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Bauartbezeichnung von Triebfahrzeugen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Achsfolge oder auch Achsformel ist ein Code, mit dem die sehr unterschiedlichen Achs- bzw. Radanordnungen von Lokomotiven und Triebwagen in kurzer Form dargestellt werden können. Sie bezeichnet die Reihenfolge angetriebener und nicht angetriebener Radsätze am Fahrzeug.

International gibt es verschiedene Systeme, die Reihenfolge der Radsätze in einer Buchstaben/Zahlenkombination auszudrücken, für den deutschsprachigen Raum ist die erstmals 1908 vom Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen (VDEV) definierte Richtlinie von Bedeutung. Das System sieht wie folgt aus:

  • Die Anzahl und Reihenfolge der Achsen wird von vorn nach hinten angegeben
  • Nicht angetriebene Achsen (Laufachsen) werden durch arabische Ziffern bezeichnet, angetriebene Achsen erhalten lateinische Großbuchstaben. Daher ergibt sich:
    • 1: eine einzelne Laufachse
    • 2: zwei aufeinander folgende Laufachsen
    • 3: drei Laufachsen usw.
    • A: eine angetriebene Achse
    • B: zwei aufeinander folgende und gekuppelte angetriebene Achsen usw.
    • ( ) : mit dem Klammerzeichen werden Achsgruppen zusammengefaßt, wenn diese nicht gemeinsam angetrieben werden, sich aber in einem gemeinsamen Drehgestell befinden und dazu noch weitere Achsen bzw. Achsgruppen worhanden sind

Gekuppelt bedeutet dabei im Wortsinn, dass die Achsen einen gemeinsamen Motor haben oder z.B. durch Schubstangen miteinander verbunden sind. Wenn die Achsen nicht gekuppelt sind, sondern jede ihren eigenen Motor hat, schreibt man dafür ein kleines "o". Dieser Einzelachsantrieb ist bei den meisten Elektrolokomotiven der Fall.

Wenn eine Lokomotive Drehgestelle oder Laufachsen in Gestellen hat, wird das Ende eines Gestells durch einen kleinen Beistrich kenntlich gemacht. Dazu ein Beispiel aus der Praxis:

Die Elektrolok Baureihe 103 hat die Achsfolge Co'Co'

  • Sie hat also zwei Drehgestelle (in der Formel die beiden Beistriche)...
  • ...mit je drei angetriebenen Achsen (die beiden C)...
  • ...die jeweils einen eigenen Fahrmotor haben (die beiden o)

Triebwagen bestehen häufig aus zwar fest miteinander verbundenen, aber dennoch theoretisch trennbaren Wagen. Die Grenze zwischen zwei einzeln verfahrbaren Teilen einer Lok oder eines Triebwagens wird durch ein Pluszeichen kenntlich gemacht. Wenn in einem Drehgestell sowohl angetriebene als auch nicht angetriebene Achsen vorkommen, klammert man die Angabe zusätzlich.

Hierzu wieder ein Beispiel: Die Achsfolge des Neigetechnik-Triebwagens Baureihe 610 ist 2'(A1)'+(1A)'(A1)'

  • Der Triebwagen besteht aus zwei Teilen (das Pluszeichen)
  • Im ersten Wagenteil gibt es ein Drehgestell mit zwei Laufachsen...
  • ...und ein Drehgestell mit einer angetriebenen und einer nicht angetriebenen Achse.
  • Im zweiten Wagenteil finden wir zwei Drehgestelle mit je einer angetriebenen und einer nicht angetriebenen Achse.

Durch dieses System hat man praktisch alle heute im Einsatz befindlichen Bauarten abgedeckt. Der "Normalfall" in der heutigen Bahntechnik sind B'B' oder C'C'-Diesellokomotiven und Bo'Bo' oder Co'Co'-Elektrolokomotiven. Bei Triebwagen können allerdings, wie man sieht, leicht recht komplizierte Achsfolgen zusammenkommen.

Für Dampflokomotiven gibt es einige Erweiterungen des Bezeichnungssystems, um die Bauart einer Lokomotive weiter diversifizieren zu können.

