Plutonium
Eigenschaften | |||||||
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Allgemein | |||||||
Name, Symbol, Ordnungszahl | Plutonium, Pu, 94 | ||||||
Elementkategorie | |||||||
Gruppe, Periode, Block | Ac, 7, f | ||||||
Aussehen | silbriges Metall | ||||||
Massenanteil an der Erdhülle | 2 · 10−19 | ||||||
Atomar | |||||||
Atommasse | 244,0642 u | ||||||
Atomradius | 151 pm | ||||||
Elektronenkonfiguration | [Rn]5f67s2 | ||||||
1. Ionisierungsenergie | 544,5 | ||||||
Physikalisch | |||||||
Aggregatzustand | fest | ||||||
Modifikationen | 6 | ||||||
Kristallstruktur | monoklin | ||||||
Dichte | 19740 | ||||||
Magnetismus | paramagnetisch | ||||||
Schmelzpunkt | 914 K (641 °C) | ||||||
Siedepunkt | 3600 (3327 °C) | ||||||
Molares Volumen | 12,32 · 10−6 m3·mol−1 | ||||||
Verdampfungsenthalpie | 325 | ||||||
Schallgeschwindigkeit | 2260 m·s−1 bei 293,15 K | ||||||
Spezifische Wärmekapazität | 130 J·kg−1·K−1 | ||||||
Elektrische Leitfähigkeit | 6,7 · 105 S·m−1 | ||||||
Wärmeleitfähigkeit | 6,74 W·m−1·K−1 | ||||||
Chemisch | |||||||
Oxidationszustände | +3, +4, +5, +6 | ||||||
Normalpotential | −2,031 V (Pu3+ + 3e− → Pu) | ||||||
Elektronegativität | 1,28 (Pauling-Skala) | ||||||
Isotope | |||||||
Weitere Isotope siehe Liste der Isotope | |||||||
Gefahren- und Sicherheitshinweise | |||||||
![]() Radioaktiv | |||||||
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Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Plutonium ist ein chemisches Element mit dem Symbol Pu und der Ordnungszahl 94. Im Periodensystem der Elemente gehört es zur Gruppe der Actinoide. Plutonium ist ein giftiges und radioaktives Schwermetall. Plutonium wurde nach dem Zwergplaneten Pluto benannt, der zum Zeitpunkt der Entdeckung des Plutoniums noch als vollwertiger neunter Planet galt. Erst nach der künstlichen Erzeugung wurde entdeckt, dass es in Spuren auch natürlich vorkommt.
Geschichte
Plutonium wurde am 23. Februar 1941 von den Amerikanern Glenn T. Seaborg, J. W. Kennedy, E. M. McMillan, Dr. Michael Cefola und A. C. Wahl entdeckt. Sie stellten das Isotop 238Pu durch Beschuss von Uran 238U mit Deuterium in einem Zyklotron her. Sie benannten es nach dem damals als äußersten Planeten geltenden Pluto, der wiederum nach dem gleichnamigen römischen Gott der Unterwelt benannt ist. So wurden die drei schwersten damals bekannten Elemente Uran, Neptunium und Plutonium nach den Planeten Neptun, Uranus und Pluto benannt.
Die Entdeckung wurde während des Zweiten Weltkrieges geheim gehalten. Die Atombombe, mit der die japanische Stadt Nagasaki zerstört wurde, enthielt Plutonium 239Pu als Spaltstoff.
Auch in Deutschland hatte zur Zeit der Entdeckung Fritz G. Houtermans die Existenz von Transuranen in einem Geheimbericht Zur Frage der Auslösung von Kern-Kettenreaktionen theoretisch vorausgesagt. Im Rahmen des US-amerikanischen Manhattan-Projekts wurde Plutonium erstmals in größerem Maßstab hergestellt. Joseph Hamilton führte an Versuchspersonen Plutonium-Verteilungsstudien durch, die aufgrund der extremen Giftwirkung des Plutoniums heute umstritten sind.
