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Gesprächspsychotherapie

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Die Klientenzentrierte Psychotherapie wird auch Gesprächspsychotherapie, non-direktive oder personenzentrierte Psychotherapie genannt.

Geschichte

Die Entwicklung der Gesprächspsychotherapie (auch GT oder klientenzentrierte Therapie) ist eng mit der Person ihres Begründers Carl R. Rogers verbunden. In Deutschland wurde sie hauptsächlich durch Reinhard und Annemarie Tausch bekannt (siehe Literaturhinweise).

Rogers fühlte sich dem Denken John Dewey's verpflichtet und von den Theorien Otto Ranks beeinflusst. Später wies er auch auf die geistige Nähe seiner Arbeit zur fernöstlichen Philosophie und bestimmten Aspekten des Zen-Denkens hin.

Zwischen 1938 und 1950 ging er in der Therapie von einem non-direktiven zu einem klientenzentrierten Ansatz über und entwickelte in vier Veröffentlichungen dessen theoretischen Hintergrund (Rogers, Counseling and psychotherapy, 1942; Client-centered therapy, 1951; A theory of therapy, personality and interpersonal relationships as developed in the client-centered framework, 1959; Rogers et al., The therapeutic relationship and it's impact: A study of psychotherapy with schizophrenics, 1967).

Die GT hat einen starken Einfluss auf die Bewegung der Encounter-Gruppen genommen und wird als personenzentrierter Ansatz auch in der Beratung, als schülerzentriertes Lehren im Bildungsbereich und als gruppenzentrierte Führung im Bereich des Management angewandt.


Menschenbild

Das Menschenbild der Klientenzentrierten Psychotherapie geht davon aus, dass der Mensch eine angeborene "Selbst-Verwirklichungs-" und "-Vervollkommnungstendenz" (Aktualisierungstendenz) besitze, die, unter günstigen Umständen, für eine Weiterentwicklung und Reifung der Persönlichkeit sorge. Der Hilfesuchende trage alles zu seiner Heilung Notwendige in sich und sei selbst am besten in der Lage, seine persönliche Situation zu analysieren und Lösungen für seine Probleme zu erarbeiten.

Ausgehend von diesem humanistischen Menschenbild folgerte Rogers, Psychotherapie müsse ein günstiges Klima für den gestörten Wachstumsprozess schaffen.

Zentraler Begriff seines Persönlichkeitsmodells einer "fully functioning personality" ist das Selbstkonzept. Aus einer Diskrepanz (Inkongruenz) zwischen dem Erleben (experiencing) des Organismus und dem Selbstkonzept entstehen Konflikte. Therapieziel ist eine reifere emotionale Anpassung, indem Ideal- und Selbstbild in Übereinstimmung gebracht werden.

Therapeutischer Ansatz

Die hilfesuchende Person mit ihren jeweiligen Gefühlen, Wünschen, Wertvorstellungen und Zielen soll im Mittelpunkt der therapeutischen Interaktion stehen. Die Sichtweise des Therapeuten soll dabei weitgehend in den Hintergrund treten, Ratschläge und Bewertungen sind zu vermeiden (nichtdirektives Verhalten). Der Therapeut soll dem Klienten quasi als "Spiegel" dienen; indem er die Aussagen und Gefühle des Klienten deutlich herausarbeitet und wiedergibt, soll der Patient selbstgesteuert zu Einsichten gelangen (Selbstexploration). Durch das Schaffen einer vertrauensvollen Atmosphäre soll der Patient angstfrei und kreativ an der Lösung seiner eigenen Schwierigkeiten arbeiten können.

Rogers formulierte drei notwendige, aber auch hinreichende Anforderungen an den Therapeuten: "genuineness" (Echtheit bzw. Kongruenz), "unconditioned positive regard" (uneingeschränktes Akzeptieren, nicht an Bedingungen gebundene positive Wertschätzung) und "empathy" (einfühlendes Verstehen).

Literatur

Carl R. Rogers: Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. Fischer. ISBN 3596421756

Tausch, Reinhard, Tausch, Annemarie: Gesprächspsychotherapie. Hogrefe-Verlag, 1990. ISBN 3801704173

Siehe auch

Gesprächspsychotherapie, Psychotherapie


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