Elias Hügel
Elias Hügel (* 17. Juni 1681 in Gemünden am Main Franken; † 22. August 1755 in Kaisersteinbruch, Ungarn, heute Burgenland)
Vor allem in Wien wird der Name Hügel in Högl, Högel verändert, daher im Czeike, Historisches Lexikon Wien, Band 3, als Elias Högl zu finden.
Bildhauer, Steinmetz- und Baumeister des Barock.
Leben
Drei Söhne des Gemündener Schusters Johann Franz Hügel erlernten das Steinmetz-Handwerk. Johann Gallus, der 1692 in der Viertellade zu Eggenburg, Niederösterreich als Meister arbeitete; Johann Jacob, der in Gemünden verblieb. Der jüngste Sohn Elias dingt August 1694 beim berühmten Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi in Kaisersteinbruch als Lehrjunge auf. Sein Lehrmeister stirbt am 20. Februar 1696, die Bruderschaft bestimmt Meister Martin Trumler als Nachfolger. Elias beginnt im März 1700 eine Weiterbildung zum Bildhauer, er wird Kunstjünger. Ausbildner ist Herr Richter und Meister Giovanni Battista Passerini. In diesen Jahren arbeiten sie an Großaufträgen des Fürsten Liechtenstein für seine Paläste in Wien.
Der Geselle Elias, 25 Jahre, heiratet am 14. November 1706 Maria Elisabetha Trumlerin, 44 Jahre, Witwe nach Meister Martin Trumler, Tochter des Ambrosius Ferrethi. 1709 wird er Meister der Kaisersteinbrucher Bruderschaft. Maria Elisabetha läßt ihn neben sich im Grundbuch einschreiben: ein Steinbruch, zwei Häuser und mehrere Gärten.
9. Mai 1716 Kaiser Karl VI. bestätigt und erneuert das Privileg (Handwerksordnung) der Viertellade Kaisersteinbruch der Maurer und Steinmetze. Die Arbeit bei der kaiserlichen Kirche bringt Früchte, im April 1719 wird Elias Hofsteinmetzmeister, das bedeutet, er bekommt direkt Aufträge vom kaiserlichen Hofbauamt und gibt diese in Kameradschaft an die Bruderschaft weiter. 1722 - 1735 übernimmt Meister Elias das Richteramt in Kaisersteinbruch.
Ehefrau Maria Elisabetha stirbt am 5. September 1728, Elias inzwischen 47 Jahre alt, heiratet am 26. Dezember 1728 die Jungfer Catharina Dirr, Tochter eines Wirtes zu Breslau.
1730 kauft Meister Elias das Haus samt dem Steinbruch, den Hausbruch mit dem besten Kaiserstein. Im März 1735 stirbt Sohn Franz Daniel, das bedeutete, daß von den 5 gehabten Kindern 4 (!) tot waren. Mai 1735 stiften Elias Hügel und seine Eheconsortin Catharina Unser lieben Frauen zu Maria Loretha in Hungarn ein Capital von 800 Gulden. (Zum Vergleich: Fürst Esterházy mit 1.000 Gulden) Das ist wirklich sehr viel Geld, entspricht etwa 30.000,- €. Er besitzt nun in Kaisersteinbruch 3 Steinbrüche, 5 Häuser, seine eigene Schmiede, ein Preßhaus und viele Obst- und Krautgärten.
Februar 1736 wird Sohn Joseph Elias geboren, was für eine Freude für die Eltern. Der Meister legt all seine Kunstfertigkeit in den Hochaltar der Mönchhofer Kirche. Hier war der Plan vorgegeben. Er entwickelt mit der Vorstellungskraft SEINEN Altar, der zwar aus hartem weißem Stein besteht, und doch luftig leicht wirkt. Die schlanken, seitlichen Säulen öffnen sich zu einem Tor für den Menschen, der sich die Gerechtigkeit erarbeitet und leiten den Blick zur Hl. Dreifaltigkeit. Die vergoldeten Kapitälle mit hochaufragenden Gebälk leiten über in den himmlischen Bereich. In seiner geliebten Kaisersteinbrucher Kirche wird er das verwirklichen.
MORGEN GEHTS WEITER...
9 Kinder werden geboren, seine beiden Söhne sterben im Kindesalter, 2 Töchter werden in nobilitierte Kreise verheiratet, Catharina an Herrn von Naszvady, Stuhlrichter des Wieselburger Comitats, und Maria Franziska an Franz Antoni von Cichini, kaiserlicher Postmeister zu Wimpassing.
Lehrjungen
Meister Hügel hatte während seines Arbeitslebens 9 Lehrjungen, drei Beispiele sollen Anfang, Mitte und Ende dieser Epoche darstellen. 1717 wird Georg Doppler, aus der Salzburger Steinmetzfamilie aufgedingt, die Freisprechung erfolgt 1722. Als Meister errichtet er im Bereich der Salzburger Steinmetz-Zunft Marmor Altäre in der Laurentiuskirche in Sankt Lorenz am Mondsee, in Stadl-Paura in der Dekanatspfarrkirche zu St. Johann in Tirol. 1732 wird Andreas Kowalt aus Bruck an der Leitha Lehrling, seine Freisprechung erfolgt 1737. Er heiratet Anna Maria Gernerin, Großnichte seines Lehrherrn und erlangt die Meisterschaft. Zuletzt wird Paul Markowitsch 1748 Lehrjunge und 1754 Geselle.
Werke
- 1713/14 Dreifaltigkeitssäule in Neusiedl am See, Ungarn, heute Burgenland.