Mit verfeinerter Spurenanalytik gelang es geringste Spuren des langlebigsten Plutoniumisotops 244Pu in einigen Mineralien nachzuweisen. Diese Mengen sind so gering, dass sie erst nach der künstlichen Erzeugung des Plutoniums in Kernreaktoren im Jahr 1971 entdeckt wurden.[4]
Vorkommen

Plutonium ist mit einem Gehalt von 2 · 10−19 %[5] eines der seltensten Elemente der Erdkruste. In Uranvorkommen kann es in winzigen Mengen durch Absorption natürlich freigesetzter Neutronen aus Uran entstehen. Aus der Entstehungszeit des Sonnensystems wurde im Mineral Bastnäsit das Plutoniumisotop 244Pu nachgewiesen.[6]Plutonium ist deshalb, anders als oft behauptet, ein natürliches Element und löste Uran als letztes natürliches Element ab. Größere Plutoniummengen entstanden auf natürlichem Weg im Naturreaktor Oklo. Durch oberirdische Kernwaffentests wurden von 1945 - 1980 etwa 3-5 t[4] freigesetzt. Weitere Mengen wurden bei Unfällen mit Kernwaffen und in entsprechenden Laboratorien, einem Satellitenabsturz mit enthaltener Plutoniumdioxid-Batterie und von der Wiederaufarbeitungsanlage von Sellafield in die Umwelt gebracht. Bei der Reaktorkatastophe von Tschernobyl entwichenes Plutonium blieb in der Nähe des Reaktors.
Gewinnung und Darstellung
Plutonium entsteht unvermeidlich in den mit Uran betriebenen Kernkraftwerken. Dabei wird das eingesetzte 238U durch Einfang eines Neutrons zu 239Pu umgewandelt.
Ein weiteres Neutron führt in den meisten Fällen zur Kernspaltung, zum Teil entsteht jedoch das Isotop 240Pu. Da dieses Isotop nur schlecht spaltbar ist, führt weiterer Neutroneneinfang zur Entstehung von 241Pu, das wiederum gut spaltbar ist. Allerdings werden nicht alle Atome gespalten, so dass bei einigen davon der Brutprozess zu 242Pu und noch schwereren Isotopen fortgesetzt werden kann. Weil jedoch das spaltbare 243Pu eine sehr kurze Halbwertszeit hat, ist ein weiterer Neutroneneinfang, der meistens zur Spaltung oder – in selteneren Fällen – zur Erzeugung von Plutonium 244Pu führt, unwahrscheinlich. Der Plutonium-Brutprozess ist daher praktisch beim 243Pu zu Ende und führt über den Betazerfall von 243Pu zum Americium-Isotop 243Am.
Da jede Stufe dieser aufeinander aufbauenden Kernreaktionen eine gewisse Zeit braucht, ändern sich im Laufe der Zeit die relativen Mengen der Isotope im Reaktorkern. Die Raten, mit der die Kernreaktionen ablaufen, hängen von der Geschwindigkeitsverteilung der Neutronen ab. Weil ein großer Teil der leicht spaltbaren Isotope jedoch gespalten wird und sich nicht in andere Isotope umwandelt, nimmt die mögliche Ausbeute (Effizienz) des Brutprozesses mit der Erzeugung jedes weiteren leicht spaltbaren Isotops ab.
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- Stufenweiser Neutroneneinfang und Entstehung der schwereren Isotope
Das leichteste bei Kernreaktionen entstehende Isotop 238Pu entsteht durch Einfang mehrerer Neutronen aus dem Uran-Isotop 235U. Dabei entsteht zuerst ein 236U-Kern in einem angeregten Zustand, der eine Halbwertszeit von 120 Nanosekunden hat und sich mit gewisser Wahrscheinlichkeit spaltet. Angeregte 236U-Kerne können jedoch auch durch Emission von Gamma-Strahlung in den langlebigen Grundzustand übergehen. Durch weiteren Neutroneneinfang und β-Zerfall entsteht Neptunium237Np. Danach wird das Neptunium, das fast ausschließlich aus 237Np besteht, aus den Brennstäben extrahiert. Das Neptunium wird nun in Form von reinen Neptunium-Brennstäben wieder in einen Reaktor eingefügt und mit Neutronen bestrahlt. Es wandelt sich dabei durch Neutroneneinfang in 238Np um, das durch Betastrahlung zu 238Pu zerfällt.
Werden die bei der Kernspaltung entstehenden Neutronen nicht abgebremst, wird besonders viel 238U in 239Pu umgewandelt. Da hierbei mehr Kernbrennstoff erzeugt (238U ist selbst nicht spaltbar) als verbraucht wird, spricht man hierbei von einem sogenannten Brutreaktor.
