Bikini

Der Bikini ist eine zweiteilige Badebekleidung für Frauen, die vorwiegend zum Schwimmen und Sonnen getragen wird.
Der Bikini im Lauf der Zeit
Altertum


Dem heutigen Bikini ähnliche Zweiteiler gab es schon lange. Dies belegen antike Wandmalereien und ein antikes Mosaik aus dem 4. Jahrhundert nach Christus im sizilianischen Bergstädtchen Piazza Armerina. Neun von ursprünglich zehn dargestellten römischen Sportschönheiten trugen Bikinis.
Attische Schalen von 440 v. Chr. sowie Mosaike aus dem 4.Jahrhundert n. Chr. dokumentieren die frühe Existenz der Zweiteiler. Junge Frauen tragen lediglich Höschen und Brustbänder, die dem heutigen Bikini ähneln [1]. Ob es sich bei deren Bekleidung um Unterwäsche, Sport- oder Bademode handelt bleibt ungeklärt.
20. Jahrhundert
Zwar begannen schon seit der Jahrhundertwende Modeschöpferinnen mit dem Büstenhalter und Hüfthalter das Zeitalter des Korsetts zu verabschieden, doch bis diese Dessous als „Dessus“ ihren gesellschaftlichen Durchbruch schafften, verging noch einige Zeit. Ein Modell trug bezeichnenderweise den Namen Taboo. Erst die nach dem Zweiten Weltkrieg verfeinerte Textiltechnik und die Lockerung der gesellschaftlichen Sitten ermöglichten den Durchbruch.
Als französische Kreation wurde er im Jahr 1946 gleichzeitig einerseits durch Jacques Heim und andererseits Bart Louis herausgebracht und ursprünglich „Atom“ genannt. Doch im Schatten von Hiroshima erwies sich dieser Name als ungeeignet. Er hatte inzwischen gewissermaßen seine „Unschuld“ verloren.
Am 1. Juli 1946 warf eine US-amerikanische B-29 über dem Bikini-Atoll die erste Atombombe der Nachkriegszeit ab und leitete damit eine Testserie ein. Vier Tage später schickte Louis Réard das Model Micheline Bernardini mit vier kleinen Stoffdreiecken bekleidet über den Laufsteg in Paris. Das Atoll gab schließlich den Ausschlag für die Namensgebung. Das „Tabu“ war gebrochen. Der brisante Name, der übersetzt "Land der Kokosnüsse" bedeutet, schlug ein wie eine Bombe. Die Wirkung, die dieser knapp geschnittene Badeanzug hervorrief, wurde mit der gleichen moralischen Entrüstung betrachtet wie die Atombombenversuche auf Bikini.
- "Als ich ein Kind war, ereignete sich die Zerstörung des Bikini-Atolls. Die nächste weltbewegende Nachricht war die von der Erfindung des Badeanzugs namens Bikini. Ich hatte die Idee: Zuerst gab es Bikini, davon blieb nichts übrig. Vorher gab es Badeanzüge, nun bestanden sie quasi aus nichts." Steve Reich auf die Frage, wieso er den Bikini in seiner Oper „Three tales“ zu einem Hauptergebnis menschlicher Fortschrittssucht stilisiere.

Beim ersten James-Bond-Film „James Bond jagt Dr. No“ entstieg 1962 Ursula Andress im cremefarbenen Baumwoll-Bikini dem Meer. Die Szene sorgte für eine sprunghafte Verbreitung des Textilstücks. In Anknüpfung an diese Szene entstieg Halle Berry 2003 im James-Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“ ebenfalls unter den Blicken von James Bond, gespielt von Pierce Brosnan dem Meer. Noch im Jahr 1965 wurde eine Münchner Schülerin vor Gericht zu sechs Tagen Putzen im Altersheim verurteilt, weil sie mit nichts als einem Bikini bekleidet über den Viktualienmarkt spaziert war.
Monokini
1964 entwarf in Amerika der in Österreich geborene Modemacher Rudi Gernreich (1922–1985) eine weitere Steigerung von Bikini: den Monokini, in die Umgangssprache später auch als Oben ohne eingegangen. Sinngemäß wurde der folgende Verzicht auf jede Badebekleidung auch als Nokini bezeichnet.
Trikini
Ein kurzlebiger Modegag der 1960er Jahre war der Trikini. Wie der Name suggeriert, handelte es sich dabei um einen Dreiteiler. Da dabei jede Brust einzeln von einem Teil ohne Bänder bedeckt wurde, gestaltete sich die Befestigung schwierig und war nur durch Adhäsion oder Klebstoff möglich. Obwohl optisch ansprechend, hat er - weil unpraktisch - das Experimentalstadium der Modefotografie wohl nie verlassen und sich nicht durchsetzen können.
Unter demselben Namen entwarf im 21.Jahrhundert ein Modedesigner aus Landshut einen Bikini mit zusätzlicher variabler Tasche.
