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Bahāʾullāh

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Baha'u'llah (arabisch: Herrlichkeit Gottes), mit bürgerlichem Namen Mirza Husayn Ali (* 12. November 1817 in Teheran, Iran/Persien; † 29. Mai 1892 in Akko), war der Stifter der Bahai-Religion.

Eine Fotografie von Mirza Husayn Ali

Leben

Herkunft, Nachkommen

Mirza Husayn Ali entstammte einer adligen Familie aus Núr in Mazindaran (Iran). Mit 27 Jahren 1844 wurde er ein Anhänger des Bab, der wenige Monate zuvor mit dem prophetischen Anspruch hervorgetreten war, islamische Wiederkunftserwartungen zu erfüllen (siehe Babismus). Baha'u'llah korrespondierte mit dem Bab, traf ihn aber nie persönlich.

Seine erste Frau Navvab (gen. Asiyyih Khanum, Heirat im Herbst 1835, † 1886) gebar sieben Kinder, von denen drei - 'Abbas Effendi (Abdu'l Baha), Bahiyyih Khanum und Mirza Mihdi - am Leben blieben. Seinen ältesten Sohn Abbas Effendi (gen. Abdu'l Baha, 1844-1921) bestimmte Baha'u'llah zum bevollmächtigten Nachfolger und Ausleger seiner Lehren.

Nach damaliger Tradition ging Baha'u'llah auch eine zweite (1849 mit Mahd-i-Ulyá gen. Fátimih-Khánum, 6 Kinder, † 1904) und dritte Ehe (in Bagdad mit Gawhar-Khanum, 1 Tochter, gest. nach 1892) ein. Beide Frauen samt ihren Kindern wandten sich jedoch nach Baha'u'llahs Tod von dessen Glauben ab.

Die Offenbarung

Im Zuge einer Verfolgungswelle gegen Anhänger des Bab (Bab'i) - ausgelöst durch das Attentat eines fanatischen Bab'i auf Nasirid-Din-Schah im August 1852 als Rache für die Hinrichtung des Bab - wurde Baha'u'llah im Teheraner Siyahh-Tschal, einem berüchtigten Teheraner Kerker inhaftiert. Dort erlebte er seine Berufung zum Offenbarer. Er beschreibt, daß ihm im Traum verkündet worden sei, wie er durch seine Schriften "siegreich" werden würde. Von nun an seien seine Worte - wie zuvor schon beim Bab - in "enormer Geschwindigkeit geflossen".

Verbannung

Pass von Mirza Husayn Ali

Vier Monate später wurde er aus dem Gefängnis entlassen und vom Schah nach Bagdad verbannt. Er reiste entbehrungsreich im Winter mit seiner Frau Navvab, seinem Sohn Abdu'l Baha und seiner Tochter Bahiyyih Khanum sowie zwei Brüdern nach Bagdad und ließ nur seinen jüngsten Sohn Mirza Mihdi, der noch ein kleines Kind war, vorerst bei Verwandten zurück, da ihm die Winterreise nicht zugemutet werden konnte. Am 8. April 1853 traf die Familie nach einer entbehrungsreichen Reise in Bagdad ein, welches bis zum Jahr 1863 ihre Heimat werden sollte. Hier verfasste Baha'u'llah zahlreiche Werke. Von April 1854 bis März 1856 zog er sich in die Einsamkeit der Berge Sulaymaniyyihs zurück. Ende April 1863 bis Mai 1863 erklärte er sich im Garten Ridvan bei Bagdad als der "Verheißene aller Religionen, dessen Kommen der Bab vorausgesagt habe", worauf die Mehrzahl der bisherigen Anhänger des Bab zu seiner Bahai-Religion übertrat. Offensichtlich war dies aber auch der Grund für seine erneute Verbannung, die ihn zwang, nach Konstantinopel weiterzuziehen.