DasPlutonium befindet sich nach der Herstellung zusammen mit anderen Spaltprodukten in den abgebrannten Brennelementen. Durch den PUREX-Prozess kann in Wiederaufarbeitungsanlagen das entstandende Plutonium und das ebenfalls erwünschte Uran aus den verbrauchten Brennstäben des Reaktors herausgelöst werden. Dazu wird das Material zunächst in Salpetersäure gelöst und das Plutonium und Uran mit Tri-n-butyl-phosphat extrahiert. Andere entstandene Spaltprodukte bleiben dabei zurück. Im Jahr werden etwa 20 Tonnen[7] Plutonium, überwiegend in Form des Isotops 239Pu, produziert.
Eigenschaften
Physikalische Eigenschaften
Plutonium ist ein silberglänzendes Schwermetall mit hoher Dichte (19,86 g/cm3[5]). Es ist wie alle Actinoide in allen seinen Isotopen radioaktiv. Es ist selbsterwärmend, pro 100 g Plutonium entstehen etwa 0,2 Watt Wärmeenergie.[8] Plutonium ist im Vergleich mit anderen Metallen ein schlechter Leiter für Wärme und elektrischen Strom. Das Metall kristallisiert je nach Temperatur in insgesamt sechs allotropen Modifikationen. Diese unterscheiden sich zum Teil deutlich in ihren Dichten. Die bei Raumtemperatur stabile Modifikation ist monoklin. In Plutonium besteht der seltene Fall einer Dichteanomalie, bei höheren Temperaturen nimmt die Dichte der Modifikationen wieder zu. Auch beim Schmelzen wird, wie bei Wasser, die Dichte größer.[9] Flüssiges Plutonium besitzt die höchste Viskosität aller Elemente im flüssigen Zustand.[10]
Kristallisationsphasen bei Atmosphärendruck Phasenbezeichnung stabiler Temperaturbereich Dichte (Temperatur) Kristallstruktur α 0 K – 395 K 19,84 g/cm³ (293 K) monoklin ß 395 K – 479 K 17,8 g/cm³ (395 K) monoklin basiszentriert γ 479 K – 592 K 17,2 g/cm³ (479 K) orthorhombisch flächenzentriert δ 592 K – 730 K 15,9 g/cm³ (592 K) kubisch flächenzentriert δ' 730 K – 749 K 16,0 g/cm³ (730 K) tetragonal raumzentriert ε 749 K – 914 K 16,5 g/cm³ (749 K) kubisch raumzentriert flüssig 914 K – 3503 K 16,65 g/cm³ (K) —
Chemische Eigenschaften
Plutonium ist ein unedles und sehr reaktives Metall. An der Luft reagiert es schnell mit Sauerstoff und Luftfeuchtigkeit. Dabei wird das Metall zunächst matt und verfärbt sich Das Metall reagiert beim Erhitzen mit den meisten Nichtmetallen. In Wasser und alkalischen Lösungen sowie konzentrierter Salpetersäure ist es nicht löslich. Löslich ist Plutonium in Salzsäure und fluoridhaltiger Salpetersäure. Die Fluoridionen unterdrücken hierbei die ansonsten einsetzende Passivierung des Metalls. Die chemischen Eigenschaften des Plutoniums ähneln denen anderer Actinoiden. Ähnlich wie bei vielen anderen dieser Elemente bestimmt bei Plutonium die starke Radioaktivität die chemischen Eigenschaften mit.
Isotope
Plutonium hat 20 Isotope und 15 Kernisomere mit Massezahlen von 228 bis 247.[11] Die Halbwertszeiten liegen zwischen 37 · 10−12 s für das Kernisomer 236m1Pu und 82,6 Mio. Jahren für 244Pu.
Die sieben langlebigsten Isotope sind 236Pu mit 2,858 Jahren, 241Pu mit 14,1 Jahren, 238Pu mit 87,74 Jahren, 240Pu mit 6563 Jahren, 239Pu mit 24.110 Jahren, 242Pu mit 375.000 Jahren und 244Pu mit 82.600.000 Jahren Halbwertszeit. Die anderen Isotope und Kernisomere haben Halbwertszeiten von weniger als 11 Tagen.
