Opferstein
Besonders geformte oder bearbeitete Steine wurden vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert oft mit einem blutigen Opferkult der Germanen verbunden, für den es aber keine Belege gibt. In der Archäologie sind Begriffe wie Rillenstein oder Rinnenstein bekannt. Die Volkskunde berichtet über abergläubische Praktiken der ländlichen Bevölkerung, die aber an Wallfahrtsorten seitens der Kirche durchaus geduldet wurden.
Die „Blutrillen“ der meisten Steine sind wohl natürlichen Ursprunges. Als ein untersuchter Kultplatz dieser Kategorie verbleibt der Opferstein von Melzingen, Krs. Uelzen. Da der Phosphatgehalt des Bodens rund um den Melzinger Stein erhöht ist, kann seine behauptete Funktion jedenfalls nicht widerlegt werden. Er liegt etwas abseits des benachbart ausgegrabenen Wohnplatzes an einer heute feuchten Stelle im Feld.
Auch die zum Teil riesigen Exemplare von Börger (Emsland) und Tirslund (Jütland) gelten als Kult- oder Opfersteine. In Deutschland tragen insbesondere Monolithe in Niedersachsen und Westfalen/Lippe den Namen Opferstein:
- Alte Taufe im Deister
- Grambergen Opferstein, Bissendorf
- Matthiesings Opferstein (Landkreis Osnabrück)
- Oetzendorfer Opferstein (kreis Uelzen)
- Opferstein im Forst Marienborn
- Opferstein Quolitz (Rügen)
- Opferstein in den Schelentannen
- Opferstein in der Stubbenkammer Rügen
- Opferstein am Riesenkamp (Wedel)
- Weißer Stein, Udenbreth, (Nordeifel)
- Wüstener Opferstein
- Opferstein I und Opferstein II im Leistruper Wald bei Detmold, Ortsteil Diestelbruch
- Horkenstein in Hattingen, vormals in Bochum
Bei einigen dürfte es sich um den Rest eines ausgegangenen Hünengrabes handeln. Ein weitgehend intaktes Hünengrab in der Wildeshauser Geest heißt im Volksmund Opferstein.
Literatur
- Ingrid Schmidt: Hünengrab und Opferstein. Bodendenkmale auf der Insel Rügen. 2001 ISBN 3356009176
- Detlef Schünemann: Neue Rillensteine von der unteren Aller - Zur Deutung der Rillen- und Rinnensteine - Perspektive und Aufgaben. In: Die Kunde Neue Folge 38 Jahrgang 1987 S. 73-99