Am 16. August 1863 kam Baha'u'llah mit seiner Familie und 26 seiner Jünger in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul an. Als auch hier sich die Menschen zunehmend zu ihm hingezogen fühlten, verbannte man ihn weiter nach Adrianopel (Edirne), wo er am 12. Dezember 1863 ankam. Von hier aus proklamierte er seine Botschaft an die Könige und Herrscher der Welt und sprach in Tafeln und Sendschreiben Herrscher wie Napoléon III. persönlich an.

Palästina

Am 31. August 1868 traf er mit etwa 68 Gefährten in der osmanischen Gefängnisstadt Akka im Heiligen Land ein, wo er in eine Kaserne eingekerkert wurde. 1870 stürzte hier sein Sohn Mirza Mihdi durch ein Dachfenster und verunglückte dabei tödlich. Sein Grab befindet sich heute im Bahai-Weltzentrum. Kurz darauf wurde wegen einer Mobilisierung türkischer Truppen die Kaserne für Soldaten benötigt. Baha'u'llah und seine Familie mussten daraufhin mehrmals umziehen. Zuletzt wohnte er in Bahji bei Akka. Die Haftbedingungen wurden allmählich gelockert.

Mirza Buzurg - Vater Baha'u'llahs und Minister am Hof des Schah

Er besuchte viermal die Stadt Haifa, schlug dabei sein Zelt am Berg Karmel auf und zeigte Abdu'l Baha die Stelle, an der die sterblichen Überreste des Bab beigesetzt werden sollen. In seiner Tafel des Karmel hebt er die geistige Bedeutung dieses Berges für die Menschheit hervor und legt somit die Grundlage für die Entstehung des Bahai-Weltzentrum in Haifa. In der Folge verfasst er weitere Send- und Warnschreiben mit Prophezeiungen an Herrscher der damaligen Welt wie auch sein nach Meinung seiner Anhänger wichtigstes Buch, das Buch der Gesetze auch Kitab-i-Aqdas genannt, das "Buch des Bundes", in dem er Abdu'l Baha als seinen Bevollmächtigten und Ausleger seiner Lehren bestimmt und den "Brief an den Sohn des Wolfes", in dem er ausgesuchte Passagen aus seinen eigenen Schriften zitiert und einen Priester auffordert, seine Taten zu bereuen.

Schrein des Baha'u'llah in Bahji/Akka, Israel

In Bahji starb er am 29. Mai 1892 und wurde in dem kleinen Gebäude neben dem Wohnhaus begraben. Dieses Gebäude wurde der Schrein des Baha'u'llah und die Qibla (arab. "Gebetsrichtung") des Bahai-Glaubens. Der 29. Mai (Todestag) ist ein Gedenktag und der 12. November (Geburtstag) ein Feiertag im Bahai-Kalender.

Werke

Von Baha'u'llah wurden zahlreiche Schriften gesammelt, die als Tafeln (in älteren Übersetzungen fälschlicherweise auch Tablets genannt) oder Sendschreiben bezeichnet werden, und in persischer oder arabischer Sprache verfasst wurden.

1853-1863 Bagdad

  • "Die Verborgene Worte" (Aussprüche, die "den Geist der Menschen neu auszurichten, Ihre Seelen zu erbauen und ihr Verhalten zu verbessern")
  • "Das Buch der Gewissheit" (zentrale theologische Fragen)
  • "Die Sieben Täler" und "Die Vier Täler" (mystische Werke)
  • "Tafel des Heiligen Seefahrers" (Prophezeiung seines kommenden Leidens)

1863-1868 Istanbul/Edirne

  • "Sure der Könige" (allgemein an die Herrscher der Welt gerichtet)
  • "Tafel an Nasirid-Din Shah" (Ziele, Zwecke und Grundsätze seines Glaubens)
  • erstes Sendschreiben an Napoleon III.
  • "Tafel an Ahmad"
  • "Fastengebete"

1868-1892 Akka/Bahji

  • "Tafel des Karmel" (Bedeutung des Berges Karmel)
  • Sendschreiben an Ali Pascha, an Napoleon III., an Zar Alexander II., an Königin Viktoria I., an Papst Pius IX.,
  • "Buch der Gesetze" (Kitab-i-Aqdas)
  • "Brief an den Sohn des Wolfes"

Literatur