Diese Isotope zerfallen mit Ausnahme von 241Pu und 243Pu unter Aussendung von Alphastrahlung, 241Pu und 243Pu durch Beta-Zerfall. Beim Zerfall der verschiedenen Plutonium-Isotope entstehen wiederum radioaktive Isotope, die ebenfalls zerfallen. Sie sind somit Ausgangselemente für verschiedene Zerfallsreihen. 238Pu und 242Pu zerfallen über die Uran-Radium-Reihe, wobei 234U das erste Zerfallsprodukt von 238Pu ist und 238U das erste von 242Pu. 239Pu steht in der Verlängerung der Uran-Actinium-Reihe, die für die Beschreibung der natürlichen Radioaktivität bei dem direkten Zerfallsprodukt 235U beginnt. Ein weiteres Mitglied dieser Reihe ist 243Pu, das über Americium243Am und Neptunium 239Np zu 239Pu zerfällt. 241Pu ist der künstlich geschaffene Beginn der natürlich nicht mehr existierenden Neptunium-Reihe. Das einzige natürliche Plutonium-Isotop 244Pu ist der Ausgangspunkt der Thorium-Reihe, die darum manchmal auch Plutonium-Thorium-Reihe genannt wird. Sie verläuft über 240U, 240Np, 240Pu und 236U zu den natürlichen Thorium 232Th. Plutonium 236Pu zerfällt ebenfalls über diese Reihe, kommt jedoch über zwei Zwischenstufen (232U und 228Th) erst bei Radium 224Ra auf den Hauptstrang.
Plutoniumisotope mit ungerader Neutronenzahl zählen zu den wenigen Isotopen, die von thermischem Neutronen spaltbar sind. Dabei sind die Isotope mit höherer Masse leichter zu spalten als diejenigen mit geringerer Masse. Isotope mit hoher Masse spalten sich auch spontan. Die kritische Masse des wichtigsten Isotops 239Pu beträgt unreflektiert durch Wasser 10 kg.[12]
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- Zwei Möglichkeiten für die Kernspaltung von 239Pu
Verwendung

Nur Plutonium-238 und Plutonium-239, welches aber immer auch mit Plutonium-240 und manchmal noch schwereren Isotopen verunreinigt ist, werden in größeren Mengen verwendet.
Verwendung in Kernkraftwerken
239Pu, wird zusammen mit angereichertem Uran zu MOX-Brennelementen verarbeitet. Die MOX-Brennelemente werden in Leichtwasserreaktoren und mit etwa 10fach höherer Anreicherung der Spaltbaren Isotope in schnellen Brütern verwendet.[13]
Militärische Verwendung
239Pu wird außerdem hochkonzentriert in den meisten Atom- und Wasserstoffbomben als Spaltmaterial verwendet. Weil die Anreicherung des 239Pu gegenüber dem mitproduzierten 240Pu wegen des geringen Gewichtsunterschiedes nicht möglich ist, wird bei der Produktion von Waffenplutonium der als Ausgangsmaterial dienenden Kernbrennstoff nur kurze Zeit der Neutronenstrahlung im Kernreaktor ausgesetzt. Speziell für die Gewinnung von für Kernwaffen geeignetem Plutonium optimierte Reaktoren erlauben daher eine frühzeitige Entnahme der Brennstäbe bei laufendem Betrieb. Ein Beispiel für einen solchen als Plutoniumfabriken dienenden Reaktor ist der russische Typ RBMK. Trotzdem müssen Atombomben mit Plutonium als Spaltstoff wegen des erhöhten Neutronenhintergrundes durch das Plutonium240Pu das Implosionsdesign verwenden.
Bei weapon grade Plutonium liegt der Anteil des erzeugten 240Pu bei unter 7 %, im Vergleich zum erwünschten Isotop 239Pu. Bei Reaktoren, die zur Energiegewinnung betrieben werden, wird der Kernbrennstoff deutlich länger im Reaktor belassen. Der Anteil von 240Pu an diesem mit reactor grade bezeichneten Plutonium ist größer als 20 %.
Verwendung in Radioisotopengeneratoren
238Pu erhitzt sich durch seinen eigenen radioaktiven Zerfall bis zur Weißglut, und gibt dabei nur sehr geringe Mengen von Gammastrahlung ab. Es wird deshalb in oxidierter Form als chemisch träges Plutoniumdioxid zur Erzeugung von elektrischer Energie in Radioisotopengeneratoren verwendet. Radioisotopengeneratoren weden von Raumsonden (z. B. Cassini, New Horizons), die ins äußere Sonnensystem fliegen, eingesetzt, weil Solarzellen in dieser großen Sonnenentfernung nicht genug Energie liefern. Früher wurden Radioisotopengeneratoren auch in erdumkreisenden Satelliten und Herzschrittmachern verwendet.[14]
Sonstiges
Ferner wird 238Pu und 238Pu zusammen mit Beryllium als Neutronenquelle verwendet, wobei ein ein Alphateilchen aus dem Zerfall des Plutoniums den Berylliumkern trifft und unter Aussendung eines Neutrons in diesen eingebaut wird.
