Grüne Hohlzunge
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Die Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride (L.)Hartm.) zählt neben der Weißzunge (Pseudorchis albida) und dem Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina) zu den typischen Bergwiesenorchideen. Sie ist nahe verwandt mit den Fingerknabenkräutern (Dactylorhiza) - denen sie heute taxonomisch auch zugeordnet wird (Dactylorhiza viridis ((L.) Hartm.) R.M. Bateman, Pridgeon & M.W. Chase).
Beschreibung
Die Grüne Hohlzunge ist auf Grund ihrer Größe und meist grünlichen Farbe recht unauffällig. Die Pflanzen besitzen handförmig geteilte Knollen. Der stumpfkantige, kahle Stängel ist hellgelbgrün. Die 3-7 unteren stängelumfassenden Laubblätter sind eiförmig, die oberen mehr lanzettlich. Der Blütenstand kann ebenso arm- wie reichblütig sein, bis zu 30 Blüten sind möglich. Diese stehen mit ihren gedrehten Fruchtknoten in der Achsel lanzettlicher grüner Tragblätter, sind klein, grünlichgelb bis grün und manchmal rötlich überlaufen. Die fünf Perigonblätter - jeweils nur wenige Millimeter groß - neigen so zueinander, dass sie die Form eines halbkugeligen Helms annehmen. Eine dicke, dreilappige, maximal 10 mm lange Lippe hängt zungenförmig herab, wovon auch der Name dieser Orchideenart abgeleitet ist. Nur 2 bis 3 mm misst der sackförmige Sporn. Durch die am Lippengrund ausgebildeten Drüsen entströmt der Blüte ein schwach honigartiger Duft, der die Bestäuber wie zum Beispiel Käfer, Bienen, Hummeln oder Wespen anlockt. Die Pflanzen bleiben meist klein, können jedoch auch Wuchshöhen bis 30 cm erreichen. An zusagenden Wuchsorten treten sie einzeln oder in kleinen Gruppen auf. Die Blütezeit erstreckt sich in Abhängigkeit von Höhenlage, Standort und geländeklimatischen Einflüssen von Anfang/Mitte Mai bis Ende Juni oder Anfang Juli. An Waldstandorten über Muschelkalk (etwa 400 m NN) können noch Ende Juli blühende Pflanzen aufgefunden werden. Meist ist der Fruchtansatz hoch.
Verbreitung
Das Areal der Grünen Hohlzunge (Coeloglossum viride) erstreckt sich über weite Teile Nord-, Mittel- und Südeuropas, der Alpen- und Karpatenländer. Auch die Türkei, die Krim und der Kaukasus werden erreicht.
Die Verbreitung in Deutschland zeigt, dass die Grüne Hohlzunge auch im Hügel- und Flachland ab 100 m NN vorkommen kann. Diese vereinzelten Vorkommen, meist auf Kalkmagerrasen, aber auch in lichten Wäldern, sind vom Rückgang der konkurrenzschwachen Art besonders betroffen, so dass die Hohlzunge in Niedersachsen bereits ausgestorben ist, sowie in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland als stark gefährdet eingestuft wird. In Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist sie vom Aussterben bedroht. Allein für Bayern gilt der Status gefährdet. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kam Coeloglossum nie vor, dagegen wurde sie in Brandenburg an einem Fundort mit wenigen Exemplaren bekannt.
Der derzeitige europäische Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Alpen. Dort ist die Pflanze auf mäßig feuchten, nährstoffarmen, oft aber kalkreichen Böden bis in eine Höhe von 2.900 m zu finden. Aber auch Mittelgebirge wie beispielsweise Eifel, Fichtelgebirge, Schwarzwald, Schwäbische Alb und Thüringer Wald bieten der Hohlzunge einen Lebensraum, sofern eine extensive Wiesennutzung erfolgt, welche die Biotopstrukturen kurzrasig und lückig hält. Der mit der Aufgabe der traditionellen Nutzung einhergehende Verlust dieser Pflanzenart hat besonders hier dramatische Ausmaße angenommen. Dabei spielen auch weitere Einflussfaktoren wie zum Beispiel Nährstoffeintrag oder der Klimawandel eine Rolle.
Schutz
Die Grüne Hohlzunge ist ein besonders sensibler Vertreter der gefährdeten Bergwiesenflora. Daher wurde diese Pflanze vom AHO (Arbeitskreis Heimischer Orchideen) zur Orchidee des Jahres 2004 erklärt, womit vornehmlich auf die Problematik der Erhaltung und Pflege der Bergwiesen aufmerksam gemacht werden soll, um eine Zerstörung dieser Biotope durch Aufforstung und Überbauung zu vermeiden.
Will man diese interessante Orchideenart erhalten, sind in erster Linie ihre Lebensräume zu sichern. Dazu bedarf es der Wiesenpflege durch regelmäßige Mahd und/oder extensive Beweidung. Auf Intensivweide und Düngung reagiert die Hohlzunge negativ. Nach längerer Brache sollte vorsichtig entbuscht werden. Einer weiteren Versauerung des Bodens kann durch entsprechende Mineralienzufuhr - beispielsweise Thomasmehl oder Holzasche - vorgebeugt werden.