Main. Ab 1922 firmierte sie unter Oleawerke AG für Mineralöl-Industrie und ab April 1925 als Hugo Stinnes-Riebeck Oel-AG. Am 4.5.1926 erfolgte die Umfirmierung in Deutsche Gasolin Aktiengesellschaft, registriert in Berlin. Der Name der Gesellschaft leitet sich von dem sich im Erdöl befindlichen Leichtbenzin (Gasolin) her.
Geschäftszweck der Unternehmung waren "Erwerb, Errichtung und Betrieb von Anlagen und Unternehmungen, die auf Gewinnung, Herstellung, Verarbeitung, Verwertung, Lagerung, Transport und Handel von Kraftstoffen aller Art, Schmiermitteln, technischen Ölen und Fetten, Erdöl, Teer und deren Aufarbeitungsprodukten, Bitumen und verwandten Stoffen sowie sonstigen chemischen Erzeugnissen gerichtet sind".
1925 wurde die Raffinerie in Dollbergen übernommen und bis 1969 betrieben.
Anteilseigner waren Standard Oil of New Jersey (heute Exxon) und Anglo-Saxon Petroleum (Royal Dutch Shell) mit je 25% sowie die A. Riebeck'sche Montanwerke AG und ab 1926 nach deren Eingliederung in die I.G. Farben auch diese.
Im vertikalen Aufbau der I.G. Farben in Verkaufsgemeinschaften (VG) stand die Gasolin zusammen mit der I.G. Abteilung Öle neben dem Stickstoffsyndikat, der VG Chemikalien, VG Pharmazeutika, VG Photo und Kunstseide und VG Farben. Gasolin und I.G. Abteilung Öle waren zuständig für den Vertrieb der Produkte wie z. B. Autoöl, Schmieröl und Asphalt sowie des Treibgases Leuna-Treibgas und vor allem des Synthetischen Benzins Leuna-Benzin, das die Gasolin mit Additiv unter dem Markennamen Motalin an ihren Zapfsäulen vertrieb. Weiterhin vertrieb die Gasolin die gesamten Braunkohlenteerprodukte (Braunkohlenteeröl, Wachs, Pech, Kerzen usw.) der A. Riebeck'sche Montanwerke AG.
Mit der Umstellung auf die Kriegswirtschaft im September 1939 und der damit einhergehenden staatlich zentralen Lenkung der Mineralölindustrie verschwand der Markenname Motalin, und die Tankstellen gaben gegen Tankausweis oder Bezugsschein markenloses Benzin ab.
Die Gasolin besaß 1943 Verkaufsbüros in Berlin, Dortmund, Dresden, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München und Stuttgart sowie in Breslau und Wien (Gasolin Ges. m. b. H.). Von 1938 bis 1945 betrieb sie die am südlichen Ortsrand von Korneuburg gelegene Erdölraffinerie. Diese war von 1923 bis 1960 in Betrieb und wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gesellschaft im Westen Deutschlands als Vertriebsfirma für Benzin weitergeführt. Nach der Wertpapierbereinigung 1950 übernahmen Wintershall und DEA 1952 die Aktienmehrheit der Deutschen Gasolin AG. 1956 wurde die Wintershall-Vertriebstochter NITAG auf die Gasolin zur Deutsche Gasolin-Nitag AG verschmolzen, 1967 erfolgte die Umbenennung in Gasolin AG.
Die rot-weiße Marke Gasolin und die AG überlebten bis August 1971, als sie auf die Wintershall-Tochter ARAL verschmolzen wurden, die heute zur BP gehört.
Die bekanntesten Slogans der Gasolin sind "Nimm Dir Zeit - und nicht das Leben!" auf Schildern, die auf die hintere Bordwand von LKWs geschraubt wurden. Diese Schilder wurden von der Gasolin bis zur Mitte der 1950er Jahre ausgegeben.
Und "Mein Benzin - Gasolin !" mit dem neuen Gasolin-Männchen, für ganzseitige Zeitungsanzeigen in Schwarz/Weiß sowie auch farbig für die Tips-Hefte 1959 von dem Hamburger Maler und Gebrauchsgraphiker Bruno Bergner in Zusammenarbeit mit der Werbeleitung der Gasolin entwickelt.
Die letzte Zentrale der Gasolin war in der Jordanstraße 32 in Hannover. Von hier aus wurden die ca. 3500 Tankstellen in Westdeutschland betrieben.
Heute existiert noch eine Gasolin GmbH unter der gleichen Adresse wie die der Zentrale der Aral AG in Bochum.
In Pasewalk und Ueckermünde werden heute noch/ wieder zwei ehemalige Aral-Tankstellen von einem privaten Pächter unter der Marke Gasolin betrieben, um so die Marke zu schützen.
Werke
Unabhängig von der Existenz der Gasolin sind die 8 Bände der Gasolin-Tips immer noch im Umlauf:
- 50 Tips für Kraftfahrer, Deutsche Gasolin-Nitag AG, Hannover, 1957; Paul W. Piehler (Hrsg.); Paul W. Piehler, Heinz Restorff (Redaktion); Bruno Bergner, Hamburg (Umschlag und Zeichnungen)
- 50 Touren-Tips für Kraftfahrer, Deutsche Gasolin-Nitag AG, Hannover, 1958; Paul W. Piehler (Hrsg.); Heinz Restorff, Wilhelm Wißmüller (Redaktion); Bruno Bergner, Hamburg (Umschlag und Zeichnungen)
- 50 Touren-Tips II für Kraftfahrer, Deutsche Gasolin-Nitag AG, Hannover, 1959; Paul W. Piehler (Hrsg.); Heinz Restorff, Wilhelm Wißmüller (Redaktion); Bruno Bergner, Hamburg (Umschlag und Zeichnungen)
- 50 Tips für Schlepperfahrer, Deutsche Gasolin-Nitag AG, Hannover, 1959; Paul W. Piehler (Hrsg.); Heinz Restorff, Herbert Hardt (Redaktion); Bruno Bergner, Hamburg (Umschlag und Zeichnungen)
- 50 Gasolin-Tips Auf Kriegsfuß mit Paragraphen, Deutsche Gasolin-Nitag AG, Hannover, 1960; Paul W. Piehler (Hrsg.); Heinz Restorff (Redaktion); Bruno Bergner, Hamburg (Umschlag und Zeichnungen)
- Gasolin-Tips Sehenswürdigkeiten, Deutsche Gasolin-Nitag AG, Hannover, 1961; Paul W. Piehler (Hrsg.); Heinz Restorff (Redaktion); Bruno Bergner, Hamburg (Umschlag und Zeichnungen)
- Gasolin-Tips Mit offenen Augen durch deutsche Städte, Deutsche Gasolin-Nitag AG, Hannover, 1962; Paul W. Piehler (Hrsg.); Heinz Restorff (Redaktion); Bruno Bergner, Hamburg (Umschlag und Zeichnungen)
- Gasolin-Tips Autofibel für Rast und Reise, Deutsche Gasolin-Nitag AG, Hannover, 1963; Paul W. Piehler (Hrsg.); Heinz Restorff (Redaktion); Bruno Bergner, Hamburg (Umschlag und Zeichnungen)