Die Bezeichnungen Monokini, Trikini und Nokini sind streng genommen falsch, da sie den Wortbestandteil Bi- in Bikini mit der griechischen Vorsilbe (zwei) gleichsetzen, obwohl es sich bei dem Wort Bikini um den Namen eines Atolls in der Südsee handelt.
Bikini-Geschichte des 20. Jahrhunderts
Der Bikini ist ein zweiteiliger Badeanzug. Er besteht aus einem Höschen und einem knappen Oberteil, das die Brust bedeckt. 1946 erfand Louis Réard den Bikini, wie wir ihn heute kennen. Am 18. Juli 1946 patentierte Réard eine Zeichnung des Zweiteilers [2]. Der Name Bikini stammt von einer Marshallinsel, einem nuklearen Atomtestgebiet der Amerikaner. 1946 explodierten dort Atombomben, im gleichen Jahr detonierte ebenfalls eine Bombe in Europa: Réards Zweiteiler, genannt Bikini [3].
1900
Der Freiburger Valentin Lehr kreiert zweiteilige Bademode, die Brust und Scham bedecken. Sie werden ausschließlich von Anhängern der Freikörperkultur getragen [4].
1920
Damenbadeanzüge werden aus Jersey-, Trikot- und Seidenstoffen hergestellt. Sie bedecken ähnlich wie die Modelle der Männer den Körper. Frauen, die in der Öffentlichkeit zu viel nackte Haut zeigen, werden am Strand verhaftet.
1930
Der Trend wandelt sich von der „vornehmen Blässe“ zur „gesunden“ Bräune. In Deutschland wird der amerikanische Zweiteiler „Palm-Beach-Combination“ zunehmend populär. Das Unterteil ist ein kurzer Rock oder eine miederartige Hose, das Oberteil ähnelt einem BH [5]. 1932 wird der Zwickelerlass vom Preußischen Reichskommissar und dem Innenminister Franz Bracht verhängt. Er untersagt das Tragen eines Zweiteilers in der Öffentlichkeit. Die Nazis verschärfen die Normen der Badekleidung. Ausschließlich Einteiler mit Beinansatz sind erlaubt [6].
1940
1946 erfindet der gelernte Automechaniker und spätere Modeschöpfer Louis Réard den Bikini. Dieser besteht aus vier Dreiecken: Zwei Dreiecke, durch eine Kordel verbunden, bilden die Hose, zwei kleine Dreiecke bedecken knapp die Brust [7]. Am 5. Juli 1946 wird der Bikini zum ersten Mal im Pariser Bad Piscine Molitor der Öffentlichkeit präsentiert, getragen von der Stripteasetänzerin Micheline Bernadini [8]. Der außergewöhnlich viel nackte Haut zeigende Bikini löst einen Skandal aus und erhält fast weltweit Badeverbot.
1950
Wespentaille, runde Hüften und ein voller Busen kennzeichnen das Idealbild der Frau. Die Badeanzüge werden mit einem figurmodellierenden Innenleben versehen, die die Taille zusammenschnüren und die Brust anheben. Zweiteiler eignen sich nicht, um das Schönheitsideal zu erreichen. Der Bikini wird aus der Mode verbannt. 1954 wirbt die amerikanische Vogue: „Bedeckt: der Badeanzug des Jahres 1954,…,der Badeanzug als Kleid- angezogen, nicht ausgezogen- langärmelig, hochgeschlossen, tailliert oder ausgeschnitten wie ein Kleid“ [9]. 1959 wird dem Bikini eine neue Chance gegeben. Das Frauenmagazin Constanze wirbt: „Bikinis stehen wieder hoch im Kurs“ [10].
