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Otto von Kursell

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Otto Konstantin Gottlieb von Kursell (* 15. November 1884 in Sankt Petersburg, Russland; † 30. August 1967 in München) Prof., war ein baltendeutscher Maler und Grafiker, Ministerialrat und Mitglied des Reichstags, Direktor der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg und Senator der Preußischen Akademie der Künste.

Familie

Er entstammte einem baltischen Adelsgeschlecht und war der Sohn des estländischen Akzise-Beamten Woldemar von Kursell (1849-1915) und der Luise Stolzenburg (1857-1944).

Kursell heiratete am 12. August 1908 in Reval (Estland, Baltikum) Julia Wencelides (* 1. Juli 1887 in St. Petersburg, Russland; † 31. Juli 1961 in München), die Tochter des Ingenieurs und Fabrikdirektors Franz Wencelides und der Ljubow (Luba) Reuther.

Leben

Frühe Jahre

Kursell besuchte in Reval die Realschule und absolvierte zwischen 1903 und 1905 ein Hochbaustudium in Riga. Bereits als Student war er Mitglied der politisch engagierten Studentenverbindung Rubonia.

1905 siedelte Kursell nach Dresden über, wo er von 1905 bis 1907 Architektur studierte. 1907 bis 1911 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München, und avancierte rasch vom Schüler Hugo von Habermanns zum Meisterschüler Franz von Stucks. Die ersten Erfolge als Porträtmaler stellten sich ein.

1916 und 1917 kämpfte Kursell als Leutnant der russischen Infanterie im Krieg und wurde 1919 Leiter der geheimen deutschbaltischen Vereinigung „Der Verband der Ordensgründer“, die unter dem Decknamen „X“ operierte.

Mitglied der NSDAP

1921 schließlich erhielt Kursell die deutsche Staatsbürgerschaft und trat ein Jahr später 1922 in die NSDAP ein. Er begann sich politisch wie auch militärisch zu engagieren, war so 1922 und 1923 Mitglied der Münchner Einwohnerwehr (er war so genannter „Wehrmann“) und wurde 1923 Mitglied im SA-Regiment München.

Als Angehöriger der SA nahm Kursell auch am Hitlerputsch vom 9. November 1923 teil. Nachdem die NSDAP nach dem Putsch verboten worden war, trat Kursell der Partei 1932 erneut bei. Allerdings wurde dieser erneute Eintritt auf den 1. Mai 1925 rückdatiert.

Otto von Kursell begann daraufhin eine steile Karriere im Dienste Hitlers und der Partei. So fungierte er von 1931 bis 1935 als Geschäftsführer des „Kampfbundes für die deutsche Kultur“ in Groß-Berlin, und als Schriftleiter der „Deutschen Kulturwacht“. Parallel dazu war er Redakteur des „Völkischen Beobachters“.

Nach der Machtergreifung 1933 trat er als Referent der Kunstabteilung ins preußische Kultusministerium, und erhielt im selben Jahr eine Anstellung als Professor an der „Staatlichen Hochschule für Bildende Künste“ in Berlin-Charlottenburg, deren Direktor er später auch war.

Zwischen 1933 und 1936 war Kursell Mitglied des Präsidialrats der „Reichskammer für Bildende Kunst“, ehe er bereits 1934 zum Abteilungsleiter im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ernannt wurde. 1935 und 1936 war Kursell Geschäftsführer des Volksdeutschen Rates, der seit März 1936 Volksdeutsche Mittelstelle hieß. Ende 1936 trat er in die SS ein.

1937 jedoch musste er aus der SS, der SA und der NSDAP im Rang eines SS-Obersturmbannführers austreten, da er zusätzlich leitendes Mitglied der Baltischen Bruderschaft war. Um der drohenden Verhaftung zu entgehen, strengte Kursell ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst an. Wohl auch deshalb, da er an der Seite des „Führers“ im November 1923 gekämpft hatte, wurde Kursell im September 1940 als Mitglied der SA reaktiviert. Er wurde SA-Standartenführer und im November 1944 zum SA-Oberführer befördert. Schon 1938 wurde er in den in der Zeit des Nationalsozialismus bedeutungslosen Reichstag gewählt.

Zu seinen persönlichen Auszeichnungen zählen das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP und der Blutorden.

Nachkriegszeit

1945 geriet Kursell in alliierte Kriegsgefangenschaft und blieb bis 1950 zunächst in Münchberg und danach in Buchenwald interniert. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er zurückgezogen.

Bedeutung

Bekannt geworden als Meisterschüler Franz von Stucks, erwarb sich Kursell in kurzer Zeit einen Ruf als Porträtmaler. Sein Talent stellte er nach dem Ersten Weltkrieg antisemitischen und antikommunistischen Bewegungen zur Verfügung. So hielt er Hetzreden und veröffentlichte zahlreiche politische Karikaturen, in denen er unter anderem Juden, Russen und Kommunisten an den Pranger stellte, und beteiligte sich aktiv an Postendiensten gegen Spartakisten, an Geländeübungen und Patrouillen. Über Alfred Rosenberg lernte er Dietrich Eckart kenne, der nicht nur seine Arbeiten veröffentlichte, sondern ihn für die Mitarbeit an der Zeitschrift „Auf gut Deutsch!“ gewann. 1924 veröffentlichte Kursell Bilder der Angeklagten im Hitlerprozess. Als einer der hochdotierten nationalsozialistischen Künstler betrieb Kursell in seinem Werk und seinem Unterricht bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs aktive nationalsozialistische Propaganda.

Literatur

Vorlage:PND