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Phenylketonurie

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Unter Phenylketonurie (PKU) wird eine seltene Stoffwechselstörung verstanden, die rezessiv-autosomal vererbt wird.

Pathophysiologie

Durch die Mutation eines Gens auf dem langen Arm des Chromosoms 12 kommt es zu einem Defekt der Phenylalanin-Hydroxylase, die normalerweise den Umbau von Phenylalanin zu Thyrosin - beide als Aminosäuren Grundbausteine der Körpereiweiße - ermöglicht. Dies führt zu einer Anhäufung des Phenylalanins im Körper. Nun handelt es sich bei dieser zwar um eine essentielle Aminosäure, d.h. dass der Körper auf sie angewiesen ist, ohne sie selbst herstellen zu können - ein Zuviel von Phenylanalin führt allerdings zu den unten beschriebenen schweren Schäden.
Da ein Teil des Phenylanalins jetzt über einen anderen Stoffwechselpfad zu Phenylbrenztraubensäure umgewandelt wird, die mit dem Urin ausgeschieden wird, riecht dieser jetzt auf eine für diese Erkrankung typische Weise nach Mäusekot.

Tyrosin wiederum fehlt nun für die Synthese von Hormonen wie dem Adrenalin und den Schilddrüsenhormonen, Überträgerstoffen im Gehirn wie Dopamin und Serotonin, aber auch die Synthese von Melanin.

Symptome

Durch dieses Zuviel an Phenylanalin kommt es bei unbehandelten Kindern zu einer Beeinträchtigung der Hirnentwicklung mit meist schweren geistigen Defekten (Oligphrenie) und epileptischen Anfällen, wobei sich die ersten neurologischen Auffälligkeiten im 4. Lebensmonat zeigen. Durch den Kleinwuchs des Gehirns kommt es auch zu einer gestörten Entwicklung des Schädels, einer Mikrozepahlie. Die übrige körperliche Entwicklung muss dabei nicht gestört sein. Der Intelligenzquotient liegt selten über 60. Weitere Symptome Hypertonie der Muskeln, ekzemähnliche Hautveränderungen, allgemeine Übererregbarkeit.
Der Mangel an Melanin führt zu einer auffallend hellen Hautfarbe. Die Kinder sind deshalb auch hellblond und haben aus dem selben Grund blaue Augen.

Diagnose

Die Diagnose wurde früher durch die genannten Symptome gestellt. Heute stellt die Suche auf das Vorliegen einer PKU das Paradebeispiel eines sinnvollen Screenings dar. Da diese Erkrankung mit einer Häufigkeit von ca. 1:10.000 vorkommt, lohnt es sich: Bei dem dabei zum Einsatz kommenden Guthrie-Test handelt es sich um eine einfache, nicht belastende, billige und schnelle Untersuchung, die bei einer schweren Erkrankung zu einer eindeutigen und rechtzeitigen Diagnose mit einer daraus folgenden klaren Behandlungsstrategie führt. Dieses Neugeboreneenscreening wird in Österreich seit 1966 angewendet und führt jährlich zu 8 bis 10 Neudiagnosen und der entsprechenden Behandlung.

Therapie

Eine normale geistige Entwicklung kann gewährleistet werden, wenn man die Krankheit frühzeitig erkennt und behandelt. Die Aufnahme von Phenylalanin über die Nahrung muss streng kontrolliert und limitiert werden. Abgesehen von diesen diätetischen Einschränkungen ist die Lebenserwartung und Lebensqualität ansonsten unbeeinträchtigt. Die Diät wird am besten über den Abschluss der geistigen Reifer hinaus lebenslang eingehalten, da es sonst zu Konzentrationschwierigkeiten, Reaktionsverlangsamungen und einer Spastik der Muskulatur kommen kann, was wiederum das soziale Leben und den beruflichen Erfolg beeinträchtigt.
Frauen mit Kinderwunsch müssen auf eine besonders strenge Diät achten, um die Entwicklung des Kindes nicht zu gefährden. Allerdings kann schon während der eingetretenen Schwangerschaft mittels Amniozentesse festgestellt werden, ob das ungeborenen Kind den Stoffwechseldefekt in sich trägt. (Da die Erkrankung rezessiv übertragen wird, könnte auch der gesunde Vater Träger dieser Genmutation sein. Damit bestünde für das Kind ein Erkrankungsrisiko von 50%).

Siehe auch: Aminosäurenstoffwechsel - Argininosukzinatiyase-Mangel - Biotinidase-Mangel - Galaktosämie - Leuzinose - Schilddrüsenunterfunktion - Zystische Fibrose


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