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Mußbach an der Weinstraße

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Mußbach an der Weinstraße war einst ein Winzerdorf und wurde im Jahre 1969 als Ortsteil in die 3 km entfernte kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz eingemeindet. Der Ortsteil liegt auf einer Höhe von 132 m über NN.

Entstehung des Namens

Des Ortsname stammt vom Mußbach, der auf der Nordseite des 553 m hohen Weinbietes (Haardtgebirge, Ostrand des Pfälzer Waldes) entspringt, durch Gimmeldingen und Mußbach fließt und einige Kilometer östlich des Ortes in den Rehbach, den nördlichen Seitenarm des Speyerbachs, mündet. Bereits im Mittelhochdeutschen hieß der Wasserlauf und nach ihm auch der Ort "Muosbach", was soviel wie "moosiger Bach" im Sinne von "sumpfig" bedeutet. Denn naturbelassen mäandrierten damals alle Wasserläufe und bewirkten in der Umgebung einen hohen Grundwasserspiegel.

Lage, Klima und Wirtschaft

Die Lage Mußbachs an der Mittelhaardt in der Vorderpfalz, am westlichen Rand des Oberrheingrabens (Oberrheinische Tiefebene), bedingt ein mildes Klima. Im Lee des Weinbietes beträgt der durchschnittliche Jahresniederschlag nur 500 mm.

Die günstigen Verhältnisse ermöglichen den Anbau erstklassiger Weine. Bekannteste Lage ist die Mußbacher Eselshaut (über deren Namensherkunft nach wie vor spekuliert wird, immerhin verdankt ihr der Ort den Esel als Maskottchen), weitere namhafte Lagen sind Bischofsweg und Naulott. Am Ostrand von Mußbach hat seit 1974 die Agrarinformation Rheinland-Pfalz ihren Sitz, die früher unter dem Namen "Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Wein- und Gartenbau" bekannt war.

Ebenfalls im Freiland reifen Esskastanien, Mandeln, Feigen und Zitrusfrüchte.

Sport und Freizeit

Am südwestlichen Ortsrand besitzt Mußbach ein großes Freibad, dem leichtathletische Sportanlagen angeschlossen sind. Im Südosten des Ortes befindet sich ein Fußballplatz.

Bevölkerungsentwicklung und Verkehr

Mußbach gewinnt immer mehr Bedeutung als hochwertiger Wohnvorort von Neustadt. Zur Zeit der Eingemeindung (1969) hatte es unter 4.000 Einwohner, doch durch Ausweitung der Wohnbebauung vor allem nach Südosten liegt die Zahl mittlerweile (2004) bei 4.197.

Die Verkehrsanbindung Mußbachs erfolgt über die Bundesautobahn 65 (Anschlussstelle Neustadt-Nord in die Richtungen Ludwigshafen am Rhein und Karlsruhe) sowie die Bundesstraßen 38 (Richtung Neustadt) und 271 (Richtung Bad Dürkheim). Außerdem liegt Mußbach an der eingleisigen Bahnstrecke Neustadt - Bad Dürkheim, auf der Nahverkehrszüge in beiden Richtungen im Ein-Stunden-Takt ("Rheinland-Pfalz-Takt") unterwegs sind.

Sehenswürdigkeiten

  • Der Herrenhof (An der Eselshaut 18) liegt neben der alten St.-Johannes-Kirche, deren ehemals katholischer Teil in hochgotischem Stil seit einem gleichnamigen Neubau 1959 nicht mehr genutzt wird und sehr renovierungsbedürftig ist. Der Herrenhof stellt eine weitläufige und ausgezeichnet restaurierte Hofgutanlage dar, die einst dem Johanniterorden gehörte. Die Gründungsurkunden reichen bis in das 7. Jahrhundert zurück, die Baustile der renovierten Gebäude gehören allerdings in spätere Epochen: Hochgotik, Renaissance, Barock und Gründerzeit. Die meisten Fortschritte hinsichtlich Erhaltung und Ausbau des Hofguts sind der 1983 gegründeten Fördergemeinschaft Herrenhof Mußbach e. V. zu verdanken. Mit seinen zahlreichen repräsentativen Räumen und seinem riesigen gepflasterten Innenhof dient es der Stadt Neustadt und dem Ortsteil Mußbach seit 1991 als Kulisse für Kultur- und Festveranstaltungen und ermöglicht große Kunstausstellungen. In einem der Gebäude befindet sich das Weinbaumuseum Getreidekasten, das nach Vereinbarung besichtigt werden kann.
    Seit Dezember 2004 überrascht die neue St.-Johannes-Kirche, am Rande des Herrenhof-Areals gelegen, mit einem Novum: Es fehlt ihr der Turm. Dieser musste, nur 45 Jahre nach Fertigstellung, wegen Baufälligkeit abgebrochen werden, weil der Beton den Schwingungen der vier Glocken nicht standgehalten hatte und brüchig geworden war. Der Turm soll als Stahlkonstruktion neu errichtet werden.
  • Die Eselsburg (Kurpfalzstraße 62) entstand aus einem alten Winzerhäuschen, das der verstorbene Künstler Fritz Wiedemann - Bildhauer und Kunstmaler und Schüler von Erich Heckel - Ende der 1960er Jahre restauriert und zu einer kultigen Weinstube mit Innenhof umgestaltet hat. Überall finden sich skurrile Skulpturen und expressionistische Bilder, inzwischen auch vom gleichfalls malenden Sohn und Gastwirt Peter Wiedemann.
  • Das Weiße Haus (Kurpfalzstraße 77) besteht aus einem gewaltigen Haupthaus von 1890 am östlichen Rand einer viel älteren burgartigen Anlage, die auf das Rittergeschlecht des Ehrhard von Rammingen zurückgeht, von dem noch ein (leider schlecht erhaltenes) Wappen an der wuchtigen und mit Zinnen versehenen Mauer kündet.

Feste

  • Pfälzer Sektfest (im Juni)
  • Pfälzisches Ökoweinfest (im Juni)
  • Mußbacher Eselshautfest (im Juli an zwei Wochenenden)
  • Mußbacher Weinkerwe (im August)

Da Mußbach schon lange mit Gimmeldingen zusammengewachsen ist - gemeinsame "Ader" ist die Kurpfalzstraße -, lohnt es sich, auch den Festkalender des Nachbarortes zu beachten.

Persönlichkeiten