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Emigre

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Emigre Inc. ist eine US-amerikanische Grafikdesignfirma und einer der ersten Independent-Schriften- und Softwareverlage (neudeutsch: Foundry). Emigre wurde 1984 in Berkeley, Kalifornien, von den Designern und Typografen Rudy VanderLans und Zuzana Licko gegründet. Der Firmenname entstand aus dem englisch-französischen Begriff émigré für Emigrant, da beide Firmengründer ursprünglich aus Europa stammen (VanderLans aus den Niederlanden, Licko aus der ehemaligen Tschechoslowakei).

Der Ansatz von Emigre war es, den durch Einführung des Apple Macintosh jungen, rasant wachsenden Desktop Publishing-Markt mit innovativen experimentellen WYSIWYG-Bildschirmfonts und PostScript-Schriften, einem ansprechenden Design sowie der dazu gehörenden Software zu bedienen. So fiel die Firmengründung 1984 nicht zufällig mit der Einführung des Macintosh zusammen. Licko und VanderLans, inspiriert von Technokultur und Underground, setzten mit ihren radikalen Fonts bewußt auf die Abkehr von überkommenen Standardschriften der traditionellen Schriftenschmieden (foundries) wie ITC, Monotype oder Linotype und suchten nach Alternativen zu den damals relativ teuren Fonts des aufstrebenden Softwarekonzerns Adobe Systems, bei dem Licko zuvor gearbeitet hatte.

Für die Schriften zeichnete größtenteils die Typografin Zuzana Licko verantwortlich, die sowohl das kreative Potential beisteuerte als auch für das Rendering der Schriften am Computer zuständig war. VanderLans hingegen übernahm die Aufgabe des Verlegers und kümmerte sich vorrangig um den Vertrieb der hauseigenen Zeitschrift Emigre Magazine, die sowohl Forum für innovative Designs und Designer war, als auch praktisches Anwendungsbeispiel und Katalog für Lickos Schriften. Das Kunstdruckheft avancierte neben der Zeitschrift Raygun des amerikanischen Gestalters David Carson bald zum Geheimtip in der kalifornischen Designszene und fand auch auf dem europäischen Markt schnell Resonanz.

Bedeutung

Emigre Inc. brachte in den bald 23 Jahren seines Bestehens zahlreiche populäre Fonts heraus, so z.B. die mittlerweile selbst zu Designklassikern gewordenen Schriften Triplex, Matrix, Lunatrix oder mit den Fonts Filosophia von Licko oder Vendetta von John Downer postmoderne Reminiszenzen an klassische Bastard- und Serifenschriften. Mit der zunehmend inflationären Verbreitung sogenannter „Shareware“- bzw. „Freewarefonts” die mit einer Aufweichung der Lizenzen durch die im grafischen Bereich marktführenden Konzerne Apple und Adobe einherging, ebbte auch der anfängliche Boom der Independent-Designfirmen ab. Durch das Epigonentum auf dem grafischen Markt verblasste schließlich auch der charismatisch-progressive „Underdog-Nimbus“ von Emigre, David Carson oder den Neville Brodys Research Studios in London u.v.a. Nach zwanzigjährigem Erscheinen wurde das Emigre Magazine mit der Ausgabe Nr. 69 im Jahr 2005 schlussendlich eingestellt. „Emigre Inc.“ ist indes weiterhin als unabhängige Designfirma tätig und betreibt den Versand von Schriftsoftware und diversen Designartikeln. Stylistisch zeichnet sich Emigre zumeist durch ein signifikantes farbenfrohes, florales und experimentierfreudiges Grafikdesign unter ausschließlicher Verwendung hauseigener Schriften aus.

Nachwirkungen

Das Emigre Magazine ist als Beispiel innovativen Grafikdesigns des 20. Jahrhunderts in die ständigen Sammlungen des San Francisco Museum of Modern Art und des Museum of Modern Art in New York eingegangen, sowie in die Kollektionen des Cooper-Hewitt National Design Museum in New York, des Design Museum in London und des Denver Art Museum.

Schriften (Auswahl)

  • Lo-Res, 1985/2001
  • Modula, 1985
  • Citizen, 1986
  • Matrix, 1986
  • Lunatix, 1988
  • Oblong, 1988
  • Senator, 1988
  • Variex, 1988
  • Elektrix, 1989.
  • Triplex, 1989
  • Tall Pack, 1990
  • Totally Gothic, 1990
  • Matrix Script, 1992
  • Filosofia, 1996.
  • Mrs Eaves, 1996
  • Mrs Eaves Ligatures, 1996
  • Base Monospace, 1997.
  • Hypnomedia, 1997.
  • Tarzana, 1998
  • Vendetta, 1999
  • Solex, 2000
  • Puzzler, 2005

Literatur

  • Rudi VanderLans, Zuzana Licko und Mary E. Grant: Emigre – Graphic Design Into the Digital Realm, John Wiley & Sons Inc (1993); ISBN 978-0471285472 (englisch)

Siehe auch