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Sexualpädagogik

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Sexualpädagogik ist die pädagogische Arbeit vor allem mit jungen Menschen, die sich mit deren Fragen zu Liebe, Gefühlen und Sexualität sowie zum Erwachsenwerden beschäftigt.

Themen

Sexualpädagogik ist in erster Linie eine Aufgabe der Erziehung in der Familie. Darüber hinaus ist sie eine Querschnittsaufgabe, das heißt, sie sollte in allen möglichen pädagogischen Einrichtungen (Kindergarten, Schule, Kinderheim, Freizeiteinrichtungen und so weiter) angemessen eingebracht werden. Darüber hinaus gibt es sexualpädagogische Einrichtungen, von denen international die bekannteste Pro Familia ist. Auch die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) arbeitet teilweise in diesem Bereich.

Dazu gehört neben der Behandlung der biologischen Aspekte der Sexualität die Thematisierung unter anderem von:

Methodik

Angesichts der breitgefächerten Thematik und den vielfältigen Einsatzgebieten, lässt sich die Methodik der Sexualpädagogik kaum eingrenzen. Die bekanntesten sind Aufklärungsschriften und -gespräche. Dabei geht es nicht alleine um die Vermittlung von Informationen, sondern auch um das Ernstnehmen der Gefühle. Hinzu kommen praktische Übungen (wie das spielerische Ausprobieren von Kondomen) oder Aufgaben wie das "behüten" eines Eies zum Erlernen von Verantwortung. Inzwischen kommt auch dem Internet und anderen neuen Medien eine besondere Aufgabe bei der Sexualpädagogik zu, da viele Kinder und Jugendliche diese Medien verstärkt nutzen.

geschichtliche Entwicklung

Während die Geschlechtserziehug des 19. Jahrhunderts weitgehend sexualrepressiv arbeitete und vor allem versuchte, die Geschlechterrollen zu bewahren und Angst vor Sex zu machen, bildete sich Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Psychoanalyse und der Reformpädagogik liberalere Ansätze heraus. Wobei beispielsweise Gustav Wyneken bis heute wegen seiner erotischen Beziehungen zu seinen Schützlingen umstritten ist. Mit Sigmund Freud entstanden auch erste Überlegungen zur psychosexuellen Entwicklung von Kindern, die allerdings heute als wissenschaftlich überholt gelten.

Diese Liberalisierung hatte in der menschen- wie sexualfeindlichen Erziehung im Nationalsozialismus keinen Platz und auch die Erziehung in der frühen Bundesrepublik Deutschland war weitgehend sexualrepressiv ausgelegt.

Wilhelm Reich, die 68er und die FürsprecherInnen der antiautoritären Erziehung standen auch für eine Enttabuisierung in der Sexualpädagogik. Mit der sexuellen Revolution kam auch der Aufschwung der Frauen-, der Schwulen- und Lesbenbewegung, für die diese Enttabuisierung Teil politischer Praxis war (beispielsweise in der Kampagne zur Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs oder gegen den Paragraphen 175). Anfang der 1970er Jahren wurde dann Sexualkunde in den meisten Schulen der Bundesrepublik Deutschland in den Fächerkanon aufgenommen, obgleich sie meistens sehr stark auf die biologischen Vorgänge der Sexualität fokussiert und die emotionalen beziehungsweise erotischen Bereiche ausgeklammert hat.

Besonders das Auftreten der Imunschwächekrankheit AIDS ab Mitte der 1980er Jahre hat deutlich gemacht, dass Sexualaufklärung notwendiger Bestandteil der Allgemeinbildung sein müßte. Trotzdem sind bislang die pädagogischen Angebote sowohl in ihrer inhaltlichen als auch personellen Ausgestaltung immer noch kaum ausreichend zu nennen.

weiterführende Informationen

Siehe auch

Literatur

  • Günter Amendt: Das Sex Buch. Aufklärung für Jugendliche und junge Erwachsene, Rowohlt, 1996, ISBN 3499199459
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Forum Sexualaufklärung vierteljährliche Zeitschrift, die auch online verfügbar ist
  • Senta Fricke, Michael Klotz, Peter Paulich: Sexualerziehung in der Praxis. Ein Handbuch für Pädagogen, Berater, Eltern und andere. Bund Verlag, 1986, ISBN 3766304356.
  • Dagmar Geisler: Mein Körper gehört mir. Malbuch von Pro Familia, ISBN 3785526849.
  • Janosch: Mutter sag, wer macht die Kinder, Bassermann, 2003, ISBN 3-8094-1387-9.
  • Susanne Zimmermann: Sexualpädagogik in der BRD und in der DDR im Vergleich, Psychosozial-Verlag, 1999, ISBN 3-932133-61-7.
  • Christiane Wortberg : Bye, Bye Barbie. Körperbild und Körpersprache in der Präventionsarbeit, ISBN 3-928300-72-5
  • Christiane Wortberg (Hg.) : Macht uns nicht an!. Tips und Tricks zur Selbstbehauptung von Mädchen für Mädchen, ISBN 3-89771-356-X
  • Christiane Lichthardt : Laut(er) starke Mädchen. Selbstverteidigung und Selbstbehauptung an Schulen, ISBN 3-89771-350-0