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Telefonbuch

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Das Telefonbuch ist ein Sammelwerk und beinhaltet eine alphabetische Auflistung aller Teilnehmer eines Telefonnetzes, unterteilt in Regionen mitsamt ihren zugehörigen und eindeutigen Telefonnummern. Nicht enthalten sind Geheimnummern oder Telefonnummern, bei denen der Kunde einer Eintragung widersprochen hat oder keine Veröffentlichung in den Printmedien wünscht (eine Veröffentlichung auf CD-ROM, im Internet oder über die Auskunft ist dennoch möglich). Durch die vielfach enthaltenen Adressen können Telefonbücher auch als Adressbuch verwendet werden.

Zum Schutz vor widerrechtlicher Nutzung und Weiterverkauf der Adressdaten, zum Beispiel für Marketingzwecke, enthalten Telefonbücher so genannte Kontrolleinträge, also Adressen von fiktiven Personen (ähnlich den fingierten Artikeln in Lexika). Damit können unrechtmäßige Nutzer der Daten aufgespürt werden.

Die Printverzeichnisse werden von den Telefonbuchverlagen einmal pro Jahr herausgegeben. Darüber hinaus sind die Telefonnummern heute auch im Internet oder auf CD-ROM erhältlich. Dort werden neben den regelmäßig aktualisierten Kontaktdaten oft zahlreiche Zusatzfunktionen wie Internetadressen, Kartenausschnitte des Wohnorts oder Routenplaner geboten.

Vollständigkeit

Vor der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes (in Europa in den 1980er und 1990er Jahren) war das Telefonbuch eine nahezu vollständige Aufstellung sämtlicher Haushalte. Vielerorts bestand sogar eine Eintragungspflicht.

Mittlerweile hat sich der Markt dahingehend verändert, dass sich mehrere Wettbewerber das ehemalige Monopol der Telefonbuchherausgeber teilen. Aber auch in Zeiten neuer Kommunikationstechnologien von der Mobil- bis hin zur IP-Telefonie sind die Telefonbuchverleger weiterhin bemüht, durch zusätzliche eigenständige Recherchen den Datenbestand vollständig und aktuell zu halten.

Geschichte und lokale Eigenheiten

Datei:Telefonbuch 1881.jpg
Titelseite des ersten Telefonbuchs, Berlin, 1881
Titelseite des Amtlichen Fernsprechbuches für den Bezirk der Reichspostdirektion Berlin 1941, 1534 Seiten

Das erste Telefonbuch überhaupt erschien am 21. Februar 1878 in New Haven, Connecticut. Es war eine Liste mit 50 Einträgen.

Deutschland

Entwicklung und Entstehung

1881 wird in Berlin das erste deutsche Fernsprechbuch herausgegeben. Obwohl es zunächst als reines Verzeichnismedium konzipiert war, erscheint bereits 1897 die erste Werbeanzeige im Kölner "Telephon-Teilnehmer-Verzeichnis" und begründet die Geschichte des Telefonbuchs als Informations- und Werbemedium. Durch seine massenhafte Verbreitung in den deutschen Haushalten wird das Amtliche Fernsprechbuch, das seit der Privatisierung in den 1980er Jahren als "Telefonbuch" erscheint, in den 1970er Jahren zum führenden Informationsmedium.

Bekanntheitsgrad

Das Telefonbuch gehört heute zu den bekanntesten Informationsmedien. Der Bekanntheitsgrad für die Printausgabe liegt bei 96%. Die Zahl der Nutzer beträgt mehr als 50 Millionen. Jährlich erscheinen 125 Ausgaben mit einer Gesamtauflage von 32 Millionen Druckexemplaren, die den Privathaushalten, Unternehmen und Institutionen heute kostenlos zur Verfügung stehen.

Die in den letzten Jahren angestoßenen Modernisierungsprozesse haben insbesondere Auswirkungen auf die Online-Ausgabe mit neuen Serviceangeboten für die Nutzer, die das Finden von Einträgen erleichtern. Statistiken zeigen, dass die Zugriffszahlen auf das Onlineangebot kontinuierlich ansteigen. Der Bekanntheitsgrad der Onlineausgabe des Telefonbuchs liegt mittlerweile bei über 70%. Mehr als 4 Millionen Internet-User nutzen die Online-Ausgabe des Telefonbuchs regelmäßig.

In den Zeiten der Globalisierung behält das Telefonbuch damit nicht nur seine Bedeutung als Informationsmedium, sondern auch als regionaler Werbeträger der klein- und mittelständischen deutschen Wirtschaft.

