Alliteration
Die Alliteration (von lateinisch ad: „zu“, littera: „Buchstabe“), auch ungenau Stabreim genannt, ist eine literarische Stilfigur oder ein rhetorisches Schmuckelement, bei der die betonten Stammsilben zweier oder mehrerer benachbarter Wörter den gleichen Anfangslaut besitzen. (D. h. meist eine Übereinstimmung der ersten Buchstaben von zwei oder mehreren Wörtern.)
Wo regelhafte Alliterationen dem Bau von Versen zugrundeliegen, spricht man von alliterativen Versen oder Stabreim. Der Stabreim ist somit ein Sonderfall der Alliteration. Historisch gesehen, tritt die Alliteration jedoch vor allem in freier Form auf. Im Formenschatz der Klangfiguren stellt sie sich neben Homöoteleuton (gleiche Wortenden) und Assonanz (gleiche Binnenvokale).
In verschiedenen Sprachen
Die Alliteration ist in Dichtung und Rhetorik vieler Sprachen weit verbreitet, hier nur ein paar Beispiele, beginnend mit dem Griechischen:
In der antiken Dichtung und Rhetorik
Heraklit drückt einen wesentlichen Gedanken seiner Philosophie so aus: Vorlage:Polytonisch (Polemos panton men pater esti – Der Krieg [kann auch im Sinne von Streit verstanden werden] ist der Vater aller Dinge)
Auch die Römer hatten eine Vorliebe für Alliterationen. Cato ist berühmt dafür, dass er jede Ansprache im Senat mit Ceterum censeo Carthaginem esse delendam (Außerdem beantrage ich, Karthago zu zerstören) beendete. Ein anderes berühmtes Beispiel ist Caesars Veni vidi vici (Ich kam, ich sah, ich siegte).
In der germanischen Dichtung
Die Alliteration ist in der germanischen Versform des Stabreims zu einem strengen Prinzip entwickelt. Sowohl die nordische Edda als auch das altenglische Beowulf-Gedicht sind in alliterativen Metren abgefasst.
In der neuzeitlichen Dichtung
Am reichsten an Alliterationen ist wohl das finnische Kalevala, wo teilweise um der Alliteration willen auch sinnlose Worte verwendet werden.
Auch im Deutschen finden wir Alliterationen häufig, in sehr vielen Dichtungen bis in die Gegenwart – von den germanisierenden Versuchen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganz zu schweigen (Wilhelm Jordan: Da wallen und wogen die Wipfel des Waldes; Richard Wagner: Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege! Wagala weia! / Wallala weiala weia!). Die - in heutiger Rezeption oft empfundene - unfreiwillige Komik solcher Erscheinungen, die an die Stelle der einst beabsichtigten Steigerung eines nicht mehr zeitgemäßen Pathos tritt, wird in jüngerer Zeit ersetzt durch den Einsatz der Alliteration zur Verstärkung "freiwilliger Komik":
Jens Sparschuh hat mit „Waldwärts“ einen „Reiseroman, von A bis Z erlogen“ (2004) erdichtet, der kapitelweise aus Kurzprosa in strikter Alliteration besteht und sich auch gut als Kinderbuch eignet. Alex Dreppec (2003) hat eine komplette, vielfach in Ausschnitten nachgedruckte Gedichtsammlung verfasst, die aus einem Gedicht pro Buchstabe und ausschließlicher Alliteration besteht (Ausschnitt aus "Bienenkönigin": Bist bestenfalls bedenkenlos / Bedeckender Bekleidung bloß... / Bestaune bezaubernde Beinarbeit. / Bettlaken besudeln? / Bin bereit.). Diese Art und Weise des Einsatzes der Alliteration hat in jüngerer Zeit z.B. Eingang in Standardwerke deutschsprachiger komischer Lyrik gefunden (z.B. „Hell und Schnell“, herausgegeben u.a. von Robert Gernhardt).
Innerhalb eines Wortes
Bei Wörtern wie Wirrwarr, Schnickschnack, Mischmasch, Zickzack, Ticktack u.a. beginnen beide Silben mit demselben Buchstaben, genauer gesagt mit demselben Anlaut. Oder sogar die ganze Silbe ist verdoppelt (außer dem Vokal). Der Vokal der zweiten Silbe ist der Ablaut des Vokales in der ersten Silbe. Darum nennt man diese Art von Wörtern alliterierend-ablautend. Manche dieser Wörter ahmen in ihrem Klang außerdem die Sache nach, die sie beschreiben (Onomatopoesie).
In Werbung und Medien
Im Boulevardjournalismus, aber auch in Schlagzeilen anderer Medienbereiche, wird sich der Alliteration bedient, um Vorgänge zu dramatisieren oder zu karikieren. Beispiele (Boulevardjournalismus): „Roter Raser-Rambo“, „Baby-Beweis“, „Benz-Baby“, „Eis-Eltern“, „Hunger-Hund“, „Katzenkraft“, „Klum-Kugel“, „Schnitzel-Stefan“, „Suppen-Sylvie“, „S-Bahn-Streik“, „Boxen-Blockade“, „Beach-Beauties“ oder „Tanga-Terror“. Alliterationen werden auch gerne in Werbe-Slogans eingesetzt („Geiz ist geil“).
Weitere Beispiele
- „Dick und Doof“
- „Domino Day“
- „Kopf und Kragen“
- „laues Lüftchen“
- „über Stock und Stein“
- „Wohl und Wehe“
- „Mit Kind und Kegel“
- „Bei Wind und Wetter"
- „Mit Mann und Maus“
- „Haus und Hof“
- „Dichter und Denker“
- „Gundula Gause“
- „Max Mustermann“
- „Wir Wiener Wäscheweiber würden wohl weiße Wäsche waschen, wenn wir wohl wüssten, wo warmes weiches Wasser wäre“
- „Zehn zahme Ziegen zogen zehn Zentner Zucker zur Zeitzer Zuckerfabrik“
- „Fischers Fritze fischt frische Fische. Frische Fische fischt Fischers Fritze“
- „Milch macht müde Männer munter“, „W wie Wissen“ (Fernsehsendung), „Mars macht mobil“, „Manner mag man eben“ (Reklame), „Klinsi killt King Kahn“ (Titelthema Bild-Zeitung, 8. April 2006), „Geiz ist geil.“ (Reklame), „Willi wills wissen“ (Fernsehsendung)