Toxizität
Plutonium ist wie andere Schwermetalle giftig und schädigt besonders die Nieren. Es bindet ebenfalls an Proteine im Blutplasma und lagert sich unter anderem in den Knochen und der Leber ab. Nach Untersuchungen des Forschers Arnulf Seidel vom Institut für Strahlenbiologie des Kernforschungszentrum Karlsruhe führen kleine Dosen 239Pu im Langzeitversuch erst nach frühestens 10 Jahren bei Hunden zu Knochenkrebs, wobei es eine 5 Mal größere Gefährlichkeit als Radium zeigt. Der Grund dafür kann eine ungleichmäßige Verteilung des Plutoniums im Skelett sein, die zu punktuell stark bestrahlten Stellen führt.[15] Die für einen Menschen tödliche Dosis liegt wahrscheinlich im zweistelligen Milligrammbereich, für Hunde beträgt die LD50-Dosis 0,32 mg/kg Körpergewicht[9]. Viel gefährlicher als die chemische Wirkung ist aber seine Radioaktivität, die Krebs verursachen kann. Bereits die Inhalation von 40 Nanogramm 239Pu reicht aus, um den Grenzwert der Jahres-Aktivitätszufuhr für Inhalation bei Arbeitern zu erreichen. Diese Menge ist so winzig, dass die Giftigkeit von Plutonium noch gar nicht zum Tragen kommen kann.[16] Zur sicheren Entstehung von Krebs reicht vermutlich eine Menge von einigen Mikrogramm aus. Die von Plutonium-239 ausgesendete α-Strahlung wird durch die oberste Hautschicht aus abgestorbenen Zellen abgeschirmt. Diesen Schutz gibt es nicht bei Inkorporation, beispielsweise Inhalation von Plutonium enthaltendem Staub, oder durch verunreinigte Nahrung. Diese unterschiedliche Wirkung der α-Strahlung kommt aufgrund der geringen Reichweite der mit dem umgebenden Material stark wechselwirkenden α-Strahlung zustande. Die chemische Giftigkeit von Plutonium wird jedoch von vielen anderen Stoffen übertroffen.
Sicherheitshinweise
Beim Umgang mit Plutonium ist vor allem wegen seiner starken Radioaktivität äußerste Vorsicht geboten. Berührungen und insbesondere die Aufnahme von Plutonium in den Körper sind unbedingt zu vermeiden. Das tragen von Schutzhandschuhen ist sinnvoll, damit nicht Plutoniumspuren an den Händen haften bleiben und anschließend versehentlich in den Körper gelangen. Da während des Zerfalls Wärme entsteht, muss diese abgeführt werden. Dazu bewahrt man Plutonium am Besten unter trockener, zirkulierender Luft auf.[8] Feinverteiltes Plutonium ist pyrophor.
Weiterhin muss unbedingt verhindert werden, dass eine kritische Masse entsteht, die zur Kettenreaktion und damit zu unkontrolllierter Energie- und Strahlungsfreisetzung führt. Die Unterkritikalität wird entweder durch eine sichere Geometrie erreicht, bei der die Oberfläche genügend groß ist, so dass mehr Neutronen verloren gehen, als bei neutroneninduzierten Spaltungen entstehen, oder durch die Beigabe neutronenabsorbierender Materialien wie Bor. Grundsätzlich ist zu beachten, dass die kritische Masse durch die Anwesenheit bestimmter Stoffe, insbesondere Wasser, aufgrund deren neutronenmoderierender oder -reflektierender Wirkung auch stark gesenkt werden kann.
Verbindungen

Plutonium besitzt eine Reihe von Verbindungen. in diesen kann es in den Oxidationsstufen +III bis +VII vorliegen. Damit bildet Plutonium zusammen mit Neptunium die höchste Oxidationsstufe aller Actinoiden. Die stabilste Stufe ist +IV. IN wässriger Lösung haben die Plutoniumionen characteristische Farben, so sind Pu3+- violett, Pu4+- braun, Pu5+- purpurfarben, Pu6+- orange und Pu7+-haltige Lösungen grün.
Plutoniumdioxid
Die stabilste und wichtigste Sauerstoffverbindung ist Plutoniumdioxid. Diese Verbindung ist ein Festoff mit hoher Schmelztemperatur. Er ist gegenüber Wasser stabil und nicht in diesem löslich. Plutonium wird daher in Radioisotopengeneratoren und Kernkraftwerken in Form dieses Oxids verwendet. Neben Plutoniumdioxid sind auch Plutonium(III)-oxid Pu2O3 und Plutonium(II)-oxid PuO bekannt.
Weitere Plutoniumverbindungen
Mit den Halogenen Fluor, Chlor, Brom und Iod bildet Plutonium mehrere Verbindungen. Von allen Halogenen ist eine entsprechende Plutoniumverbindung in der Oxidationsstufe +III bekannt. Daneben existieren noch Plutonium(IV)- und Plutonium(VI)-fluorid, sowie Plutonium(IV)-chlorid.
Literatur
- N.N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemie der Elemente, VCH Verlagsgesellschaft, 1. Auflage 1988, ISBN 3-527-26169-9.
- Holleman-Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1.
- M. Volkmer: Basiswissen Kernenergie. Hamburgsche Elektricitäts-Werke-AG, 1996, ISBN 3-925986-09-X.
Einzelnachweise
- ↑ G. Audia, O. Bersillonb, J. Blachotb, A. H. Wapstrac: The NUBASE evaluation of nuclear and decay properties. In: Nuclear Physics. Bd. A 729, 2003, S. 3–128.
- ↑ Die von der Radioaktivität ausgehenden Gefahren gehören nicht zu den einzustufenden Eigenschaften nach der GHS-Kennzeichnung.
- ↑ In Bezug auf ihre Gefährlichkeit wurde die Substanz von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden. Die Radioaktivität gehört nicht zu den einzustufenden Eigenschaften. Genaueres über Gefährlichkeit und Sicherheit von Plutonium findet man in den Abschnitten Toxizität und Sicherheitshinweise
- ↑ a b Kernenergie-Wissen.de (Plutonium)
- ↑ a b Holleman-Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007.
- ↑ Klaus Hoffmann:Kann man Gold machen? Gauner, Gaukler und Gelehrte. Aus der Geschichte der chemischen Elemente Urania-Verlag, Leibzig • Jena • Berlin 1979, keine ISBN Seite 183
- ↑ dtv-Atlas Chemie. Band 1. dtv, 2000
- ↑ a b N.N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemie der Elemente, VCH Verlagsgesellschaft, 1. Auflage 1988, ISBN 3-527-26169-9
- ↑ a b Plutonium: An Element at odds with itself, Los Alamos Science, 2000.
- ↑ www.kernchemie.de/Plutonium
- ↑ G. Audia, O. Bersillonb, J. Blachotb, A.H. Wapstrac: The NUBASE evaluation of nuclear and decay properties. In: Nuclear Physics. Bd. A 729, 2003, S. 3–128.
- ↑ Hamburger Bildungsserver, Informationen über Kernspaltung
- ↑ Dr. Erich Übelacker: WAS IST WAS Band 3, Atom Energie. Tessloff Verlag, Nürnberg 1995, ISBN 3-7886-0243/0 Seite 29
- ↑ Anwendung von Plutonium in Radioisotopengeneratoren
- ↑ Franz Frisch: Klipp und klar, 100 x Energie. Bibliographisches Institut AG, Mannheim 1977, ISBN 3-411-01704-X Seite 184
- ↑ Uni Oldenburg: Gefährlichkeit von Uran-238 und Plutonium-239 im Vergleich
Weblinks
- Plutonium: An Element at odds with itself, Los Alamos Science, 2000 (engl.)
- Plutonium Manufacture and Fabrication (engl.)
- Plutonium – wohin damit? Hintergrundinformation Labor Spiez
- WebElements.com – Plutonium (engl.)
- EnvironmentalChemistry.com – Plutonium (engl.)
- Kernenergie-Wissen: Was ist Plutonium?
- Plutonium – Element mit vielen Facetten
- Institut for Energy and Environmental research (engl.)