Das Telefonbuch als moderne Marke

Heute setzt das Telefonbuch nicht mehr allein auf eigene Markenbekanntheit und traditionelles Image. In den letzten Jahren erfolgte eine komplette inhaltliche und optische Neugestaltung der Print- und Onlineausgabe, deren vorläufiger Höhepunkt der Online-Relaunch 2005 war. Das Telefonbuch versteht sich selbst als innovative, multimediale Marke und erscheint als gedrucktes Buch, im Internet, mobil und auf CD-ROM. Äußerlich und inhaltlich ist das Telefonbuch von einem gelben Telefonverzeichnis zu einem modernen magentafarbenem Informations- und Werbemedium geworden.

Für die Herausgabe des Telefonbuchs, sorgen heute 38 regionale Telefonbuchverlage und die Deutsche Telekom Medien GmbH. Unter dem Dach der Das Telefonbuch-Servicegesellschaft setzten die regionalen Verlage auf modernes Marketing und beraten ihre Inserenten bei Fragen der Vermarktung mit entsprechendem Marketing und Werbe-Know-How.

Sonstiges

Das erste amtliche deutsche Fernsprechbuch enthielt 185 Einträge, alphabetisch sortiert und aufgeteilt in vier Spalten mit Nummer, Namen oder Firmennennung, der „Bezeichnung des Standes oder Geschäftszweiges“ sowie der Adresse von „Wohnung oder Geschäftslokal“. Im Berliner Volksmund wurde das erste Telefonbuch Deutschlands auch „Buch der 99 Narren“ genannt, weil dem Mann auf der Straße die ersten deutschen Teilnehmer leidtaten, die auf diesen „Schwindel aus Amerika“ hereingefallen waren. 1889 konnte Generalpostmeister Heinrich von Stephan, der 1877 in einer amerikanischen Zeitschrift das von Philipp Reis erfundene Telefon entdeckt hatte, den zehntausendsten Anschluss verkünden. Ausgefallen sind die Telefonbücher Deutschlands in den Jahren 1917 wegen Papiermangels aufgrund des Ersten Weltkrieges und ab 1942 während des Zweiten Weltkrieges.

Das allgemein bekannte Telefonbuch wird in Zusammenarbeit mit 38 Telefonbuchverlagen herausgegeben. Es gibt 125 regionale Ausgaben mit einer Gesamtauflage von 32 Mio. Exemplaren. Der Eintrag ist im Gegensatz zu früher freiwillig. Der gesamte Branchenumsatz wird auf ca. 1 Milliarde € geschätzt[1].

Österreich

In Österreich wurde das erste Telefonverzeichnis am 15. Juni 1881 veröffentlicht. Dabei handelte es sich um eine Werbeeinschaltung im humoristischen Volksblatt Kikeriki, die nur einige wenige Einträge von Prominenten enthielt. Das erste offizielle Verzeichnis mit allen Anschlüssen erschien Ende 1881 mit der Eröffnung der ersten Wiener Fernmeldezentrale.

Schweiz

In der Schweiz erschien das erste Telefonverzeichnis 1880 in der Stadt Zürich als Abonnentenliste der damaligen „Zürcher Telephon-Gesellschaft“ mit gerade mal 98 Einträgen. Bereits 1881 zogen die Basler nach und brachten ein eigenes Teilnehmerverzeichnis heraus. Das Telefonbuch entwickelte sich in der Schweiz rasant. Bereits 1900 existierten 38.000 Kundeneinträge, 1959 waren es eine Million und heute rund sechs Millionen Einträge. Swisscom Directories AG, Verleger der aktuell 25 Telefonbuchbände für die ganze Schweiz, druckt jährlich eine Auflage von rund fünf Millionen Büchern.

Sortierung

Die Teilnehmer können nach Orten geordnet sein. Zu vielen Telefonbüchern gibt es die so genannten Gelben Seiten, in denen gewerbliche Teilnehmer nach Branchen geordnet sind.

Beachtenswert ist die Behandlung von Umlauten bei der Sortierung der Namen. Sie unterscheidet sich zum einen von Lexika und zum anderen zwischen verschiedenen deutschsprachigen Ländern, siehe Alphabetische Sortierung.

Kurioses

  • In österreichischen Telefonbüchern existiert für jedes Ortsnetz ein fiktiver Eintrag, um bei unautorisiertem Abschreiben ein solches beweisen zu können.
  • Ephraim Kishon hat in einer Kurzgeschichte Menschen persifliert, die nichts anderes zu tun hatten, als komplette Telefonbücher auswendig zu lernen und in Wettbewerben gegeneinander anzutreten.
  • Da die Amtssprache eine Verdeutschung erfordert, hieß das Telefonbuch bis zur Privatisierung der Post offiziell Amtliches Fernsprechbuch.

Quellen

  1. Das Telefonbuch feiert seinen 125. Geburtstag, teltarif.de

Literatur

Wiktionary: Telefonbuch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen