Zum Inhalt springen

Würzburger Residenz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. November 2003 um 00:55 Uhr durch Sokrat (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Würzburger Residenz ist ein barocker Residenzbau am Rande der Innenstadt von Würzburg. Sie diente bis zur Auflösug der geistlichen Territorien durch die Mediatisierung als Sitz der Würzburger Fürstbischöfe. Das Schloss zählt zu den Hauptwerken des süddeutschen Barocks und ist auch im europäischen Kontext als der bedeutendste Residenzbau des Spätbarocks anzusehen.

Datei:W residenz.jpg

Würzburger Residenz, Hauptfassade

Der Bau der Würzburger Residenz wurde unter dem Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn 1720 begonnen. Den Auftrag erhielt der damals 33 jährige Balthasar Neumann, der ihn 1744 vollendete. An der Innenausstattung mit Fresken und Stukkaturen beteiligten sich u.a. Giovanni Battista Tiepolo 1752 (Treppenhaus mit dem gößten Deckenfresko der Welt, Kaisersaal, Hofkirche), Antonio Bossi 1749 und Johannes Zick 1750 (Gartensaal).

Der Bau ist in sich vollkommen geschlossen und erfolgte - was für so ein großes Schloss ausgesprochen ungewöhnlich ist - nach einem einheitlichen Plan. Dass die heutige Anlage derart geschlossen wirkt, ist auf die synthetische Krakft und das Genie von Balthasar Neumann zurückzuführen. Ihm oblag es, die Entwürfe der Baumeister Maximilian von Welsch, Robert de Cotte, Gabriel Germain Boffrand und Johann Lucas von Hildebrandt zu einer Synthese zu führen. Vor allem letztere beide haben den Entwurfsprozess massgeblich beeinflusst. Hildebrandt prägte die charakteristischen Mittelrisalite von Garten- und Hoffassade, während Boffrand die Nebenflügel der Stadtfassade inspirierte. Dass der Bau trotzdem nichts eklektizistisches anhaftet kann als eine der bedeutendsten künstlerischen Leistungen von Balthasar Neumann angesehen werden.

Formal handelt es sich um eine mehrhöfige Anlage über einer rechteckigen Grundfläche, an welcher zur Stadtseite ein Ehrenhof ausgespart ist. Damit stellt die Würzburger Residenz einen Kompromiss zwischen einer Dreiflügelanlage vergleichbar mit Schloss Weissenstein in Pommersfelden und einer vielhöfigen Stadtredidenz wie in München oder Wien dar.

Mit Schloss Weissenstein verbindet Würzburg die große Bedeutung des Treppenhauses in der repräsentativen Raumfolge. Jedoch ist es nicht zentral angelegt, sondern erstreckt sich vom Vestibül aus in nördliche Richtung. Mit seinen gigantischen Aussmaßen ist allein das Treppenhaus in Caserta bei Neapel vergleichbar, das dem Würzburger auch strukturell ähnelt. Hier wie dort haben wir bis zu einem Wendepodest eine einläufige Treppe, welche sich dann in zwei paralelle Läufe bis zur Belletage spaltet. Die dreischiffige Treppe wird von einem Umgang umgeben. Diese gewaltige Amlage wird überwölbt von dem größten Deckefresco der Welt, gemalt 1752-1753 von dem berühmtesten Frescenmaler seiner Zeit. Die Wände sind zurückhaltend weiss in frühklassizistischen Formen stuckiert. So wirkt dieser Raum nicht überladen, und das Deckenfresko kommt bestmöglich zur Geltung.

Zwei weitere Räume von höchster Bedeutung sind der Kaisersaal und das Spiegelkabinett, zwei für das 18. Jahrhundert einmalige Raumkompositionen. Der Kaisersaal - noch zu Lebzeiten Balthasar Neumanns vollendet - gibt vermutlich das authentischste Zeugniss von dem dekorativen Konzept Neumanns. Das Spiegelkabinett kann als nicht zu steigernden Höhepunkt seiner Raumgattung angesehen werden.

Der Hofgarten wurde mit zahlreichen Skulpturen, Putten, Vasen und Kanapees von Peter Wagner geschmückt. Den Zugang zu dem Garten ziehren die geschmiedeten Gitter des Tirolers Georg Oegg. Das grüne Kabinett, das venezianische Zimmer, das Spiegelkabinett, der Kaisersaal und das weiße Zimmer, das prächtige Treppenhaus sowie die Hofkirche stellen bemerkenswerte Raumschöpfungen des fränkischen Rokokko dar.

Weltnetz