Hirntod
Der Hirntod wird in Grenzsituationen als Kriterium benutzt, um den Tod eines Menschen medizinisch zu bestimmen.
Definition
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer definierte am 29. Juni 1991 den Hirntod als einen
- "Zustand des irreversiblen Erloschenseins der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms bei einer durch kontrollierte Beatmung noch aufrechterhaltenen Herz-Kreislauffunktion. Der Hirntod ist der Tod des Menschen."
Kriterien
- Verlust der Spontanatmung
- eine zerebrale Areflexie (z.B. weite lichtstarre Pupillen), wobei Reflexe auf Rückenmarksebene oft noch erhalten sind
- eine Null-Linie im EEG
- ein mittels Angiografie oder Doppler-Duplex-Sonografie feststellbarer Kreislaufstopp in den hirnversorgenden Schlagadern (Vertebralarterien und Karotiden)
- und weitere.
Diese Kriterien müssen in der Bundesrepublik Deutschland zu verschiedenen Zeitpunkten von verschiedenen Ärzten, die nicht in Transplantationszentren arbeiten dürfen, jeweils alle bestätigt werden, um einen Menschen als hirntot einstufen zu können.
Motivation
Dieses recht komplizierte Verfahren ist hauptsächlich durch die moderne Apparatemedizin auf Intensivstationen bedingt, wo der Eintritt anderer sicherer Todeszeichen durch die maschinellen Unterstützungsmaßnahmen unterbleibt, ohne dass Aussicht auf Gesundung bestünde. Der Hirntod bietet ein Kriterium, auf die weitere Therapie des Patienten zu verzichten.
Kontroverse
Eher kontrovers ist der Gebrauch der Hirntoddefinition im Zusammenhang mit der Organspende (s. u.). Wenn nicht sichergestellt ist, dass mit dem Hirntod auch alle Empfindungen erloschen sind, besteht bei einer Organentnahme die Möglichkeit, dass (neben der Körperverletzung) die Würde des Organspenders verletzt wird.
In diesem Zusammenhang wird gerne ein Fall zitiert, in dem eine in der 15. Woche schwangere Frau nach Hirntod noch 5 Wochen am 'Leben' erhalten wurde, bei normalem Wachstum des Fetus. Was für den Laien etwas unverständlich ist erklärt sich aber, da ja durch die Gerätemedizin der Körper der Frau und damit auch der Uterus in seiner Grundfunktion erhalten bleibt. Durch eine Infektion kam es dann zum Ende der Schwangerschaft. Insofern stellt sich die Frage nach der Bewertung des Hirntodes. Zu berücksichten ist aber auch die Frage, ob es ethisch gerechtfertigt werden kann, die hirntote Mutter solange an den Maschinen zu lassen, bis der Fetus per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden kann.
Weblinks
- Beitrag "Der umstrittene Hirntod" von Prof. Dr. Manfred Balkenohl
- Homepage des Diplom-Psychologen Roberto Rotondo, der mit Hintergrundmaterial und Erfahrungsberichten von Betroffenen über Hirntod, Organspende, Transplantation und Organhandel informiert.