Schlesisch (Ethnolekt)
Die schlesischen Dialekte (polnisch dialekty śląskie) stellen eine der vier großen Dialektgruppen des Polnischen dar. Sie sind vor allem in Oberschlesien und in Mährisch-Schlesien verbreitet.
In Niederschlesien war die ursprüngliche slawische Bevölkerung weitgehend von den Deutschen assimiliert worden, im 20. Jahrhundert gab es nur noch kleine Sprachinseln bei Syców, Namysłów (deutsch Namslau) und Brzeg (deutsch Brieg). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Niederschlesien nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Vertriebenen und Umsiedlern aus Ost- und Zentralpolen neu besiedelt, die andere Dialekte sprachen.
Die schlesischen Dialekte sind in sich relativ uneinheitlich und verfügen nur über wenige gemeinsame Merkmale:
- Assimilation von stimmlosen Konsonanten an folgende Sonanten, auch über die Wortgrenze hinweg;
- Endung der 1. Person Singular Präteritum auf -ch (und nicht -m wie in der Standardsprache);
- Vorhandensein eines speziellen Lautes ř (wie im Tschechischen).
Für die nördlichen Dialekte ist auch das sog. "Masurieren" typisch, d.h. die Aussprache von sz als s, von ż als z, von cz als c und von dż als dz, es fehlt aber beispielsweise in den oberschlesischen Dialekten.
Aus historischen Gründen wurden die schlesischen Dialekte stärker vom Deutschen beeinflusst als das restliche Polnische. Besonders viele deutsche Wörter enthalten die oberschlesischen Dialekte und die ausgestorbenen Dialekte in Niederschlesien. Besonders stark germanisierte Varietäten werden traditionell etwas abschätzig als Wasserpolnisch bezeichnet.
In einem gewissen Sinne stellen die schlesischen Dialekte einen Übergang vom Polnischen zum Tschechische Sprache (und Slowakischen) dar. U.a. kommen in ihnen Wörter wie cesta (Weg) vor, die für das Tschechische typisch sind, aber im Polnischen fehlen. Die lachischen Dialekte, die auf dem Gebiet Tschechiens gesprochen werden, werden heute im Allgemeinen nicht mehr zum Polnischen, sondern zum Tschechischen gerechnet.
Siehe auch: Polnische Sprache