- Oktober 1715 - August 1730 Wiener Karlskirche, wird inoffiziell nach Karl VI. Kaiser des Hl. Römischen Reiches benannt, ist das Symbol barocker Kaiserkunst in Wien schlechthin, Elias wird Mitarbeiter des genialen Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach. Die Steinmetzarbeiten umfassen das Hauptportal, sämtliche Stiegen (Treppe zum Kaiseroratorium), Sockelplatten, Gesimse, die monumentalen Postamente für die beiden Säulen. Gesamtleitung im Steinbruch.
- 1718 - 1722 Winterpalais des Prinz Eugen von Savoyen, der westliche Zubau als letzte Etappe, Architekt Johann Lucas von Hildebrandt, Kaiserstein für Portal, seitliche Portal-Reliefs und Hofbrunnen vom Bildhauer Lorenzo Mattielli,...
- 1720 - 1725 Gartenpalast des Prinz Eugen (Oberes Belvedere), Architekt Johann Lucas von Hildebrandt, Steinmetzarbeiten im Schloß und für Brunnenanlagen mit Kaskade im Park. Hügel organisiert den Großauftrag in den Steinbrüchen.
- 1720 Hochaltar der Kaisersteinbrucher Kirche ist ein Gemeinschaftswerk der Bruderschaft, Plan von Meister Elias, inspiriert von Fischer von Erlach.
- 1723 Torbogen des Hügelschen Gutshofes, Keilstein.
- 1724 - 1726 Kirche Winden am See, Elias präsentiert sich als Architekt und Kirchenbaumeister, Steinmetzarbeiten. Das Stift Heiligenkreuz wird auf ihn aufmerksam, in den folgenden Jahren erhält er mehrere Aufträge.
- 1726 - 1728 Wiener Hofburg, Reichskanzleitrakt. Auftrag Karl VI., Architekt Josef Emanuel Fischer von Erlach, Kaiserstein für die Kaiserstiege, Balkone, ...
- 1727 Hochaltar der Karlskirche, Steinmetzarbeiten
- 1729 - 1732 Vermählungsbrunnen auf dem Hohen Markt in Wien, ... die Architektur vom Hofsteinmetz Hügel ... Sockel und Säulen aus Marmor, im Brunnenbecken Kaiserstein.
- 1729 - 1735 Dreifaltigkeitssäule im großen Vorhof des Stiftes Heiligenkreuz, Kaiserstein für das untere Postament mit 3 Nischen, das obere Postament, worauf die Säule steht. Entwurf und Bildhauerarbeit von Giovanni Giuliani.
- 1729 - 1737 Kirche Mönchhof, Auftraggeber Stift Heiligenkreuz, Plan von Meister Elias, inspiriert von Josef Emanuel Fischer von Erlach. Bauleitung, Hochaltar (mit dem Bildhauer Giovanni Giuliani und dem Maler Martino Altomonte), die beiden Seitenaltäre nach seinem Plan in Stuck gearbeitet.
- 1731 - 1734 Gartenpalast Harrach und Januarius-Kapelle in der Ungargassen, Architekt Johann Lucas von Hildebrandt, Steinmetzarbeiten mit seinem Stiefsohn Franz Trumler.
- 1731 Marienaltar der Kaisersteinbrucher Kirche
- 1736 - 1738 ebendort Zubau einer Seitenkapelle, darinnen sein Kreuzaltar, in einer Kartusche sein Meisterzeichen.
- 1742 Altar in der Purbacher St. Anna-Kapelle (ursprünglich Spitalskapelle)
morgen gehts weiter....
Literatur
- Diözesanarchiv Würzburg: Pfarrbücher von Gemünden ab 1598, Familie Hügel.
- Hofkammerarchiv Wien: Hofzahlamtsbücher 1715-1730, Bau der Karlskirche, Camerale Zahlamtsbücher: Hofbauamtsakten
- Stift Heiligenkreuz Archiv: Steinmetz-Verträge zur Dreifaltigkeitssäule am 4. Oktober 1729, ...
- Ungarisches Staatsarchiv Budapest: Stiftungsurkunde vom 28. Mai 1735.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv: Harrer, Wien, seine Menschen, Kultur und Bauten, 1955. (Vermählungsbrunnen)
- Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Eintrag Högl Elias und Högl Familie. Wien 1994
- Alfons Pfrenzinger, Die Mainfränkische Auswanderung nach Ungarn und den österr. Erblanden, Schriftenreihe der deutschen Forschungen in Ungarn, geleitet von Franz Basch, Wien 1941.
- Helmuth Furch, Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister. 1681-1755. Kaisersteinbruch 1992.
- Helmuth Furch, Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch. Nr. 3: Die Meisterswitwe; Nr. 38: Meister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch am Leythaberg; Nr. 40: Festschrift der Kaisersteinbrucher Kirche, Nr. 42: Die Familie Hügel aus Gemünden am Main, Nr. 47: Heimatort Ramponio, Familien Della Torre und Passerini.
- Helmuth Furch, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, 2 Bde., 2004.
- Helmuth Furch, Elias Hügel, Baukünstler, Kaisersteinbruch 2005.
- Furch, Die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, eine Auflistung von 1650-1730. Jan. 2007.
Weblinks
Steinmetzmuseum Kaisersteinbruch
Private Webside über Kaisersteinbruch
Personendaten | |
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NAME | Hugel, Elias |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Steinmetz des Barock |
GEBURTSDATUM | 17. Juni 1681 |
GEBURTSORT | Gemünden am Main |
STERBEDATUM | 22. August 1755 |
STERBEORT | Kaisersteinbruch |