In den USA und Großbritannien ist demgegenüber die "Whyte-Notation" gebräuchlich. Sie ist benannt nach dem Ingenieur Frederick Methvan Whyte der New York Central-Railroad. Dieses System zählt bei einer Lokomotive die aufeinanderfolgenden Laufräder und Treibräder (nicht die Achsen!) unterschiedslos mit arabischen Ziffern in der Reihenfolge von vorn nach hinten mit Trennstrichen zwischen den Radsatzgruppen. Weitere Zeichen für Bauartmerkmale sind nicht vorhanden. Eine Dampflokomotive nach der deutschen Zählweise "2'D1' h2" wäre nach dem Whyte-System eine "4-8-2", (Schema: ooOOOOo). Eine "2'D(D'2)' h4" Mallet-Lok ist eine eine amerikanische "4-8-8-4" (Schema: ooOOOO OOOOoo).
Das Whyte-System geht grundsätzlich davon aus, daß bei Dampflokomotiven hinter den Treibrädern noch Laufräder vorhanden sind. Falls dies dennoch nicht gegeben ist, wird hier eine „0“ geschrieben. Eine Dampflokomotive nach der deutschen Zählweise „2'C“ wäre dann nach dem an´merikanischen System eine „4-6-0“. Zusätzlich hat (fast) jede Achsfolge im amerikansichen System einen Namen, der Typ 2`C1` oder 4-6-2 heisst beispielsweise "Pacific".

Das französischen Achsformel-System ist ähnlich wie das englisch-amerikanische, zählt jedoch Achsen statt Räder und verwendet keine Trennstriche. Eine Lokomotive mit der deutschen Achsfolge 2'D1' wäre nach dem französischen System eine „241“. 

Übersicht und Bezeichnungssysteme für die Achsfolge der Dampflok

Bei Dampflokomotiven ist es im deutschen System üblich, an die Achsfolge ein kleingeschriebenes „’’’h’’’“ oder „’’’n’’’“ zu hängen, mit dem kenntlich gemacht wird, ob die Lok mit Heißdampf oder Naßdampf betrieben wird, und im Anschluss daran die Zylinder-Zahl. Wenn die Zylinder als Verbundmaschine zusammenwirken, wird dafür hinter der Zylinderzahl noich ein kleines „’’’v’’’“ angefügt.

Ein möglicherweise mitgeführter Schlepptender zählt streng genommen nicht mehr zur Lokomotive, hierfür werden jedoch oft Angaben angefügt, etwa nach dem Muster „+ 2’3 T38 Öl“, was im Volltext bedeutert „mit Tender, Achsfolge 2 Laufachsen im Drehgestell und 3 feste Laufachsen, Tankinhalt 38 Kubikmeter Wasser, Brennstofftank für Öl. Die Brennstoffmenge wird meist nicht angegeben.

Hier eine Übersicht über die gebräuchlichsten Typen:

deutsche Bezeichnung amerikanische Bezeichnung amerikanischer Name Schema
1A 2-2-0 Planet oO
1A1 2-2-2 Patentee oOo
2`A 4-2-0 Norris ooO
1’B 2-4-0 ooOO
2`B 4-4-0 American / Eight-Wheeler ooOO
2`B2` 4-4-4 Reading ooOOoo
2`B1` 4-4-2 Atlanctic ooOOo
C 0-6-0 Six-coupled Switcher OOO
1`C 2-6-0 Mogul oOOO
2`C 4-6-0 Ten-Wheeler ooOOO
1`C1` 2-6-2 Prairie oOOOo
2’C1’ 4-6-2 Pacific ooOOOo
1`C2` 2-6-4 Adriatic oOOOoo
2`C2` 4-6-4 Hudson ooOOOoo
D 0-8-0 Eight-coupled Switcher OOOO
1`D 2-8-0 Consolidation oOOOO
1’D1’ 2-8-2 Mikado oOOOOo
1`D2` 2-8-4 Berkshire oOOOOoo
2`D 4-8-0 Mastodon ooOOOO
2`D1` 4-8-1 Mountain ooOOOOo
2`D2` 4-8-4 Northern / Niagara ooOOOOoo
E 0-10-0 Ten-coupled Switcher OOOOO
1`E 2-10-0 Decapod oOOOOO
1`E1` 2-10-2 Santa Fe oOOOOOo
C`C 0-6-6-0 Erie (Mallet-Type) OOO OOO
(1`D)`D1` 2-8-8-2 Articulated (Mallet-Type) oOOOO OOOOo
(2`C)`C2` 4-6-6-2 Challenger (Mallet-Type) ooOOO OOOoo
(2`D)`D2` 4-8-8-2 Big Boy (Mallet-Type) ooOOOO OOOOoo

http://www.dlok.de/8.htm