1960
1960 dominieren Einteiler. Sie werden durch Strand-Capes ergänzt, die man über ihnen trägt. Der Bikini verschwindet beinahe komplett aus den Frauenmagazinen. Vereinzelt wird er noch erwähnt, um für jeden Bademodengeschmack eine Auswahl zu ermöglichen [11]. „Die Bademode 1960 bevorzugt Bikinis, Anzüge mit kleinen Ärmeln und Shortformen“, [12]. 1962 bemüht sich die Zeitschrift Freundin um das Comeback des Bikinis: „Zwei Jahre lang hat man den Bikini totgesagt, mit Erfolg, daß er in diesem Jahr noch häufiger und verführerischer auftaucht“ [13]. Ursula Andress verschafft dem Bikini wieder Popularität, weil sie im James Bondfilm Dr. No im Bikini bekleidet aus den Fluten des Meeres entsteigt. Auch das neue Kinogenre der Strandfilme wirbt um den Bikini. Er wird häufig als dramaturgisches Accessoire eingesetzt: „Brave Mädchen trugen einen Badeanzug und die weniger braven traten im Bikini auf“ [14]. 1963 erlischt die Bikinieuphorie erneut. Er wird durch Badeanzüge verdrängt, die die Zweiteiligkeit vortäuschen. Ihre Oberteile sind andersfarbig oder anders gemustert als ihre Unterteile, zusätzlich verstärkt ein Gürtel die optische Täuschung der Zweiteiligkeit [15]. 1964 löst Rudi Gernreich mit dem einen neuen Skandal aus und sichert damit die nun unaufhaltsame Zukunft des Bikinis. 1965 wird das Tragen von Bikinis zumindest an einigen Stränden toleriert. Dennoch können Trägerinnen des Bikinis von der Justiz bestraft werden. So muss das 17 jährige Fotomodel Ilonka an drei Wochenenden die Fußböden von Krankenhäusern und Altersheimen putzen, weil sie auf dem Münchener Viktualienmarkt dem Bikini zum endgültigen Durchbruch verhelfen wollte [16]. Mitte der 60er wird das Wirtschaftswachstum deutlich spürbar. Mit ihm bricht die neue Ära der Jugendrevolution an. Ein Jugendmarkt entsteht. Gleichzeitig wird eine Sexwelle losgelöst. „Sex sells“ lautet der neue Werbeslogan. „Mit einem Schuss Sex ließ sich der Umsatz nicht nur bei Zeitungen, Illustrierten, Büchern und Filmen steigern. Vom Autoreifen bis zum Schuppenshampoo setzte die Werbung erstmals vollkommen hemmungslos auf die neue Wunderwaffe“ [17]. 1966 präsentiert der Modedesigner Paco Rabanne seine neuste Strandkleidkollektion. Die Kleidungsstücke sind aus Plastik gefertigt und sollen sexy und unnahbar wirken. Ende der 60er Jahre werden freizügige und ausgefallene Modelle konzipiert, die symbolisch die Selbstverwirklichung unterstützten. In der Modebranche wird nicht nur bei der Bademode, insbesonderem dem Bikini, viel Stoff gespart, sondern auch bei den Röcken. Minirock und Bikini erinnern sowohl an die revolutionierende Jugend der 60er Jahre, als auch an die Demonstrationen, mit denen die Frauen ihre Emanzipiertheit veranschaulichten.
Gegenwart
Zur Zeit zeichnen sich gegenläufige Entwicklungen ab. Einerseits werden vor allem in den USA und Lateinamerika sogenannte Microkinis beliebter - ausgesprochen knapp geschnittene Bikinis, die gerade noch die Schamlippen bedecken.
Zum anderen werden weitere Formen der Badebekleidung entworfen, die dem zunehmenden Anteil muslimischer Bevölkerung in westlichen Ländern gerecht werden. So wird neuerdings in Australien ein Burqini (aus "Burka bzw. Burqa" und "Bikini") angeboten, der islamischen Frauen die Teilnahme am Strandleben ermöglichen soll.
Das Wort "Bikini" hat auf vielfache Weise Eingang in unsere Sprache gefunden, indem es in Wortzusammensetzungen wie Bikinizone, Bikini Waxing oder Bikinifigur auftaucht.
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regulärer Tangabikini
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seitlich gebundener Bikini
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Stringbikini
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Microkini
Arten von Bikini
Bikini-Oberteil
Die Oberteile sind meist entweder auf dem Rücken und im Nacken oder normal, d. h. wie bei einem BH, zu binden.
Bikini-Hose
Die Hosen sind entweder „am Stück“ oder seitlich zu binden.
Siehe auch
Literatur
- Werner Timm: Vom Badehemd zum Bikini. Bademoden und Badeleben im Wandel der Zeiten. Husum 2000, ISBN 3-88042-906-5
- Peggy Moffitt, Marylou Luther, William Claxton: The Rudi Gernreich Book. Taschen, ISBN 3-82287-197-4
- Beate Berger: Bikini – Eine Enthüllungsgeschichte, 2004, ISBN 3-936384-88-6
Weblinks
- tagesschau.de: 60 Jahre Bikini - Eine Bombe aus zwei Teilen, Artikel über die Geschichte des Bikinis
- FAZ-Artikel: Geschichte des Bikini
- arte: Hommage an den Bikini
Einzelnachweise
- ↑ BERGER 2004, S.19
- ↑ BERGER 2004, S.13
- ↑ BERGER 2004, S.13
- ↑ BERGER 2004, S.34
- ↑ BERGER 2004, S.35
- ↑ BERGER 2004, S. 39
- ↑ BERGER 2004, S.51
- ↑ BERGER 2004, S.51
- ↑ Vogue, New York, Mai 1954, zit. bei BERGER 2004, S. 83
- ↑ Constanze, 10 Juni 1950, zit. bei BERGER 2004, S. 101
- ↑ BERGER 2004, S.111
- ↑ Constanze, 7. Juni 1960, zit. bei BERGER 2004, S.111
- ↑ Freundin, Mai 1962, zit. bei BERGER 2004, S.
- ↑ BERGER 2004, S.116
- ↑ Freundin, 14. Mai 1963, zit. bei BERGER 2004, S. 113
- ↑ Düsseldorfer Nachrichten, 27. März 1965, zit. bei BERGER 2004, S. 152
- ↑ BERGER 2004, S.159